Amerika Saga. Frederik Hetmann
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Название: Amerika Saga

Автор: Frederik Hetmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783862870868

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СКАЧАТЬ man ihn trotz seines lächerlichen Aussehens immer mit größter Achtung behandelte. Im Umgang mit Erwachsenen und Jungen war er gewöhnlich wortkarg und zurückhaltend, aber er hatte eine große Zuneigung zu kleinen Mädchen, für die er immer ein paar Bänder oder einen Fetzen bunten Stoffes aus seinen Taschen hervor zauberte.

      Die Indianer behandelte Jonny mit großer Freundlichkeit. Die Wilden nannten ihn den »großen Medizinmann«, hauptsächlich wohl wegen seiner seltsamen Erscheinung, seiner exzentrischen Handlungen und besonders wegen seiner Fähigkeit, große Schmerzen zu ertragen. Während des Krieges im Jahr 1812, als die Grenzer von den mit England verbündeten Indianerstämmen überfallen wurden, setzte Jonny Appleseed seine Wanderungen unbeirrt fort und wurde auch nie von den umherziehenden Indianerbanden angegriffen. Oft warnte er auch Siedler vor Überfällen. Als nach der Niederlage des amerikanischen Generals Hull Engländer und Indianer mordend und sengend das Grenzgebiet überzogen und selbst wehrlose Frauen und Kinder töteten, eilte Jonny Tag und Nach durch die Wildnis, um die Menschen vor der herannahenden Gefahr zu warnen. Er gönnte sich keine Ruhe, bis er auch in den entlegensten Hütten seine Botschaft verkündet hatte:

      »Der Geist des Herrn ist über mich gekommen und hat mir bedeutet, ich möge laut blasen die Trompete in der Wildnis und Alarm schlagen in den Wäldern, denn, hört, die Völker der Heiden stehen um Euer Haus, und die alles verschlingende Flamme folgt ihnen auf dem Fuß.«

      Seine Warnung war ebenso ernst, wie seine Worte dunkel waren. Denn Jonny Appleseed war ein eifriger Schüler der Lehren Emanuel Swedenborgs und behauptete, ständig selbst Gespräche mit Engel und Geistern zu führen. Zwei weibliche Engel, so erzählte er, hätten ihm enthüllt, sie seien ihm in einem anderen Leben als Frauen bestimmt, deshalb dürfe er auch in dieser Welt nicht heiraten. Auf seinen Reisen führte er die Schriften des schwedischen Mystikers mit sich und lieh sie auch aus. Da er aber von jedem der Bücher nur ein Exemplar besaß, zerlegte er die Bände in einzelne Bogen und ließ jeweils ein Kapitel in einer Blockhütte zurück, das er bei seinem nächsten Besuch gegen die Fortsetzung austauschte.

      Jonnys Vertrauen auf die Schriften Swedenborgs war unerschütterlich. Als er einmal gefragt wurde, ob er sich denn nie fürchte, barfuß durch die Wälder zu streifen, in denen es von den schrecklichsten Raubtieren nur so wimmelte, erklärte er mit einem selbstsicheren Lächeln, indem er dem Fragenden das Buch ‚entgegenstreckte: »Diese Schriften sind mein unfehlbarer Schutz gegen alle Gefahr jetzt und immerdar!«

      Wurde er am Abend eines anstrengenden Tages in einer Blockhütte von gastfreundlichen Siedlern zur Nacht eingeladen, so ließ er sich auf dem Fußboden nieder und holte, nachdem er die Familie gefragt hatte, ob sie »einige Neuigkeiten direkt vom Himmel« hören wollten, einige zerlesene Bücher hervor, unter denen sich immer auch ein Neues Testament befand. Aus diesen Schriften las er vor, und seine Zuhörer wurden von seinem begeisterten Redefluss mitgerissen, auch wenn sie den Inhalt nicht verstanden.

      Um 1838, siebenunddreißig Jahre nachdem er zum ersten Mal am Licking Creek aufgetaucht war, hatte sich die Wildnis um den Ohio in ein dicht besiedeltes Land verwandelt. Aus den abgelegenen Blockhütten waren kleine Dörfer geworden, die größeren Niederlassungen waren zu Städten aufgewachsen. Wo früher nur Indianerpfade die Wildnis durchquerten, zogen sich jetzt feste Straßen hin, auf denen Postkutschen verkehrten. Die kleinen Mädchen, denen Jonny einst bunte Bänder mitgebracht hatte, waren inzwischen selbst Mütter geworden, die kleinen Jungen, die seine Fähigkeit, Schmerzen zu ertragen, bewundert hatten, waren zu Familienvätern herangewachsen, die schon ihre Enkel auf den Knien wiegten. Am Licking Creek war seine Arbeit getan. Ein paar Tausend Quadratkilometer Obstplantagen zeugten hier für seine unermüdliche Lebensarbeit. Neun Jahre noch zog er nun weiter nach Westen, dorthin, wo nun die »neue Grenze« gegen die Wildnis hin verlief, und pflanzte in Indiana Apfelbäume. Im Jahr 1847 starb er im Hause eines Siedlers in Allen County, Indiana. Am Abend hatte er gepredigt und in der Nacht, wie immer, auf den rohen Bodenbrettern neben seinen Ledersäcken mit Apfelkernen geschlafen. Am Morgen erwachte er nicht mehr. Der Arzt stellt den Tod fest, sagte aber zugleich, er habe nie einen Verstorbenen so ruhig und friedvoll gesehen.

      Noch heute aber erinnern in jedem Frühling die weißen Blüten tausender Obstbäume im Tal des Ohio und in Indiana an jenen Mann, der keinen Feind hatte, der den einsamen Siedlern Freund, Helfer und Prediger war: an Jonny Appleseed, den Wanderer, der allen Gutes tat.

Holzschnitt

       Das abenteuerliche Leben des Davy Crockett

       Die Taten des Jägers, Kongressabgeordneten und Scouts Davy Crockett sind nicht die Erfindung einer üppigen, wild ausschweifenden Phantasie. Davy Crockett hat gelebt, und seine Lebensgeschichte, aus der wir im folgenden einige Episoden wiedergeben, liest sich erregender als jene Produkte späterer Wild-West-Autoren, die sich von dieser faszinierenden Gestalt mit der Skunkschwanzmütze inspiriert fühlten. Er war das Urbild jener etwas ungehobelten, aber doch gutmütigen Hinterwäldlerburschen, die die »Grenze« über die Appalachen nach Westen verschoben. Hart, hemdsärmlig, bärbeißig, mit einem trockenen Humor und einem natürlichen Sinn für Gerechtigkeit begabt, immer zu einem prahlenden Wortgefecht, zu einer Kraftprobe, einem Jagdabenteuer oder zu einem Ritt gegen die Indianer bereit, wurde er zum Idol der amerikanischen Jugend zu Beginn des Neunzehnten Jahrhunderts.

      Mit dem Bericht über sein Leben und seine Taten, wie sie sich in seinen Büchern »A Narrative of David Crockett of the State of Tennessee«, »An Account of Colonel Crockett's Tour to the North and Down East« sowie »Colonel Crocketts Exploits and Adventures in Texas« darstellen, erfahren wir zugleich auch ein gutes Stück amerikanischer Kulturgeschichte dieser Epoche.

       – Das abenteuerliche Leben des Davy Crockett –

       Meine Kindheit und Jugend

      Da manche Menschen offenbar einiges Interesse an der Geschichte eines so unbedeutenden Individuums, wie ich es nun einmal bin, zu haben scheinen, und da schließlich meine Abenteuer niemandem so genau bekannt sein können wie gerade mir, habe ich mich auf das Drängen meiner Freunde und Bekannten hin nun entschlossen, sie niederzuschreiben und somit der Welt eine Darstellung dieser Ereignisse zu hinterlassen, die den Vorteil hat, wahr und echt zu sein. Ich schiebe also alle speichelleckerischen Entschuldigungen beiseite und erinnere mich meines alten Wahlspruchs, der da lautet: nur zu!

      Mein Vater hieß John Crockett. Er war irischer Abstammung. Entweder kam er drüben in Irland zur Welt oder, wo nicht, so doch auf der Überfahrt. Er verbrachte die ersten Lebensjahre im schönen Staate Pennsylvania und wurde später Farmer. Der Name meiner Mutter lautet Rebecca Hawkins. Sie war eine gebürtige Amerikanerin aus Maryland und erblickte das Licht dieser Welt irgendwo zwischen den beiden Siedlungen York und Baltimore. Sicherlich wird man mir irgendwann auch einmal erzählt haben, wann meine Eltern heirateten, allein, ich habe es vergessen. Indessen bin ich ganz sicher, dass dieses Ereignis stattgefunden hat, denn andernfalls würde sich heute die Öffentlichkeit kaum mit der Geschichte ihres Sohnes, David Crockett, befassen müssen.

      Mein Vater nahm am Unabhängigkeitskrieg teil, kämpfte gegen die Engländer in der Schlacht am Kings Mountain und ließ sich dann im östlichen Tennessee nieder.

      Er siedelte dort unter recht gefährlichen Umständen für sich wie für seine Familie, denn es lebten damals noch Indianer in dieser Gegend, die den Weißen feindlich gesinnt waren. Mein Großvater und meine Großmutter wurden in ihrem eigenen Haus von Indianern ermordet. Etwa um dieselbe Zeit geriet der Bruder meines Vaters, dem eine Kugel den Arm gebrochen hatte, in indianische Gefangenschaft. Da er von klein auf taubstumm war, fiel es ihm schwer zu entfliehen. Siebzehn Jahre und neun Monate lebte er bei den Indianern, bis ihn schließlich der älteste Bruder meines Vaters entdeckte und ihn СКАЧАТЬ