Название: Heute oder nie!
Автор: Valentin Krasnogorov
Издательство: ЛитРес: Самиздат
Жанр: Драматургия
isbn:
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SIE: Ich erlaube Ihnen nicht, Platz zu nehmen.
ER: (Sich erhebend.) Entschuldigen Sie. (Geht um zwei Schritte zurück und tritt wieder an den Tisch. Sehr höflich.) Verzeihen Sie, ist hier nicht besetzt?
SIE: Frei.
ER: Darf ich mich setzen.
SIE: Bitte.
ER: Ich danke Ihnen. (Setzt sich, schweigt.) Warum gingen Sie weg?
SIE: Von weitem schienen Sie mir ein intelligenter Mensch zu sein. Also entschloss ich mich wieder auf diese Entfernung zurückzugehen. Aber ach, die Illusion hat sich nicht wiederholt.
ER: Ich gebe zu, ich war wirklich ein bisschen grob zu Ihnen.
SIE: „Ein bisschen“?
ER: Sehr. Ich bedaure.
SIE: Freut mich, das zu hören.
ER: Wer immer Sie auch sind, ich hätte mich höflich benehmen sollen. Sie hatten Recht, mich zurechtzuweisen. Ich habe Sie nicht sofort geschätzt und mich zu Ihnen ziemlich nachlässig und herablassend verhalten.
SIE: Und ich war ziemlich direkt, was ich auch bedaure. Angenehm zu sehen, dass Sie sich jetzt wie ein richtiger Mann benehmen. Gehen sie davon aus, dass der Konflikt beigelegt ist.
ER: Ich war verpflichtet, mich zu entschuldigen, aber das ändert nichts am Charakter der Sache. Ihr Beruf weckt in mir nach wie vor keine Begeisterung, und an Ihren Diensten habe ich keinen Bedarf.
SIE: Nun gut, jetzt, nachdem wir uns beide entschuldigt haben, können Sie zu Ihrem Abendessen und Ihrer üblichen Arbeit zurückkehren.
ER: (Erhebt sich, geht aber nicht weg.) Warum sollten wir nicht zusammen zu meinem Tischchen zurückgehen?
SIE: Und worin ist das besser, als meines?
ER: Und worin schlechter?
SIE: Sehen Sie, wenn sich eine Frau zu einem Mann setzt, dann wird das als unmoralisch empfunden, was Sie mir auch mit der Ihnen eigenen Feinfühligkeit zu verstehen gaben. Und wenn sich ein Mann an den Tisch einer Frau setzt und beginnt, sie anzumachen, dann wird das, warum auch immer, als völlig normal empfunden und wirft keinerlei Schatten auf einen von beiden. Deshalb bleibe ich wohl an meinem Tischchen. Hier fühle ich mich wenigstens als Hausherrin. Und niemand kann sagen, ich würde mich irgendjemandem aufdrängen.
ER: Anders gesagt, Sie laden mich ein, mich hierher zu setzen?
SIE: Das habe ich nicht gesagt. Aber wenn Sie um meine Erlaubnis bitten, dann sage ich nicht ab.
ER: Verstehe. Also, erlauben Sie?
SIE: Ich gebe Ihnen eine Bewährungsfrist.
ER: Danke. (Er setzt sich. Es entsteht ein lange Pause.)
SIE: Nun, was schweigen Sie denn?
ER: Und was sollte ich sagen?
SIE: Da Sie sich schon zu mir gesetzt haben ist die Reihe an Ihnen, mich zu unterhalten
ER: Ihnen gelingt das besser.
SIE: Danke. Übrigens, Sie kennen meine Fähigkeiten noch nicht in vollem Umfang. Wie sagte eine prahlerische Primadonna eines Singspiels, „meine volle Stimme gebe ich abends“.
ER: Das klingt vielversprechend.
SIE: Ich halte meine Versprechungen immer.
ER: Gestatten Sie noch einmal zu wiederholen: Sie sind eine interessante Gesprächspartnerin und mit Ihnen zu reden bin ich bereit, so lange Sie wollen. Aber nicht mehr als das. Wenn Sie also mit einem Verdienst rechnen, dann verlieren Sie besser keine Zeit und suchen sich einen anderen Klienten.
SIE: Sie verhalten sich sehr seltsam. Gewöhnlich wollen Männer ohne Gespräche direkt zur Sache kommen. Sie aber bevorzugen Gespräche und weichen von der Sache ab.
ER: Das, was Sie Sache nennen, kann jede Dahergelaufene. Aber hier, klug und interessant eine Unterhaltung zu führen, das kann bei weitem nicht jede. Eine Sünde, so eine Gelegenheit auszulassen.
SIE: Unter kluger und interessanter Unterhaltung verstehen Sie offenbar den Austausch von Grobheiten.
ER: Ich kann erklären, warum ich so schroff mit Ihnen war. Ich spürte, dass man mich entern will. Das gefiel mir nicht, und ich war gezwungen, mich zu verteidigen. Wenn unsere weitere Unterhaltung ohne erotische Anspielungen verlaufen wird, werde ich mich frei fühlen und mit Vergnügen mit Ihnen über Gott und die Welt plaudern.
SIE: Sagen Sie mir direkt, was Ihnen an mir nicht passt? Bin ich hässlich? Langweilig? Unangenehm?
ER: Überhaupt nicht.
SIE: Und wo ist dann das Problem?
ER: Nun, überlegen Sie selbst, warum sollte ich mich auf ein Abenteuer mit einer unbekannten Frau einlassen? Äußerlich sind Sie anziehend, zweifelsohne. Wahrscheinlich wird es angenehm, mit Ihnen einzuschlafen, aber, vielleicht wache ich morgen auf und finde weder Geld noch Dokumente. Und vielleicht arbeiten Sie als Paar, mit einem Freund, der mir wegen meines Geldbeutels den Kopf einschlägt.
SIE: Was sind Sie für ein gescheiter und vorsichtiger Mensch. An alles denken Sie.
ER: In Ihren Augen ist das ein Nachteil, ich weiß. „Aber bedauernswert ist der, der alles vorhersieht“…
SIE: Und warum fürchte ICH Sie nicht? Sie können mich doch auch ausrauben.
ER: Ich – Sie?
SIE: Warum nicht? Ich habe übrigens nicht wenig Geld bei mir. Hier, schauen Sie! (Öffnet die Handtasche.)
ER: (In die Tasche schauend.) Oho! Woher so viel?
SIE: Das habe ich in den letzten vier Tagen verdient. Ihr Freund schlägt mir deshalb den Kopf nicht ein?
ER: Ich sehe, man bezahlt Ihnen nicht wenig.
SIE: Ich beklage mich nicht. Die Arbeit ist aber auch nicht leicht. Und erfordert eine hohe Qualifikation.
ER: Falls das kein Geheimnis ist, wie viel nehmen Sie?
SIE: Machen Sie sich keine Sorgen, wir einigen uns irgendwie.
ER: Ich frage nicht wegen mir, sondern im Allgemeinen.
SIE: Das hängt von der Zeit ab, von den finanziellen Möglichkeiten des Auftraggebers, von meiner Stimmung und noch von vielem mehr.
ER: Und trotzdem, wie viel?
SIE: Und wie viel ist es Ihnen wert?
ER: Gar nichts. Ich brauche das auch umsonst nicht. Ich interessiere mich nur aus Neugier.
SIE: Wissen Sie, was ich Ihnen sage? Wenn, zum Beispiel, in Spanien eine Dame einem Herren ein Treffen anbot – selbst in stockdunkler Nacht und СКАЧАТЬ