Seewölfe Paket 17. Roy Palmer
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Название: Seewölfe Paket 17

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954397754

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      „Räumen Sie dieses Stück Dreck weg, bevor ganz Kolberg zu stinken anfängt!“

      Esteban Romero zitterte vor Aufregung und Empörung. In fieberhafter Eile versuchte er, der für ihn entwürdigenden Situation Herr zu werden. Daß es ihm nicht gelang, lag in erster Linie an dem noch immer in Strömen herabrauschenden Regen.

      Wie zum Hohn fiel die schwere Eichentür des Handelshauses von Manteuffel vor ihm ins Schloß. Romero fühlte sich mutterseelenallein und so verlassen wie nie zuvor in seinem Leben, allein mit dem von ihm verehrten Gesandten, den dieser englische Teufel nach seiner Meinung auf demütigende Art und Weise in die Ohnmacht getrieben hatte.

      Romero verhedderte sich in seinem eigenen Umhang und dem goldbestickten Mantel de Corias. Verzweifelt versuchte er, den Ohnmächtigen mit dessen Mantel zu bedecken, um ihn wenigstens einigermaßen vor der Nässe zu schützen. Doch je mehr er sich bemühte, desto mehr verfing er sich in dem schweren Tuch. Schon spürte er, wie ihm der Regen bis auf die Haut drang. Die schweren Tropfen, die auf das Steinpflaster klatschten, riefen kleine Fontänen hervor. Keine Menschenseele war ringsherum zu sehen, und dennoch hatte Romero das bohrende Gefühl, aus allen Fenstern von höhnischen Blicken beobachtet zu werden.

      Er wollte de Coria unter den Armen fassen und geriet mit den Füßen auf den eigenen Mantelsaum. Mit einem spitzen Schrei stürzte Romero über den Bewußtlosen und landete mit dem ganzen Gewicht seines kurzen, rundlichen Körpers in einer knöcheltiefen Pfütze.

      Heulend vor Wut rappelte er sich wieder auf. Kurzerhand schleuderte er de Corias Mantel beiseite, und jetzt gelang es ihm endlich, den Reglosen unter den Achseln zu packen. Romero war kein sehr kräftiger Mann. So blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen hilflosen Herrn am Kai entlangzuschleifen. Daß die kostbaren Schnallenschuhe des hochwohlgeborenen Gesandten dabei arg in Mitleidenschaft gezogen wurden, war noch das kleinste Übel. Viel schlimmer war, daß der Mantel zurückbleiben mußte. Oh, wenn diese von Manteuffels einen Funken Anstand im Leib hatten, dann würden sie das teure Kleidungsstück schleunigst zurückgeben.

      Esteban Romero schwitzte unter dem Regen, und das lag nicht nur an der Anstrengung. Seine Empörung steigerte sich mit jedem Schritt, den er rückwärts keuchend zurücklegte. Er fand sich damit ab, daß er vor Nässe triefte. Er fand sich damit ab, daß er nicht der Mann war, der Señor de Coria hätte schützen können. Aber er würde sich niemals damit abfinden, daß ein spanischer Edelmann so gedemütigt worden war.

      Er erreichte die Pier, an der die „Santissima Madre“ vertäut lag. Nur noch hundert Yards waren jetzt zurückzulegen. Hundert Yards durch die rauschenden Schleusen des Himmels. Romero hatte das Gefühl, daß die Schmach noch eine Ewigkeit andauern würde.

      Er passierte einen offenen Schuppen an der Landseite der Pier. Schauerleute hatten unter dem Bretterdach Zuflucht gesucht.

      „Nun seht euch das an!“ grölte eine rauhe deutsche Stimme. „Früh am Tag – und schon stinkbesoffen!“

      „Tja, die feinen Leute können sich das leisten!“ rief ein anderer.

      „Keiner von den unseren“, fügte ein dritter dröhnend hinzu, „das ist einer der feinen Pinkel von dem spanischen Schnörkelkahn!“

      „Ah, kein Wunder“, ließ sich wieder der erste vernehmen, „die Offiziere auf diesen Feudalschiffen sollen ja nichts Besseres zu tun haben, als von morgens bis abends ihren stinkigen Rotwein in sich hineinzukippen.“

      Esteban Romero wünschte sich ein Loch im Erdboden, in das er am liebsten versunken wäre. Daß er den Kerls in ihrer eigenen Sprache mit einer passenden Bemerkung hätte antworten können, fiel ihm nicht einmal ein.

      Dann, nach endlosen Minuten, hörte er vertraute spanische Stimmen, aufgeregte Stimmen. Und eilige Schritte näherten sich. Als die Decksleute ihm die schwere Last abnahmen, empfand er keine Erleichterung – eher den Drang, nun seinerseits in Ohnmacht zu fallen.

      Wie er an Bord gelangte und mit trockenen Sachen versorgt wurde, wußte er später nicht mehr. Als Kapitän de Frias ihn dann in seinen Salon zitierte, spürte Romero, daß sein Kopf glühte, und er wünschte sich abermals jenes Loch im Erdboden.

      Rodriguez de Coria, mit bleichem und eingefallenem Gesicht, lag auf der Koje und hielt sich ein Fläschchen Riechsalz unter die Nase.

      „Niemand wirft Ihnen etwas vor, Romero“, sagte de Frias, „ich habe von Señor de Coria bereits erfahren, was sich im Hause von Manteuffel abgespielt hat. Es handelt sich lediglich darum, daß wir Sie als Zeugen brauchen. Denn wir werden diesen unerhörten Vorfall keineswegs auf sich beruhen lassen.“

      Unendliche Erleichterung befiel den Dolmetscher. Und wieder war es die Empörung, die ihn zittern ließ, als er in allen Einzelheiten über das unerhörte Geschehen berichtete.

      Kapitän de Frias entließ ihn mit einer gnädigen Geste. Er wandte sich an de Coria, der unter einem Deckenstapel ruhte.

      „Ein Branntwein könnte Ihnen jetzt nicht schaden, Don Rodriguez.“

      „Her damit“, entgegnete de Coria, und er konnte nicht verhindern, daß seine Zähne klapperten.

      De Frias schenkte ein und brachte ihm das Glas.

      „Eins ist ja wohl klar“, sagte er grinsend. „Ihre Felle schwimmen davon, Don Rodriguez. Wenn Sie jetzt noch etwas beschicken wollen, gibt es nur eins.“

      „Und das wäre?“ De Coria stellte das Riechsalzfläschchen beiseite und leerte das Branntweinglas in einem Zug.

      „Die Flucht nach vorn. Was denn sonst? Am besten verteidigt man sich, indem man angreift.“

       6.

      Die Augen der Zwillinge leuchteten vor Begeisterung.

      Hasard sah sie an, erinnerte sich lächelnd an die Standpauke, die er ihnen noch immer nicht erteilt hatte, und beschloß, endgültig darauf zu verzichten. Gegenüber einem de Coria galt nicht das, was er vorgehabt hatte, ihnen über Fairneß zu erzählen.

      Arne klopfte seinem Vetter lediglich auf die Schulter. Was er sagen wollte, war damit gesagt.

      „Alle Achtung“, sagte Hasso von Manteuffel, der am Fenster stand und sich nun umdrehte. „Dein Verhalten war hart und kompromißlos, Hasard. Aber es war absolut gerechtfertigt. Ich denke, wir alle, die gesamte Familie, stehen dahinter.“

      „Daran gibt es nichts zu deuteln“, fügte Arne hinzu, „dieser de Coria beschmutzt unseren guten Namen.“

      Der Seewolf bedankte sich mit einem Lächeln.

      „Ich fürchte allerdings, daß es noch nicht ausgestanden ist. Die Schwierigkeiten fangen erst an. Aber ich werde diese Suppe allein auslöffeln. Ich möchte nicht, daß ihr noch weiter hineingezogen werdet.“ Nils Larsen übersetzte in der gewohnten zügigen Art.

      Hasso von Manteuffel wehrte ab.

      „Nein, wir lassen dich mit dieser bösen Angelegenheit nicht allein. Egal, wie die Folgen aussehen. Denn Komplikationen wird es mit Sicherheit geben. De Coria hat sich ja als Gesandter seines Königs vorgestellt. Schlimmstenfalls könnte es sogar diplomatische Verwicklungen mit Spanien geben.“

      „Abwarten“, entgegnete СКАЧАТЬ