Seewölfe Paket 6. Roy Palmer
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Название: Seewölfe Paket 6

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954394951

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      „Moment mal!“

      Big Old Shane war es, der den Maya beiseite schob und dem Schloß einen kurzen, prüfenden Blick widmete.

      Seine riesigen Pranken packten zu, schlossen sich um zwei der Metallstäbe, begannen zu zerren. Shanes mächtiger Brustkasten wölbte sich unter einem tiefen Atemzug. Seine Muskeln schwollen, die Schläfenadern traten wie Stränge hervor. Der frühere Schmied von Arwenack war ein Kerl, der schon wildgewordene Bullen mit einer Hand gezähmt hatte – und dem war auch das äußerst widerstandsfähige Schloß nicht gewachsen.

      Mit einem metallischen Schnappen gab es nach.

      Shane zerrte es aus der Öse, schob es in die Tasche und wandte sich sofort dem nächsten Käfig zu. Und der blonde Stenmark war es, der hastig die Tür öffnete und sein Messer zog, um Batuti von den Fesseln zu befreien.

      Shane hatte den zweiten Käfig geknackt, als der hünenhafte Gambia-Neger die Reste der zähen Lederriemen abschüttelte.

      Batutis Gesicht sah grau aus. Jetzt erst bemerkte Hasard, daß der schwarze Herkules verletzt war, übersät mit blutigen Kratzern, Prellungen und Platzwunden. Jeder andere Mann hätte sich in diesem Zustand vermutlich kaum noch auf den Beinen halten können. Aber Batuti schien alle diese Blessuren nicht wahrzunehmen.

      Er taumelte nur leicht, als er aus dem Käfig sprang, fing sich aber sofort wieder. Mit zwei Schritten stand er vor Hasard und packte ihn am Arm – auf eine Art, daß der Seewolf das Gefühl hatte, in einem Schraubstock festzusitzen.

      „Kleines Dan!“ krächzte der schwarze Herkules. „Kleines Dan und Bretone oben auf Tempel. Maya wollen sie opfern, wollen ihnen Herz herausschneiden …“

      Die Worte schienen wie Hammerschläge in die Stille zu fallen.

      Hasards Gesicht wurde fahlweiß. Big Old Shane fuhr herum, das wilde, bärtige Gesicht zu einer Maske verzerrt. Die Züge von Matt Davies und Stenmark versteinerten, und Yuka, der Maya, schloß für einen Moment die Augen.

      Nur der Bruchteil einer Sekunde verstrich, aber den Männern erschien er wie eine Ewigkeit. Erst die dünne, zitternde Stimme des „anderen Burgunders“ weckte sie aus der Erstarrung.

      „Bitte!“ flüsterte der Mann. „Holt mich hier ‚raus! Laßt mich nicht zurück! Bitte …“

      Hasards Zähne knirschten aufeinander. Er starrte Shane an, und seine Stimme klang wie brechender Stahl.

      „Hol ihn ’raus“, sagte er hart. „Wir brauchen jeden Mann! Wir werden kämpfen müssen.“

      10.

      Dumpf und unheilvoll begannen die Trommeln zu dröhnen.

      Dan O’Flynn preßte die Lippen zusammen. Mit auf den Rücken gebundenen Händen stand er neben dem ebenfalls gefesselten Bretonen. Jean Morros Gesicht hatte sich verkantet, seine grauen Augen wirkten hart wie Felsgestein. Der Bretone hatte Mut. Er wußte, daß er verloren war, und er würde wie ein Mann sterben.

      Dan wandte den Kopf und lächelte matt. Seit sie hier oben auf der Spitze der Tempelpyramide standen und den rituellen Vorbereitungen für die Opferung zusahen, hatte sich zwischen ihm und dem Piratenkapitän etwas wie ein Band stummen Einverständnisses gebildet.

      Das gemeinsame Schicksal schmiedete sie zusammen. Sie waren Feinde gewesen und hatten gegeneinander gekämpft, aber jetzt und hier spürten sie beide, daß sie im Grunde aus dem gleichen Holz geschnitzt waren. Aus einem harten Holz. Jenem Holz, aus dem Männer gemacht waren, die die tobende See nicht zerschlagen konnte und die noch dem Teufel trotzten.

      Und, seltsam genug, schienen das auch die Maya zu spüren, die weit davon entfernt waren, ihre Gefangenen quälen und demütigen zu wollen, sondern sie im Gegenteil mit sichtlicher Achtung behandelten.

      Weil sie würdige Opfer waren?

      Weil sie nicht schrien und jammerten, keine Furcht zeigten, sondern das Unvermeidliche mit Fassung trugen?

      Dan wußte es nicht. Im Grunde war es ihm auch gleichgültig. Er hatte mit seinem Leben abgeschlossen. Es würde kein schöner Tod sein, den er fand, kein Tod im Kampf, wie er ihn sich manchmal vorgestellt hatte, aber in diesen endlosen Minuten des Wartens wurde ihm klar, daß dies vielleicht eine letzte Bewährungsprobe war – größer, als irgendein Kampf auf Leben und Tod sie bieten konnte.

      „Meine Schuld“, sagte der Bretone neben ihm leise. „Es tut mir leid, daß ich dich da hereingezogen habe, Dan O’Flynn.“

      „Unsinn, Jean Morro. Immer noch besser, als am Zipperlein zu sterben, oder?“

      „Am Zipperlein stirbt man nicht.“ Der Bretone schwieg einen Moment, dann verzog sich sein Gesicht zum Zerrbild eines Grinsens. „Ich hoffe, dein schwarzer Freund wird es überleben. Ich nehme an, ihr habt mir die Pest an den Hals gewünscht, aber irgendwann hätten wir uns wohl noch zusammengerauft.“

      „Irgendwann? Der Seewolf hätte euch schneller zu Fischfutter verarbeitet, als ihr hättet denken können. Und dich hätte er ganz bestimmt wieder auf der verdammten Insel ausgesetzt.“

      „Nicht an der Rahnock aufgeknüpft?“

      „Glaube ich nicht“, sagte Dan nach einem kurzen Schweigen, „wir sind keine Mörder. Und wir sind auch keine Piraten, falls das in deinen Kopf geht.“

      „Und was seid ihr dann?“

      „Freibeuter“, sagte Dan O’Flynn stolz. „Freibeuter mit einem Kaperbrief der Königin von England! Wir kämpfen für unser Land.“

      „Amen“, sagte Jean Morro. Und nach ein paar Sekunden: „Mein Vaterland hat mir das leider nicht erlaubt. Und meinen Männern auch nicht! Die meisten von uns sind Hugenotten und in Frankreich wegen ihres Glaubens verfolgt worden. Aber auf der freien See fragt niemand danach, auf welche spezielle Art jemand zu seinem Herrgott betet. Auf See sind die Menschen gleich! Dein schwarzer Freund genauso wie Jacahiro und wir alle.“

      „Du hättest Prediger werden sollen“, sagte Dan trocken.

      Der Bretone lächelte. Für einen Moment tanzten silbrige Funken in seinen grauen Augen.

      „Vielleicht“, sagte er sehr leise. „Du bist dran, glaube ich. Mach’s gut, Dan O’Flynn!“

      „Mach’s gut, Jean Morro!“

      Dans Muskeln spannten sich.

      Er sah die beiden hünenhaften Maya-Krieger auf sich zutreten, und es kostete ihn Mühe, einen Moment der heißen, verzweifelten Schwäche zu überwinden. Das wilde Grinsen des Bretonen half ihm. Er schüttelte die Fäuste ab, die nach ihm greifen wollten, und trat mit stolz erhobenem Kopf auf den Opferblock zu.

      Der schwarze Stein war noch verfärbt vom Blut Jacahiros.

      Dan starrte den Priester an, der sich umgewandt hatte und das Opfer ansah. Ihre Blicke kreuzten sich. Die dunklen Augen des Maya funkelten flüchtig auf. Ganz leicht neigte er den Kopf, und Dan wußte, dies war ein Zeichen des Respekts für den Mut des Opfers.

      Im nächsten Moment schien sich das Gefühl des Unwirklichen wie ein СКАЧАТЬ