Название: Seewölfe Paket 6
Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
isbn: 9783954394951
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In seinen harten steingrauen Augen spiegelten sich die kleinen Flammen wie winzige, tanzende Funken. Auch sein Haar war grau, obwohl der große, knochige Mann noch keine vierzig Jahre zählte.
Neben ihm kauerten zwei schweigsame, vierschrötige Burschen, von denen nur bekannt war, daß sie aus Burgund stammten und die der Einfachheit halber „Burgunder“ und „anderer Burgunder“ genannt wurden.
Der vierte Mann, der noch wachte, lehnte in einer Haltung selbstversunkener Ruhe an einem der Felsen. Sein kräftiges, schwermütiges Gesicht war tiefbraun wie poliertes Holz. Er trug zerfetzte Seemannskleidung genau wie die anderen, aber das lange blauschwarze Haar hatte er auf dem Oberkopf mit bunten Ringen zusammengebunden. Niemanden störte diese fremdartige Haartracht. Genausowenig, wie jemanden die dunklen Kehllaute störten, mit denen der Braunhäutige sprach. Jacahiro war Indianer, ein reinblütiger Maya aus den dichten Regenwäldern Nueva Españas.
Jean Morro warf das graue Haar zurück und betrachtete seine Kumpane mit einem bitteren Lächeln.
Jacahiro, der die Sprache der Maya sprach und ihr Land kannte! Der alte Valerio mit seiner fabelhaften Karte! Alles hatte sich so gut angelassen. Und sie waren ihrer Sache so sicher gewesen. Ein unermeßlicher Schatz – Reichtum für alle! Und dann von einer Stunde zur anderen das Ende, als habe das Geschick selber mit eiserner Faust zugeschlagen.
Morro preßte die Lippen zusammen.
Er dachte an den verrückten Kapitän, den sie zum Teufel gejagt hatten. War die Katastrophe die Strafe dafür gewesen, die Vergeltung, die ausgleichende Gerechtigkeit, von der Vorsehung geübt?
Unsinn, dachte der Bretone angewidert. Der Kapitän hatte sein Schicksal tausendmal verdient. Drei Männer hatte er für Verbrechen hängen lassen, die nur in seinem Wahn bestanden, einen Offizier in den sicheren Tod gehetzt – zum Schluß war er nur noch eine reißende Bestie gewesen. Vielleicht war es der Gedanke an das Maya-Gold, der ihn hatte verrückt werden lassen.
Jean Morro dachte an die letzten Tage, an den Topf mit dem griechischen Feuer, der die Macht des Kapitäns sicherte, obwohl die ganze Besatzung hinter dem Bretonen stand. Aber dann war das griechische Feuer ins Meer geflogen und achteraus getrieben, und der verrückte Kapitän war in dem kleinen Boot ausgesetzt worden, während die „Caribia“ weitersegelte, ihrem Schicksal entgegen.
„Jean?“ ertönte eine halblaute Stimme aus dem Dunkel.
Morro hob den Kopf. Der alte Valerio hatte sich auf die Ellenbogen gestützt. In dem bärtigen, verwitterten Gesicht brannten die Augen.
„Hast du eine Ahnung, wie wir hier wieder wegkommen sollen, Jean?“
Morro lachte auf. Ein hartes, bitteres Lachen.
„Was weiß ich! Wir können ja ein Floß bauen. Oder wir warten, bis zufällig ein Schiff vorbeisegelt, und bitten den Kapitän, uns den Kahn zu schenken.“
„Also hängen wir hier für alle Ewigkeit fest?“
Der Bretone zuckte mit den Schultern. „Scheint so, oder?“
Schweigen senkte sich herab. Nur das Feuer knisterte, und der Wind sang in den Federwipfeln der Palmen am Strand. Der braunhäutige Maya hob den Kopf und bewegte witternd die Nasenflügel.
„Sturm“, sagte er mit seiner gutturalen Stimme.
„Ja, wir kriegen Sturm.“ Der Bretone nickte. „Vielleicht haben wir Glück, und ein Schiff sucht im Windschatten der Insel Schutz. Oder Lucien und die anderen werden mit der Pinasse angetrieben.“
„Die sind längst krepiert“, sagte der stämmige Burgunder düster. „Wer weiß! Wir müssen abwarten. Gib mir mal die Rumbuddel rüber!“ Jean Morro nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche.
Gerede, dachte er.
Ihre Lage war hoffnungslos, und er glaubte längst nicht mehr daran, daß sich das ändern würde.
„Mistvieh! Verdammte Bestie! Dir ziehe ich die Haut in Streifen von deinem verdammten Affenarsch!“
Ed Carberrys Stimme dröhnte im Vorschiff wie Donnerrollen. Arwenack, der Schimpanse, brachte sich tunlichst außer Reichweite, aber er keckerte genauso laut und eindringlich weiter wie vorher.
Neben dem Profos fuhren Stenmark und Matt Davies hoch. Blacky seufzte tief, weil er gerade von einem schönen strammen Hafenliebchen geträumt hatte. Arwenack hüpfte aufgeregt auf und nieder und kümmerte sich nicht darum, daß er Big Old Shanes mächtigen Brustkasten malträtierte.
Der frühere Schmied der Feste Arwenack riß die Augen auf und starrte die zottige Erscheinung an, die da auf ihm herumhüpfte. Einen Moment glaubte er, sich noch in einem verrückten Alptraum zu befinden, dann zerstörte Ed Carberrys Donnerstimme diese Illusion.
„Du karierter Decksaffe! Du von einem triefäugigen Wassermann im Suff gezeugte Mißgeburt!“
„Seit wann säuft der Wassermann?“ fragte Smoky, der Decksälteste, schlaftrunken.
„Halt dein Maul, verdammt! Der Affe muß den Veitstanz haben oder …“
Big Old Shane richtete sich mit einem Ruck auf.
„Donegal Daniel O’Flynn!“ brüllte er. „Bring den Affen zur Vernunft, zum Teufel!“
Schweigen.
Nur Arwenack keckerte, schlug sich auf die Brust, hüpfte zum Schott und wieder zurück. Dan O’Flynn meldete sich nicht.
„Verdammter Rotzbengel!“ brummte sein alter Vater. „Wo steckt diese mißratene Wanze? Wird Zeit, daß ich ihm mal wieder eine Tracht mit dem Holzbein verpasse.“
„Dan ist nicht hier“, stellte Jeff Bowie fest, der ehemalige Karibik-Pirat, der die gleiche Hakenprothese statt einer Hand trug wie Matt Davies.
„Vielleicht mußte er mal“, sagte Bill mit schlagender Logik.
„Und wieso, zum Teufel, stellt sich der Affe dann an wie eine Jungfrau im Puff?“
Es war Ed Carberry, der das durch die Zähne stieß. Der Profos erinnerte sich, daß sich Arwenack schon ein paarmal aufgeführt hatte wie ein übergeschnappter Derwisch: nämlich immer dann, wenn sich sein spezieller Freund Donegal Daniel O’Flynn in Gefahr befand. Carberry richtete sich ächzend auf und ließ den Blick durch das Vorschiff schweifen.
„Wo steckt eigentlich Batuti?“ knurrte er. „Der hat doch auch Freiwache.“
„Mann!“ stöhnte Smoky. „Wenn du in Zukunft jedesmal ’nen Aufstand anzetteln willst, wenn mal einer zur Galion geht …“
„Reiß nur weiter den Maul auf, wenn du das Salzfleisch demnächst direkt im Magen kauen willst“, sagte der Profos trocken. „Dahin schlage ich dir nämlich die Zähne“, fügte er erläuternd hinzu. „Blacky, Stenmark – lüftet mal eure verdammten Affenärsche an. Wir gehen zum Freiluftlokus.“
„Ich muß aber nicht“, sagte Blacky bockig.
„Ist mir scheißegal. Ich will wissen, СКАЧАТЬ