Okertal-Atlantis. Marie Kastner
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Okertal-Atlantis - Marie Kastner страница 8

Название: Okertal-Atlantis

Автор: Marie Kastner

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783967525427

isbn:

СКАЧАТЬ

      Na, mal sehen … vielleicht ergeben sich Hinweise bei den Befragungen aus ihrem Umfeld. Schon seltsam, dass der Täter wirklich gar nichts am Tatort zurückgelassen hat. Kein einziges Haar, das einen DNS-Abgleich erlaubt hätte. Entweder trug er eine Mütze oder er ist Glatzkopf – oder er hat einfach Glück gehabt, sinnierte Mader.

      Er zog seine Latex-Handschuhe über und stöberte noch eine Weile planlos in Anne Gräbners Schränken, aber ohne was Signifikantes zu finden. Auf dem Küchentisch stand noch das ungeöffnete Postpaket, das die Nachbarin gebracht hatte. Es stammte von einem Internet-Klamottenversand. Mader zog ab, schließlich musste er rechtzeitig zur Besprechung zurück im Revier sein.

      Im Hinterkopf dachte er schon über einen passenden Namen für die Soko nach, die er wiedereinzurichten beabsichtigte. Ihm wollte jedoch nichts Treffliches einfallen und deswegen beschloss er, seine Kollegen nach Vorschlägen zu fragen.

      Eine halbe Stunde später postierte er sich vor der großen Magnettafel, auf welche Marit bereits das grässliche Tatortfoto des Opfers gepinnt und die bislang bekannten Daten vermerkt hatte. Alles schien wie gewohnt abzulaufen.

      Nahezu zeitgleich trudelten nun seine geschätzten Kollegen Marit Schmidbauer, Steffen Beckert, Fred Jablonski, Verena Kant und ebenso Revierleiter Thomas Wolters ein. In diesem Moment hätte Mader sich in seinem Element so richtig wohlfühlen können, wäre da nicht Marits nebulöse Ankündigung gewesen.

      Sie hatte die Lage bedauerlicherweise zutreffend eingeschätzt. Nach dem ersten Briefing ging es um die Einrichtung der Soko – und Mader stieß sofort auf kategorischen Widerstand.

      »Kommt keinesfalls infrage. Ich möchte nicht, dass fünf meiner besten Ermittler mit geistigen Scheuklappen durch die Gegend laufen, sich wochenlang nur auf einen einzigen Fall konzentrieren und dafür alles andere stehen und liegen lassen. Dafür sind wir wegen Sparmaßnahmen der vergangenen Jahrzehnte zu unterbesetzt. Nein, meine sehr verehrten Herrschaften, es ist heutzutage Multitasking angesagt.

      Es ist ja nicht so, dass dies zurzeit unsere einzige Baustelle wäre. Zum Beispiel ist ein gewisser Rainer Klimroth heute in Deutschland eingetroffen, der ja ebenfalls in Ihre Zuständigkeit fällt, wie Sie sich sicher erinnern werden. Argentinien hat ihn bewundernswert zügig an Deutschland ausgeliefert. Er fährt gerade in die Justizvollzugsanstalt Halle ein, wo er in der Untersuchungshaft zeitnah befragt werden muss.

      Schließlich ist unser Fall Feuersbrunst keineswegs abgeschlossen. Uns fehlen noch etliche Zusammenhänge, ohne die wir bei der Staatsanwaltschaft keine Chance auf eine Anklage bekämen. Die Beweislage ist viel zu dünn, weist eklatante Lücken auf. Das BKA ermittelt, wie Sie ebenfalls sehr genau wissen, nur in Richtung der internationalen Konzerne weiter, nicht jedoch in Bezug auf unsere lokalen Korruptionsgenies. Diese geldgierige Bande dürfen wir schon selber dingfest machen.

      Klimroths Komplizin Michaela Thomeier konnten wir, abgesehen von der vorsätzlichen Brandstiftung an ihren eigenen Apartments selbstverständlich, nichts Gravierendes nachweisen. Entweder kennt sie das Verbindungsglied zwischen Megastroi, der Hotelkette Living Dreams und ihrem alten Freund Klimroth tatsächlich nicht – oder sie schweigt wie ein Grab. Mal sehen, vielleicht ist unser ehemaliger Baureferent gesprächiger.

      Das ist aber immer noch nicht alles. Wir müssen vor Ort ein paar Befragungen für die Kripo Leipzig durchführen. Die Familie eines mutmaßlichen Serienvergewaltigers lebt drüben in Derenburg. Wir haben die Ehre, bei Vernehmungen und Hausdurchsuchungen behilflich zu sein.«

      Sein Raubvogelblick fixierte jetzt explizit Mader.

      »Tut mir leid. Sie werden sich ein bisschen umstellen müssen. Je weniger Sie sich dagegen sträuben, desto einfacher wird es.«

      Der Angesprochene schüttelte den Kopf, wirkte immer noch leicht amüsiert. In diesem Moment hätte er sich nicht eingestehen können, dass Wolters‘ Argumente eingängig klangen.

      »Ah ja, und wie stellen Sie sich das in der Praxis vor? Soll jeder von uns in Eigenregie irgendwas ermitteln, und zwar immer nur dann, wenn er glaubt, gerade Zeit zu haben?«, fragte er süffisant.

      »Jetzt werden Sie bloß nicht albern! Ich weiß selber, dass die Chance, einen Täter zu erwischen, in den ersten vierundzwanzig Stunden nach der Tat am größten ist.

      Selbstverständlich sollen Sie weiterhin als Team zusammenarbeiten, nur eben viel … flexibler. Mal mit weniger Leuten, mal mit zusätzlichen Beamten, je nach Bedarf und Notwendigkeit. Mader, ich muss mich blind darauf verlassen können, dass Sie diese Umstellung hinkriegen. Verstehen Sie das bitte, auch ich bin gewissen Zwängen unterworfen. Wir müssen einfach in der Lage sein, auf mehreren Hochzeiten zur selben Zeit zu tanzen.

      Höchstens in Krimis wird gemütlich ein Fall nach dem anderen abgearbeitet. Die Harzer Schwerverbrecher halten sich bedauerlicherweise nicht an unseren Terminkalender.«

      Damit erhob sich der Revierleiter von seinem Stuhl, empfahl sich höflich und verließ eiligen Schrittes den Besprechungsraum. Zurück blieb ein konsterniertes Häuflein Beamter.

      »War das sein voller Ernst?«, überlegte Marit laut.

      »Ich fürchte ja. Wir müssen uns unbedingt was einfallen lassen. Keine Soko … der hat doch ein Rad ab. Es gibt noch mehr Beamte in dieser Dienststelle, die er mit den ach so dringenden anderen Aufgaben betrauen könnte.

      Da will zweifellos jemand das Rad neu erfinden, bloß um sich auf unsere Kosten mit einem individuellen Führungsstil profilieren zu können. So sieht das jedenfalls für mich aus. Vermutlich sind ihm die Vorschusslorbeeren anlässlich seines Dienstantritts zu Kopf gestiegen. In der Zeitung war die Rede von einem jungen, dynamischen Kriminalisten-Talent. Reine Schikane, was er da abzieht«, grummelte Mader angefressen.

      Nun erhob sich auch er, löste den Rest der Versammlung auf. Das Gehörte wollte jetzt in der Abgeschiedenheit seines Büros erst einmal verarbeitet werden.

      Nach dieser Besprechung setzte sich Thomas Wolters in seinen Chefsessel, starrte für ganze fünf Minuten die Wände an. Er war mit sich selbst uneins, ob sein Vorgehen tatsächlich das richtige gewesen war. Er hatte sich bei den Leuten der Mordkommission soeben keine Freunde gemacht, das war ihm voll bewusst.

      Nie hätte er sich bei Übernahme des Postens träumen lassen, welch negative Begleiterscheinungen so eine Revierleiterstelle mit sich brachte.

      Zumindest in diesem Punkt hatte sein Amtsvorgänger durchaus Recht behalten. Die Hauptverantwortung für die Sicherheit der Menschen aus dieser Stadt übernehmen zu müssen, drückte stärker als angenommen. Er schlief neuerdings sehr schlecht. Aber ob Remmlers ›wohlmeinende‹ Insider-Tipps zur Personalführung tatsächlich das Gelbe vom Ei waren, blieb noch dahingestellt. Sie schienen ihm ein wenig zu radikal zu sein.

       Sie müssen sich in einigen wichtigen Punkten gegen den Willen Ihrer Leute durchsetzen, sich deutlich von allen Kolleginnen und Kollegen abheben und unpopuläre Entscheidungen treffen, auch wenn es schwerfällt. Vermeiden Sie das Duzen. Und vor allem: Seien Sie kein Wendehals, bleiben Sie bei Ihren ursprünglichen Ansichten, solange es irgendwie möglich ist. Sonst spielen die Mitarbeiter Katz und Maus mit Ihnen, versuchen wie Kinder, ihre Grenzen über Diskussionen und offenen Ungehorsam auszutesten.

      Polizisten sind naturgemäß fast alle Alphamännchen und -weibchen, das bringt der Job mit sich. Schließlich ist da Durchsetzungsvermögen gefragt. Es würde niemand lange zögern, wenn es darum ginge, Ihnen das Zepter aus der Hand zu reißen. Und wenn das Kind in puncto Respekt erst einmal in den Brunnen gefallen wäre, dann СКАЧАТЬ