Die Schwester, die Dr. Härtling belog: Arztroman. A. F. Morland
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СКАЧАТЬ Geheimnis umgeben. Irgendwie wurde sie dadurch für ihn noch interessanter.

      „Hallo, schönste alle Krankenschwestern”, rief er bemüht munter.

      Das Lächeln, das sie ihm schenkte, erreichte ihre Augen nicht.

      „Geht es dir nicht gut?”, erkundigte sich Timo.

      „Doch, doch, ich bin in Ordnung”, antwortete Claudia rasch.

      „Du siehst so traurig aus.”

      Sie schwieg.

      „Hast du Kummer?”, fragte Timo. „Kann ich dir helfen?”

      „Es ist alles bestens.”

      Timo schüttelte den Kopf. „Das glaubst du doch selbst nicht! Du schleppst irgend etwas mit dir herum. Was ist es? Möchtest du dich nicht mal aussprechen? Ich bin ein ganz ausgezeichneter Zuhörer.”

      „Ich komme schon allein klar”, sagte Claudia gepresst.

      „Aber das musst du nicht! Ich wäre sehr glücklich, wenn du in mir nicht nur einen Kollegen, sondern auch einen Freund sehen würdest. Machst du mir die Freude und gehst heute Abend mit mir essen?”

      „Bitte”, sagte Timo eindringlich.

      ,, Ich bin keine sehr gute Gesellschafterin. Du würdest dich langweilen.”

      „Ganz bestimmt nicht.” Er spürte, dass sie dem Ja näher war als dem Nein. „Bitte, geh mit mir aus”, drängte er sie. „Ich wollte dich schon lange fragen, aber ich hatte immer Angst, du könntest mich zurückweisen.”

      Sie musterte ihn ernst. „Was versprichst du dir davon?”

      Er zuckte die Schultern. „Einen netten Abend. Ich gehöre nicht zu den Typen, vor denen sich Frauen in acht nehmen müssen. Ich hab' nicht vor, über dich herzufallen und dich mit Haut und Haaren zu verschlingen. Es wäre nur sehr schön, wenn wir uns außerhalb der Klinik ein bisschen besser kennenlernen würden. Findest du nicht?”

      Als Claudia zustimmte, schlug Timos Herz Purzelbäume.

      „Ich ... ich warte also nach Dienstschluss vor der Klinik auf dich”, sagte er begeistert. „Du ... du wirst es nicht bereuen … Ganz bestimmt nicht.“

      „Ich muss auf die Säuglingsstation.”

      Timo trat sofort zur Seite. „Ich halte dich nicht länger auf.”

      Sie ging, ohne ihm noch einen Blick zu schenken.

      „Ich freue mich riesig auf diesen Abend!”, rief er ihr nach und suchte die Röntgenabteilung auf, um eine Patientin abzuholen, die da auf ihn wartete.

      3

      Alexa Littmann war mit zwei Kunden beschäftigt, als ihre Mutter das Reisebüro betrat. Vier weitere Kunden warteten ungeduldig, bis sie an die Reihe kamen.

      Marina nahm sofort hinter ihrem Schreibtisch Platz und nahm die Nächsten dran — es war ein Ehepaar, das sich über das Reiseziel nicht einigen konnte.

      Sie wollte in die Karibik. Er wollte einen Sparurlaub in Tunesien machen. Marina Littmann bot ihnen einen Sparurlaub in der Karibik an.

      „So etwas gibt es?”

      „Kuba ist zur Zeit noch sehr günstig”, erklärte Marina Littmann. „Wesentlich preiswerter als zum Beispiel die Dominikanische Republik oder Jamaica.”

      Das Ehepaar ließ sich die entsprechenden Angebote zeigen und entschied sich für ein Drei-Sterne-Hotel bei Havanna. Inzwischen hatte Alexa die restlichen Kunden abgefertigt, und dann war den beiden Frauen eine kurze Verschnaufpause gegönnt.

      „Wie war’s in der Paracelsus-Klinik?”, erkundigte sich Alexa. Sie war eine dunkelhaarige Schönheit — blass und durchsichtig wie Porzellan.

      „Meine Blutfettwerte sind erhöht, aber das kann ich mit einer Diät in den Griff bekommen.”

      Alexa strich sich über die Stirn, als wolle sie etwas fortwischen. Ihre Hand zitterte leicht. Sie machte heute einen besonders matten Eindruck.

      „Ich habe mit Dr. Härtling über dich gesprochen”, sagte Marina Littmann.

      Alexa riss sich zusammen. „Wozu? Mir fehlt doch nichts.”

      „Das glaubst du doch selbst nicht, und mir kannst du auch nichts vormachen. Denkst du, ich habe keine Augen im Kopf? Ich sehe doch, wie müde, lustlos und abgeschlagen du bist! Warum lässt du dich von Dr. Härtling nicht anschauen? Er ist sehr nett.”

      „Das bezweifle ich ja auch nicht.”

      „Er ist ein hervorragender Arzt.”

      „Auch das glaube ich dir”, meinte Alexa, ,,aber ich laufe nicht gleich zum Arzt, wenn ich mal ein bisschen überarbeitet bin. Die Wartezimmer sind voll von Hypochondern, die den Ärzten die Zeit stehlen, wodurch diese sich jenen, die es nötig hätten, nicht lange genug widmen können.”

      Marina Littmann musterte ihre Tochter ernst. „Wovor hast du Angst, Liebes? Dass ein Arzt bei dir doch etwas findet? Es ist falsch, den Kopf in den Sand zu stecken. Je eher eine Krankheit entdeckt wird, desto besser sind die Aussichten, sie zu heilen. Das ist doch einleuchtend. Oder etwa nicht?”

      „Ja, natürlich, aber ...“

      „Bitte geh in die Paracelsus-Klinik, Alexa. Tu’s mir zuliebe. Wenn Dr. Härtling bestätigen würde dass du in Ordnung bist, würde mich das sehr erleichtern.”

      Alexa nagte an ihrer Unterlippe. Ihre Mutter schien in ihr wie in einem offenen Buch lesen zu können. Der konnte sie nichts vormachen. Ja, es stimmte, sie hatte Angst, dass ein Arzt etwas bei ihr finden könnte. Da war so ein unangenehmes Druckgefühl, wenn ihr Magen voll war. Es strahlte bis in den Brustkorb aus. Schmerzen hatte sie nicht, doch sie hatte innerhalb eines Jahres vier Kilo abgenommen. Und sie getraute sich nicht mehr so viel auf einmal zu essen wie früher, obwohl sich an ihrem Appetit nichts geändert hatte.

      Sie machte sich insgeheim Sorgen, die sich immer schwerer verdrängen ließen. Mutter hat ja recht, dachte sie Es hat wirklich keinen Sinn, den Kopf in den Sand zu stecken. Dadurch kann alles nur noch schlimmer werden. Ach, Gott, wenn ich doch bloß nicht so schrecklich feige wäre!

      „Wirst du dich von Dr. Härtling untersuchen lassen?”, bohrte Marina Littmann weiter.

      Heute fühlte sich Alexa besonders müde und lustlos, und ihr Widerstand war deshalb auch dementsprechend schwach. „Na schön”, seufzte sie. „Ich werde mich von Dr. Härtling anschauen lassen, damit du beruhigt bist.”

      „Mein vernünftiges Mädchen!”

      „Aber du musst mir versprechen, nicht enttäuscht zu sein, wenn Dr. Härtling mir attestiert, dass ich gesund bin”, scherzte Alexa.

      4

      Schwester Claudia hatte also eine Verabredung mit Timo Faber. Sie hätte sich nicht dazu überreden lassen, wenn sie ihn nicht ausgesprochen СКАЧАТЬ