Ein Leben in eigenen Worten. Freddie Mercury
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Название: Ein Leben in eigenen Worten

Автор: Freddie Mercury

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783854456018

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СКАЧАТЬ Queen zusammen spielen und Aufnahmen machen, haben die Leute immer dieses Bild der perfekten Einheit vor Augen. Queen sind aber eine Musikgruppe, keine Familie. Natürlich gibt es heftige Auseinandersetzungen, wie in vielen Familien. Wir streiten uns um die kleinsten Details. Wir wissen jedoch, dass unsere Zielsetzung im Grunde dieselbe ist: weiterhin gute Musik zu machen und uns über das hinaus zu entwickeln, was die Band bisher gemacht hat.

      Durch unsere gesamte Geschichte hindurch zieht sich die Eifersucht wie ein roter Faden. Roger, Brian, John und ich komponieren jeder für sich. Dann kämpfen wir darum, so viele von unseren eigenen Songs wie möglich auf ein Album zu bekommen. Es ist ein Gedränge, ein Hunger, ein andauernder Kampf, der der Band sehr gut tut. Wir fechten es aus, und am Ende ist es sehr demokratisch. Ich möchte die Sache nicht versauen. Ich meine, es kommt nicht in Frage, zu sagen, dass nur ich Songs schreiben darf. Man muss ausschließlich nach der Qualität der Songs entscheiden. Wäre es nicht furchtbar, wenn ich den anderen immer nur meine eigenen Kompositionen aufdrücken würde und darauf bestünde, dass es die besten sind?

      Es ist eine Art Gruppenpolitik, wenn wir sagen: „Okay, es spielt keine Rolle, wer es geschrieben hat; wir denken, dass dieser Song der beste ist – oder, dieser Song ist am besten, weil wir uns alle darauf einigen können.“ Wenn ich einen Song unterstütze und dabei denken würde, dass es vielleicht kein Hit wird, dann würde ich mir auf lange Sicht doch selbst schaden. Bei „Radio Ga Ga“ (1985) zum Beispiel war ich der erste, der sagte, dass der Song, den Roger geschrieben hatte, ein guter Ansatzpunkt für die Single wäre. Er war kommerziell, sehr stark, sehr eigen und sehr zeitgemäß.

      Nebenbei bemerkt bin ich auch nicht der Bandleader. Alle bezeichnen mich als Bandleader von Queen, aber ich bin nur der Leadsänger. Ich bin nicht der General oder so etwas. Wir sind vier gleichberechtigte Leute. Wir wollten alle immer Pop-Stars werden, aber die Gruppe geht vor. Ohne die anderen wäre ich nichts.

      Moderne Menschen in meiner Position bezeichnen sich heut zu Tage gerne als Fokus der Gruppe, was in Ordnung ist, wenn man Rod Stewart heißt und eine Begleitband hat. Das hier ist aber keinesfalls Freddie Mercury und seine Begleitband. Wenn man es analysiert, dann sind es wir vier, die das Ding zum Laufen bringen. Jeder hat daran einen Anteil von fünfundzwanzig Prozent, und ich bin derjenige, der vorne steht, das ist alles. Queen ist eine Vierer-Geschichte, und das ist sehr schwierig, muss ich sagen. Es ist nicht gerade leicht, jedesmal eine Entscheidung zu treffen, die von allen getragen wird, und manchmal muss man sich nach der Allgemeinheit richten. Wir sind oft unterschiedlicher Meinung. Manchmal kommt es zu einer Pattsituation, und was machen wir dann? Wir müssen das Ganze für eine Weile beiseite legen und es dann später noch einmal aufarbeiten.

      Wir haben uns schon immer gestritten. Wir gerieten praktisch am ersten Tag aneinander. Jeder von uns Vieren hat eine sehr starke Persönlichkeit, also kommt es immer wieder zu Konflikten. Wie bei vier Kampfhähnen. Wir sind die zickigste Band der Welt! Wir gehen uns oft gegenseitig an die Gurgel. Wenn wir keine Meinungsverschiedenheiten hätten, wären wir aber nur Ja-Sager. Am Ende kommen wir immer zu einem besseren Ergebnis. Die ganze Eitelkeit, Unverschämtheit und Launenhaftigkeit wird gemeinhin mit mir in Zusammenhang gebracht. Ich bin sehr gefühlsbetont und rege mich bestimmt schnell auf, doch Sie wären überrascht, was Sie auch von den anderen in der Band alles zu hören bekämen. Wir haben jeder unseren ganz eigenen Charakter, aber das ist es wahrscheinlich, was uns zusammenhält.

      Wir haben uns inzwischen so aneinander gewöhnt, dass wir uns nur noch vom Instinkt leiten lassen. Grundsätzlich sind wir vier Leute, die zusammenarbeiten. Es gibt keine engeren Verbindungen zwischen uns, und wir treffen uns auch privat nicht besonders oft. Wir sind nun schon so lange zusammen, dass wir uns beruflich praktisch ohnehin jeden Tag sehen. Ich glaube aber, in unserem Privatleben gehen wir uns lieber aus dem Weg, weil wir uns sonst zu oft sehen und uns zu langweilen beginnen. Wenn wir zu irgendwelchen Empfängen geladen werden, wo wir hingehen müssen, dann tun wir das. In dieser Hinsicht sind wir höchst professionell. Ansonsten ist es aber schön, wenn man in sein eigenes Leben zurückkehren kann. Die anderen haben ihre Familien, was natürlich ihre Zeit in Anspruch nimmt, und auch ich habe ganz gern ein Privatleben ohne sie, wenn Sie verstehen, was ich meine.

      Ich kann nicht die ganze Zeit ein Leben als ein Viertel von Queen führen. Durch unsere Arbeit sehen wir uns ständig, und es würde wohl jeden wahnsinnig machen, wenn er die ganze Zeit immer dieselben Leute um sich hat. Wenn die Arbeit getan ist, gehe ich daher meines Weges, und die anderen auch. Es kann vorkommen, dass ich monatelang nicht mit ihnen spreche; dann gehen wir auf Tournee, und alles ist wie immer. Es ist die Musik, die uns zusammenbringt, und wir haben mittlerweile auch gelernt, uns gegenseitig auf eine instinktive Art und Weise zu akzeptieren. Wir wissen, dass wir uns gegenseitig auf die Nerven fallen, wenn wir die ganze Zeit zusammen sind. Es gab einmal eine Zeit, in der es zu großen Spannungen kam, aber das haben wir irgendwie ausgebügelt. Ja, wir streiten viel und kämpfen viel, aber was am Ende wirklich wichtig ist, ist, dass wir ein Produkt vorzuweisen haben, und zwar ein gutes. Wir benutzen unsere Intelligenz. Es ist sehr einfach, egoistisch zu werden und zu sagen: „Jawohl, ich bin der Größte!“ Das Ego kann auf einmal verrückt spielen, und alle möglichen Dinge können passieren, aber man muss einen Fuß auf dem Boden behalten. Das nennt man wohl professionell zu sein.

      Was uns immer weiter antreibt, ist, dass wir uns musikalisch gegenseitig respektieren. Wir sind vier verschiedene Charaktere, aber das macht nichts. Wenn wir musikalisch uneins sind, dann kann es schon mal zu heftigen Auseinandersetzungen kommen. Wenn man es aber nicht mehr ertragen kann, mit den anderen im selben Raum zu sein, dann muss man einen Schlussstrich ziehen und das Ganze vergessen. Das ist dann nur noch eine Qual. Wenn ein Album fertig ist, denken wir hingegen: „Na gut, ich hatte meine Ansichten, er hatte seine, aber am Ende haben wir uns um der Musik willen doch wieder geeinigt.“

      Wenn man zu viert in einer Band ist wie wir, dann wollen alle in verschiedene Richtungen gehen, und das ist sehr schwierig. Eine Band zerbricht normalerweise daran, dass ein einzelnes Ego zu weit voraus schießt und dann einfach nicht mehr zurückfindet. Wenn es nur eine starke Persönlichkeit in der Band gibt, fühlen sich die anderen an den Rand gedrängt und denken: „Dieses Arschloch ist einfach zu dominant, wir versuchen es besser mit einer anderen Band.“ Wir schaffen es, unsere Egos auf die eine oder andere Weise unter Kontrolle zu halten.

      Das bedeutet nicht, dass wir alle derart langweilig sind, dass wir uns auf alles einigen können, aber wir lassen es nie so weit kommen, dass wir tatsächlich sagen: „Okay, vergessen wir’s!“ Es hat Zeiten gegeben, wo ich dachte, ich schmeiße alles hin, aber es scheint so, dass wir in musikalischer Hinsicht einfach noch so viel vorhatten. Der Grund, warum wir so lange zusammen geblieben sind, ist der, dass niemand gehen will. Wenn man geht, ist man irgendwie ein Feigling. Es ist ein Überlebensinstinkt, den ich in mir habe, und den auch die gesamte Gruppe hat.

      Brian wurde einmal (1975) von den Sparks gefragt, ob er sich ihnen nicht als Gitarrist anschließen wolle. Wir behandeln derlei Dinge jedoch sehr weltmännisch, als etwas ganz normales. Wir sind so beschäftigt mit dem, was wir tun, dass wir keinen weiteren Gedanken darauf verschwenden. Wir alle hatten Angebote von anderen Bands, aber während Roger und ich ihnen zum Beispiel eher sagen, sie sollen sich verpissen, nimmt sich Brian Zeit und ist recht freundlich zu den Leuten, so dass sie manchmal einen falschen Eindruck gewinnen. Brian ist wirklich rundum ein Gentleman, was auf mich nicht gerade zutrifft – ich bin eine alte Beißzange. Er hat nicht einen Moment lang daran gedacht, uns zu verlassen.

      Der einzige Grund für Brian, Queen zu verlassen, wäre, um Astronom zu werden, und nicht, um bei einer anderen Band wie den Sparks einzusteigen. Mein Gott! Vor allem nicht damals, als es gerade anfing, Spaß zu machen. Wir hatten einen enormen Höhenflug, und viele Türen taten sich uns auf. Endlich zeigte sich, dass unsere Mühen von Erfolg gekrönt wurden – in dem Sinne, dass wir nun als Musiker respektiert wurden und unsere Songs die richtige Sorte Leute erreichten.

      Ich vermute, dass die Art, wie wir unsere Karriere vorangetrieben haben, steril und berechnend erscheint, aber unsere Egos СКАЧАТЬ