Okertal-Atlantis. Marie Kastner
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Название: Okertal-Atlantis

Автор: Marie Kastner

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783967525427

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СКАЧАТЬ dort klingeln, beziehungsweise aufsperren können, um hineinzugelangen.«

      »Richtig. Dasselbe hatte ich mir auch schon überlegt.«

      »Ist sie vergewaltigt, ausgeraubt oder misshandelt worden?«

      »Nichts von alledem. Es gibt keine Hautpartikel des Täters unter den Fingernägeln. Fremde Fingerabdrücke haben die Kollegen erstaunlicherweise auch nicht sichern können, lediglich ihre eigenen und die der Nachbarin. Offenbar hatte sie momentan keinen Freund. Im Bad stand lediglich eine einzelne Zahnbürste.

      Der Täter oder die Täterin muss sie im Schlaf oder Halbschlaf überrascht haben; wobei die brachiale Kraft, mit der ihr die Kehle zugeschnürt wurde, eher auf einen Mann hindeutet, meint der Rainer Müller. Der Kabelbinder hat sich tief ins Fleisch gegraben.

      Was das mutmaßliche Motiv für diesen brutalen Mord angeht, tappen wir noch vollkommen im Dunklen. Es existiert weder eine Lebensversicherung, die einen Begünstigten zur Tat verleitet haben könnte, noch wurde ihr Schmuck, Kreditkarten oder Bargeld entwendet. Davon gab es einiges in der Wohnung. Einen Raubmord kann man somit ausschließen.

      Feinde soll sie keine gehabt haben. Diese Anne Gräbner wird durchwegs als nette, hilfsbereite junge Frau beschrieben, die jeder gut leiden mochte. Fragt sich bloß, wieso sie dann überhaupt umgebracht wurde. Vielleicht handelt es sich nur um ein Zufallsopfer und der Täter wurde gestört, ehe er seine eigentliche Absicht durchziehen konnte. Es gibt keine Hinweise darauf, was er in der Wohnung gewollt haben könnte.«

      »Mist! Und was hatte die Nachbarin dort verloren?«

      »Sie wollte Anne angeblich ein Postpaket vorbeibringen, das sie am Nachmittag vor dem Mord an ihrer Statt angenommen hatte. Um diese Uhrzeit war Anne noch auf ihrer Arbeitsstelle im Behindertenheim gewesen. Sie ist … äh, war dort als Ergotherapeutin angestellt.

      Später hatte die Nachbarin selbst das Haus verlassen. Sie arbeitet bei einer Putzkolonne. Deshalb war sie erst am nächsten Tag hinübergegangen, um ihr das Paket zu bringen. Sie sah, dass die Wohnungstür einen Spalt offenstand, ging rufend hinein – und fand zu ihrem Entsetzen kurz darauf die Tote. Angela Pfeiffer hat sofort einen Notruf abgesetzt.«

      »Der Täter hatte nicht mal die Tür hinter sich geschlossen? Also wollte er vermutlich erreichen, dass sein Opfer schnell gefunden wird«, sinnierte Mader.

      »Oder es war ihm schlichtweg egal«, ergänzte Marit.

      »Auch möglich. Schön, dann bring mir bitte die Akte – und ein schönes Käffchen. Ich werde mich grob vorinformieren und mir anschließend selbst ein Bild am Tatort machen.

      Um zwei treffen wir uns im Besprechungsraum. Sag nachher allen Kollegen Bescheid, ebenso dem Wolters. Wir haben wieder mal die Ehre, unsere bewährte Soko wiederaufleben zu lassen«, verfügte der Hauptkommissar.

      Marit rührte sich nicht von der Stelle, wirkte verlegen.

      »Ähm … wie soll ich dir das am besten beibiegen … letzteres wird eher nicht passieren. Der Wolters hat sich bereits entsprechend geäußert. Er hält nichts davon, Ressourcen an einen einzigen Fall zu binden. Am besten sprichst du zuerst selbst mit ihm, bevor du den Vorschlag in versammelter Runde bringst.«

      Auf Maders Stirn bildete sich eine markante Falte.

      »Dann fängt der also auch schon mit Allüren an? Die müssen wir ihm schleunigst abgewöhnen, ansonsten haben wir bald einen zweiten Remmler im Büro hocken. Ich werde daher lieber nicht vorab mit ihm sprechen, dazu hätte ich auch keinerlei Veranlassung. Vielleicht wird die Besprechung nachher tatsächlich richtig peinlich, aber es fragt sich im Zweifelsfall, für wen. Danke jedenfalls für die Vorwarnung.«

      »Okay, Bernd … du bist unser Boss und wirst bestimmt am besten wissen, wie man damit umgeht. Die Mordkommission ist Wolters‘ absolutes Steckenpferd, die polizeiliche Königsdisziplin, wie er es neulich nannte. Ich dachte es wäre besser, du wüsstest das, bevor du dich bei ihm in die Nesseln setzt.«

      »Das ist mir bewusst, bitte verstehe mich nicht falsch. Aber es ist doch wahr, oder? Die Vernunft muss bei derartigen Meinungsverschiedenheiten siegen. Da kann es kaum schaden, wenn weitere Leute anwesend sind, die ihren Senf dazugeben. Er wird sich an uns anpassen müssen, nicht etwa umgekehrt. Schließlich können wir mit unserer Methode Erfolge vorweisen. Wir haben mithilfe einer Soko sowohl den Brockopathen als auch diesen mordlustigen Krimischreiberling erwischt, verflixt nochmal!«

      Marit nickte achselzuckend und entfernte sich. Bernd würde schon noch mitkriegen, wie sehr sich der Neue zu seinem Nachteil verändert hatte.

      *

       Am frühen Nachmittag …

      In Anne Gräbners verlassener Wohnung hing ein unangenehm muffiger Geruch. Zwar hatte es sich um einen unblutigen Mord gehandelt und die Tote war bereits nach wenigen Stunden gefunden worden, aber dennoch glaubte Mader, den charakteristischen Duft nach Tod und Verderben riechen zu können. Vielleicht war diese Wahrnehmung aber auch nur seiner Fantasie geschuldet, die er hier am Tatort zu bemühen hatte.

      Sein geschulter Blick registrierte jede Kleinigkeit. Vor seinem geistigen Auge entstand ein Szenario, fast wie ein Film, den er aus den bereits eruierten Einzelheiten zusammensetzte.

      Er sah eine schwarz vermummte Gestalt die unversperrte Wohnungstür aufhebeln, sich hektisch im Treppenhaus nach eventuellen Zeugen umsehen, und vollends in die dunkle Wohnung huschen. Geduckt schlich der Eindringling durch die Diele.

      Im Schlafzimmer zur Linken lag eine zugedeckte junge Frau, die ihren Oberkörper leicht von der Matratze anhob. Sie schien sich unsicher zu sein. Hatte sie nun ein merkwürdiges Geräusch an der Wohnungstür gehört oder nur geträumt?

      In diesem Moment sprang der Täter die Frau an. Für sie schien er aus dem Nichts zu kommen. Der immer noch schlaftrunkenen Frau blieb keine Zeit zum Schreien. Sie strampelte und schlug so ziellos wie panisch um sich, während ihr der Täter mit einer Hand den Mund zuhielt.

      Er zog ihr sein mitgebrachtes Brecheisen über den Schädel, verursachte damit eine stumpfe Verletzung am Vorderkopf. Sie war bewusstlos. Er fesselte ihr sicherheitshalber Hände und Füße und erwürgte sie danach mit einem Kabelbinder, sodass sie aus ihrer Ohnmacht nie mehr erwachen sollte. Dann deckte er sie zu und huschte auf leisen Sohlen davon. Sein Brecheisen nahm er wieder mit.

      Die realitätsnahe Szenerie in Maders Gehirn fiel schlagartig in sich zusammen. Mehr Details kannte er noch nicht. Alles weitere wäre bloße Spekulation gewesen, er aber musste sich an Fakten halten. Rückschlüsse konnte man jedoch schon einige ziehen.

       Wahrscheinlich trug er bei der Tat Handschuhe und hatte seine Unterarme mit einem Kleidungsstück bedeckt. Ansonsten hätte man unter Anne Gräbners Fingernägeln Hautpartikel gefunden. Eine Beziehungstat ist eher unwahrscheinlich. Das schätzen die Kollegen völlig richtig ein. Annes Gesicht wurde nämlich nicht mit Kissen oder Ähnlichem verhüllt, was andernfalls höchstwahrscheinlich der Fall gewesen wäre.

       Man kennt das aus einschlägigen Fällen. Ein Mörder kann seinem Opfer nach der Tat normalerweise nicht ins Gesicht schauen, wenn er eine emotionale Verbindung zu ihm hat. Ob Liebe oder Hass ist dabei egal. Aber hier war das wohl nicht der Fall. Zumindest die Augen hat er ihr nach der Tat geschlossen, steht im Bericht des Rechtsmediziners.

       Da dieser Mörder nichts gestohlen und scheinbar auch keine persönlichen Ressentiments gegen Anne СКАЧАТЬ