Das Übernatürliche. Gregor Bauer
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Название: Das Übernatürliche

Автор: Gregor Bauer

Издательство: Bookwire

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783906212838

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СКАЧАТЬ von einer transzendentalen Welt zu schauen meinen, sind hirnphysiologisch erklärbare Halluzinationen. Wir sind unser Gehirn, nichts weiter. Wenn unser Hirn tot ist, sind wir tot. Die Idee, dass unsere Seele den Tod unseres Körpers überleben könnte, ist wissenschaftlich widerlegt.

      Dieses Weltbild Schmidt-Salomons entspricht dem, was Wissenschaftler heute sagen. Ist es auch human? Immerhin nennt Schmidt-Salomon sein Weltbild humanistisch.

      Schmidt-Salomon will uns aus entmündigenden Denkverboten befreien und uns ermutigen, unser Leben in die eigene Hand zu nehmen und frei von Unterdrückung unsere Persönlichkeit zu entfalten. Das ist human. Er will uns davon überzeugen, dass wir in einem Universum leben ohne Transzendenz, ohne Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Das ist human für diejenigen unter uns, die mit dieser Vorstellung gut zurechtkommen. Aber was ist mit den anderen?

      An diesem Punkt täuscht sich Schmidt-Salomon, und mit ihm alle, die offensiv einen hoffnungsfrohen Atheismus für alle propagieren: Ihm ist nicht klar, wie schrecklich der Verlust des Glaubens für religiöse Menschen sein kann.

      Wer Religion nicht braucht, sollte nicht damit behelligt werden. Es ist in Ordnung, Atheistin oder Atheist zu sein. Aber stellen Sie sich eine Mutter vor, die glaubt, dass ihr tödlich verunglückter Sohn im Jenseits weiterlebt und dass sie ihn dort eines Tages wieder in ihre Arme schließen wird. Wie sollte es für sie eine frohe Botschaft sein, dass das Jenseits wissenschaftlich widerlegt sei?

      Es gibt einen naturalistischen Weg, mit dem Tod umzugehen. Aber nicht für alle. Und Schmidt-Salomon will alle überzeugen. Was mich angeht: Ich finde die Vorstellung, dass mit dem Tod alles aus sein soll, unerträglich. Natürlich könnte sie dennoch wahr sein. Aber so lange das nicht mit absoluter Sicherheit feststeht: Warum sollte ich nicht weitersuchen nach Anhaltspunkten für Transzendenz?

      Im nächsten Kapitel beschäftigen wir uns mit den Versuchen der Philosophen, Gott zu beweisen. Sind diese Versuche überholt?

       3.

       Gottesbeweise:

      Hat Kant sie widerlegt?

      2007 waren viele Millionen US-Bürger weit über ihre Verhältnisse verschuldet. Angelockt von leichtfertigen Kreditangeboten, hatten sie Immobilien erworben, ohne zu wissen, wie sie ihre Hypotheken jemals abbezahlen sollten. Hatten sie nicht bedacht, dass die hohen Raten sie im Alltag zu sehr einschränken würden, dass sie krank oder arbeitslos werden könnten, dass der Wert ihrer Immobilie sinken, die Zinsen dagegen steigen könnten? Offensichtlich nicht: Die Immobilienblase platzte, zahllose Häuslebauer verloren ihr Dach über dem Kopf.

      Bestimmt hatte jeder Investor für seine fatale Fehlentscheidung rational wirkende Gründe. Aber wie viele unvermögende Menschen haben damals solche Gründe lediglich vorgeschoben, um ihren Leichtsinn zu kaschieren? Folgten sie ihrer Vernunft – oder folgten sie in Wirklichkeit gegen jede Vernunft ihrer tiefen Sehnsucht, ein eigenes Heim zu besitzen und darin zu leben?

      „Gottesbeweise“ sind wie die rational wirkenden Gründe, die wir vorschieben, um unserer Sehnsucht zu folgen. Wirklich relevant sind sie nicht: Wohl keiner der Theologen, die sich im Lauf der Geschichte irgendwelche Gottesbeweise ausgedacht haben, hat aufgrund derartiger Beweise an Gott geglaubt. Ausschlaggebend für ihren Glauben waren wohl eher Motive wie der tiefe Wunsch, dass die Welt sinnvoll gefügt sei, dass in und über allem ein intelligentes und gutes Wesen stehe, dass das Leben mit dem Tod nicht ende und dass dies alles möglichst konform sei mit der religiösen Doktrin der eigenen Familie und Gesellschaft.

      Insofern verwundert es nicht, dass das Ergebnis von zwei Jahrtausenden Bemühung um eine rationale Begründung des Glaubens an einen Gott eher mager ist. Oder ist dieses Urteil zu schroff? Findet sich unter den Gottesbeweisen vielleicht doch das eine oder andere Argument, das Sie überzeugen könnte? Immerhin hat sogar Kant, der Zertrümmerer der Gottesbeweise, mindestens ein Argument für den Glauben gelten lassen. Schauen wir uns also die gängigen Gottesbeweise an.

       Der ontologische Beweis: Muss Gott existieren, weil er der Größte ist?

      Unser erster Gottesbeweis, der „ontologische“, stammt von dem Erzbischof Anselm von Canterbury (ca. 1033–1109). Der heiliggesprochene Kirchenlehrer hat dazu beigetragen, dass die mittelalterliche Theologie rationaler wurde. Doch wer seinen ontologischen Gottesbeweis heute zum ersten Mal liest, könnte das Gefühl haben, jemand schnüre ihm einen Knoten ins Hirn:

      •Gott ist der Größte. Er ist also das, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann. Das aber, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann, muss wirklich existieren. Denn sonst würde ihm ja etwas fehlen: das Existieren nämlich. Wenn Gott aber etwas fehlen würde, dann wäre er ja unvollkommen – also nicht das, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann. Gott ist aber vollkommen. So haben wir ihn schließlich definiert. Also muss Gott existieren.

      Anselm hat diesen Gedanken viel poetischer ausgedrückt. Vielleicht hat er ihn gar nicht als Beweis aufgefasst, sondern als Meditation, für Menschen, die bereits an Gott glauben, also nicht mehr überzeugt werden müssen. Als Beweis jedenfalls ist er untauglich. Das lässt sich mit folgendem Gegenbeweis veranschaulichen:

      •Die Erschaffung der Welt ist das Größte. Sie ist also das, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann. Gott aber wäre, wenn es ihn gäbe, größer als die Erschaffung der Welt. Das aber widerspräche der Prämisse. Also existiert Gott nicht.

      Einen ähnlichen Gegenbeweis von Douglas Gasking zitiert Richard Dawkins in „Gotteswahn“ (S. 117).

      Natürlich ist dieser Gedankengang unsinnig – aus denselben Gründen wie der Beweis des Anselm: weil man nicht von einem ausgedachten Begriff auf etwas real Existierendes schließen kann.

       Die Wette des Pascal: Mag Gott eingeschüchterte Gläubige mehr als mutige Atheisten?

      Ein anderer Beweis stammt von Blaise Pascal (1623–1662). Der französische Mathematiker, Physiker und Philosoph war von einem tiefen mystischen Erlebnis geprägt: 1654 erfuhr er „den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, nicht den der Philosophen und Gelehrten“. Die Erinnerung daran trug er, in den Saum seines Mantels eingenäht, stets bei sich.

      Zu Pascals Zeit wollten viele Denker bereits Glauben und Wissen klar voneinander trennen. Ihm jedoch war das nicht geheuer. Er wollte Verstand und Herz zusammenführen.

      Pascals Gottesbeweis, besser gesagt, seine „Wette“, ist sicherlich nicht seine beste Idee, aber wohl seine berühmteste. Im Grunde ist sie kein Beweis, sondern ein Überredungsversuch, aus pragmatischen Gründen sicherheitshalber an Gott zu glauben. Die Wette geht so:

      •Gott existiert entweder, oder er existiert nicht. Die Vernunft kann das nicht entscheiden. Wir aber müssen uns entscheiden. Denn wir müssen unser Leben gestalten, und wir haben dabei keine andere Wahl, als entweder auf die eine oder auf die andere Option zu setzen. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als die folgende Wette einzugehen:

      -Option 1: Ich glaube an Gott. Dann gewinne ich entweder – falls Gott nicht existiert – nichts oder ich gewinne – falls er existiert – alles: die ewige Seligkeit.

      -Option 2: Ich glaube nicht an Gott. Dann gewinne ich entweder – falls er nicht existiert – nichts oder ich verliere – falls er existiert – alles: die ewige Seligkeit.

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