Seewölfe Paket 6. Roy Palmer
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Название: Seewölfe Paket 6

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954394951

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СКАЧАТЬ Hoch über ihnen bildeten die Kronen der riesigen Bäume ein fast undurchdringliches Dach, durch das einzelne Sonnenstrahlen wie Pfeile stachen. Der Boden war mit grüngoldenen Flekken gesprenkelt, die Luft so feucht, daß sie das Atmen erschwerte und sich wie eine zähe, klebrige Schicht über die Haut zu legen schien. Schon nach zwei Dutzend Schritten war Hasard in Schweiß gebadet. Die Kleidung klebte wie eine zweite, etwas faltenreichere Haut an seinem Körper, und den anderen ging es genauso.

      Trotzdem verfiel keiner von ihnen auf den Gedanken, etwa Hemd oder Jakke auszuziehen. Die Lektion, daß man im Urwald den Myriaden summender Plagegeister möglichst wenig nackte Hautflächen bietet, hatten sie schon in der Fieberhölle von Guayana gelernt.

      Und denjenigen unter Siri-Tongs Männern, die auf guten Rat nicht hatten hören wollen, war die gleiche Lektion im Amazonasgebiet auf ziemlich unangenehme Weise eingetrichtert worden. Jetzt kannten sie die Tücken dieser Landschaft und wußten sich auch im tropischen Urwald recht gut zu behaupten, wenn er ihnen deshalb auch um keinen Deut sympathischer geworden war.

      Der Pfad wand sich in engen Biegungen weiter und führte immer tiefer ins Landinnere. Schwärme von bunten Vögeln stoben vor den Männern auf, Insekten umtanzten sie in ganzen Schwärmen. Affenherden, die in ihrer Ruhe aufgeschreckt wurden, veranstalteten ein Höllenkonzert, und es grenzte an ein Wunder, daß es Hasard trotz allem gelang, das Rauschen und Gurgeln eines nahen Bachlaufs wahrzunehmen.

      Eine Viertelstunde später hatten sie die Quelle gefunden, eine ergiebige Quelle mit klarem, überraschend kühlem Wasser, das in Kaskaden über ein paar Steine sprudelte und sich in einem runden Becken sammelte, bevor es im Dickicht verschwand, um sich seinen Weg zu einem der größeren Flüsse zu suchen.

      Hasard probierte mit der hohlen Hand – es gab nichts auszusetzen. Die Männer tranken und gingen dann daran, die mitgebrachten Fässer zu füllen. Der Seewolf spielte Kavalier und reichte der Roten Korsarin einen Becher von dem köstlichen Naß.

      Über den Rand hinweg lächelten ihre Augen ihn an. Wenn man vom schrillen Konzert der Vögel, Affen und Insekten absah, war es bemerkenswert still. Nicht einmal Ed Carberry brüllte in der gewohnten Art herum, weil er in diesem unbekannten Gebiet so wenig Lärm wie möglich veranstalten wollte. Eine Viertelstunde später war die Kolonne wieder zum Abmarsch bereit. Jetzt gelangten sie mit den schweren Fässern wesentlich langsamer vorwärts als auf dem Hinweg.

      Hasard glaubte bereits, die salzige See zu riechen. Auch Ferris Tucker schnupperte prüfend und grinste dann breit.

      „Gleich haben wir’s geschafft“, verkündete er.

      Ein peitschender Knall riß ihm das letzte Wort von den Lippen.

      Erschrocken blieben die Männer stehen, Siri-Tong wirbelte herum, daß ihre Mähne flog. Der Seewolf kniff die Augen zusammen, lauschte – und in der nächsten Sekunde fielen in dichter Folge weitere Schüsse.

      Irgendwo hinter ihnen im Urwald war die Hölle los.

      Musketen und Pistolen knallten. Stimmen schrien durcheinander – spanische Stimmen. Die Dons schienen jemanden zu verfolgen, und dieser Jemand versuchte, sich über denselben Pfad zu retten, den auch Siri-Tongs Piraten und die Seewölfe benutzten.

      Seine Schritte näherten sich.

      Wie vom Teufel gehetzt jagte er weiter, und so mochte er sich wohl auch fühlen. Ein einzelner Mann, hinter dem die Spanier mindestens im Dutzend herwaren. Der Bursche stolperte, landete offenbar halb im Dickicht, raffte sich wieder auf, und im nächsten Moment erschien er stolpernd und taumelnd hinter der Biegung des Pfades.

      Es war ein schlanker, braunhäutiger Mann in zerfetzter Kleidung.

      Er trug eine Art Zopf, mit bunten Bändern umwickelt, aber daß er kein Chinese war, ließ sich auf den ersten Blick erkennen. Das dunkle, schweißbedeckte Gesicht verzerrte sich. Er prallte zurück, seine braunen, eigentümlich sanften Augen wurden so weit, daß das Weiße der Augäpfel gespenstisch schimmerte. Ein Maya, durchzuckte es Hasard — und im selben Moment versuchte der Mann, sich herumzuwerfen.

      Sein Fuß verhakte sich irgendwo.

      Mit einem Aufschrei stolperte er und stürzte.

      Als habe die jähe Bewegung den letzten Rest seiner Kraft verbraucht, unternahm er keinen Versuch mehr, wieder aufzuspringen, sondern blieb einfach liegen.

      Um dieselbe Zeit hatte auch die „Isabella VIII.“ eine Bucht an der Küste von Chiapas angelaufen.

      Dan und Batuti erlebten das Ankermanöver in der Vorpiek. Sie wußten, was jetzt folgte: ein langer Marsch durch den tropischen Urwald, mit einer obskuren Schatzkarte als einzigem Hilfsmittel. Und sie wußten auch, daß sie bei diesem Marsch dabeisein würden, denn Jean Morro und seine Piratenbande hatten sie sicher nicht am Leben gelassen, damit sie sich auf die faule Haut legten.

      Tatsächlich sprang ein paar Minuten später das Schott auf.

      Pepe le Moco und der einäugige Esmeraldo – wie gehabt. Hinter ihnen waren die Mündungen von schußbereiten Musketen zu sehen, und Dan hörte das typische Schnaufen des bulligen Barbusse. Esmeraldos einziges Auge funkelte böse. Auch Pepe le Moco sah ausgesprochen unzufrieden aus, weil er seine Opfer viel lieber an die Haifische verfüttert hätte.

      „Raus!“ knurrte er. „Ganz schnell, bevor ich euch anlüfte!“

      Dan verzog das Gesicht, Batuti knurrte etwas Unverständliches. Da nur ihre Hände gefesselt waren, konnten sie dem Befehl folgen. Vor den Musketen, die Barbusse und der Burgunder auf sie richteten, marschierten sie über den Niedergang an Deck, und dort blieben sie stehen und warfen einen raschen Blick in die Runde.

      Auf der „Isabella“ herrschte Aufbruchstimmung.

      Jacko, Valerio und der fette Tomaso fierten bereits das zweite Boot ab, die Männer hatten sich mit Säcken und Seekisten bewaffnet: Behältnisse, die offenbar dafür bestimmt waren, das legendäre Maya-Gold zu transportieren.

      Dan O’Flynn unterdrückte ein abfälliges Grinsen. Für seine Begriffe war es mehr als fraglich, ob die Kerle in der grünen Hölle dort drüben auch nur einen Schimmer von Gold finden würden. Dabei hätten sie nur die Augen zu öffnen und die gute alte „Isabella“ etwas genauer zu untersuchen brauchen, um direkt vor ihren Füßen unzählige Kostbarkeiten zu entdecken.

      Sie hatten es nicht getan, und das war auch gut so. Dans Blick wanderte zum Achterkastell hinauf, wo der Bretone die Hände auf die Schmuckbalustrade stützte. Für ein paar Sekunden kreuzten sich ihre Blicke, und Jean Morro zog die Lippen von den Zähnen und lächelte.

      „Hört zu“, sagte er hart. „Ich habe darauf verzichtet, euch kielholen zu lassen, weil ich jede Hand brauche. Wir haben einen langen Marsch vor uns, und ihr werdet so bepackt werden, daß euch sämtliche dummen Gedanken vergehen. Wer unterwegs quertreibt, erhält ein paar Kugeln in die Beine und wird zurückgelassen. Und diesmal ist es mir Ernst, darauf könnt ihr euch verlassen. Haben wir uns verstanden?“

      „Du kannst mich“, sagte Dan. Er wußte, daß sie so oder so keine Chance mehr kriegen würden, also sah er auch keinen Grund, mit seiner Meinung hinter dem Berg zu halten.

      Der Bretone grinste nur.

      „Wir werden sehen“, sagte er trokken. „Schneidet ihnen die Fesseln durch! Und dann ab in die Boote!“

      Ein paar Sekunden später hatten Batuti und Dan die Hände frei.

      Allerdings СКАЧАТЬ