Seewölfe Paket 6. Roy Palmer
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Название: Seewölfe Paket 6

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954394951

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      Die Piraten durften sie nicht mehr sehen.

      Sie mußten glauben, daß sich nur noch diejenigen an Bord aufhielten, die sich jetzt am Schanzkleid drängten: Al Conroy, der Kutscher, Will Thorne, Bill und der alte O’Flynn mit seinem Holzbein. Und natürlich Arwenack und Sir John, die die jähe Spannung zu spüren schienen, für den Augenblick das Kriegsbeil begraben hatten und sich bemerkenswert still verhielten.

      Ben Brighton atmete tief durch.

      Er, der Bootsmann und erste Offizier, hatte während Hasards Abwesenheit das Kommando an Bord. Der nächste Befehl kam ihm nur schwer über die Lippen, aber er wußte, daß er keine Wahl hatte.

      „Streicht die Flagge“, sagte er. „Wir übergeben das Schiff. Aber wartet einen Moment, bis ihr ins Boot geht, damit Shane, Sten und ich Zeit haben, uns in der Vorpiek einzunisten.“

      10.

      „Hölle und Verdammnis …“

      Ed Carberry flüsterte nur. Seine Kiefermuskeln traten wie Stränge hervor, und er zerrte wütend, aber vergeblich an den Stricken, die ihn an die Palme fesselten. Hasard tat das gleiche, obwohl er wußte, daß es sinnlos war. Was nutzte es ihnen, wenn es dem einen oder anderen gelang, sich zu befreien? Die Piraten brauchten nur ihre Musketen auf die anderen zu richten, und schon würde alles vorbei sein.

      Mit zusammengebissenen Zähnen starrte Hasard Jean Morros Rücken an. Der Bretone stand breitbeinig am Strand und blickte zu der friedlich dümpelnden „Isabella“ hinüber. Auch die anderen Seewölfe konnten das Schiff beobachten. Sie sahen das Boot, dessen Vorleine an einer Sprosse der Jakobsleiter belegt war – und sie sahen die Männer, die einer nach dem anderen abenterten.

      Luke Morgan, der Kutscher und Al Conroy. Dann Bill, der Schiffsjunge, Will Thorne, der weißhaarige Segelmacher, und Old O’Flynn, der den anderen seine Krücken zugeworfen hatte und sich trotz seines Holzbeins verblüffend geschickt bewegte.

      Arwenacks aufgeregtes Keckern war selbst aus der Entfernung zu hören. Der Papagei Sir John flatterte eine Weile unschlüssig über dem Schanzkleid, dann stieß er ebenfalls auf das Boot hinunter und ließ sich auf Will Thornes Schulter nieder.

      Hasard kniff die Augen zusammen.

      Sein Blick hing am Schanzkleid der Kuhl. Er wartete auf Ben Brighton, Big Old Shane und Stenmark, aber niemand schwang sich mehr auf die Jakobsleiter.

      Das Boot legte ab.

      „He!“ zischte Ferris Tucker. „Das ist doch …“

      „Still!“ murmelte Hasard mit einem warnenden Blick auf die Piraten, die sich in Hörweite befanden.

      Der rothaarige Schiffszimmermann verschluckte, was er noch hatte sagen wollen.

      Auch die anderen schwiegen. Sie alle starrten zu dem Boot hinüber, und als es den Strand erreichte, hatte auch der letzte begriffen, was das Fehlen von Ben Brighton, Shane und Stenmark bedeutete.

      Hasards blaue Augen funkelten flüchtig auf. Er sah zu Ferris Tucker hinüber. Der kniff die Lider zusammen und zog ganz leicht die Lippen von den Zähnen.

      „‚Santa Barbara‘“, flüsterte er nur.

      Und Hasard nickte knapp. Denn weder er noch Ferris noch einer der anderen, die dabeigewesen waren, hatten die Ereignisse auf der „Santa Barbara“ jemals vergessen.

      Es war die erste Prise gewesen, die der Seewolf als Kapitän gesegelt hatte. Und beinahe wäre es seine letzte geworden, denn die Spanier schienen mit ihrem tollkühnen Trick zunächst Erfolg zu haben.

      „Trojanisches Vorschiff“, hatte Hasard das völlig abgeschottete Versteck damals genannt, aus dem die Dons hervorgebrochen und über die ahnungslosen, vom Sturm völlig erschöpften Seewölfe hergefallen waren. Auf der „Isabella“ würde es vermutlich eine „trojanische Vorpiek“ geben. Dicht abschließen ließ sich dieses finstere Loch im Vorschiff des Schiffes nicht. Aber die Wahrscheinlichkeit war gering. daß Big Old Shane, Ben Brighton und Stenmark dort vor der Zeit entdeckt wurden.

      Hasard atmete tief durch.

      Er wußte, daß die Chancen schlecht standen. Aber die hatten schon öfter schlecht gestanden. Und drei Kerle, die notfalls dem Teufel selber den Sonntagsbraten aus der Hölle geklaut hätten, konnten vielleicht auch mit Jean Morro und seinen Halunken fertigwerden.

      „Nggrr!“ machte Batuti.

      Mehr konnte er nicht sagen, weil man ihm einen Knebel zwischen die Zähne gerammt hatte. Dan ging es nicht besser. Die beiden Männer stolperten vor ihren Bewachern her, die sie immer wieder mit Stößen und Tritten antrieben, und die hilflose Wut erstickte sie fast.

      Geknebelt waren sie, um ihnen die Möglichkeit zu nehmen, ihren Kameraden etwas zuzurufen. Dan O’Flynns blaue Augen waren fast schwarz vor Wut, als er die gefesselten Männer am Strand sah. Auch die Gruppe aus dem Boot war an Palmenstämme gebunden worden. Höhnisch grinsend hatte ihnen Jean Morro erklärt, daß sie es sicher schaffen würden, sich zu befreien, bevor sie verdurstet seien. Dan suchte Hasards Blick – und er runzelte die Stirn, als er in den eisblauen Augen des Seewolfs so etwas wie eine stumme Ermunterung las.

      Ein Stoß mit dem Lauf der Muskete ließ den blonden Jungen weiterstolpern.

      „Kch!“ machte Batuti dumpf, aber Dan achtete nicht darauf. Sein Blick war über die anderen Männer geflogen, deren Gesichter er im Schatten er Palmen erkennen konnte. Siebzehn Männer! Dan hatte gezählt, weil er wissen wollte, ob jemand fehlte, vielleicht getötet oder schwer verletzt worden war – und jetzt durchfuhr ihn der Schrecken wie eine Stichflamme.

      Siebzehn!

      Drei Mann zu wenig!

      Big Old Shane fehlte, Stenmark und Ben Brighton. Dans Magen krampfte sich zusammen. Er starrte Hasard an. Der Seewolf sicherte kurz in die Runde, stellte fest, daß die Piraten vollauf damit beschäftigt waren, in die Boote zu gehen – und lächelte.

      Ein triumphierendes Lächeln.

      Ganz kurz nur, aber Dan O’Flynn wußte glasklar, daß der Seewolf so nicht gelächelt hätte, wenn einem seiner Männer auch nur ein Haar gekrümmt worden wäre.

      Ben Brighton, Shane und Stenmark lebten.

      Und wenn sie nicht hier waren, hieß das …

      Dan O’Flynn begriff.

      Ohne den Knebel, der ihn fast erstickte, hätte er jetzt vielleicht einen triumphierenden Pfiff ausgestoßen.

      So sah er nur Batuti an. Der schwarze Herkules hatte das Fehlen der drei Männer ebenfalls bemerkt. In seinen Augen lag ein Ausdruck von erschrekkender Wildheit, und Dan schüttelte unaufällig den Kopf.

      Batuti runzelte die Stirn, hob fragend die Brauen und furchte die Stirn noch heftiger. Im nächsten Augenblick unterbrachen die Piraten das stumme Zwiegespräch. Dan und Batuti wurden in eins der Boote gestoßen. Als es ablegte, hatte sich der mörderische Ausdruck in den Augen des riesigen Gambia-Negers etwas gemildert, und Dan wußte, daß auch sein Freund zu begreifen begann.

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