Seewölfe - Piraten der Weltmeere 507. Roy Palmer
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Название: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 507

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954399154

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СКАЧАТЬ aktiv am Geschehen teilnehmen, sondern mußte seine Befehle vom Lager aus erteilen.

      Don Alfonso Cortés y Menacha hatte insgeheim gehofft, daß Marcelo – den er unter anderem einen „versoffenen Hurenbock“ nannte – sozusagen über den Jordan gehen würde. Der Kommandant taugte in den Augen des Magistratsbeamten nicht viel. Ein anderer Mann an Marcelos Stelle wäre besser gewesen – vielleicht auch besser zu beeinflussen als dieses „sture Hund“, dem der Alkohol den Geist verblendet zu haben schien.

      Laut Gesetz der Krone war Marcelo schließlich zur Zeit ranghöchster Offizier im Standort Havanna und damit kommissarischer Gouverneur – wenn kein anderer Mann von der Krone für dieses Amt bestimmt wurde und kein höherer Offizier – wie Generalkapitän de Campos, der gefallen war – für den Posten zur Verfügung stand.

      Marcelo also war derzeit Gouverneur von Havanna und Kuba. Don Alfonsos Hoffnungen erwiesen sich als Illusionen. Marcelo hatte überlebt und befand sich auf dem Weg der langsamen, aber sicheren Besserung. Was Don Alfonso und den meisten anderen Bürgern nicht aufging: Marcelo hatte sich verändert.

      Der Tod, den er so nah vor Augen gehabt hatte, hatte ihn stark beeinflußt, und auch die neue, verantwortungsvolle Aufgabe veränderte seinen Charakter. Gewiß, er war dem Wein und den Frauen verfallen. Aber in lichten Momenten war Marcelo eben doch ganz Soldat und Offizier.

      Capitán Don Luis Marcelo fühlte sich jetzt gefordert. Im übrigen hatte er eine gleichsam mörderische Wut auf die Strolche und Galgenvögel, denen ein erheblicher Anteil Gardisten und Miliz zum Opfer gefallen war – ganz abgesehen von seiner eigenen Verwundung. Er wartete nur darauf, etwas gegen die Belagerer unternehmen zu können.

      Echeverria ließ die Drohungen und Beschimpfungen des Don Alfonso Cortés y Menacha über sich ergehen. Dann suchte er seinen Kommandanten auf. Don Alfonso schlich indes zu einer der Schießscharten und vollbrachte die Heldentat auf die Plaza zu spähen.

      „Da ist keiner mehr“, sagte er verdutzt. „Sie sind alle verschwunden.“

      „Das haben wir auch schon festgestellt“, entgegnete der ältere Sargento ruhig. „Aber die große Frage ist, aus welchem Grund sich die Kerle zurückgezogen haben.“

      Während der Magistratsbeamte die Zivilisten über die Neuigkeiten unterrichtete und mit ihnen darüber diskutierte, was wohl vorgefallen sein mochte, setzte Echeverria Don Luis Marcelo die neue Situation auseinander.

      Zusammenfassend sagte er zum Schluß: „Alles deutet, vorbehaltlich einer möglichen Falle, darauf hin, daß die Strolche aus unbekannten Gründen die Belagerung aufgegeben haben.“

      Marcelo überlegte nicht lange.

      „Gut“, erwiderte er. „Wir werden herausfinden, warum das so ist. Schicken Sie sofort einen Stoßtrupp los. Er soll die Lage erkunden. Wählen Sie die Männer selbst aus.“

      „Ich schlage den Teniente Denaro als Führer des Trupps vor, Capitán“, sagte Echeverria.

      „Einverstanden“, entgegnete Marcelo. „Ein guter, gewissenhafter Mann. Auch ich halte ihn für geeignet, das Unternehmen zu führen. Wegtreten.“

      Echeverria salutierte und verließ den Krankenraum. Sofort begab er sich wieder zu seinen Männern. Nach allem Dafürhalten war Marcelos Entscheidung richtig. Die Eingeschlossenen mußten wissen, was draußen vorging. Dies festzustellen, gab es nur einen Weg – nachschauen. Sollte der Stoßtrupp angegriffen werden, mußten die Soldaten hinter der Wehrmauer und auf den Wehrtürmen ihnen Feuerschutz geben, auch wenn dabei die letzten Kugeln und das letzte Pulver drauf gingen.

       2.

      Unbehelligt schlich zur selben Stunde eine zerlumpte Gestalt durch die Stadt – Jussuf in der Verkleidung des gammligen Streuners José. Er hatte keine Beobachter zu fürchten. Der Mob war verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben. Nur am Stadtgefängnis hatte Jussuf aufpassen müssen. Von dort aus wurde geschossen. Wer die Nase zu weit vorstreckte, kriegte eine Kugel verpaßt.

      Cámpora, der Gefängnisdirektor, war eben ein knarscher Kerl. Wie hart und kompromißlos er durchgriff, hatte er gerade wieder bewiesen. Zwei Tote baumelten an der hohen Pinie, die vor dem Gefängnis ihre mächtigen Äste ausstreckte: Alonzo de Escobedo und Gonzalo Bastida. Die beiden Rädelsführer hatten ihre letzten Schandtaten vollbracht. Niemals hätten sie damit gerechnet, daß ihnen irgend jemand in den Rücken fiel. Das war ihr Fehler gewesen.

      Jean Ribault und der Trupp des Bundes der Korsaren von den Schiffen „Isabella“, „Golden Hen“ und „Le Griffon“ hatten als erstes in der Hafenkaschemme aufgeräumt. Danach hatten sie sich de Escobedo geholt, der sein Hauptquartier an der Plaza der Residenz aufgeschlagen hatte. Schließlich hatten sie die beiden Kerle an Cámpora übergeben, der seinerseits nicht lange gefackelt hatte.

      Cámpora hatte de Escobedo und Bastida nach dem Standrecht abgeurteilt. Tod durch Erhängen. Das Urteil war unverzüglich vollstreckt worden. Jetzt hingen die Kerle dort am Strick – als Abschreckung und Mahnung für alle, deren Weg am Gefängnis vorbeiführte.

      Daß es de Escobedo und den Dicken erwischt hatte, mußte sich herumgesprochen haben. Die Gassen des Hafenviertels waren wie leergefegt. Rette sich, wer kann – die Ratten verließen das sinkende Schiff. Es war keiner mehr da, der sie führte und befehligte. So handelten sie wieder nach der alten Schnapphahndevise: zusammenraffen, was es zu raffen gibt, und abhauen.

      Als Jussuf nach seiner Morgenrunde in die Faktorei zurückkehrte, war es heller Tag. Isabella servierte ihm ein heißes Getränk. Arne von Manteuffel und Jörgen Bruhn, die ein wenig geruht hatten, erschienen ebenfalls und ließen sich bei Jussuf am Tisch nieder.

      „Na, du Nachtschwärmer“, sagte Arne lächelnd. „Nun erzähle mal.“

      „Es scheint alles vorzüglich zu klappen“, begann Jussuf. „Überall herrscht Ruhe. Die Galgenstricke sind weg. Sie scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben. Oder der Scheitan hat sie gefressen.“

      „Schön wär’s“, sagte Jörgen. „Wie sieht es denn an der Plaza aus?“

      „Nichts rührt sich.“

      „Und die Leute in der Residenz?“ fragte Isabella.

      „Die scheinen sich mit Entscheidungen sehr schwer zu tun“, erwiderte Jussuf seufzend. „Jedenfalls haben sie bis jetzt nichts unternommen. Na, was nicht ist, kann ja noch werden.“

      „Das meine ich auch“, sagte Arne. „Vielleicht ergreift ja auch José Cámpora, der Gefängnisdirektor, als erster die Initiative.“

      Jussuf leerte schlürfend seine Tasse. Er verdrehte ein wenig die Augen und erklärte: „Es ist ein feiner Anblick, die beiden Halunken da hängen zu sehen. Ich finde, sie baumeln ganz hervorragend an der Pinie, und es dürfte sich empfehlen, sie noch eine ganze Weile dort hängen zu lassen.“

      „Wie grausam du sprichst“, sagte Isabella.

      „Ich habe meine Gründe dafür“, entgegnete Jussuf ernst. „Was diese beiden Kerle angerichtet haben, läßt sich mit Worten kaum beschreiben. Sie haben noch Glück gehabt, daß man sie gleich aufgehängt und nicht noch gepiesackt hat.“

      „Wir haben jedenfalls unsere Pflicht und Schuldigkeit getan“, sagte Arne. „Den Rest überlassen wir jetzt unseren lieben Freunden, den Dons. Irgendwas werden СКАЧАТЬ