Название: Holistisches Chancen-Risiken-Management von Grossprojekten
Автор: Konrad Bergmeister
Издательство: John Wiley & Sons Limited
Жанр: Отраслевые издания
isbn: 9783433610954
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Albert Einstein äußerte auch seine Zweifel, indem er sagte: „Gott würfelt nicht“. In der Mathematik und in Statistik hat der Zufall als Einzelereignis auch keinen richtigen Platz. Trotzdem entstehen viele Entdeckungen durch reinen Zufall. 90 % der großen Geschäftsinnovationen entstehen durch das Rekonfigurieren oder durch das Übertragen von Methoden in andere Wissens- oder Anwendungsgebiete [14].
Heutewerden trotz der Chaostheorie (begründet von Henri Poincaré, 1854–1912), auch wiederkehrende Ereignisse in der Natur, der Technik und der Wirtschaft, dem Zufall überlassen. Diese Zufälligkeit bedeutet, dass bestimmte Zustände und Ereignisse wiederkehren können, jedoch nicht exakt in der gleichen Art und Weise wie ein Pendel, sondern möglicherweise in einer bisher unbekannten Art. Das ist der Grundgedanke der Chaostheorie. Ein chaotisches System kann mit der Zeit unterschiedliche und rein zufällige Erscheinungsbilder annehmen. Auch mit einem exakten Monitoring oder einer verfeinerten Messtechnik gelingt es nicht, das Chaos vorauszusagen. Was aber gelingt, sind Phänomene zu erkennen und Anzeichen wahrzunehmen. Diese und nicht reine Messdaten müssen wir erkennen, interpretieren und dann aktiv handeln!
Auch der Schmetterlingseffekt beweist die Zufälligkeit und damit Unberechenbarkeit bestimmter Phänomene. Der Schmetterlingseffekt wird beispielsweise so erklärt, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings am Amazonas ein extremes Sturmgewitter viele Jahre später irgendwo in der Welt auslösen kann (Abb. 3.2). Durch ein kleines, unbedeutendes Ereignis kann zeit- und ortsversetzt ein extremes Ereignis provoziert werden. Dieses Extremereignis tritt in Kombination mit anderen Ereignissen in der Welt auf. Es handelt sich dabei nicht um einen Lawineneffekt oder eine Kettenreaktion (durch Auslösen des ersten Gliedes einer Kette), sondern der Flügelschlag des Schmetterlings stellt eine Komponente von vielen Ereigniskomponenten dar, welche alle gemeinsam ein großes Ereignis in der Zukunft bestimmen. Das Einzelereignis führt in Kombination mit vielen, anderen Ereignissen zu einer exponentiellen Entwicklung, welche in einem Extremereignis endet.
Für das Chancen-Risiken-Management ist es wichtig, dass wir Zufälle und solche unerwartete Kombinationsereignisse im Erwartungsraum des Möglichen aufnehmen und diese soweit möglich auch im Management berücksichtigen. Wir müssen akzeptieren, dass es bei Projekten wie im eigenen Leben nicht kalkulierbare Zufälle gibt, die die Projektentwicklung oder das eigene Leben in eine neue Richtung bringen können. Die Frage entsteht, wie man solchen Zufällen begegnen kann oder wie man die Auswirkungen abfedern kann. Eine gewisse finanzielle Abdeckung der Unsicherheit kann mittels Versicherungen erfolgen. Der Zufall bleibt aber ein nicht kalkulierbares Ereignis, wobei der Umgang mit dem Zufall von uns selbst (vom Kopf) bestimmt wird. Wichtig erscheint mir, dass im Chancen-Risiken-Management auch vom Zufall initiierte Phänomene und die dabei entstehenden, begleitenden Ereignisse strukturiert beobachtet, ihre möglichen Wirkungen beachtet und erkannt sowie Handlungen gesetzt werden!
Abb. 3.2 Schmetterlingseffekt.
3.3 Fortuna - Glück
Das Glück kommt auch genauso wie das Unglück unvorhergesehen. In der römischen Mythologie war die Göttin Fortuna die Glücksbotin. Bereits damals wurde das Glück als ein nicht planbares Ereignis eingestuft.
Das mittelhochdeutsche Wort Gelücke (Macht des Schicksals) bedeutet das Ausgehen eines Ereignisses. Heute ist Glück laut Duden eine angenehme und freudige Gemütsverfassung, ein Zustand innerer Befriedigung und Hochstimmung [15]. In der Religion und Philosophie gilt Glück als vollkommene Erfüllung persönlicher oder gemeinschaftlicher Wünsche.
In der Unabhängigkeitserklärung der USA findet sich das Streben nach Glück (Pursuit of Happiness) als ein Grundrecht für jeden Amerikaner. Im Himalaya-Königreich Bhutan misst der Staat das Bruttoglücksprodukt (Gross National Happiness). Als Bewertungskriterien werden der Lebensstandard, die Gesundheit, das psychische Wohlergehen, die Bildung, die Zeiteinteilung, die kulturelle Vielfalt, eine gute Regierungsführung und das Gemeinschaftsgefühl genommen.
Hierbei erhebt sich Frage, was macht glücklich? Wächst das Glück mit dem materiellen Wohlstand? Bei materiell armen Menschen gehen Forscher davon aus, dass verlässliche soziale Bindungen verstärkt für Glücksgefühle sorgen. Das gelte auch für das Bedürfnis, etwas für andere zu tun.
Der Ökonom Richard Easterlin der University of Southern California zeigte 1973 auf, dass die Zufriedenheit der Menschen zwar tendenziell umso größer ist, je mehr Einkommen sie haben, aber ihre durchschnittliche Zufriedenheit längerfristig mit dem Wirtschaftswachstum wieder abnimmt [16]. Diese Einstellung wurde als Easterlin-Paradox bekannt. Mit anderen Worten: Die Reichen sind zufriedener als die Armen, aber insgesamt tritt die Gesellschaft trotz Wachstums glücksmäßig auf der Stelle. Die Forscher Justin Wolfers und Betsey Stevenson von der Wharton School an der University of Pennsylvania fanden genau das Gegenteil heraus: Menschen werden im Durchschnitt zufriedener, wenn es Wirtschaftswachstum gibt.
Der Forscher Mathias Binswanger tritt für ein moderates Wachstum, bei dem auch weniger große Risiken eingegangen werden müssen, ein [17]. Er erklärte, dass Glück individuell bewertet wird und aus zwei Komponenten besteht: „Zum einen ist Glück eine längerfristige Lebenszufriedenheit und zum anderen das kurzfristige emotionale Wohlbefinden“.
Der Begriff des Glücks hat in jüngerer Zeit durch den gesellschaftlichen Wandel und mancher Katastrophen eine neue Deutung erfahren. So schreibt Ulrich Beck nach der Atomreaktor-Katastrophe von Tschernobyl 1986 mit Blick auf die ökologischen Folgen im Sinne einer Risikogesellschaft Folgendes [18]:
„Im Zuge ihrer technisch-industriellen Verwandlung und weltweiten Vermarktung wurde Natur in das Industriesystem hereingeholt. Zugleich ist sie auf diese Weise zur unüberwindlichen Voraussetzung der Lebensführung im Industriesystem geworden. Konsum- und Marktabhängigkeit bedeutet nun auch wieder in neuer Weise „Natur“ abhängigkeit, und diese immanente „Natur“ abhängigkeit des Marktsystems wird in und mit dem Marktsystem zum Gesetz der Lebensführung in der industriellen Zivilisation. Gegen die Bedrohungen der äußeren Natur haben wir gelernt Hütten zu bauen und Erkenntnisse zu sammeln. Den industriellen Bedrohungen der in das Industriesystem hereingeholten Zweitnatur sind wir nahezu schutzlos ausgeliefert.“
Gleiches hat sich beim Erdbeben, dem Tsunami und den Folgen in drei Atomreaktoren (Kernschmelze) in Fukushima am 11.03.2011 zugetragen.
Jeder erfährt im eigenen Leben manchmal Momente, die unerwartet positive Ereignisse bringen oder durch Zufall das Leben zu einer Phase des Glücks führen. So spricht man vom Glückspilz oder das Glück ist auf der Seite der Mutigen oder Glück im Unglück haben.
3.4 Wunder - Magie
Mit dem Wort Wunder können wir heute kaum mehr was anfangen. Man findet diesen Begriff noch in der Theologie oder im allgemeinen Sprachgebrauch für besonders positive Ereignisse. Das Wort miraculum stammt aus dem lateinischem und definiert ein paranormales, übernatürliches oder heiliges Ereignis.
Im Griechischen thauma wird umgangssprachlich ein Ereignis verstanden, dessen Zustandekommen man sich nicht erklären kann. Im Hellenismus wurde der Begriff für erstaunliche Beobachtungen in der Natur verwendet.
Im Hebräischen und im Islam sind die Wunder Zeichen der Allmacht Gottes. СКАЧАТЬ