Draußen rauchen ist Mord am ungeborenen Baum. Fritz Eckenga
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Название: Draußen rauchen ist Mord am ungeborenen Baum

Автор: Fritz Eckenga

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783862871988

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      als selten schickes Einzelstück,

      wer mich bekäme, wurd berichtet,

      hätt fast schon unverschämtes Glück.

      Im Februar war ich verschwunden,

      »verzogen«, wurde kolportiert,

      nach »unbekannt«, nach »falsch verbunden«,

      nach »weißderteufel« emigriert.

      Bereits im März war ich vergessen,

      kein Schwein fragt seither, wo ich bin,

      als Thema sowas von gegessen,

      aus dem Sichtfeld, aus dem Sinn.

      So kam ich im April zu dir,

      in schäbbig braunem Packpapier,

      als blinder Nordseepassagier

      frierend auf der Frisia IV.

      Als heimatloses Osterei

      stelle ich auf Norderney

      die hoffnungsvollste aller Fragen:

      Willst du mich nach Hause tragen?

       Obenrum runtergekommen

      Der Personenkreis, bei dem ich mir einigermaßen sicher bin, wenigstens ungefähr zu wissen, mit welchen Vorstellungen, Erwartungen und Hoffnungen er durchs Dasein strunkelt, ist sehr überschaubar. Doch selbst von dieser kleinen Gesellschaft würde ich mich derzeit nicht zum Vorstandssprecher ernennen lassen. Bedenkenlos könnte ich nur verkünden, dass in einer guten und gerechten Welt selbstverständlich immer »wir«, also »nur der BVB«, Deutscher Fußballmeister sein muss. Für allgemeingültige Aussagen zu Themen von vergleichbarer gesellschaftlicher Re­le­vanz fehlt mir momentan die Traute.

      Ein vollmundiges »wir« kann ich also guten Gewissens nicht anbieten. Dazu mangelt es mir zu sehr an Selbstgewissheit. Der inter­ne Diskus­sionsbedarf ist groß, von einer klaren Beschluss­lage kann nicht die Rede sein. Es scheint mir, dass mein Koordinatensystem gehörig aus den Fugen geraten ist. Ich will mich nicht verallgemeinern, doch wenn mich nicht alles täuscht, bin ich nicht der einzige, der sich gerade öfter mal siezt, weil er sich selbst etwas fremd ist.

      Ich sollte vielleicht nicht jeden Quatsch mitmachen. Ich sitze ja auch dauernd an diesem unseligen Newsticker und drück’ die Maus. Habe schon überlegt, meine diversen Monitore mit Warnhinweisen zu verdunkeln: »Aktualisieren gefährdet Ihre seelische Gesundheit. Fangen Sie erst gar nicht damit an!« Ist aber naiv. Ich hänge schon zu sehr in der Suchtschleife.

      Und hastenichtgesehn erwische ich mich dabei, dass ich auf einmal erschüttert bin oder sogar empört und ungewohnte Gedanken denke. Gedanken, die mich überrumpeln, aber doch offensichtlich meine eigenen sind. Plötzlich und unerwartet entfährt mir ein zu lautes »Hallo? Das wird man ja wohl nochmal denken dürfen!« In klareren Momenten reiße ich mich dann zusammen und denke: »Na gut, denken kannst du es ja, aber du musst ja nicht alles auch sofort sagen, was du so denkst. Kannst ja erstmal drüber nachdenken.«

      Doch hier kann ich es ruhig mal wagen, es zu sagen. Es verlässt ja nicht das Buch. Nur mal so als Beispiel: Ich habe mich eine Zeitlang mehrfach dabei ertappt, dass ich das Bedürfnis hatte, Angela Merkel in Schutz zu nehmen. Vor den zu vielen anderen von diesem öffentlichen Personal. Diesen Reflex hatte ich früher nie. Was ist passiert? Ich hatte doch mal ganz andere Ansprüche. Sind das noch Gedanken oder ist das schon Gefühl? Ich will es nicht geistige Verwahrlosung nennen, aber ich bin obenrum doch ziemlich runtergekommen. Ich freue mich heute schon darüber, dass es mit dieser Kanzlerin wenigstens eine Person in leitender Funktion gibt, die hin und wieder relativ gelassen ein paar Selbstverständlichkeiten von sich gibt. Etwa, dass man Menschen, denen es dreckig geht, gefälligst zu helfen hat.

      Ich hoffe, dass es in diesem Land noch eine Mehrheit dafür gibt, das als zivilisatorischen Min­deststandard festzulegen. Und zwar auch, nachdem Frau Merkel ihre Rhetorik aufgrund der sinkenden Umfragewerte aktualisiert hat.

       [email protected]

      Betr.: Hauptrolle

      Herzlichen Glückwunsch, Frau Merkel.

      Seitdem der TV-Sender SAT 1 die Filmrechte an Ihnen erworben hat, lassen Sie sich von Veronika Ferres doubeln. Eine ausgezeichnete Wahl. Nicht nur wegen der frappierenden äußerlichen Ähnlichkeit. Es lag nahe, dass die Rolle der mächtigsten deutschen Frau der Welt nur von der besten deutschen Schauspielerin der Welt übernommen werden konnte. Die Verfilmung Ihrer leidenschaftlichen Affäre mit dem französischen Staatspräsidenten Monsieur Hollande alias Monsieur Dupont überzeugte vor allem durch die realistische Zeichnung Ihres Charakters und wegen der frappierenden äußerlichen Ähnlichkeit, nicht nur, aber auch im Unterwäschebereich. Da konnte das französische Double jedenfalls für keine zwei Croissants mithalten.

      Sollte es zu einer Fortsetzung kommen, Frau Ferres, äh pardon, Frau Merkel, würde ich an Ihrer Stelle darauf bestehen, dass Monsieur le Président François Hollande auf jeden Fall von Monsieur »Le Vin Rouge« Gérard Depardieu gespielt wird. Erstens wegen der frappierenden äußerlichen Ähnlichkeit und zweitens, weil Veronika Ferres einen Gegendarsteller braucht, der ihr schauspielerisch einigermaßen ebenbürtig ist. Sollte Monsieur Depardieu aus politischen Gründen derzeit nicht infrage kommen, immerhin ist er ein Kumpel Ihres russischen Widersachers Wladimir Putin, wäre selbstverständlich auch Til Schweiger eine Option, vor allem wegen seines typischen unverständlichen Akzentes. Andererseits wäre Schweiger auch die Idealbesetzung für die Rolle Ihres russischen Widersachers Puschkin, pardon, Putin, beziehungsweise Ihrer innerparteilichen Widersacherin Ursula von der Leyen. Schweiger hat ja wie von der Leyen Fronterfahrung. Allerdings müsste er für den deutschsprachigen Raum wegen seines unverständlichen Akzentes synchronisiert werden, vielleicht von Frau von der Leyen, oder von Ronald Pofalla. Und mit der Frisur müsste man natürlich auch was machen.

      Wünschenswert wäre im übrigen, Frau Merkel, wenn zukünftige Streifen der weltpolitischen Bedeutung der mächtigsten Frau der Welt angemessener wären. Frau Ferres muss ja nicht immer was mit dem französischen Präsidenten haben. Denken Sie doch mal transatlantisch. Wie wär’s mit Clint Eastwood als Barack Obama? Schon wegen der frappierenden äußerlichen Ähnlichkeit.

      Mit einem dreifach-kräftigen »make my day«

      [email protected]

       [email protected]

      Betr.: Uns

      Sie, sehr geehrter Herr Bundespräsident Gauck, und ich, wir zwei beiden also haben ganz viel gemeinsam: Zum Beispiel das CK in unseren Nachnamen. Sie am Ende, ich weiter vorne. Außerdem haben wir die gleiche Staatsangehörigkeit und dieses ganz große Verantwortungsgefühl fürs Großeundganze. Sie können das nicht wissen, weil Sie von mir ja nicht so viel mitbekommen wie umgekehrt ich von Ihnen. Deswegen schreib’ ich Ihnen ja. Ich bin schließlich ein Bürger dieses Landes und Sie, das haben Sie oft genug gesagt, Sie sind ja ein Bürgerpräsident. Es wird Sie also hoffentlich freuen, wenn ein Bürger seinem Präsidenten so ähnlich ist, dass man praktisch СКАЧАТЬ