Seewölfe - Piraten der Weltmeere 138. Roy Palmer
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Название: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 138

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954394623

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СКАЧАТЬ Philip die Hand nach der Türklinke ausstrecken. Er packte sie und zog sie zu sich heran. Die Tür fiel in ihr Schloß. Von innen ließ sich ein Riegel vorlegen. Philip konnte dem Drang nicht widerstehen, er mußte ihn ausprobieren. Es gab einen harten, metallischen Laut, und der Eisenriegel saß fest.

      Hasard griff nach Philips Arm.

      Philip wandte sich erst jetzt um und spähte in den dunklen Raum. Zu erkennen war kaum etwas. Draußen war es fast so finster wie in der Nacht, und hier, im Vordeck, durfte wie im ganzen Schiff keine Lampe angezündet werden, weil dadurch im Sturm mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit ein Feuer entstanden wäre. Auch die letzte Glut des Holzkohlenfeuers war verglommen, so daß jede Regung in der Kombüse nur schwach und schemenhaft wahrgenommen werden konnte.

      Daß da aber eine Regung war, sahen die Zwillinge – und sie fuhren gleichzeitig zusammen.

      In einem der Kessel, der vom Kutscher nach allen Regeln der Kunst festgelascht worden war, damit er im Sturm ja nicht umkippen konnte – in diesem Kessel ruckte etwas hin und her. Nicht weit von dieser unheimlichen Erscheinung entfernt schwirrte und flatterte etwas auf und ab, hin und her, und dann ertönte auch noch etwas heiser und gepreßt Ausgestoßenes, das wie „Himmel, Arsch und Zwirn“ klang.

      Hasards Finger verkrampften sich um Philips Arm.

      „Da“, wisperte er. „Hast du das gesehen – und gehört?“

      „Ja …“

      „Was ist das nur?“

      „Laß uns weglaufen.“

      „Wie, hast du etwa Angst?“

      „Ich doch nicht“, zischte Philip empört. „Ich meine bloß, es wäre gut, wenn wir die Tür offenlassen würden – für alle Fälle.“

      „Dann öffne sie doch.“

      „Ich krieg sie nicht auf …“

      „Du bist zu dämlich.“

      „Du auch.“

      „Du spielst nicht mehr mit, wenn du den Riegel nicht wieder aufmachst“, raunte Hasard zornig.

      Die Planken unter ihren Füßen schienen sich hochzubiegen, jedenfalls fühlte es sich so an. Philip und Hasard wurden durch die Kombüse katapultiert, von der Tür fort, und sie landeten unter einem der großen Holzschapps, in denen der Kutscher seine Kostbarkeiten aufbewahrte.

      Sie richteten sich auf und hielten erneut in dem schwankenden Raum Ausschau. Die „Erscheinung“ war immer noch da. Sie schwankte und schmatzte, schabte und schlürfte in dem festgezurrten Kessel herum. Sie wischte mit Geisterfingern und bizarren, huschenden Schatten durch die Kombüse.

      „Los“, flüsterte Hasard. „Ich will wissen, was das ist. Wenn du kein Feigling bist, gehst du mit.“

      „Ich hab keine Angst“, sagte Philip trotzig.

      Sie rappelten sich auf und mußten sich wieder festhalten. Beinah wären sie erneut zu Boden gegangen, aber dann war da plötzlich der breite Herd, an dem sie sich vorzüglich festklammern konnten.

      Sie rafften ihren ganzen Mut zusammen, tasteten sich am Herd entlang und hatten den unheimlichen Kessel fast erreicht, als der Flattergeist schnatternd und fluchend Reißaus nahm und sich in irgendeine Ecke des Raums verzog.

      Gut so, dachte Hasard, wir haben ihm einen Schreck eingejagt.

      Hau ab, du blöder Geist, dachte Philip.

      Jetzt hatten sie nur noch das Monstrum im Kessel aufzuscheuchen. Sie schlichen sich an das Ding heran, krochen fast auf den Herd, um ja nicht den Halt zu verlieren, und waren ganz auf ihre selbstgesetzte Aufgabe konzentriert.

      Die Wesenheit im Kessel schien sie noch nicht bemerkt zu haben. Wenn der Knall, den die Tür verursacht hatte, dieses Etwas nicht aus der Fassung gebracht hatte, so schien das Auftauchen zweier Siebenjähriger es erst recht nicht zu beeindrucken.

      Hasard wollte Philip unbedingt beweisen, daß er der Mutigere war – er beugte sich so weit wie möglich vor und blickte über den Kesselrand.

      Etwas Schwarzes richtete sich in einer süß und säuerlich riechenden Substanz auf. Wulstige Lippen schoben sich aus einer furchtbaren Visage hervor, ein Schnaufen war zu vernehmen, zwei riesengroße Augen hefteten ihren Blick auf Hasards Gesicht.

      Allah steh mir bei, dachte Hasard.

      Jetzt steigt es aus dem Kessel und springt uns an, sagte sich Philip.

      Die Augen des Ungeheuers schienen sich zu weiten, ihr Blick wurde zunächst fragend, dann ängstlich. Dies alles geschah in Sekundenschnelle. Dann öffnete das Monstrum seinen Rachen und entließ ein Aufheulen in den Raum, bei dem Hasard und Philip wieder zusammenfuhren.

      Aber Hasard hatte begriffen, mit wem sie es zu tun hatten.

      „Der Affe!“ rief er. „Der Affe und der Papagei!“

      Arwenack, der Schimpanse, hatte nie damit gerechnet, beim Naschen ertappt zu werden. Als die See kabbelig geworden war, hatten er und Sir John sich ins Vordeck gestohlen. Als der Kutscher von Carberry auf die Kuhl geholt worden war, hatte Arwenack sich bis zur Tür der Kombüse geschlichen und sein Glück versucht.

      Es hatte geklappt – mit seinen geschickten Affenfingern hatte er die Tür geöffnet. Sir John, der zweite „faule Kandidat“, hatte daraufhin spontan beschlossen, sich mit dem Schimpansen gut zu stellen. Erstens gab es in der Kombüse auch für einen Papagei so allerhand zu futtern, und zweitens: Bei Sturm herrschte zwischen den beiden so unterschiedlichen Tieren Burgfrieden. Je heftiger das Wetter, desto größer der Zusammenhalt und die Solidarität.

      Sie hatten sich an der süß-sauren Soße, die der Kutscher im Kessel zubereitet hatte, an Brot, Früchten und Mais gütlich getan. Dann hatte die Tür geknallt, doch sie hatten die beiden Gestalten, die da in den Raum gepurzelt waren, nicht gesehen.

      Und jetzt dies! Arwenack wäre vor Scham am liebsten im Kielschwein der „Isabella“ versunken. Er kreischte und jammerte und konnte aus dem Kessel nicht mehr heraus. Sir John verschaffte seinem Unbehagen Luft, indem er Carberrys schönste Flüche zunächst auf englisch, dann auf spanisch herauskrächzte.

      Philip und Hasard konnten nicht anders – sie mußten lachen.

      Die Manntaue waren gespannt, die Luken und Niedergänge verschalkt. Der Sturm hieb mit orgelndem Wind, Brechern und Sturzregen auf die „Isabella VIII.“ ein. Das Oberdeck, besonders die Kuhl, schien sich in einen rauschenden Fluß verwandelt zu haben. Fluchend hangelten die Männer in den Tauen voran. Immer wieder drohten sie auszugleiten und hinzufallen. Die Gefahr, außenbords gespült zu werden, war trotz aller Sicherungen allgegenwärtig.

      Längst hatte der Seewolf Sturmsegel setzen lassen, nur den Besan und die Fock, aber auch die schienen noch zu viel zu sein für dieses mörderische Wetter, das sie so überraschend gepackt hatte.

      Unaufhörlich waren die Männer in Bewegung. Ein Fall mußte klariert werden, eine Schot hatte sich gelöst. Bill, der Moses, war aus dem Hauptmars abgeentert, er stand mit Pete Ballie im Ruderhaus und hielt das Ruderrad, das sich selbständig bewegen wollte.

      Hasard, Ben und Ferris waren auf die СКАЧАТЬ