Der König und sein Spiel. Dietrich Schulze-Marmeling
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Название: Der König und sein Spiel

Автор: Dietrich Schulze-Marmeling

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

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isbn: 9783895338465

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СКАЧАТЬ als Spieler perfekt verkörpert. Dass er 1983 von Ajax Amsterdam zum Erzfeind Feyenoord Rotterdam gewechselt sei, nachdem man ihn bei Ajax nicht mehr ausreichend gewürdigt habe, sei typisch für ihn gewesen.

      Cruyff sei „sehr anwesend – auch wenn er nicht anwesend ist. In Amsterdam wie in Barcelona. Sein Geflüster bringt sehr viel Wind ins Dorf.“ Cruyff sei sehr konfrontativ, was Meijer nicht per se schlecht findet: „Konfrontation erzeugt Kreativität.“ Was wohl irgendwie niederländisch sei. Meijer: „Wir Niederländer sind immer die Ersten, die etwas probieren. Prostitution, ‚weiche Drogen’ und eben ‚totaal voetbal’. Auch im Fußball sind wir die Ersten. Überall, wo Wasser ist, sind auch wir Niederländer. Und überall, wo wir sind, müssen wir den Leuten erzählen, wie es besser geht.“

      Sind Johan Cruyff und Louis van Gaal wirklich so unterschiedlich in ihren Philosophien? Meijer: „Das sind Magnete – und Plus und Plus stößt sich ab. Van Gaal ist eine große Persönlichkeit und rhetorisch sehr gut. Und genauso arrogant wie Cruyff. Das sind Spiegelbilder.“

      Was macht man im niederländischen Fußball anders als in anderen Ländern? „Die Technik steht stark im Vordergrund, bei uns hat jeder Jugendspieler im Training einen Ball. Nicht elf Spieler einen Ball. Außerdem wird bei uns schon in der Jugend taktisch gut geschult. Technik- und Taktiktraining genießen absolute Priorität: Passformen mit zahlreichen Wiederholungen, Verschieben und Pressen, Trainingsformen mit Ball und in kleinen Gruppen zur Defensive und Offensive, Spielformen und das Vier-gegen-Vier als Basis für alle weiteren Spiel- und Trainingsformen.“ Auch seien niederländischer Spieler mündiger, lauter, mutiger und eher dazu in der Lage, eigenständig Entscheidungen zu treffen. Bereits den Juniorenspielern würde beigebracht, sich im Spiel hörbar untereinander zu coachen. „Beim Spiel im Stadion ist es laut – da versteht man den Trainer nicht. Da muss es diese Spieler geben, die auf dem Platz coachen. In den Niederlanden musst du als Spieler mitdenken und Eigenverantwortung übernehmen.“

      Der Spieler Johan Cruyff hatte es allen vorgemacht. Diese Gesten auf dem Spielfeld, dieses Wedeln mit den Armen, das Anzeigen von Laufwegen, diese permanente Kommunikation mit seinen Mitspielern – das hatte die Fußballwelt in dieser Form und diesem Ausmaß noch nicht gesehen.

      Im September 2011 bricht das Aachener Dreigestirn auseinander. Nach sieben Spielen hat die Alemannia nur drei Punkte auf dem Konto. Nun greifen die „branchenüblichen Regeln“. Der Klub und seine Trainer Hyballa und van der Luer trennen sich im gegenseitigen Einvernehmen. Was folgt, ist weder mutig noch visionär, und auch nicht erfolgreich: Am Aachener Tivoli regiert nun Friedhelm Funkel.

      *****

      Hans Meyer, der deutsche Import

      Hans Meyer (Jahrgang 1942) ist eine Kultfigur im deutschen Fußball. Nicht nur wegen seiner zuweilen sarkastischen und von Selbstironie geprägten Wortmeldungen. Hans Meyer war vor allem ein ziemlich erfolgreicher Trainer – im Osten wie im Westen Deutschlands und auch in den Niederlanden.

      In der Saison 2000/01 führte Meyer Borussia Mönchengladbach zurück in die Bundesliga. In der Saison 2003/04 rettete er Hertha BSC Berlin die Erstklassigkeit. Beim 1. FC Nürnberg heuerte er an, als dieser im November 2005 das Ende der Bundesligatabelle zierte. Meyer führte die Franken zunächst zum Klassenerhalt und eine Saison später auf den sechsten Platz – die beste Platzierung für den ehemaligen Rekordmeister seit der Spielzeit 1987/88 – und zum DFB-Pokalsieg. In der Saison 2008/09 bewahrte Meyer ein weiteres Mal die Gladbacher vor dem Abstieg. Seit dem Sommer 2011 ist Hans Meyer viertes Präsidiumsmitglied von Borussia Mönchengladbach. Ich treffe Hans Meyer in der Bar des Nürnberger Grand Hotels, wo einst der deutsche Fußballpionier und „Kicker“-Gründer Walther Bensemann residierte und Hof hielt.

      Den Spieler Johan Cruyff durfte Hans Meyer nur von der Auswechselbank aus betrachten. In der Saison 1969/70 begegneten sich Carl Zeiss Jena und Ajax im Viertelfinale des Messepokals. Meyer drückte die Bank, die Saison 1969/70 war seine letzte als Oberligaspieler. Bereits im Alter von nur 27 Jahren beendete Meyer, der nebenbei noch ein Studium zum Sport- und Geschichtslehrer absolvierte, seine aktive Karriere.

      Das Spiel gegen Ajax gewann seine Elf am 4. März 1970 vor 22.000 Zuschauern auf dem Jenaer Ernst-Abbe-Sportfeld sensationell mit 3:1. Nach nur einer guten halben Stunde führten die Gastgeber durch Tore von Roland und Peter Ducke sowie Helmut Stein mit 3:0. Dann flog auf, dass sich das Team von Trainer Georg Buschner auf dem glatten gefrorenen Boden einen kleinen Vorteil verschafft hatte. Während die Jenenser Standfestigkeit bewiesen, rutschten die Niederländer nur hilflos herum. Einige Spieler hatten ihre Stollen angespitzt. Als Johan Cruyff ein Stutzen aufgeschlitzt wurde, sah sich der Schiedsrichter zum Einschreiten genötigt, und einige Spieler mussten das Schuhwerk wechseln. Trotzdem kamen die prominenten Gäste erst in der 90. Minute durch Valibor Vasovic zum Anschlusstreffer. Rinus Michels war erleichtert: „Dieses Tor war äußerst wichtig. Es hält für das Rückspiel alles offen.“

      Auf dem Ernst-Abbe-Sportfeld hatte Ajax mit neun Spielern begonnen, die knapp 15 Monate später auch im Londoner Wembleystadion auf dem Rasen standen, als das 16. Finale des Europapokals der Landesmeister abgepfiffen wurde: Valibor Vasovic, Barry Hulshoff, Nico Rijnders, Sjaak Swart, Dick van Dijk, Piet Keizer, Wim Suurbier, Gerrie Mühren und Johan Cruyff. Aus der Anfangsformation des späteren Europapokalsiegers (Ajax schlug Panathinaikos Athen mit 1:0) waren nur Keeper Heinz Stuy und Johan Neeskens in Jena nicht dabei, dafür aber Ruud Krol, der in London wegen einer Verletzung ausfiel.

      Im Rückspiel erwarteten Carl Zeiss Jena im Amsterdamer Olympiastadion ein wütendes Ajax und 60.000 Zuschauer. Nichtsdestotrotz ging Jena zunächst in der 17. Minute durch Peter Ducke in Führung. Doch anschließend rollte nur noch der Ajax-Express. Der erneut nur auf der Bank hockende Hans Meyer hoffte innigst, „dass Buschner nicht auf die idiotische Idee kam, mich einzuwechseln“. Vasovic, Swart und Keizer schossen bis zur Pause eine 3:1-Führung heraus und damit den Gleichstand. Nach dem Wiederanpfiff trafen abermals Swart sowie Cruyff, und Ajax gewann mit 5:1. Meyer: „Ajax hat nicht einfach nur gewonnen, sondern Fußball zelebriert. Man dachte ständig, die haben zwei, drei Spieler mehr auf dem Feld – wegen ihres fantastischen Positionsspiels und ihrer fußballerischen Klasse.“

      Intensivere Erfahrungen mit dem niederländischen Fußball machte Hans Meyer während seiner Trainerlaufbahn. Die begann er am 1. Juli 1971 zunächst als Trainer der 1. Mannschaft von Carl Zeiss Jena. Mit 28 Jahren ist er der jüngste Trainer in der DDR-Oberliga. 1972, 1974 und 1980 gewinnt er mit den Jenensern den DDR-Pokal (FDGB-Pokal), 1980/81 erreicht er mit seinem Team das Finale des Europapokals der Pokalsieger, wo Carl Zeiss vor nur 9.000 Zuschauern Dinamo Tiflis im Düsseldorfer Rheinstadion knapp mit 1:2 unterliegt. Der Siegtreffer fällt erst in der 87. Minute.

      Der Trainer Meyer bildet sich auch in den Niederlanden fort. 1975 durfte Meyer acht Wochen in den Niederlanden hospitieren – drei Wochen in der KNVB-Trainer-Kaderschmiede Zeist bei Utrecht, vier Wochen bei Feyenoord Rotterdam, das damals von dem Polen Antoni Brzezanczyk trainiert wurde, und eine Woche in Amsterdam bei Rinus Michels, der im Sommer vom FC Barcelona zu Ajax zurückgekehrt war. Der DDR-Leistungsfußball konnte dank einer extremen Unterstützung durch die Sportwissenschaften auf fundierte Resultate zurückgreifen. Als man in der Bundesrepublik noch über Sportpsychologen bestenfalls Witze machte, stand ein solcher Meyer in Jena bereits zur Seite – Dirk Enke, der Vater des im November 2009 freiwillig aus dem Leben geschiedenen Bundesliga- und Nationaltorhüters Robert Enke.

      Als Hans Meyer im Januar 1996 in den Westen ging, übersprang er zunächst gewissermaßen die alte Bundesrepublik und wurde Trainer bei Twente Enschede. Meyer gelang der Aufbau eines schlagkräftigen Teams und bewirkte in der Grenzstadt einen Boom. Die Saison 1995/96 beendete Twente in der Eredivisie auf Platz zehn Eine Spielzeit später wurde der Klub sensationell Dritter – hinter Meister PSV Eindhoven und Feyenoord Rotterdam und vor Ajax Amsterdam. Aber Twente hatte nicht nur sportlich enorm zugelegt. Immer mehr Zuschauer kamen СКАЧАТЬ