Seewölfe Paket 6. Roy Palmer
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Название: Seewölfe Paket 6

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954394951

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      Jäh riß die Wolkendecke auf.

      Die letzten Sturmböen fegten den Himmel leer, die Sonne brach hervor, die See beruhigte sich, als sei überhaupt nichts geschehen. Der Wind schlief ein. Nicht der leiseste Hauch einer Brise war mehr zu spüren – und die Männer, die jetzt wieder an Deck auftauchten, starrten schwer atmend und mit ungläubigen Augen in die Runde.

      Selbst Ed Carberry vergaß das Fluchen.

      „Bei allen Wassermännern“, murmelte er verblüffend leise. „Das ist ja Zauberei, das …“

      Er stockte abrupt. Sein Blick war auf die Verwüstung an Deck gefallen. Er schloß die Augen, öffnete sie wieder, als hoffe er, daß die Vision verschwinden würde, dann stieß er einen abgrundtiefen Seufzer aus.

      „Teufel, Teufel“, flüsterte er.

      Das war sein einziger Kommentar. Er drohte nicht einmal, den Männern die Haut abzuziehen und die Streifen an den Mast zu nageln, wenn sie nicht augenblicklich mit dem Aufklaren anfingen.

      Philip Hasard Killigrew wischte sich das triefende Haar aus der Stirn und löste die Taue, mit denen er festgebunden war.

      Er war naß wie eine aus dem Wasser gezogene Katze, und er hatte ein paar Schrammen an Gesicht und Armen, wo ihn herumwirbelnde Splitter und Trümmerstücke gestreift hatten. Sein Blick wanderte über das Durcheinander. Die Fockmarsrah existierte nicht mehr, das Steuerbord-Hauptwant bestand aus Fetzen, das Kombüsenschott war Kleinholz. Eine der schweren Culverinen hing buchstäblich an einem Faden: das Brooktau drohte jede Sekunde zu brechen.

      Hasard verzichtete darauf, sich auszumalen, was passiert wäre, wenn sich die Kanone selbstständig gemacht hätte. Mit einem tiefen Atemzug laschte er das Ruder fest und trat an die Schmuckbalustrade.

      „Klar Schiff überall“, sagte er in die atemlose Stille hinein. „Al, würdest du freundlicherweise dafür sorgen, daß die verdammte Kanone da drüben nicht über Bord geht? Kutscher, Bill, ab in die Kombüse! Ferris, du …“

      „Wasser im achteren Laderaum“, meldete Ferris Tucker, der bereit einen ersten Kontrollgang unternommen hatte. „Die Luke war gut verschalkt, aber jetzt sieht sie trotzdem aus wie Brennholz.“

      „Hauptsache, der Kahn ist nicht leck. Klar bei Lenzpumpen! Dan – in den Großmars mit dir! Nimm den Kieker mit und sieh zu, ob du den schwarzen Segler sichtest.“

      „Aye, aye, Sir!“

      Donegal Daniel O’Flynn wollte besonders schnell sein und griff blindlings hinter sich nach der Webleine. Er griff ins Leere, weil das Steuerbord-Hauptwant keine Webleinen mehr hatte. Erschrocken schrie Dan auf, als er das Gleichgewicht verlor. In der nächsten Sekunde prallte er unsanft auf den Achtersteven und schnitt ein ziemlich verdattertes Gesicht.

      Brüllendes Gelächter löste die Spannung.

      „Donegal Daniel O’Flynn“, sagte Hasard sanft, „wenn du genau hinsiehst, wirst du entdecken, daß man notfalls auch über die Backbordwanten in den Großmars entern kann.“

      Dan turnte wie ein geölter Blitz über die Nagelbank und enterte auf.

      Al Conroy, der Stückmeister, hatte die Culverine mit dem beschädigten Brooktau klariert und ging daran, die restlichen Geschütze zu kontrollieren. Ed Carberry brüllte, fluchte, drohte mit sämtlichen Strafen der Hölle und noch ein paar anderen, bei denen der Teufel vor Neid erblaßt wäre, und jeder einzelne der Männer wurde plötzlich ungeheuer emsig.

      „Dan!“ schrie Hasard zum Großmars hoch. „Kannst du den Schwarzen Segler entdecken?“

      „Keine Spur, Sir!“ rief Donegal Daniel O’Flynn zurück. „Die See ist so leer wie …“

      Er stockte abrupt.

      Hasard runzelte die Stirn und wartete. Er glaubte, daß Dan nun doch die schwarzen Segel des „Eiligen Drachen über den Wassern“ gesichtet hätte. Siri-Tong und der Wikinger hatten mit dem Viermaster etwas zurückgehangen, als urplötzlich der Sturm über die „Isabella“ hereingebrochen war. Nach Hasards Meinung konnte der Schwarze Segler nicht viel abbekommen haben, von der Wasserhose schon gar nicht. Sobald es aufbriste, würde er wieder erscheinen, aber vorerst war es etwas anderes, das Dans scharfe Augen erspäht hatten.

      „Deck!“ schrie der junge O’Flynn. „Boot Backbord querab. Der Kahn treibt kieloben! Scheint so, als hinge da jemand über den Planken.“

      „Was heißt hier ‚scheint so‘, du grüner Hering?“ fluchte der Profos. „Reiß gefälligst deine Klüsen auf und …“

      „Mann und gekentertes Boot ein viertel Strich Backbord querab!“ meldete Dan exakt. „Die Dünung treibt den Kahn auf uns zu.“

      Hasard stand bereits am Backbord-Schanzkleid.

      Inzwischen war das Boot auch mit bloßem Auge zu erkennen: eine winzige Nußschale, im Sturm gekentert, im Grunde nur noch ein trauriger Überrest mit geborstenen Planken und halb abgerissenem Kiel.

      Der Mann, den Dan O’Flynn gesichtet hatte, schien sich mit letzter Kraft an das umgeschlagene Fahrzeug zu klammern. Er lag halb über dem zerfetzten Kiel, mit ausgebreiteten Armen. Erst nach Minuten hob er mühsam den Kopf, starrte zu der ranken Galeone herüber und bewegte die Hand in einer matten Geste, die vermutlich ein Winken darstellen sollte.

      Im Großmars spähte Dan O’Flynn angestrengt durch das auseinandergezogene Spektiv.

      „He!“ schrie er so schrill, als sei er wieder in den Stimmbruch zurückgefallen. „Der sieht ja wie der leibhaftige Tod aus!“

      „Willst du ihn deshalb absaufen lassen?“ fragte Hasard trocken. „Setzt Großsegel und Fock! Pete, du übernimmst …“

      „Klar Ruder!“ meldete Pete Ballie, der längst seinen Platz eingenommen hatte und über beide Ohren grinste.

      „An die Brassen und Fallen! Anluven! Und hoch mit dem Besan, Himmeldonnerwetter noch mal!“

      Segeltuch entfaltete sich, begann sich träge unter dem kaum wahrnehmbaren Windhauch zu füllen. Die „Isabella“ schwang schwerfällig herum und erinnerte in diesen Sekunden wahrlich mehr an eine altersschwache Ente denn an einen stolzen Schwan. Aber immerhin: sie bewegte sich und glitt dem kieloben treibenden Boot entgegen.

      Minuten später konnte auch Hasard den Mann genauer sehen, der sich an das Wrack klammerte – eine ausgemergelte, sonnenverbrannte Gestalt in zerfetzten Lumpen.

      Sein Schädel war völlig kahl. Ein schmaler, knochiger Schädel, über dem die gelbliche Haut zu spannen schien, große, düster brennende Augen, ein verzerrter Mund, dessen Oberlippe von einer Narbe nach oben gezogen wurde, als blecke er ständig die Zähne. Knapp über der linken Schläfe klaffte eine handspannenlange, bereits vernarbende Wunde, die schmale, scharf gebogene Nase sprang vor wie ein Geierschnabel.

      Dan O’Flynn hatte recht: der Bursche sah wirklich wie der leibhaftige Tod aus.

      Aber er war ein Mensch und brauchte Hilfe.

      Hasard schüttelte mit einer ungeduldigen Bewegung das unbehagliche Gefühl ab, das ihn beim Anblick des Schiffbrüchigen zu beschleichen drohte.

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