Krähwinkeltod. Thomas L. Viernau
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Название: Krähwinkeltod

Автор: Thomas L. Viernau

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783967525151

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СКАЧАТЬ als ob er über ihm ausgestoßen worden wäre. Aber da war natürlich nichts außer dem sternenübersäten Himmel.

      Von da oben konnte er nicht gekommen sein, ja, er konnte nicht einmal feststellen, ob der Schrei aus einer männlichen oder weiblichen Kehle gekommen war. Vielleicht war es ja auch kein menschlicher Schrei.

      Einige Tiere im Todeskampf sollten auch solche Schreie von sich geben. Möglicherweise hatte ein Fuchs einen Hasen … oder ein Uhu eine Maus… Kopfschüttelnd verwarf er jedoch die Idee, nein, die Intensität und die Länge des Schreis wiesen eindeutig auf eine menschliche Quelle hin.

      Doch wer sollte nachts um Drei so markerschütternd schreien? Hier im Dorf schlief um diese Uhrzeit jeder. Nirgends war ein Licht zu sehen. Ob noch jemand anders den Schrei gehört hatte? Er beobachtete die Häuser, möglicherweise waren durch den Schrei ja ein paar leichte Schläfer geweckt worden.

      Doch nichts passierte. Das Dorf lag still und dunkel vor ihm. Aber er hatte sich den Schrei doch nicht eingebildet! Er hatte ihn gehört, klar und deutlich. Was war da los?

      Er klappte seine Astrokalender zu, trank noch einen Schluck heißen Kaffee und stieg vorsichtig die Treppe hinab. Irgendwo musste doch die Ursache des Schreis zu finden sein.

      Möglicherweise brauchte jemand Hilfe. Er lief mit seiner Taschenlampe die Straße entlang. Nichts war zu sehen. Auch die andere Straße des kleinen Dorfs war still und dunkel. Hatten ihm seine Sinne nicht doch etwa einen Streich gespielt?

      Ein Schatten huschte über die Straße ins unbewohnte Haus Nummer Sieben. Eine Katze? Ein Marder? So richtig konnte er es nicht erkennen. Vielleicht narrte ihn auch nur seine Einbildung.

      Schwarze Schatten flogen plötzlich durch die Nacht, begleitet von einem ärgerlichen Krächzen. Golm zuckte zusammen. Seit wann waren den Raben nachtaktiv?

      Verunsichert ging er wieder zurück ins Haus. Sternegucken war für heute Nacht erst einmal passé.

      II

      Das Dorf, Haus Nr. 14

      Freitag, 28. September 2007

      Das Dorf lag verlassen und vergessen inmitten der eintönigen Felder. Es gab nur zwei Straßen. Insgesamt waren es vierzehn Häuser, die sich entlang der beiden Straßen versammelt hatten. Die meisten waren alte Feldsteinhäuser mit dazugehörigem Hof und Stallungen nebst Scheunen. Einige Häuser, vielleicht eine Handvoll, schienen neueren Ursprungs zu sein. Sie besaßen meist nur einen Vorgarten und ein Carport.

      Kein Kirchturm kündete vom Vorhandensein des Ortes, kein Schloss oder Gutshaus machte es für Wanderer zu einem beliebten Reiseziel. Es gab nichts wirklich Besonderes. Nur die beiden Straßen und ihre vierzehn Häuser.

      Der Freitagabend war die Zeit, in der die Pendler von ihren Arbeitsstellen in den benachbarten Städten heimkehrten. Vor den Häusern parkten Autos, meist praktische Kombis, in denen man auch seine Einkäufe transportieren konnte.

      Im Dorf gab es keine Läden. Der nächstgelegene Lebensmittelmarkt war in der Stadt. Zweimal in der Woche kam ein mobiles Bäckereigeschäft ins Dorf. Es war ein umgebauter Kastenwagen, dessen Seitenwand aufklappbar war und eine Verkaufstheke mit Vitrinen und einem kleinen Regal verbarg.

      Das Bäckerauto, so nannten die Dorfleute den mobilen Verkaufswagen, kam stets zur selben Tageszeit. Pünktlich um Elf, immer dienstags und freitags.

      Außer dem Bäckerauto gab es noch den mobilen Fleischer, ebenfalls ein Kastenwagen mit Verkaufstheke und das Postauto. Die kamen allerdings unregelmäßig.

      Manchmal verirrte sich auch ein Feinfrostwagen ins Dorf, der sein Kommen mit einer nervigen Musikfanfare ankündigte.

      Die Besuche der Versorgungswagen waren die Höhepunkte im wöchentlichen Dorfleben. Es waren immer dieselben Leute, die sich bei der Ankunft der fahrbaren Geschäfte trafen. Meist ältere Bewohner, die bereits in Rente waren, manchmal auch Mütter mit ihren Babys, die noch nicht kitatauglich waren.

      An der Kreuzung, die von den beiden Straßen gebildet wurde, die das Dorf schnitten, gab es einen kleinen, grasbewachsenen Platz, der als idealer Standort von den Fahrern der Mobilgeschäfte auserkoren worden war. Der Grasplatz war von den Häusern links und rechts der Straßen gut einsehbar.

      An diesem Freitagabend war der Grasplatz jedoch verwaist. Ein dunkelgrüner Opel Astra bog sanft um die Ecke und hielt vor dem Grundstück mit der Nummer Vierzehn.

      In dem Haus mit der Hausnummer Vierzehn, die beiden Straßen hatten keine Namen, es gab daher nur Hausnummern, war am Abend ebenfalls Leben eingekehrt. Ein mausgrauer Golf parkte bereits vor dem Haus. Unter dem Carport stand ein großer Octavia-Kombi. Das Haus Vierzehn gehörte zu den wenigen, neuerbauten Anwesen des Dorfes. Weißverputzt, dunkelrote Ziegel, große, schallisolierte Fenster und ein Balkon, der für das Einfamilienhaus eine Spur zu groß geraten war, stand es auf einem mit Ligusterhecken begrenztem Grundstück am Ende der Straße. Der Astra parkte gleich neben dem Golf. Eine junge Frau in Rüschenbluse und etwas zu engen Jeans um die fülligen Hüften stieg aus.

      Gleich hinter dem Grundstück begannen die endlosen Felder. Ende September waren die bereits abgeerntet. Eine trostlose, braune Erdwüste breitete sich bis zum Horizont aus.

      Auf dem Grundstück standen ein paar vereinzelte Obstbäume, die sorgsam gepflegt wurden. Zwei Apfelbäume, deren schwer mit knallroten Früchten behangene Äste sich fast bis zum Gras neigten und ein Birnenbaum, der mit leuchtendgrünen Früchten behangen war. Gemüsebeete und ein Miniacker mit Kartoffelstauden waren im vorderen Teil des Gartens angelegt, der hintere Teil war Grasland.

      Neben dem Wohnhaus stand ein großer Geräteschuppen. Zwischen dem Schuppen und dem Wohnhaus verband ein gläserner Wintergarten die beiden Gebäude. Vor dem Wintergarten glitzerte es tiefblau. Ein Swimmingpool mit Leiter, vielleicht zwölf mal zehn Meter, war der ganze Stolz der Bewohner.

      Fünf Bewohner hatte das Haus Nummer Vierzehn. Erhard und Gisela Kappenbach, beide Anfang Sechzig, Marius und Silke Kappenbach, beide Anfang Dreißig, und deren kleiner Sohn Nick, gerade einmal vier Jahre alt.

      Das ältere Paar wohnte in der linken, das jüngere Paar in der rechten Hälfte des Hauses. Man ging sich aus dem Weg, obwohl es eigentlich nicht nötig war. Marius war der Sohn von Erhard und Gisela. Ihm gehörte das Haus, obwohl er selbst dafür keinen Euro beigesteuert hatte. Es sei wegen der Steuerklasse, wurde allen immer erzählt. Marius könne die Kosten besser absetzen.

      Marius und seine Frau Silke arbeiteten beide in der Kreisstadt auf dem Amt. So nannten die Dorfbewohner die Kreisverwaltung. Was er da genau machte, wusste keiner so richtig. Irgendwas mit Finanzen …, aber es interessierte auch nicht wirklich jemanden. Marius war nicht sehr gesprächig. Seine Frau war auch auf dem Amt, Sekretärin.

      Die beiden älteren Hausbewohner waren bereits in Rente. Erhard hatte die Möglichkeit der Frühberentung genutzt und sich schon mit achtundfünfzig Jahren ins Privatleben zurückgezogen und seine Frau Gisela war seit ihrem Arbeitsunfall sowieso schon lange Zeit Invalidenrentnerin.

      Sie kümmerten sich um Haus und Hof. Erhard war ein geborener Hausmeister, konnte gärtnern, reparieren und renovieren. Unter seinen geschickten Händen waren der Wintergarten und der Swimmingpool entstanden.

      Neidisch beobachteten die Nachbarn das Tun auf dem Grundstück. Ihre Häuser waren älter, gehörten noch der Zeit an, als die Landwirtschaft СКАЧАТЬ