Название: Die wichtigsten Musiker im Portrait
Автор: Peter Paul Kaspar
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: marixwissen
isbn: 9783843802147
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5 CARLO GESUALDO DA VENOSA (UM 1560–1613)
Als fürstlicher Eifersuchtsmörder ging er in die Kriminalgeschichte ein, als Urheber leidenschaftlicher und kunstreicher Madrigale und Motetten bereicherte er die Vokalmusik.
Gesualdo wurde in Neapel in einer kunstsinnigen Adelsfamilie geboren und war mit dem Dichter Torquato Tasso befreundet. 1586 wurde er nach dem Tod seines Bruders regierender Fürst von Venosa. Das Jahr 1590 wurde zum Wendepunkt in seinem Leben, als er seine Gattin beim Ehebruch ertappte und sie samt dem Liebhaber ermordete – oder ermorden ließ. Mit Hilfe eines verwandten Erzbischofs konnte er zwar 1594 ein zweites Mal heiraten, doch war auch diese Bindung nicht wirklich glücklich. Zudem starben seine Kinder, so dass sich Gesualdo in späteren Lebensjahren in Selbstvorwürfen und Bußfantasien erging. Seine sechs Madrigalbücher erschienen in den Jahren 1594 bis 1611 im Druck. 1596 kehrte er nach Neapel zurück, wo er den Rest seines Lebens in Melancholie und selbstquälerischer Leidenschaft verbrachte.
In Gesualdos Werk verbindet sich Konservatives mit Fortschrittlichem: Konservativ ist er in der Ablehnung des aufkommenden generalbassbegleiteten Gesangs – fortschrittlich ist er in der geradezu experimentellen Behandlung üppiger Dissonanzen und chromatischer Fortschreitungen. Seinen leidenschaftlichen Madrigalen um Liebe, Eifersucht und Tod stehen tief empfundene Gesänge zur Karwochenliturgie gegenüber.
Legende: Alfred Schnittke setzte seinem stürmischen Leben, Lieben und Schaffen 1993 in der Oper »Gesualdo« ein künstlerisches Denkmal.
6 JAN PIETERSZOON SWEELINCK (1562–1621)
Seine Vokalmusik schloss an die Polyphonie der alten Niederländer an – seine Musik für Tasteninstrumente und seine Variationskunst prägten künftige Generationen. Seine Spieltechnik ist mit der Geschichte der Tasteninstrumente untrennbar verbunden. In der niederländischen Musik gilt er auch heute noch als ein ganz Großer.
In Deventer geboren, bekam Sweelinck seine Ausbildung zuerst bei seinem Vater in Amsterdam, dessen Nachfolger er später wurde. Die Stadt stellte ihn als Musiker an, um außerhalb der Gottesdienste zweimal täglich die Orgel zu spielen, denn im Gottesdienst der Calviner war Instrumentalmusik verpönt. Als Orgelkenner wurde er für Inspektionen und Restaurierungen in anderen Städten herangezogen, als begehrter Lehrer hatte er großen Einfluss auf künftige Musikergenerationen. Obwohl er die Niederlande nie verließ, reichte sein Ruhm bald weit über die Heimat hinaus. Neben Musik für Orgel und Cembalo schrieb er geistliche Werke, vor allem nach biblischen Texten. Sweelinck steht zwischen den Epochen: Seine Vokalmusik wurzelt in der Renaissance – seine Musik für Tasteninstrument weist voraus in den Frühbarock. Die Trennung von Orgel- und Cembalomusik ist noch wenig ausgeprägt. Das »Clavier« bezeichnete in erster Linie ein Instrument mit »Klaviatur«, also ein Tasteninstrument. Er starb in Amsterdam.
Von seiner geistlichen Musik sind die »Cantiones sacrae« und die Psalmvertonungen hervorzuheben. Seine Orgel- und Cembalomusik beeinflusste künftige Generationen, vor allem im deutschen Sprachraum, und wird noch heute gern gespielt.
7 JOHN DOWLAND (1563–1626)
Die Laute ist ein leises, lange Zeit vergessenes und erst neuerdings wiederentdecktes Instrument der zarten Töne und subtilen Klänge. Sie ist ein erlesener Klangkörper für Kenner, dessen beste Zeiten die Renaissance und der Frühbarock waren und dessen hervorragender Komponist John Dowland war. Seine Lautenstücke und Lautenlieder sind noch heute Kostbarkeiten dieses Repertoires.
Vermutlich wurde Dowland in London geboren, wo er auch sein Leben beendete. Sein abwechslungsreicher Lebenslauf führte ihn jedoch in mehrere Länder Europas: zuerst nach Paris als Lautenist des englischen Gesandten, dann als Student an die Universität Oxford, später an die Höfe in Wolfenbüttel und Kassel, weiter nach Venedig und Florenz, zurück nach England, dann nach Dänemark und zuletzt wieder nach London. Dort wirkte er ab 1612 als »musician for the lutes« am königlichen Hof, besaß hohes Ansehen und wird als »Doctor Dowland« in Dokumenten erwähnt. Neben der Laute als Soloinstrument und dem Lautenlied galt sein Schaffen auch dem mehrstimmigen Gesang. Die Lieder und mehrstimmigen Gesänge enthalten vorwiegend weltliche Texte.
Sein Werk »The first Booke of Songes or Ayres« von 1597 mit Lautenliedern fand 1600 und 1603 zwei Fortsetzungsbände. Sein Hauptwerk für die Laute hat den Titel »Lachrimae, or seaven Tears«. Seine Musik ist von subtiler Satzkunst und feinsinniger Poesie – jedoch abseits des prunkvollen und auftrumpfenden höfischen Musizierens. Vieles ist bis heute lebendig und wird seit der Wiederentdeckung der Alten Musik immer wieder gerne gesungen und gespielt.
Ohrwurm: »Come again, sweet love!« – ein reizvolles Liebeslied der Renaissance
8 CLAUDIO MONTEVERDI (1567–1643)
Er war wohl der bedeutendste italienische Komponist des 17. Jahrhunderts. Seine »favola in musica« mit dem Titel »Orfeo« ist ein Meilenstein in der Musikgeschichte; zwar nicht das erste, doch ein bis heute lebendiges Exemplar dessen, was man später »Oper« nennen würde. Es war ein Werk mit einer titelgebenden Gestalt als Symbol für die Macht der Musik – Orpheus, dessen Gesang sogar die göttlichen Gewalten der Unterwelt zu erweichen vermochte. Hier zeigt sich erstmals in der Neuzeit, was man heute »Klangrede« nennt: die musikalische Rhetorik der Klänge, vor allem des Gesangs.
In Cremona geboren, führte ihn sein Lebensweg 1590 nach Mantua und auf Reisen nach Ungarn und Flandern. Seine geistlichen Werke wurden schon in jungen Jahren ab 1582, seine Madrigale ab 1587 gedruckt, ebenso 1609 der »Orfeo«. Hier findet der Gesang, der seine musikalische Linie aus der Sprechmelodie des Textes entwickelt, neue Möglichkeiten. 1613 wurde er Kapellmeister am Markusdom in Venedig – eines der prominentesten Ämter, das Italiens Kirchenmusik damals zu vergeben hatte. Sein Leben spielte sich nun zwischen den neu erbauten Opernhäusern und den Kirchendiensten ab. Auch nach seinem Eintritt in den geistlichen Stand 1632 blieb er bis zu seinem Tod Venedig treu und schuf sowohl geistliche als auch weltliche Musik.
Drei seiner Opern – wie wir sie heute nennen würden –, »Orfeo« (1607), »Il ritorno d’Ulisse in patria« (1640) und »L’incoronazione di Poppea« (1642), werden noch heute aufgeführt. Aus seiner Oper »Arianne« ist nur das berühmte »Lamento« erhalten – ein Klagegesang, der besonders deutlich zeigt, was mit »Klangrede« gemeint ist. Seine Madrigale (in neun Büchern seit 1587 erschienen) kann man als mehrstimmig gesungene Gegenstücke zum opernhaften Sologesang verstehen – sie bereichern heute vielfach das Chorrepertoire, obwohl sie damals vor allem von kleinen Solistenensembles gesungen wurden.
Die Madrigale sind sein Experimentierfeld und belegen den Übergang von der kunstvollen Polyphonie der alten Niederländer zum textorientierten Gesang der neuen Kompositionstechnik – von der »prima pratica« zur »seconda pratica«. Das fünfte Buch (1605) markiert jenen Punkt der Entwicklung, als der Sprechgesang der späteren Oper seine Geburtsstunde hatte. Monteverdis berühmte Marienvesper setzte Maßstäbe für viele künftige Vertonungen des abendlichen Chorgebets (mit fünf Psalmen samt dem Magnifikat). Seine geistliche Musik steht der weltlichen in keiner Weise nach.
Über Heinrich Schütz übte er großen Einfluss auf die Musik in Deutschland aus. Man kann in Monteverdi den СКАЧАТЬ