Ein Leben in eigenen Worten. Freddie Mercury
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Название: Ein Leben in eigenen Worten

Автор: Freddie Mercury

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783854456018

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СКАЧАТЬ Davon abgesehen kann man sich schlecht vorstellen, dass man solche Sachen, wie wir sie geschrieben haben, „Rhapsody“ und „Somebody To Love“, in Jeans und T-Shirts ohne jegliche Bühnenshow spielen kann. Das würde niemals funktionieren.

      Manche Bands arbeiten mit einem Playback vom Tonband, aber für uns kommt es nicht in Frage, uns nur zum Band zu bewegen und dabei so zu tun, als ob wir spielen. Das ist nicht das, worum es uns geht. Wenn wir ein Stück von einer Platte nicht auf der Bühne spielen können, dann spielen wir es lieber überhaupt nicht. Wir sind die erste Band, die das sagt. Wir tricksen nicht mit Bändern, und was „Bohemian Rhapsody“ angeht, so gab es hier eine natürliche Entwicklung. Am Anfang dachten wir, dass wir nicht in der Lage wären, es auf der Bühne zu spielen, also spielten wir nur ein paar Abschnitte davon als Teil des Medleys. Dann waren wir eines Tages in Boston, und ich sagte: „Warum probieren wir nicht ‘Rhapsody’ als Ganzes. Wir stehen ja nicht mit unseren Instrumenten da oben und tun so, als wären wir eine Rock-Band.“ Also versuchten wir es ein paar Mal, und ich glaube, es ist sehr effektvoll. Mittlerweile spielen wir es regelmäßig.

      Ich würde sagen, Songs wie „Rhapsody“ und „Somebody To Love“ sind großartig produzierte Nummern – sehr, sehr gesangsbetont, was für Queen ja ganz typisch ist. Darum ist es furchtbar schwer, „Somebody To Love“ live zu spielen. Ich kann Ihnen sagen, da kommt man ganz schön ins Schwitzen, und als wir den Song zum ersten Mal brachten, spielten wir ihn viel zu schnell, weil wir ihn so schnell wie möglich hinter uns haben wollten. Solche Songs muss man anders arrangieren. Ich meine, wie soll man denn einen einhundertsechzigköpfigen Gospelchor auf der Bühne ersetzen? Das geht nicht. Es ist unmöglich.

      Soweit ich weiß, sind die meisten Leute, die unsere Platten kaufen, intelligent genug, um zu wissen, dass sämtliche Gesangstimmen nur von uns Vieren gesungen werden. Daher wissen sie auch, dass wir das vermutlich nicht so auf die Bühne bringen können, wie sehr wir uns auch bemühen. Was mich betrifft, so finde ich es wichtiger, dass die Stimmung eines Stückes auf der Bühne rübergebracht wird.

      Alle unsere Songs nehmen eine andere Gestalt an, wenn wir sie live spielen. Viele Sachen, die wir machen, entwickeln sich ganz von selbst. Es ist viel besser, herumzuprobieren und dabei herauszufinden, wie sich ein Song am besten spielen lässt, als mit vorgefertigten Ideen an die Sache heranzugehen. Sonst würde es Songs wie „Crazy Little Thing Called Love“ in dieser Form gar nicht geben.

      Die Leute probieren verschiedene Sachen aus, und es war schon immer so, dass man die visuellen Elemente aus dem Theater gern eingesetzt hat. Alle großen Künstler haben sie irgendwann eingesetzt, auch Jimi Hendrix und die Stones. Das gehört dazu. Ich persönlich liebe es, denn ich gehe nicht gerne auf die Bühne, nur um zu singen. Ich peppe das Ganze lieber ein bisschen auf und mache aus einem Song eine Darbietung. Ich bewege mich gerne. Jeder Song hat eine andere Aggressivität, die ich gerne zeigen will. Ich meine, die meisten Songs kann auch jemand spielen, der einfach nur dasitzt, aber sie hätten nicht denselben Effekt und dieselbe Wirkung. Wenn das der Fall wäre, könnte man statt uns auch gleich ein paar Pappkameraden auf die Bühne stellen und das Album über die Anlage laufen lassen.

      Der Gedanke, eine noch aufwändigere Bühnenshow zu machen, gefällt mir. Ich sehe die Bühne gerne als einen Ort der Unterhaltung und mag dieses ganze Kabarett-Zeug. Ich verehre Liza Minelli – sie hat es drauf. Aber irgendwie muss ich das mit der Gruppe verbinden und nicht von ihr trennen. Das ist das schwierige daran. Wir sind ein bisschen flippig, aber auch sehr anspruchsvoll. Es ist kein Glam Rock, wir stehen vielmehr in der Tradition des Showgeschäfts.

      Ganz am Anfang trugen wir auf der Bühne einfach nur schwarz, was ziemlich geradeheraus war. Dann versuchten wir es zur Abwechslung mit weiß, und es entwickelte sich einfach immer weiter. Ich ziehe mich scharf an, aber geschmackvoll, und meine Kleider machen mir auf der Bühne Spaß. Was Sie sehen, ist nicht nur ein Konzert, es ist auch eine Modenschau. Ich ziehe mich während eines Auftrittes gerne mehrmals um, das gehört alles zu den Theaterelementen dazu. Wenn ich nach Brians Gitarrensolo auf die Bühne komme, wissen die Leute, dass nun etwas passieren wird.

      Es ist eine Form des Erwachsenwerdens. Es wird langweilig, immer dieselben Kostüme und denselben Look zu tragen. Ich verkleide mich ohnehin gerne. Ich habe inzwischen den Ballett-Look mit einer Art Leder-Image vertauscht. Die Idee mit dem Leder stammt aus einer Reihe von Bar-Besuchen in Deutschland – selbstverständlich trage ich es mit Eleganz.

      Ich liebe Leder. Ich sehe mich gern als schwarzen Panther.

      Natürlich wissen wir, dass letzten Endes jeder Song für sich selbst spricht, und dass ein richtig beschissener Song auch nicht besser klingt, wenn man einfach nur tolle Klamotten trägt. Ich habe immer gedacht: „Mein Gott! Nimm dich bloß nicht zu ernst.“ Dazu muss man als allererstes ein lächerliches Kostüm anziehen. Wenn man auf der Bühne Ballettschuhe und Strumpfhosen trägt, ist das ziemlich witzig. Es war etwas, dass mich zum damaligen Zeitpunkt einfach interessiert hat. Ich versuchte, es in meine Bühnenshow mit einzubeziehen, um unseren Auftritt zu verbessern, aber wenn es nicht funktionieren würde, wollte ich es wieder lassen. Abgesehen davon mochte ich das Nijinsky-Kostüm. Was uns betraf, so wollten wir eine Show abliefern, und da reicht es nicht, einfach nur das Album zu präsentieren.

      Im Herzen waren wir Rock ’n’ Roller, aber die Präsentation ist unheimlich wichtig, und das ist etwas, was viele Bands unterschätzen. Unsere Darbietung hat sich verändert, ist mit jeder Tour, die wir absolviert haben, gewachsen und gereift. Wir sind eine in visueller Hinsicht sehr aufregende Band. Unsere gesamte Bühnenshow ist fantastisch, und wir gehen raus und lassen es krachen. Jede neue Nummer muss ihren visuellen und musikalischen Ausdruck finden, und wir würden es nicht ertragen, wenn die Show dabei jedes Mal dieselbe wäre. Wir möchten nicht allzuviele Requisiten auf der Bühne haben, wenn wir auch ein bisschen Trockeneis verwenden und ab und zu ein Blümchen werfen. Übrigens verwenden wir keinen Dampf. Ein Journalist in New York sagte, wir würden Dampf verwenden, und ich stellte mir vor, wie wir hinter der Bühne alle die Kessel schürten.

      Ich finde ja, wir sollten ein richtiges Spektakel veranstalten, aber in der Presse sind wir für unsere exzentrische Show kritisiert worden. Das ist ja das ganze Problem. Wir wollen eine Show auf die Bühne bringen, also brauchen wir eine große Lichtanlage und eine sehr komplizierte Beschallungstechnik. Das alles dient aber nur dazu, die Musik besser zu machen. Die Leute sehen Fotos von uns in voller Montur und denken: „Ach, das ist ja nur Glam Rock.“ Diese Leute tun mir leid, denn wenn sie ihre Hausaufgaben gemacht hätten, wüssten sie, worum es uns wirklich geht.

      Ich glaube, manchmal bin ich mit meinem Bühnengehabe hart an der Grenze, oder? Ich habe aber gelernt, solche Sachen mit einem gewissen Maß an Ironie zu betrachten, so dass ich mich selbst ein bisschen lächerlich mache. Das Publikum akzeptiert das mittlerweile. Wer käme schon damit durch, dass er auf die vordersten Reihen zumarschiert und ihnen Wasser ins Gesicht spritzt und solche Sachen? Wenn ich das bierernst meinen würde, würde es das ganze Konzert verderben. So ist es einfach nur Spaß. Es gibt mir immer wieder Kraft, dass ich über mich selbst lachen kann. Wenn wir eine andere Sorte von Band wären, mit Botschaften und politischen Themen, dann wäre alles vollkommen anders. Das ist der Grund, warum ich lächerliche Shorts tragen und das Ganze noch mit Gestapo-ähnlichen Grüßen aufmotzen kann. Es ist alles nur Kitsch. Nicht jeder begreift das.

      Wir spielten einmal mit Mott the Hoople in einem Theater in New York, und eine bestimmte Person schrieb, dass sie mich bei einem Kostümwechsel beobachtet habe und ich sogar meine Schuhe und Socken gewechselt hätte. Sie fügte noch hinzu, dass sie mir so nahe gewesen sei, dass sie meine Religionszugehörigkeit habe erraten können, und dass ich keine Unterhosen trage! Diese Journalisten entdecken aber auch alles, bis zum Pickel auf deinem Arsch. Übrigens habe ich mir keine Cola-Flasche hier unten rein gesteckt, meine Lieben. Der Schlauch da ist mein eigener. Das ist alles echt!

      Auf der Bühne fühle ich mich unglaublich stark und gehe in der Musik vollkommen auf. Es flößt einem Ehrfurcht ein und verdreht einem den Kopf, СКАЧАТЬ