Seewölfe - Piraten der Weltmeere 138. Roy Palmer
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Название: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 138

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954394623

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СКАЧАТЬ Gesetz an Bord der „Isabella“. Wenn der Kapitän eine Feststellung traf, vergaß auch ein Shane jeden Einwand.

      Die „Isabella“ krängte schwer nach Steuerbord und fiel Strich um Strich ab. Der Wind pfiff und heulte in den Wanten und Pardunen, die schwarzen Wolken schlossen sich wie ein Vorhang über den Köpfen der Männer und deckten auch das letzte Stück blauen Himmels zu. Kabbelig war die See geworden. Von Westen rollten jetzt immer größere Wogen heran und türmten sich zu Brechern auf.

      „Pete!“ schrie Hasard. „Wir fallen ab, bis wir platt vorm Wind liegen!“

      „Abfallen – aye, aye, Sir!“ tönte es aus dem Ruderhaus zurück.

      „Ed!“

      „Sir?“

      „Wir reiten vor dem Sturm her durch die Straße von Gibraltar, ehe wir zu nah an Punta de Tarifa heran sind!“

      „Aye, aye!“ Der Profos fuhr zu den Männern auf der Kuhl herum und ließ eine Sammlung seiner schönsten Sprüche vom Stapel. „Habt ihr nicht gehört, ihr triefäugigen Kakerlaken? Muß ich erst dolmetschen, damit ihr kapiert, ihr Herde von Hornochsen und Waldameisen, die der Esel im Linksgalopp verloren hat? Schrickt weg die Schoten, dalli, dalli, hopphopp, willig, oder ich ziehe euch die Hammelbeine lang, daß ihr nach England waten könnt. O ihr Rübenschweine, was seid ihr doch für Lahmärsche geworden. Matt Davies, glotz keine Löcher in die Wolken! Beweg dich, Mann, oder ich mache dir Dampf!“

      So ging das fast pausenlos weiter, während die „Isabella“ ihren Vorsteven nach Osten richtete und mit prall geblähtem Vollzeug vor den Wind ging.

      Ferris Tucker grinste. „Wenn Ed so weiterbrüllt, hören ihn die Dons in Algeciras und Gibraltar.“

      „Mal nicht den Teufel an die Wand“, entgegnete der Seewolf. „Mit den Spaniern will ich hier nicht aneinandergeraten. Wir versuchen, uns so dicht wie möglich unter der afrikanischen Küste zu halten.“

      Er wandte sich um. Das Wetter war jetzt eine pechschwarze Wand, die hinter der „Isabella“ herfegte und sie einzuholen versuchte. Der Tag wurde zur Nacht. Die Galeone begann, schlingernde Bewegungen in der aufgewühlten See zu vollführen. Der Seewolf begann sich ernsthaft zu fragen, ob sie es noch schafften, in eine geschützt liegende Bucht zu verholen.

      „Ben!“ rief er. „Laß die Manntaue spannen und die Luken verschalken. Der Kutscher soll die Kombüsenfeuer löschen und auf Deck mit anpakken. Ferris und Donegal, ihr begleitet Sam. Shane, sorge du bitte dafür, daß Philip und Hasard im Vordeck bleiben. Sie sollen sich auf keinen Fall von dort fortrühren.“

      „Aye, Sir“, antworteten die Männer fast gleichzeitig.

      Nur Big Old Shane fragte noch mit einem schiefen Grinsen: „Hasard, hast du eine Ahnung, wie ich das den Bengeln am besten beibiegen kann?“

      „Nein. Aber bei deinem Geschick, mit Kindern umzugehen, schaffst du das schon“, sagte Hasard.

      Ben, Ferris, Shane und Old O’Flynn hasteten den Backbordniedergang hinunter, der vom Achterdeck aufs Quarterdeck führte.

      „Ja, du schaffst das schon“, wiederholte der Alte in Shanes Rücken – und der graubärtige Riese verspürte den unbändigen Drang, Donegal ein Bein zu stellen.

      Natürlich war der Seewolf überglücklich, Philip und Hasard, die siebenjährigen Zwillinge, wiedergefunden zu haben. Samuel Stark hatte die Kinder damals, an der Levantinischen Küste, nicht umgebracht und in die See geworfen, wie Isaac Henry Burton in seiner Todesstunde behauptet hatte – es war alles eine Lüge gewesen, und Hasard hatte den Schmerz darüber jahrelang mit sich herumgetragen.

      Jetzt durfte er aufatmen, weil er wenigstens die Kinder wiederhatte. Das Wiederaufleben der Erinnerung an Gwendolyn, seine junge Frau, wurde durch den Vaterstolz überlagert, der heftig in Hasards Herz mitschlug.

      Aber er hatte auch gewußt, daß er Philip und Hasard an Bord der „Isabella“ auf keinen Fall bevorzugen durfte – aus Gründen der Disziplin und auch aus anderen Erwägungen heraus. Sie wurden wie die Mitglieder der Crew behandelt und schliefen im Vordeck. Es gab keinerlei Bevorzugung für sie, keine Extrawurst, denn das hätte allen ungeschriebenen Gesetzen des Bordlebens widersprochen.

      Und überhaupt, sie waren auch so schon frech genug. Sie hatten Old O’Flynn wegen seines Holzbeines geärgert, hatten versucht, es ihm wegzunehmen und anderes mehr. Sie hatten Jagd auf Arwenack und Sir John gemacht, ohne Erfolg zwar, aber zum größten Entsetzen des Schimpansen und des karmesinroten Aracangas. Bill, der Moses, war ein bißchen eifersüchtig auf die beiden, aber er hütete sich, das preiszugeben – wenn sie auch manchmal danach trachteten, ihm einen Streich zu spielen.

      Das größte Problem jedoch war: Sie sprachen weder Englisch noch Spanisch. Man konnte sich nur durch Gesten und Grimassen mit ihnen verständigen, denn sie waren nur des Türkischen mächtig und taten sich ziemlich schwer damit, andere Wörter in ihren kindlichen Sprachschatz aufzunehmen.

      Nur dem Profos lauschten sie interessiert, wenn er seine Flüche und Wortkanonaden losließ. Irgendwie schienen die Zwillinge zu begreifen, daß es sich da um Vokabeln ganz besonderer Prägung handelte – und die übelsten Wörter einer fremden Sprache lernt man ja bekanntlich als erstes.

      Hin und wieder übten Philip und Hasard sich also darin, ein akzentgeladenes „Himmel, Arsch“ oder „Rübenschweine“ oder „Stinkstiefel“ zu formulieren. Aber so recht wollte das noch nicht gelingen. Meistens endete das Ganze in einem anhaltenden Gekicher und Gegluckse. Carberry, der von dem Benehmen der Jungen gar nicht angetan war, hatte schon verlangt, man solle die Burschen zum leichten Decksdienst antreten lassen.

      „Aber wie, zum Teufel, willst du ihnen Befehle geben?“ hatte Smoky, der Decksälteste, daraufhin gefragt.

      „Tja, das weiß ich auch nicht“, hatte der Profos mit verdrossener Miene geantwortet. Und er hatte sich das Rammkinn gekratzt. Was mal wieder so geklungen hatte, als marschiere eine Kolonie Kombüsenschaben über chinesisches Reispapier. Und die Zwillinge hatten gegrinst und gelacht, als sie das gehört hatten.

      Im Moment lachten sie nicht. Sie schauten Big Old Shane, der zu ihnen ins Mannschaftslogis hinabgestiegen war, ganz ernst an. Sie respektierten ihn wie den Seewolf und fühlten, daß er nicht nur eine große Autoritätsperson, sondern mehr als das war. Eine Art „Ersatzvater-Figur“, wie der Kutscher das auszudrücken pflegte.

      Dan O’Flynn hatte daraus prompt den Begriff „Ersatzfigur“ geformt, aber er mußte aufpassen, daß Shane dieses Wort nicht zu hören kriegte. Mit dem graubärtigen Mann war nicht gut Kirschen essen, wenn man ihn in irgendeiner Weise aufzog.

      „Jungs“, begann Shane zum zweitenmal. Er stand breitbeinig im Logis und mußte den Kopf etwas einziehen, um ihn sich nicht an den Dekkenbalken zu stoßen. Außerdem hielt er sich an der Umrandung einer der oberen Kojen fest. „Jungs“, sagte er. „Ihr bleibt hübsch hier unten, bis das Wetter vorbei ist, verstanden? An Oberdeck ist es zu gefährlich für euch. Ihr könntet außenbords fliegen, und dann wäre der Teufel los. Wenn ihr auch nur den Kopf ins Freie steckt, bin ich gezwungen, euch hier unten einzuschließen. Kapiert?“

      Er versuchte, seine Worte durch Gesten zu verdeutlichen. Immer wieder wies er in den Raum, deutete auf die Kojen, nickte dazu. Dann richtete er seinen Daumen auf die Tür des Logis, zeigte nach oben, schüttelte den Kopf.

      Philip und Hasard hatten sich in brüderlichem Einvernehmen nebeneinander auf eine ihrer Kojen gesetzt. Sie СКАЧАТЬ