Seewölfe - Piraten der Weltmeere 92. Roy Palmer
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Название: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 92

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954394166

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СКАЧАТЬ Masten und imposanter Armierung. In ihrem Großtopp wehte die Totenkopfflagge.

      Nach den letzten Gefechten mit den Spaniern bestand O’Lears kleine, aber wehrhafte Flotte nun noch aus insgesamt vier Schiffen. Eine zweite, etwas kleinere Galeone dümpelte neben der „Black Eagle“ auf der Dünung. Eine halbe Kabellänge weiter nach Norden versetzt warteten die beiden Karavellen. Eine führte drei Masten, die andere zwei, beide waren lateingetakelt.

      Wohlweislich hatte der Ire diesmal seine komplette Streitmacht aufgeboten. Den Fehler von der Vornacht wollte er nicht wiederholen. Allein hatte er sich mit der „Black Eagle“ bis zur Ankerbucht des Seewolfes begeben. Er hatte geglaubt, die Männer im Schlaf überraschen zu können und leichtes Spiel zu haben. Aber unversehens hatten sich die beiden Schiffe auf ihn zugeschoben, drohende Giganten in der Nacht – und dann war der Teufel los gewesen.

      Er schüttelte sich, als er daran zurückdachte. Wieder flammte der Haß in ihm auf. Ein verfluchter Engländer hatte ihm, Brian O’Lear, zu trotzen gewagt! Das würde er büßen, zehnfach, hundertfach.

      Das Boot schor längsseits der „Black Eagle“. O’Lear griff sich das immer noch bewußtlose Mädchen, legte es sich über die Schulter und enterte als erster an der Jakobsleiter auf. Auf der Kuhl ließ er sie auf die Planken sinken und trat grinsend seinen Männern entgegen.

      Coleman, ein hagerer, hochaufgeschossener Mann aus Dublin, der auf der Galeone die Funktion des Bootsmannes wahrnahm, war O’Lears rechte Hand.

      Er blickte auf Severa, schaute zu seinem Anführer und sagte: „Ich habe vorsorglich das Boot losgeschickt, um nach euch suchen zu lassen. Wir haben Schüsse gehört und uns gedacht, daß etwas danebengegangen ist.“

      „Ja. Ich wollte euch ein Leuchtzeichen von dem höchsten Inselhügel aus geben, sobald ich das Schiff des Anführers in meine Gewalt gebracht hatte, aber soweit sind wir nicht gekommen.“ Er berichtete, was vorgefallen war.

      „Zwei Tote“, sagte Coleman. „Zum Teufel auch, wir hätten mit den Schiffen doch die Bucht anlaufen sollen.“

      „Damit der Seewolf uns mit seinen vollen Breitseiten empfangen konnte?“ O’Lear stemmte die Fäuste in die Seiten und blickte seinen Bootsmann durchdringend an. „Wahnsinn.“

      „Der Nebel verbirgt uns.“

      „Der Seewolf hat ausgezeichnete Ausguckposten, vergiß das nicht.“

      „Der Seewolf?“

      „So nennen sie ihn, Coleman. Ich nehme an, er ist der Kerl, der den Spaniern schon seit Jahren einen erbitterten Krieg liefert. In den Kneipen von Tortuga und anderswo habe ich die wildesten Geschichten über diesen ‚Lobo del Mar‘ gehört. Aber er ist keiner von uns. Er bildet sich ein, als ‚Korsar der Königin‘ was Besseres als alle anderen Freibeuter zu sein.“ O’Lear grinste plötzlich wieder. „Ein harter Bursche, das muß ich ihm lassen. Wißt ihr, was ich glaube? Er wird uns verfolgen. Aber Maccallion ist auf der Insel zurückgeblieben und wird seine Mission erfüllen. Darauf baut mein weiterer Plan auf.“

      „Das Mädchen“, sagte Coleman. „Sie ist keine Engländerin, wie du gesagt hast. Aber sie gehört zu ihnen, und der Seewolf wird es nicht zulassen, daß wir sie umbringen. Wir können alles von ihm fordern – alles.“

      „Bestimmt hat er Schätze an Bord“, sagte ein anderer. „Wenn er mit Erfolg gegen die Spanier kämpft, muß er ihnen einiges abgenommen haben.“

      „Wir werden ihn töten und seine Schiffe plündern“, erwiderte Brian O’Lear. „Das schwöre ich euch.“

      Severa lag etwas abseits der Versammlung und war bereits wieder voll bei Sinnen. Gleich nachdem O’Lear sie auf die Planken gelegt hatte, war sie zu sich gekommen. Jetzt vernahm sie, wie der wüste Ire seinen Kerlen alle Einzelheiten des Planes auseinandersetzte. Darauf wartete sie nur noch.

      Als er am Ende angelangt war, sprang sie auf. Sie lief zum Backbordschanzkleid. Sie bewegte sich – trotz ihrer Benommenheit – leichtfüßig wie eine Gazelle. Sogar dem Seewolf war sie auf der Insel fast davongerannt, als sie ihre erste Begegnung gehabt hatten.

      „Haltet sie!“ schrie O’Lear.

      „Das Weibsstück darf nicht entwischen!“ brüllte Coleman.

      Fluchend warfen die Piraten sich herum. Sie hetzten Severa nach, aber sie befand sich in diesem Augenblick bereits dicht vor dem Schanzkleid. Zwei Sätze noch, dann ein Sprung, und sie konnte sich über die breite Handleiste stürzen.

      Aber jäh senkte sich ein großer Schatten auf sie.

      Sie spürte ihn mehr über sich, als daß sie ihn fallen sah. Ausweichen konnte sie nicht mehr. Sie versuchte es, doch der Schatten, der die Form eines Mannes hatte, landete auf ihr und warf sie auf das Deck. Sie schrie auf. Unter der Wucht des Aufpralls glaubte sie zerquetscht zu werden. Brennender Schmerz durchfuhr ihren Körper.

      „Auskneifen wolltest du, wie?“ schrillte eine Stimme über ihr. „Aber du hast die Rechnung ohne Fatboy gemacht.“

      Der Mann war so beleibt, wie sein Name besagte. Er kniete über ihr und hielt sie fest. Sie konnte nicht einmal den Kopf wenden und in sein Gesicht sehen.

      Die ganze Zeit über hatte er wie ein dickes Faultier in den Hauptwanten der Backbordseite gehangen und gelauscht, was gesprochen worden war. Severa hatte ihn übersehen. Jetzt bezahlte sie dafür.

      O’Lear trat zu ihnen und klopfte dem dicken Mann auf die Schulter. „Gut aufgepaßt, Fatboy. Du kriegst eine Extraration Rum. Laß das Weibsbild jetzt los, ich will mich mit ihr unterhalten.“

      Fatboy erhob sich und wich grinsend zur Seite. O’Lear bückte sich, packte Severa am Arm und riß sie zu sich hoch. Zweimal klatschte seine Hand in ihr Gesicht. Sie taumelte zurück, stieß mit den Waden gegen den Rand der Kuhlgräting und verlor das Gleichgewicht. Mit einem gequälten Laut sank sie auf die Gräting.

      O’Lear war wieder bei ihr und hielt sie mit einer Hand fest.

      „Du Luder“, sagte er. „Dachtest du wirklich, du könntest dich noch retten? An Land schwimmen wolltest du, wie? Das schaffst du nicht, nie und nimmer. Ich halte dich fest und tu mit dir, was ich will. Bald brauche ich dich nicht mehr als Faustpfand, bald benutze ich dich nur noch als Mätresse.“

      „Lieber sterbe ich“, stieß sie hervor.

      Er lachte wild, riß sie wieder hoch und schleuderte sie auf Coleman zu. „Sperrt sie in eine Kammer! Sorgt dafür, daß sie nicht ausrücken kann. Ich befasse mich später mit ihr, jetzt ist keine Zeit dafür.“ Er senkte die Stimme etwas. „Und noch etwas. Glaubt nicht, daß ihr sie vernaschen könnt. Sie gehört mir.“

      Coleman wandte sich an die Umstehenden. „Habt ihr gehört? Denkt daran.“

      „Natürlich“, entgegnete Fatboy. „Wir sind doch nicht lebensmüde.“

      Die „Isabella“ verließ die Ankerbucht und nahm östlichen Kurs.

      Dicht hinter ihr schob sich der schwarze Segler dahin. Sie gingen platt vor den Westwind und wirkten mit ihrem prall geblähten Vollzeug wie große, wütende Schwäne.

      Hasard suchte kurz das Achterkastell auf, um sich weitere Waffen zuzustecken. Er bezweifelte nicht, daß O’Lears kompletter Schiffsverband vor dem Nordufer СКАЧАТЬ