Название: Schlag mich! Fessel mich! ... aber mach es richtig'!
Автор: Gerwalt
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783944145730
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Verlassen wir nun das Thema Seil und kommen zur Kette, dem Symbol der Sklaverei schlechthin. Die Kette ist geradezu prädestiniert zur Dauerhaltung, einfach, weil man sie nicht durchnagen kann … und jemanden »in Ketten zu legen« entbehrt nicht einer gewissen Theatralik. Aber auch wenn es Jean de Berg in ihrem Buch »L’image« (»Das Bild«) anders darstellt – sie beschreibt ein System aus feingliedriger Kette, Ring und Haken – eine Kette alleine ist nicht oder nur bei ganz Hartgesottenen geeignet, einen Menschen zu fixieren. Die Druckstellen, welche die Kettenglieder wegen ihrer geringen Auflagefläche und ihrer Steifheit an menschlichen Gelenken erzeugen können, lassen die Verwendung von Schellen oder Manschetten geraten sein. Um diese mit der Kette zu verbinden, braucht es Karabinerhaken. Ketten und Haken gibt es ebenfalls in allen Größen im Baumarkt zu kaufen. Auch hier stellt sich die Frage nach der Größe der Glieder. Zu groß dimensionierte Ketten sind schwer und sehr unhandlich. An den viel zu großen Ketten, die ich in meiner Anfangszeit im Eisenwarenhandel gekauft habe, hängt in der Garage jetzt jedenfalls der Canadier …
Die Festigkeit von Stahlketten mit verschweißten Gliedern erfordert keine großzügige Dimensionierung, um einen Menschen zu bändigen. Ein guter Kompromiss zwischen Leichtigkeit und martialischem Aussehen bieten in meinen Augen Kettenglieder mit drei Millimetern Drahtstärke und einer Gliederlänge von zweiundzwanzig Millimetern.
Blanke Stahlketten rosten. Die meisten Ketten sind deshalb verzinkt. Ich würde meine Hand nicht ins Feuer legen, dass die Oberflächenbehandlung keine Allergien auslöst, wenn sie beispielsweise mit Schleimhäuten in Verbindung kommt (Stichwort »Schrittfesselung«). Edelstahlketten sind zwar doppelt bis dreifach so teuer wie die verzinkten, sind aber im Bezug auf Allergien wesentlich unkritischer. Da der Bedarf an Ketten für Bondage nach meinem Dafürhalten geringer ist als an Seilen, ist der Mehrpreis nicht wirklich relevant.
Ich mag Ketten eigentlich nicht.
Das hat mehrere Gründe: Der Kreativität sind bei Bondage mit Ketten eher Grenzen gesetzt als mit Seil. Sie sind zudem absolut unnachgiebig und können erhebliche ungewollte Schmerzen erzeugen, wenn man beispielsweise darauf zu liegen kommt, eine Situation, die im Eifer der gelebten Sexualität bisweilen auftritt.
Ketten sind zwar sehr stabil, fesseln aber nur so gut wie ihre Verschlüsse: Nicht umsonst wurden die Ketten im Mittelalter regelmäßig von gehässig aussehenden Schmieden mit den Halsringen vernietet. Heute wäre für jede Verbindung stattdessen ein kleines Vorhängeschloss nötig, also etwa vier bis acht Stück, jeweils mit den entsprechenden Schlüsseln – ansonsten ist die Fixierung nur eine Farce.
Und Ketten sind laut. Das Rasseln hat eine sehr durchdringende Frequenz; vor allem wenn es als Körperschall über Wandhaken in das Gebäude eingeleitet wird, ist es über mehrere Stockwerke hinweg zu hören.
Wie bereits erwähnt, werden Ketten mit Schellen oder Manschetten kombiniert. Tatsächlich werden im Internet, sogar relativ günstig, metallene Hand- und Fußfesseln angeboten, die vom Aussehen her in etwa den Sklaven- und Mittelalterfesseln entsprechen. Optisch reizvoll, haben sie in der praktischen Verwendung allerdings dieselben Nachteile wie Ketten: die Unnachgiebigkeit. Hinzu kommt noch ein anderer Effekt: Da die Kette weit außermittig an der Schelle angreift, entsteht bei bestimmten Winkeln des Zuges ein Kippmoment, welches die Kante der Fessel in das umschlossene Glied hineindrückt.
Diese Nachteile haben Ledermanschetten nicht. Es gibt sie in vielen Variationen und Preisklassen für Hand- und Fußgelenke, sowie Halsbänder, teils mit Schnallen- teils mit Klettverschlüssen, und bei manchen werden die Manschetten direkt mit dem Karabinerhaken verschlossen, der die Kette an ihr fixiert. Der Punkt, den es zu beachten gilt, ist die relativ geringe Festigkeit der Manschetten. Sie sind mehr oder weniger sorgfältig genäht und eigentlich nicht dafür ausgelegt, das Körpergewicht zu tragen, auch wenn sie sehr stabil aussehen. Ansonsten sind sie weitgehend unproblematisch.
Natürlich gibt es noch viele weitere Utensilien, mit denen gefesselt werden kann, doch davon mehr nach dem Werbeblock.
Hochzeitstag
»Ruth? Bist du da?«
Joseph stand einen Augenblick unschlüssig im Flur, in der einen Hand die Aktentasche, in der anderen den Blumenstrauß, den er eben noch schnell an der Tankstelle gekauft hatte.
Er horchte, aber es kam keine Antwort.
Also stellte er die Aktentasche unter der Garderobe ab und ging, den Blumenstrauß verspätet von seinem Cellophanpapier befreiend, durch die Stube in die Küche, aber auch dort war Ruth nicht. Sie hätte sonst auch Antwort gegeben. Joseph warf das Papier in den Mülleimer, und einen Augenblick lang war er ratlos. Er selbst hätte den Hochzeitstag, ihren 26., beinahe vergessen, aber bei Ruth war das nicht anzunehmen.
Eigentlich hätte er erwartet, dass sie etwas gekocht hätte oder ihn zumindest etwas sorgfältiger als sonst gekleidet – nicht dass sie etwa nachlässig gewesen wäre – aber immerhin mit etwas mehr Schick angezogen erwartet hätte, damit sie zum Essen hätten ausgehen können. Die Entscheidung, zu Hause oder im Gasthaus zu essen, überließ er gewöhnlich ihr, wollte er ihre Kochkünste doch nicht in Frage stellen. Tatsächlich kochte Ruth sehr gut, und er aß ihr Essen immer gerne; es ging ihm mehr um die Arbeit, die sie durch das aufwendige Zubereiten hatte. Er wollte sie zu nichts zwingen.
Josephs Gedanken waren ihm entglitten, und er musste sich eingestehen, dass er jetzt unruhig war.
Sicherlich gab es 1000 Gründe, warum Ruth nicht da war, vielleicht hatte sie etwas vergessen zu kaufen und war schnell in den Ort zu dem kleinen Supermarkt gefahren.
Doch ihr Auto stand draußen, das konnte also nicht sein.
Wäre sie unvorhergesehener Weise weggerufen worden, beispielsweise weil ihrer Mutter etwas geschehen wäre, dann hätte sie ihm gewiss eine Nachricht hinterlassen, in der Firma angerufen. Ein Handy besaß er ja nicht, aus Überzeugung, doch in solchen Augenblicken …
Vielleicht – Joseph wurde unbehaglich – hatte sie ja die Koffer gepackt und ihn grußlos verlassen?
Er konnte sich zwar nicht vorstellen, weshalb, ihre Ehe war jetzt nicht direkt unglücklich, wenn auch zu einer eigentlich an Langeweile grenzenden Ruhe gekommen – aber zu gehen, ohne Nachricht, ohne vorherige Auseinandersetzung, sozusagen ohne Abmahnung einfach zu gehen, das sähe Ruth nun wirklich nicht ähnlich.
Joseph dachte nach, warum er die Möglichkeit, Ruth könnte ihn verlassen haben, überhaupt in Erwägung zog.
Weil …
Sie hatte ihm tatsächlich eine Nachricht hinterlassen. Ein Zettel auf dem Küchentisch.
»Im Stall« stand da, in Ruths nicht sehr sauberer Handschrift. Ruths eigenwillige und kaum leserliche Schrift überraschte Joseph immer wieder. Eigentlich passte sie nicht zu ihr; Ruth war ein ordentlicher und in gewisser Weise geradezu schöngeistiger Mensch.
»Im Stall« …
Joseph war 53 Jahre alt, arbeitete seit langem in der Qualitätssicherung, was ihn mit der Zeit vielleicht ein wenig pedantisch hatte werden lassen, aber er war es auf der anderen Seite immerhin gewohnt, komplexe Situationen schnell und zutreffend zu analysieren.
Jetzt im Augenblick schrillten bei ihm alle Alarmglocken.
Er und Ruth, nun, höflichkeitshalber »Ruth und er« hatten sich, nachdem СКАЧАТЬ