Okertal-Atlantis. Marie Kastner
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Название: Okertal-Atlantis

Автор: Marie Kastner

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783967525427

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      »Okay … also los!«

      Einige Querstraßen von der Avenue entfernt erwischten sie endlich ein freies Taxi. Sie hielten es an und ließen sich keuchend in den Fond sinken.

      »Ich hätte nie gedacht, dass es in dieser angeblich kultivierten Weltstadt solche asozialen, ja kriminellen Elemente gibt. Was für eine unzivilisierte Horde von Barbaren. Dieses brutale Gerangel hatte mit einer Demonstration beim besten Willen nichts zu tun, mit demokratischer Meinungsäußerung schon gar nicht. Das waren einfach nur verkappte Hooligans«, schimpfte Julia, nachdem sie wieder halbwegs zu Atem gelangt war.

      Bernd zog indigniert die linke Augenbraue hoch.

      »Siehst du, nun bist du auch in der Realität angekommen. Von wegen ›Stadt der Liebe‹ … es gibt hier etliche Orte, an die man gar nicht erst gehen sollte, erst recht nicht nachts.

      Der Park Bois de Boulogne verwandelt sich dann beispielsweise in einen einzigen illegalen Puff. Oder nimm zum Beispiel das berüchtigte Département Saint-Denis, durch das wir auf dem Weg vom Flughafen zur Innenstadt gefahren sind. Dieses heruntergekommene Viertel hat die höchste Kriminalitätsrate der Stadt.

      Es gibt etliche U-Bahnstationen, die selbst tagsüber brandgefährlich sind – sowie natürlich das für alle Nicht-Muslime kaum zugängliche Einwandererquartier La Goutte d’Or, eine der übelsten No-go-Areas von Paris, wo rund um die Uhr sogar Soldaten mit Maschinengewehren im Anschlag bereitstehen. Die Zustände dort werden von den Politikern gerne totgeschwiegen.

      In all diesen ›Banlieues‹ bekommen selbst die Polizisten Angst, wagen sich kaum hinein. Es gibt in der Stadt also nicht nur Licht, sondern auch sehr viele Schattenseiten und Subkulturen.

      Die Gelbwestenproteste sind vergleichsweise harmlos, solange man nicht mittendrin landet. Aber du musstest ja unbedingt den verdammten Triumphbogen von allen Seiten anschauen, anstatt dort rechtzeitig zu verschwinden, wie ich es zu unserer Sicherheit angeregt hatte.«

      In Julias grünen Augen stand blankes Unverständnis zu lesen. Sie sah ihren Gatten vorwurfsvoll, wenn nicht sogar ein bisschen zornig, von der Seite an.

      »So, du hattest all das vorher schon gewusst. Und warum hast du diese Reise trotzdem für uns gebucht? In jedem Urlaub passiert einem was anderes, wenn man mit dir unterwegs ist.«

      Bernd erwiderte vorsichtshalber nichts, war aber heilfroh, dass der Spuk in wenigen Tagen vorüber sein würde. Jetzt freute er sich geradezu auf die Rückkehr in sein Polizeirevier.

      *

      

       05. Dezember 2018, Revierkommissariat Wernigerode

      Mit gemischten Gefühlen betrat Hauptkommissar Mader seine Dienststelle. Einerseits war er froh, Paris und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten hinter sich gelassen zu haben, doch andererseits fühlte er sich immer noch gestresst, war jetzt erst so richtig urlaubsreif. Der heftige Streit zwischen ihm und Julia am vergangenen Abend hatte ihm den Rest gegeben.

      Eine strahlende Marit empfing ihn auf dem Flur, stellte sich ihm in den Weg. Sie schien ihm aufgelauert zu haben.

      »Hey, da bist du ja wieder, Chef! Wir haben schon sehnsüchtig auf dich gewartet.« Nur mit Mühe konnte sie sich davon abhalten, ihn herzlich zu umarmen, seinen Körper an sich zu pressen.

      Er blieb stehen, blickte skeptisch drein, stöhnte.

      »Soso … dann gibt es also einen neuen Mordfall, oder?«

      »Ja, das bedauerlicherweise auch. Aber ich freue mich wirklich, dich wiederzusehen. Persönlich, so als Mensch, meine ich«, beharrte seine um elf Jahre jüngere Kollegin.

      »Geht mir umgekehrt genauso, aber dazu erzähle ich dir später mehr. Ein neuer Mordfall … und ich dachte, der Harz sei eine ruhige, ereignislose Ecke in Deutschland. Dabei sterben hier die Leute anscheinend wie Fliegen.«

      »In letzter Zeit haben wir in Sachsen-Anhalt tatsächlich keine sehr gute Statistik. Die Zahl der Gewaltdelikte ist in den letzten drei Jahren gestiegen, während die Wohnungseinbrüche allmählich wieder zurückgehen. Die allerletzten Stückchen ›heile Welt‹ verschwinden, nun ist das Verbrechen auch hier heimisch. Und ich kann deswegen meinen Weihnachtsurlaub knicken. Eigentlich hätte ich in die Sonne fliegen wollen.«

      »Nimm‘s leicht, Marit. Die sogenannten Urlaubsfreuden werden ohnehin überbewertet, das kann ich dir aus jüngster Erfahrung verraten«, brummte Mader ironisch.

      Ihre braunen Rehaugen versprühten Fragezeichen.

      »War es denn nicht schön in Paris?«

      »Jein, würde ich sagen. Die Stadt an sich ist ja ganz nett, aber ich war voll im Romantik-Stress. Julia war richtiggehend hyperaktiv, brachte mich mit all dem Sightseeing manchmal bis an die Grenzen meiner Geduld. Ich hasse lange Warteschlangen – und nicht nur die. Mir kann Paris gestohlen bleiben.

      Unsere jeweiligen Traumvorstellungen von einer gelungenen Urlaubsreise gingen jedenfalls weit auseinander. Erholen konnte ich mich dabei kaum. Am Ende war dann auch sie unzufrieden, meinte, ich würde ihr mit meinem Starrsinn alles vermiesen und das Verbrechen wie ein Magnet anziehen. Ich erzähle dir später, wie sie darauf kam. Wie ist das eigentlich mit dir, warst du selber schon in Paris?«

      »Nee. Und ich will da auch nie hin. Für Städtetrips habe ich wenig übrig und für Frankreich erst recht nicht. Die Sprache ist schrecklich. Ich gehe viel lieber wandern, mache Ausflüge oder möchte am Strand relaxen. Was nun ja dummerweise auch nicht passieren wird.«

      Mader legte den Kopf schief, sah sie gespielt vorwurfsvoll an.

      »Ah so. Na toll, Madame. Wieso hattest du mir dann zu dieser Reise geraten und behauptet, wenn Julia Paris nicht gefiele, wäre sie keine echte Frau? Bist du etwa keine?«

      Marit zuckte mit den Achseln, grinste schelmisch.

      »Jedenfalls kein typisches Weibchen. Ich bin Polizistin, da hat man grundsätzlich einen nüchternen Blick auf die Dinge.«

      »Auch wieder wahr. Also gut, zurück zum Boden der mörderischen Tatsachen. Was haben wir diesmal?«

      »Weibliche Leiche, Alter siebenundzwanzig, gefunden von der Nachbarin im Bett ihrer Mietwohnung. Todeszeitpunkt lag laut Gerichtsmediziner zwischen drei und vier Uhr morgens, genauer kann man es nicht bestimmen. Sie war beim Fund bis zum Hals zugedeckt gewesen. Das Bettzeug könnte also nach dem Tod ihre Körperwärme noch eine Weile gespeichert haben.

      Ihre Hände und Füße waren mit stabilen Kabelbindern gefesselt und sie ist, höchstwahrscheinlich mit einem weiteren derselben Sorte, direkt am Fundort erdrosselt worden.

      Die Todesursache steht bereits fest. Der Schlag auf den Kopf, der ihr vorher zugefügt wurde, war jedenfalls nicht tödlich.«

      »Einbruchspuren?«

      »Allerdings, die Wohnungstür ist mit einem Brecheisen aufgehebelt worden. Aber von ihren Nachbarn will keiner was mitbekommen haben. Teils arbeiten diese in Nachtschicht, waren zur Tatzeit nicht zu Hause, teils sind es ältere Leute, die womöglich schlecht hören. Wir müssen diese Leute natürlich nochmal vorladen. Zum Glück gibt es im Haus nur sechs Parteien.«

      »Ergo СКАЧАТЬ