Wo der Wind weht. Frederik Hetmann
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Название: Wo der Wind weht

Автор: Frederik Hetmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783862871360

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СКАЧАТЬ Die Harpune war nicht aus Eisen; sie war aus Silber, aus dem einzigen Metall, mit dem man das Herz einer Hexe durchbohren kann.

       Die Geschichte von Käpt'n Santos und seinem Holzbein

      Ihr erinnert euch sicherlich auch noch alle an den alten Kapitän Santos, dem die Haie das eine Bein abgerissen hatten, als sein Schiff an der Western-Bank scheiterte.

      Ich jedenfalls sehe ihn noch wie heute vor mir. Er kam zurück, und sie gaben ihm ein Holzbein, das mit Lederschlaufen an den Stumpf festgeschnallt wurde. Er war sehr stolz auf sein neues Bein. Und ich sage euch: Das war ein Anblick, wenn er mit dem Holzbein die Charmarita tanzte und die Sohle dabei den Boden nicht berührte. Er trug dann auch immer ein Fläschchen Möbelpolitur bei sich, um das Bein damit zu streichen und zu verhindern, dass der Holzwurm hineinkäme.

      Nun müsst ihr wissen, dass ein Mann, den die Haie einmal gebissen haben, für den Rest seines Lebens sich besonders in acht nehmen muss, wenn er weiter zur See fährt, denn die Raubfische sind nun, da sie einmal sein Blut geleckt haben, ganz scharf auf ihn. Und Kapitän Santos fuhr weiter zur See!

      Des Käpt'ns Schiff, der Trawler Hetty Kay, lag zehn Meilen vor Race, als der Portlandsturm einsetzte. Das war am 27. November. Am 28. lief der Kahn dann endlich wieder in den Hafen ein und machte, wenn auch stark beschädigt, an der Mole fest. Die Mannschaft wusste nur zu berichten, dass der Kapitän und zwei andere Männer über Bord gespült worden seien.

      Die Leichen der beiden Matrosen wurden später an Land gespült. Der Kapitän aber blieb verschwunden. Hingegen fand Joe Barcia einige Tage später das Holzbein des Kapitäns am Strand und gab es der Witwe, Mary Santos. Die beiden waren dreißig Jahre verheiratet gewesen und als Joe Barcia der Frau das Bein gab, streichelte sie es und sprach zu ihm wie zu einem Menschen. Nichts geschah, bis zu jener Nacht vom 26. November, ein Jahr später. Um Mitternacht wird Mary plötzlich wach. Und wer steht da vor ihr in voller Lebensgröße? Niemand anders als ihr Mann, der Kapitän. Er setzt sich auf die Bettkante, beugt sich vor und flüstert ihr etwas ins Ohr.

      »Das Barometer fällt, Mary«, sagt er, »der Wind dreht auf Nordost. Wir sind reingekommen, weil es Nebel gegeben hat. Ich komme mir nur eben mein Holzbein holen. Werd's brauchen können bei der rauen See heute Nacht, wenn wir wieder auslaufen.«

      Als sie wieder hinschaut, ist der Kapitän verschwunden. Am nächsten Morgen, so erzählt Mary, hatte sie einen Fleck auf der Wange.

      Eine Täuschung war es also nicht gewesen.

      Ehe sie sich an diesem Abend schlafen legte, nahm sie das Holzbein ihres Mannes, das sie im Gewürzschrank verwahrte, und stellte es in eine Ecke des Wohnzimmers nahe dem Kamin.

      In der Nacht kam, wie vorhergesagt, eine Brise auf, und nach einigen Stunden blies da schon der schönste Sturm aus Nordost. Die Weidenbäume vor dem Fenster heulten, als säßen dort die Seelen der armen Matrosen, die in der Hölle unten durch das große Feuer müssen. Ganz plötzlich hörte Mary ein Tappen unten im Wohnzimmer, und eine Tür fiel zu.

      Sie blieb im Bett.

      Erst am nächsten Morgen ging sie nachsehen, ob das Holzbein des Kapitäns noch an seinem Platz sei. Es war da. Aber als sie es aufnahm, spürte sie, dass es feucht war. Nun hatte es freilich in dieser Nacht so stark geregnet, dass Wasser durch den Kamin hereingekommen sein mochte. Aber ihre Beobachtung beschäftigte sie dennoch so sehr, dass sie krank wurde und den Arzt kommen ließ. Der Doktor untersuchte sie und meinte, sie sei gesund. Ob sie sich vielleicht erschreckt habe? Da erzählte sie ihm die ganze Geschichte. Der Arzt holte das Holzbein herbei und meinte: »Meine liebe Mrs. Santos, hören Sie auf einen guten Rat, und geben Sie dieses verdammte Holzbein einem Matrosen mit. Er soll es mit auf See nehmen, mit Blei beschweren und dann draußen irgendwo versenken.«

      »Ja«, sagte Mary, »das will ich gern tun. Aber Sie müssen nicht meinen, dass ich Ihnen hier Märchen erzählt habe. Ich habe nämlich am Holz geleckt, heute früh. Es schmeckt salzig. Und schließlich regnet es doch kein Salzwasser!«

       The Dying British Sergeant

      Der arme englische Soldat, dessen trauriges Ende hier besungen wird, soll gewiss seinen Kameraden als abschreckendes Beispiel dienen. Das Lied will klarmachen: Briten, in Nordamerika kämpft ihr für die falsche Sache! Zwischen den Zeilen steht die Aufforderung, ins Heer der um ihre Unabhängigkeit kämpfenden Amerikaner überzulaufen. Wir haben also mit dieser Ballade ein Stück politischer Propaganda aus dem Amerikanischen Revolutionskrieg vor uns.

      Darüber hinaus ist die Ballade mit der Anfangsformel: »Mal herhören, gute Leute…!« typisch dafür, dass Lieder zu dieser Zeit nicht selten auch der Verbreitung von Neuigkeiten und Nachrichten dienten.

Foto Foto

      Come all you good people, where-e'er you be

      Who walk on the land or sail by the sea,

      Come listen to the words of a dyin' man,

      I think you will remember them.

      'Twas in October, the eighteenth day,

      Our ship set sail for Amerikay,

      The drums and the trumpets loud did sound,

      And then to Boston we were bound.

      And when to Boston we did come

      We thought by the aid of our British guns

      To make them Yankees own our King,

      And daily tribute to him bring.

      But to our sad and sore surprise

      We saw men like grasshoppers rise,

      »Freedom or death« was all their cry,

      Indeed, they were not feared to die.

      When I received my deathly wound

      I bid farewell to England's ground,

      My wife and children shall mourn for me

      Whilst I lie dead in Amerikee.

       Mal herhören, gute Leute, wo immer ihr seid,

       die ihr in dieses Land hereinmarschiert oder segelt übers Meer.

       Hört einem sterbenden Mann zu.

       Ihr werdet an seine letzten Worte noch lange denken.

       Es war im Oktober, am 18. Tag,

       als unser Schiff nach Amerika segelte.

       Laut tönten Trompeten und Trommeln.

       Nach Boston waren wir unterwegs.

       Als wir nun in Boston ankamen,

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