Название: Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Автор: Hans Kneifel
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Atlan classics Paket
isbn: 9783845347400
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»Mein Name ist Doyrirkhra.«
»Du bist ein Wonko, nicht wahr? Du kommst aus dem fernen Nordosten von Zyrph.«
Der Wonko lächelte.
»Das ist deine Sicht«, antwortete er. »Wir Wonko sehen das anders. Für uns ist die Insel, auf der wir leben, der Pol, um den die Sonne kreist, der Mittelpunkt des Universums.«
Er setzte sich neben Mrothyr auf die Liege und beugte sich zu diesem hinüber.
Du kannst ihm vertrauen, klang ein Gedanke in dem Freiheitskämpfer auf. Verwundert blickte er auf. Er sah, dass Zwiswurs, der Daila, auf seinem Bett stand, beide Hände gegen den Kopf gelegt hatte und zu ihm hinüber lächelte.
Du?
Ja, ich, antwortete der Mutant. Ich habe eine Aktivphase. Und ich wiederhole: Du kannst ihm vertrauen. Er meint es ehrlich, und er ist mutig.
Danke.
»Du hörst mir ja gar nicht zu«, sagte Doyrirkhra.
»Verzeih mir«, entgegnete Mrothyr. »Ich war eben mit meinen Gedanken woanders. Bitte, wiederhole deine Worte. Sie interessieren mich wirklich.«
»Ich habe nicht vor zu warten, bis es zu spät für mich ist«, erklärte der Wonko. Mrothyr sah, dass er auf den oberen Lidern jeweils drei helle Striche hatte. Es war das Zeichen der Apahava-Priester, jener Religionsführer, die länger als alle anderen für die Freiheit Zyrphs und gegen die Naldrynnen gekämpft hatten, bis man ihnen endlich einen Sonderstatus eingeräumt hatte. Mrothyr hatte nie verstanden, dass sie sich mit diesem Sonderstatus zufriedengegeben und ihren Kampf um Zyrph eingestellt hatten. Er hätte niemals auf halber Strecke aufgegeben.
»Das überrascht mich nicht«, erwiderte er. »Wenn das rote Einhorn auf der Kuppe des Berges im Licht der Morgensonne erscheint, erheben sich die Helden, um die Nebel zu teilen.«
Doyrirkhra blickte ihn überrascht an.
»Du kennst die Eratharka, die große Dichtung unseres Volkes?«
»Jeden Vers.«
Der Wonko streckte ihm spontan die Hand entgegen.
»Vielleicht habe ich dich falsch eingeschätzt«, sagte er. »Vorhin, als du aus dem Schlaf aufschrecktest, dachte ich, dass du abgrundtief böse bist. Als du mich angesehen hast, glaubte ich, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Jetzt weiß ich, dass du auch ein Mann des Geistes bist. Wer die Eratharka vollständig gelesen hat, muss ein Mann von großer Einfühlsamkeit sein.«
»Das Lied deines Volkes preist die Männer, die nicht aufgeben«, bemerkte Mrothyr.
Die Augen Doyrirkhra verdunkelten sich.
»Ich verstehe dich«, sagte er. »Du verurteilst uns, weil wir uns mit den Naldrynnen arrangiert haben.«
»Diese Lösung entsprach nicht ganz dem Geist der Eratharka.«
»Ich weiß. Dennoch haben wir diesen Kompromiss geschlossen, weil wir auf andere Weise unsere Heiligtümer, die Tempel von Yora, nicht hätten retten können. Die Naldrynnen wollten sie zerstören.«
»Ich weiß nicht, wie ich mich in diesem Fall entschieden hätte«, gestand Mrothyr. »Ich gebe zu, dass mir kein Urteil zusteht.«
»Wer bist du?«
Er nannte seinen Namen, und die Augen Doyrirkhras weiteten sich.
»Das bist du?«, staunte er. »Ich habe viel von dir gehört. Auf der Insel wird viel von deinen Taten gesprochen. Wusstest du, dass man dich dort verehrt?«
»Die Wonko haben schon immer etwas übertrieben.«
Der Priester lachte.
»Du gefällst mir. Zusammen mit dir werde ich von hier fliehen, wenn du willst.«
Er erklärte, dass zwei weitere Zyrpher mitmachen wollten, und dass diese ihre Lethargie nur vorgetäuscht hatten, da sie gefürchtet hatten, es mit einem Spitzel zu tun zu haben.
»Hast du einen Plan?«, fragte Mrothyr. »Weißt du, wie wir fliehen können?«
»Leider nicht. Wir haben keinerlei Informationen über das, was außerhalb dieses Raumes vorgeht. Wir werden grundsätzlich nicht nach draußen geführt. Ein Robotwagen bringt uns das Essen. Er wird stets von dem gleichen Kaytaber begleitet. Diesen müssen wir überwinden. Aber das wird schwer. Er ist auf der Hut, und er schießt sofort, wenn er sich in Gefahr glaubt. Ich habe gesehen, dass er einen Mann erschossen hat, der sich nach seinem Löffel bückte, als ihm dieser heruntergefallen war. Offenbar glaubte er an einen Trick.«
»Ich habe in dieser Hinsicht einige Erfahrung«, lächelte Mrothyr. »Ich werde mir ansehen, was abläuft, wenn das Essen gebracht wird. Und dann werde ich mir etwas ausdenken.«
»Es ist gleich soweit. Nur noch wenige Minuten. Siehst du? Viele stehen schon auf.«
Mrothyr erhob sich und ging bis in die Nähe der Tür. Als er noch etwa zehn Schritte davon entfernt war, glitt sie zur Seite, und ein etwa anderthalb Meter hoher Metallkasten rollte herein. In der offenen Tür richtete sich der Kaytaber auf. Er hielt einen schweren Kombitraf in der Hand und zielte damit auf den Freiheitskämpfer.
»Ich weiß, was in deinem Kopf vorgeht«, erklärte er. »Vergiss das lieber. Es ist besser für dich. Vor allem lebst du länger, wenn du auf einen solchen Unsinn verzichtest.«
»Ich habe Hunger. Das ist alles«, erwiderte der Zyrpher.
Das bärenähnliche Wesen lachte schrill.
»Die Neuen sind alle gleich«, behauptete er. »Es wäre besser, wenn du schlafen würdest. Lange schlafen!«
Sei vorsichtig, klangen die Gedanken von Zwiswurs in ihm auf. Der Kerl ist in einer grauenhaften Stimmung. Er sucht nur nach einem Vorwand, um einen von uns zu erschießen. Wenn du dich nicht vorsiehst, bist du sein Opfer.
Danke, antwortete Mrothyr. Er zog sich einige Schritte weit zurück und wartete ab, bis sich die meisten ein Essen geholt hatten. Dann erst stellte er sich an und ließ sich von dem Roboter eine Schale mit einer dampfenden Flüssigkeit reichen.
Plötzlich wusste er, was er tun musste.
3.
»Hast du dich nie umgehört?«, fragte Mrothyr den dailanischen Phasenmutanten. »Hast du nie versucht, auf telepathischem Weg herauszufinden, ob noch mehr Wachen vorhanden sind?«
»Ich habe es versucht«, erwiderte Zwiswurs, »aber es ist mir nicht gelungen.«
»Also gut.« Mrothyr streckte ihm die Hand entgegen, und er ergriff sie. »Du willst uns wirklich nicht begleiten?«
»Es tut mir leid«, sagte Zwiswurs und blickte beschämt zu Boden. »Ich habe nicht den Mut für derartige Dinge.«
Mrothyr schüttelte den Kopf. Er blickte den Daila lächelnd an.
»Du СКАЧАТЬ