Название: Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten
Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745204445
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„Wie steht es mit unseren anderen Fällen? Neuigkeiten?“
„Vielleicht“, meldete sich der Kollege Anders zu Wort. „Ich habe gestern gegen 23 Uhr wieder diesen merkwürdigen kleinen Mann mit dem riesigen Köter gesehen. Er stand an der Ecke und wartete wohl auf etwas.“
„Was dann auch gekommen ist?“, wollte der Chef nach einer langen Pause wissen.
„Nein. Gegen Mitternacht ist er mit seinem Hund abgezogen.“
„Hm.“ Paul Fichte sagte nichts weiter. Immerhin war der Kollege Anders so vernünftig gewesen, nicht auf eigene Faust den Eckensteher zu kontrollieren, andererseits aber auch nicht fantasievoll oder selbstbewusst genug, die ganze Truppe zu alarmieren. „Na schön. Sonst noch was?“
„Ja, ich möchte mich beschweren“, antwortete der Kollege Albert Heimerich laut. „Mir ist gestern nacht schon wieder eine Infrarot-Kamera verreckt, natürlich genau in dem Moment, als ich dieses Pärchen knipsen wollte, das schon seit Tagen um das Haus herumschleicht. Können Sie denen in der Werkstatt nicht mal Dampf machen, entweder die Geräte besser in Schuss zu halten oder neue anzuschaffen?“
Das allgemeine Gemurmel verriet, dass Kollege Heimerich mit seiner Beschwerde nicht allein stand.
„Ich werd's versuchen“, versprach der Chef. „Aber Erfolg ist nicht garantiert. Tja, wenn keiner mehr ... okay, Freunde, dann Abmarsch. Rudi.“
Herzog und sein Chef Paul Fichte gingen in das kleine Zimmer des Gruppenleiters.
„Also, Rudi. Setzt dich und schieß mal los!“
„Ich bin in eine Gustav-Stresemann-Grundschule in Mainz-Kastel gegangen. In meiner Klasse war auch eine Isa Vandenburg, ein hübsches Mädchen, was mir natürlich erst sehr viel später aufgefallen ist“ - der Chef grinste breit, über Rudis amouröse Eskapaden und Erfolge klatschte und tratschte das ganze Amt - „dann bekam sie eine Empfehlung für's Gymnasium und ich bin bis zum Einjährigen zur Realschule gegangen, wie das damals wohl noch hieß. Danach haben wir uns nur noch selten gesehen, mal in der Stadt, mal im Schwimmbad, mal im Bus, ihre Familie wohnte ja nicht weit von meinen Eltern. Und mit Isas Schwester Ilka konnte man Pferde klauen.“
„Aha“, knurrte Fichte.
„Habt ihr euch auf der Grundschule gut verstanden?“
„Eigentlich schon. Jedenfalls haben wir uns zum Schluss nicht mehr so geprügelt wie in der ersten und zweiten Klasse. Sie hatte damals einen sehr harten Schlag, keine Angst vor niemandem und ließ sich nichts gefallen.“
„Das heißt, sie vertraut dir heute noch?“
„Das will ich doch stark hoffen, warum fragst du?“
„Ich habe heute schon mit ihr telefoniert. Sie hat sich zwar sehr ordentlich erkundigt, wie es Rotter geht, aber sie war auch stinkwütend, dass man sie doch so schnell gefunden hatte.“
„Muss es denn Verrat gewesen sein?“
„Du kennst das Haus?“
„Ja.“
„An dem Bau kommt doch niemand durch Zufall vorbei. Nee, Rudi, diese Bande hat genau gewusst, wen sie dort antreffen würde.“
„Trotzdem ist Isa entkommen.“
Der Chef zog den Kopf ein. „Musst du immer den Finger in die offenen Wunden legen? Selbstverständlich macht mir das Sorge. Der erfahrene Rotter wird ziemlich gleich zu Beginn ausgeschaltet, die unerfahrene Vandenburg kann später fliehen. Und nicht nur das. Sie hat den noch unbekannten Knaben, der gewaltsam zu ihr ins Zimmer kam, wahrscheinlich, um sie umzulegen, mit einem wunderschönen Kopfschuss erledigt.“
„Kopfschuss? Woher hatte sie eine Waffe?“
„Das wollte sie mir am Telefon nicht verraten. Es sei doch gut, dass sie eine Neun-Millimeter-Beretta gehabt habe. So konnte sie türmen, bevor das Treppenhaus in Flammen aufging, und uns noch über Handy alarmieren.“ Rudi verschluckte die Frage, warum man ihr ein Handy gelassen hatte, das doch angepeilt werden konnte.
„Eine gefährliche Frau“, meinte er stattdessen versonnen.
Der Chef betrachtete ihn halb wehmütig, halb grämlich. „Gefährlich und gefährdet. Erzähl' mal weiter!“
„Das letzte Mal habe ich Isa in Mainz vor dem Bahnhof getroffen. Die drei wollten nach München.“
„Die drei?“
„Isa war schwanger und hatten einen so dicken Bauch, dass ich sie sofort gefragt habe. 'Was wird das denn? Ein Elefant oder eine Kinderkompanie für einen afrikanischen Bürgerkrieg?'
„Du solltest dir deinen Charme patentieren lassen, lieber Rudi!“
„Danke für den Tip. Der Antrag läuft schon. Kein Elefant, aber Zwillinge.“
„Ach nee, das wusste ich nicht; dass sie Kinder hat, steht nicht in den Akten. Hat sie was über den Vater gesagt?“
„Keine Silbe.“
„Aber es gab einen?“
„Biologisch wohl unvermeidlich. Aber wenn du wissen möchtest, ob sie verheiratet oder fest liiert war – das hat sie mir nicht gesagt, und ich habe sie nicht gefragt. Erstens hatte ich es eilig und zweitens bin ich ja nicht taktlos, Chef.“ Fichte verkniff sich eine passende Antwort. „Na schön, Rudi, jetzt überleg' noch mal, wann war das?“
Rudi rechnete und erinnerte sich. Wenige Tage später hatte er die bestandene Aufnahmeprüfung gefeiert, und das war jetzt ziemlich genau siebzehn Jahre her.
Der Chef kratzte sich das Kinn. „Das heißt, wenn sie die Zwillinge vor siebzehn Jahren erwartet und bekommen hat, müssten die jetzt gerade so Teenies sein?“
Beinahe wäre Rudi herausgerutscht: „Sie hat sie bekommen“, aber Paul Fichte hätte dann sofort gefragt: „Woher weißt du das?“
Isa СКАЧАТЬ