Название: Soft Skill für Young Professionals
Автор: André Moritz
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная деловая литература
Серия: Whitebooks
isbn: 9783956233067
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Interpretation und Verwendung
Kein finales Feedback beim Empfang des Fremdbildes
Ein Fremdbild hat wie ein Selbstbild nur einen persönlichen Mehrwert, wenn Sie aktiv mit ihm arbeiten. Ein Großteil der Interpretation oder Auswertung kann schon durch die gemeinschaftliche Erstellung vorbereitet worden sein. Auch wenn ein Fremdbild vom Ersteller nach oder während der Zusammenstellung erläutert wurde, müssen Sie es dessen ungeachtet noch individuell interpretieren. Dieser eigenen Interpretation kann dann noch nach einer Woche Bearbeitung ein unmittelbares Feedback folgen. Auf keinen Fall sollte ein finales Feedback gleich beim Empfang des Fremdbildes gegeben werden. Bei der Überreichung kann bequem ein Termin in der folgenden Woche vereinbart werden, an welchem Sie die Einschätzung miteinander besprechen.
Individuelle Interessen und Fachkompetenzen
Zur konkreten Interpretation fangen Sie am besten erneut bei den Basisannahmen an. Meistens ist die Fremdeinschätzung von Ihren Werten, Moralvorstellungen und Zielen nicht sehr übereinstimmend mit Ihrem Selbstbild, und Sie sollten diese Punkte eher der sozialen Kompetenz zuordnen. Demzufolge sind es soziale Umgehensweisen, welche anderen Personen bei Ihnen besonders auffallen. Unter anderem können in der Fremdbeurteilung angeführte Punkte wie Ehrgeiz, Eigensinn oder Selbstgerechtigkeit in diese Kategorie fallen.
Die Reflexion der individuellen Interessen ist hingegen äußerst aufschlussreich. Diese Interessen werden größtenteils im Rahmen der beruflichen Arbeit formuliert – spiegeln also nicht freizeitliche Vorlieben ab – und zeigen damit an, auf welchen Gebieten Sie als außerordentlich engagiert und partizipierend wahrgenommen werden. Gilt Ihr individuelles Interesse zum Beispiel der Konzeption von Planungstools, sind Sie bei dieser Arbeit motiviert und leisten auffällig herausragende Ergebnisse. Demnach sind diese erwähnten Interessen substanzielle Stärken, mit welchen Sie sich beruflich positionieren, weiterentwickeln und wahrscheinlich vorankommen können. Umso mehr Interessen Sie vom Beurteilenden zugeordnet bekommen haben, desto enthusiastischer erscheinen Sie bei der Arbeit. Dieses Engagement ist ein beruflicher Mehrwert und kann nahezu überall als solcher eingebracht werden.
Bei der Formulierung der Fachkompetenz werden vorwiegend kleine Fakten erwähnt und keine bedeutenden Orientierungen kristallisiert. Folglich können Sie aber trotzdem aus den vermerkten Einzelheiten gut Konzentrationspunkte für Ihre Zukunft schlussfolgern. Die einzelnen Fachkompetenzen können Sie bedingungslos als Stärke ansehen. Sie sind daher die primären Treiber Ihrer Karriere. Wenn diese Stärken und Fachkompetenzen ausgebaut und kommuniziert werden können, ist die Chance vorhanden, den nächsten Schritt in der Karriereplanung anzugehen. Stärken und Fachkompetenzen müssen zuweilen abstrahiert und gelegentlich konkretisiert werden, da sie fast immer ungeheuer einseitig und pädagogisch dargestellt werden. Diese Pädagogik begründet sich in dem Versuch des Bewertenden, ein professionelles Feedback zu formulieren.
Analyse der Schwächen
Die Analyse der Schwächen identifiziert unmittelbar Lernfelder für die Zukunft. Die aufgeführten Punkte sind nicht nur unbeträchtliche Mängel Ihrer Kompetenz, sondern Schwächen, welche hervorstechen und folglich angegangen werden müssen. Dabei sollten Sie sich aber nicht einbilden, dass, wenn Sie diese Mängel beseitigt haben, keine neuen Mängel mehr genannt werden. Das Ergründen eines Fremdbildes ruft bei dem Beurteilenden unablässig das Gefühl hervor, etwas Negatives erwähnen zu müssen. Diesbezüglich sollten Sie auf keinen Fall versuchen, den Beurteilenden in kurzer Zeit vom Gegenteil seiner Aussage überzeugen zu wollen, denn dies erscheint unprofessionell und außerordentlich ehrgeizig. Taktvoller ist es, diesen Punkt behutsam anzugehen und, wenn Sie unbedingt Ihren Kritiker involvieren möchten, ihn in Ihre Pläne einzuweihen, wie Sie gedenken, diese artikulierten Schwächen abzubauen. Diese zweite Herangehensweise hüllt den Beurteilenden in den Stolz auf eine professionelle Bewertung und das Gefühl, effektiv geholfen zu haben. Nichtsdestoweniger sollten Sie, um Ihre konstante und starke individuelle Persönlichkeit nicht einzubüßen, die folgenden Schritte behutsam angehen:
Beispielsweise können Sie Ihren Vorgesetzten um konkrete Aufgaben bitten, falls dieser einige Schwächen beleuchtet oder bemängelt hat: „Sie hatten notiert, dass ich noch nicht besonders selbstständig arbeite. Dies betrachte ich auch als massives Defizit. Meinen Sie, Sie könnten mir eventuell im Gebiet Kundenbetreuung etwas mehr Freiraum und Verantwortung überlassen, damit ich mich hier ein bisschen weiterentwickeln kann?“ Auf diese Frage wird kein Vorgesetzter ein uneingeschränktes Nein entgegenbringen, denn ansonsten stellt er den Sinn seiner eigenen Bewertung infrage, indem er dem Mitarbeiter gar nicht die Gelegenheit schenkt, seine Schwäche zu bearbeiten.
Als Letztes müssen Sie die empfundenen Verhaltensweisen analysieren. Erwähnt werden im Fremdbild erfahrungsgemäß Attribute wie freundlich, zuvorkommend, engagiert und noch allgemeinere Floskeln. Gerade aus der Zusammensetzung dieser Eigenschaften können Sie aber auch einzelne konkrete Verhaltensweisen identifizieren, welche negativ und welche positiv bemerkt wurden. Dabei sollten Sie auch die Reihenfolge der notierten Stichpunkte beachten. Häufig lässt sich der Beurteilende von den bereits erwähnten Punkten stark inspirieren und führt sie in neuen, aber eigentlich untergeordneten Einzelheiten weiter aus.
Stärken muss man selbst kommunizieren
Ein Fremdbild deckt stets die Wahrnehmung einer Gruppe von Personen um Sie herum ab. Sind die beschriebenen Eigenschaften unzureichend oder falsch, sind Stärken nicht erkannt oder Präferenzen ungetreu aufgenommen, liegt dies erfahrungsgemäß nur an Ihrer eigenen Kommunikationsfähigkeit. Stärken und andere Fachkompetenz müssen Sie in der Regel konkret einbringen und kommunizieren, damit diese auch wahrgenommen werden. Schwächen sollten Sie möglichst ausweichen – zum Beispiel durch die Vermeidung bestimmter Arbeitsfelder. Mit der Interpretation des Fremdbildes wird sichtbar, wie Sie Ihre Kompetenz in den Alltag einbinden.
Leitbilder und Arbeitspläne entwickeln
Ein weiterer elementarer Punkt ist die Identifikation von zukünftigen Lernfeldern. Diese können Sie dann im Rahmen der Zielsetzung zu einem deutlichen Arbeitsplan weiterentwickeln (Kapitel 1.2.). Fachliche Schwächen und Stärken sind im Endeffekt nur entscheidend, solange sie von anderen Personen wahrgenommen werden. Die durch das Fremdbild kommunizierte Wahrnehmung ist damit das einträglichste Hilfsmittel, Lernfelder zu identifizieren, besonders wenn Sie sich zwar den Schwächen bewusst sind, aber nicht wissen, welchen Sie sich zuerst zuwenden sollen.
Als letzten Punkt können Sie die Kongruenz von Selbst- und Fremdwahrnehmung kontrollieren. Die spannende Frage ist, ob die eigenintendierte Positionierung mit der Wahrnehmung dieser einhergeht. Haben Sie beispielsweise versucht, entsprechend Ihres gewünschten Selbstbildes mehr Engagement zu zeigen, kann dieses schnell im Fremdbild als Ehrgeiz aufgenommen werden. Durch das Fremdbild können Sie nunmehr Ihre Verhaltungsweise anpassen bzw. optimieren.
Übung 1.4.
(A) Welche Wahrnehmungsarten gibt es und wie werden die zugehörigen Reize bezeichnet?
(B) Skizzieren und erläutern Sie jemandem das so genannte Johari-Fenster und seine Bedeutung für die Auseinandersetzung mit dem Thema Wahrnehmung und Wahrnehmungslücken.
Skizze:
(C) So weit Sie es noch nicht direkt beim Lesen des entsprechenden Abschnitts getan haben: Beginnen Sie jetzt damit, auf einem separaten Blatt ein persönliches Selbstbild zu erstellen. Bitten Sie im Anschluss einen Bekannten sowie einen Kollegen um ein Fremdbild und vergleichen СКАЧАТЬ