Sie und Er. George Sand
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Название: Sie und Er

Автор: George Sand

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783945386286

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СКАЧАТЬ wahrnehmen konnten, gesagt: ›Sie sind jetzt meine einzige Liebe auf der Welt‹?«

      »Habe ich denn das alles nur geträumt, Thérèse? Ich bin bereit, es zu glauben, wenn Sie es mir befehlen.«

      »Nein, Sie haben nicht geträumt. Ich kann, ja, ich muss das gesagt haben. Und was hat man mir geantwortet?«

      »Nichts, ich habe gar nichts gehört«, sagte Laurent, auf den die Antwort von Thérèse wie eine kalte Dusche wirkte, »noch nicht einmal den Ton der Stimme. Sind Sie beruhigt?«

      »Nein! Ich frage Sie weiter aus. Zu wem, vermuten Sie, habe ich so gesprochen?«

      »Ich vermute gar nichts. Ich wüsste da nur Herrn Palmer, über dessen Beziehung zu Ihnen mir nichts bekannt ist.«

      »Sieh mal an!«, rief Thérèse mit einem seltsamen Ausdruck von Befriedigung. »Sie glauben also, es sei Herr Palmer gewesen?«

      »Warum sollte er es nicht gewesen sein? Ist denn der Gedanke, eine frühere Bindung könnte plötzlich neu geknüpft werden, eine Beleidigung für Sie? Ich weiß, Ihre Beziehungen zu all denen, die ich hier seit drei Monaten bei Ihnen treffe, sind ebenso uneigennützig, was die Absichten der anderen angeht, wie gleichgültig, was Sie selbst betrifft, genau wie das Verhältnis, das ich selbst zu Ihnen habe. Herr Palmer ist sehr schön, und sein Auftreten ist galant und ritterlich. Er ist mir sehr sympathisch. Ich habe weder das Recht, noch bin ich so vermessen, von Ihnen Rechenschaft über Ihre privaten Gefühle zu verlangen. Nur … Sie werden sagen, ich hätte Ihnen nachspioniert.«

      »Ja, in der Tat«, bemerkte Thérèse, die offenbar nicht die leiseste Absicht hatte, auch nur das Geringste zu leugnen, »warum spionieren Sie mir nach? In meinen Augen ist das schlecht, und ich kann es überhaupt nicht verstehen. Erklären Sie mir diese Anwandlung!«

      »Thérèse!«, antwortete der junge Mann lebhaft, fest entschlossen, alles loszuwerden, was ihn noch bedrückte, »sagen Sie mir, dass Sie einen Geliebten haben und dass Herr Palmer dieser Liebhaber ist, und ich werde Sie wirklich lieben, ich werde zu Ihnen in vollkommener Unschuld sprechen. Ich werde Sie um Verzeihung bitten für einen Anfall von Torheit, und Sie werden mir niemals mehr etwas vorzuwerfen haben. Im Ernst! Wollen Sie, dass ich Ihr Freund bin? Trotz aller meiner Prahlereien fühle ich, dass ich dies brauche und dass ich dazu auch fähig bin. Seien sie aufrichtig mir gegenüber, das ist alles, worum ich Sie bitte!«

      »Mein liebes Kind«, antwortete Thérèse, »Sie sprechen mit mir wie mit einem koketten Frauenzimmer, das versuchen möchte, Sie festzuhalten, und einen Fehltritt zu beichten hat. Diese Situation kann ich nicht hinnehmen; sie kommt mir einfach nicht zu. Herr Palmer ist und wird für mich immer nur ein hochgeschätzter Freund sein, mit dem ich nicht einmal auf vertrautem Fuße stehe und den ich seit Langem aus den Augen verloren hatte. So viel muss ich Ihnen sagen, aber darüber hinaus nichts mehr. Was meine Geheimnisse angeht, sofern ich welche habe, so brauche ich Ihnen mein Herz nicht auszuschütten, und ich bitte Sie, sich nicht mehr dafür zu interessieren, als ich es wünsche. Es ist also nicht Ihre Sache, mich auszufragen, vielmehr ist es an Ihnen, mir Rede und Antwort zu stehen. Was hatten Sie hier vor vier Tagen zu suchen? Warum spionieren Sie mir nach? Was ist das für ein Anfall von Torheit, den ich verstehen und über den ich urteilen soll?«

      »Der Ton, in dem Sie mit mir sprechen, ist nicht ermutigend. Warum sollte ich denn beichten, da Sie nicht geruhen, mich als guten Freund zu behandeln und mir Vertrauen zu schenken?«

      »Gut, dann beichten Sie eben nicht«, antwortete Thérèse und stand auf. »Das ist mir ein Beweis dafür, dass Sie die Achtung, die ich Ihnen entgegengebracht habe, nicht verdienen und dass Sie diese auch in keiner Weise erwidert haben, indem Sie versuchten, meinen Geheimnissen auf die Spur zu kommen.«

      »Sie werfen mich also hinaus«, entgegnete Laurent, »und zwischen uns ist es aus?«

      »Es ist aus, und Adieu«, antwortete Thérèse in strengem Ton.

      Laurent entfernte sich, von einem Zorn erfüllt, der es ihm unmöglich machte, auch nur ein Wort herauszubringen; doch draußen hatte er noch keine dreißig Schritte getan, da kehrte er wieder um und sagte zu Catherine, er habe ganz vergessen, ihrer Herrin etwas auszurichten, worum er gebeten worden sei. Er fand Thérèse im kleinen Salon; die Türe zum Garten war offen geblieben; betrübt und niedergechlagen schien sie ganz in ihre Gedanken vertieft zu sein. Ihr Empfang war eisig.

      »Sie wieder hier?«, sagte sie. »Was haben Sie vergessen?«

      »Ich habe vergessen, Ihnen die Wahrheit zu sagen.«

      »Ich will sie nicht mehr hören.«

      »Und doch haben Sie mich vorhin darum gebeten!«

      »Ich dachte, Sie könnten sie von sich aus sagen.«

      »Ich konnte es, und ich musste es; es war falsch von mir, es nicht zu tun. Thérèse, glauben Sie denn, es sei für einen Mann in meinem Alter möglich, Sie zu sehen, ohne in Sie verliebt zu sein?«

      »Verliebt?«, sagte Thérèse stirnrunzelnd. »Als Sie mir sagten, Sie könnten sich nicht in eine einzige Frau verlieben, wollten Sie mich wohl zum Besten halten?«

      »Nein, bestimmt nicht, ich habe das gesagt, was ich dachte!«

      »Dann haben Sie sich also getäuscht, und nun sind Sie verliebt; ist das ganz sicher?«

      »Ach! Ach! Werden Sie nicht gleich böse, mein Gott, so sicher ist das nun auch wieder nicht. Gedanken an Liebe sind mir durch den Kopf gegangen, haben meine Sinne berührt, wenn Sie so wollen! Haben Sie so wenig Erfahrung, dass Sie so etwas für unmöglich halten könnten?«

      »Ich bin in einem Alter, in dem man Erfahrungen hat«, antwortete Thérèse, »aber ich habe lange allein gelebt. So habe ich von bestimmten Situationen eben keine Erfahrungen. Erstaunt Sie das? Und doch ist das nun einmal so. Ich bin sehr arglos, obwohl ich schon einmal betrogen wurde … wie jedermann. Und Sie haben mir hundertmal gesagt, Sie verehrten mich viel zu sehr, um in mir eine Frau zu sehen, zumal Sie die Frauen nur mit größter Grobheit lieben könnten. Ich glaubte also geschützt zu sein vor der Beleidigung Ihres Begehrens; auch habe ich an Ihnen ganz besonders Ihre Aufrichtigkeit in diesem Punkt zu schätzen gewusst. Ich fühlte mich Ihrem Schicksal umso mehr verbunden, als wir lachend, Sie erinnern sich, aber im Grunde doch ernsthaft zueinander gesagt hatten: ›Zwischen zwei Geschöpfen, von denen das eine Idealist und das andere Materialist ist, liegt das ganze Baltische Meer.‹«

      »Ich habe das in gutem Glauben gesagt und bin zuversichtlich an meinem Ufer entlanggewandert, ohne dass ich daran gedacht hätte, das Wasser zu überqueren; doch es stellte sich heraus, dass auf meiner Seite das Eis nicht trug. Ist das meine Schuld, dass ich vierundzwanzig Jahre alt bin und Sie schön sind?«

      »Bin ich denn noch schön? Ich hatte gehofft, nein.«

      »Ich weiß nicht so recht; zuerst fand ich es nicht, und dann habe ich Sie eines Tages doch so gesehen. Sie selbst, Sie haben das nicht gewollt, das weiß ich; und als ich diesen verführerischen Zauber spürte, habe ich es auch nicht gewollt, ganz und gar nicht, sodass ich versuchte, mich dagegen zu wehren und davon abzulenken. Ich habe dem Teufel zurückgegeben, was des Teufels ist, nämlich meine arme Seele; und ich habe hier dem Kaiser nur das dargebracht, was dem Kaiser gebührt, meine Achtung und mein Schweigen. Doch diese ungute Erregung taucht nun schon acht oder zehn Tage lang in meinen Träumen auf. Sie verschwindet, sobald ich in Ihrer Nähe bin. Mein Ehrenwort, Thérèse, wenn ich Sie sehe, wenn Sie mit mir reden, bin ich ganz ruhig. Ich erinnere mich nicht mehr, Sie gescholten zu haben in einem Augenblick von Wahnsinn, den ich mir selbst nicht erklären kann. Wenn ich СКАЧАТЬ