Die Abenteuer des Kapitän Hatteras. Jules Verne
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Читать онлайн книгу Die Abenteuer des Kapitän Hatteras - Jules Verne страница 31

Название: Die Abenteuer des Kapitän Hatteras

Автор: Jules Verne

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Jules Verne bei Null Papier

isbn: 9783962817756

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      »Richard Shan­don«, ver­setz­te er eben­so kalt, »ich bit­te, sich über un­se­re Aus­sich­ten auf Er­folg aus­zu­spre­chen.«

      »Nun, Ka­pi­tän«, er­wi­der­te Shan­don, »die Tat­sa­chen spre­chen an mei­ner Statt; bis jetzt sind alle Ver­su­che der Art ge­schei­tert; ich wün­sche, wir möch­ten bes­se­ren Er­folg ha­ben.«

      »Wir wer­den ihn ha­ben. Und Sie, mein Herr, was hal­ten Sie da­von?«

      »Ich mei­nes­teils«, sag­te der Dok­tor, »hal­te Ihren Plan für aus­führ­bar, Ka­pi­tän; und da es klar am Tage liegt, dass die See­fah­rer frü­her oder spä­ter ein­mal zum Nord­pol ge­lan­gen wer­den, so sehe ich nicht ein, warum wir nicht so glück­lich sein soll­ten.«

      »Und es sind Grün­de vor­han­den zu glau­ben, dass eben uns die­ses Glück zu­teil wird«, er­wi­der­te Hat­teras, »denn wir ha­ben dem­nach un­se­re Maß­re­geln er­grif­fen und wer­den die Er­fah­run­gen un­se­rer Vor­gän­ger be­nut­zen. Und in die­ser Hin­sicht sage ich Ih­nen, Shan­don, mei­nen Dank für die Sorg­falt, wo­mit Sie die Aus­rüs­tung be­trie­ben ha­ben; es sind zwar un­ter der Mann­schaft ei­ni­ge schlim­me Ge­sel­len, ich wer­de sie aber zur Ver­nunft zu brin­gen wis­sen; aber im gan­zen hab’ ich Sie nur da­für zu be­lo­ben.«

      Shan­don mach­te eine küh­le Ver­beu­gung. Er war in eine falsche Stel­lung ge­kom­men, da er an Bord des For­ward das Kom­man­do zu füh­ren mein­te. Hat­teras ver­stand ihn und setz­te ihm nicht wei­ter zu.

      »Und Sie, mei­ne Her­ren«, sprach er dar­auf zu Wall und John­son, »ich hät­te kei­ne Of­fi­zie­re zur Mit­wir­kung fin­den kön­nen, die mehr wie Sie sich durch Mut und Er­fah­rung aus­zeich­nen.«

      »Wahr­haf­tig! Ka­pi­tän, ich bin Ih­nen mit Leib und See­le er­ge­ben«, er­wi­der­te John­son, »und ob­wohl mir Ihre Un­ter­neh­mung et­was kühn vor­kommt, kön­nen Sie doch bis aufs äu­ßers­te auf mich bau­en.«

      »Und auf mich eben­falls«, sag­te Ja­mes Wall.

      »Ihren Wert, Herr Dok­tor, weiß ich zu schät­zen.«

      »So, da wis­sen Sie mehr wie ich«, er­wi­der­te der Dok­tor leb­haft.

      »Jetzt, mei­ne Her­ren«, fuhr Hat­teras fort, »sol­len Sie er­fah­ren, auf wel­che un­be­streit­ba­re Tat­sa­chen sich mei­ne Be­haup­tung stützt, dass wir am Pol an­lan­gen wer­den. Im Jah­re 1817 kam der Nep­tun aus Aber­de­en im Nor­den von Spitz­ber­gen bis zum zwei­un­dacht­zigs­ten Gra­de. Im Jah­re 1827 fuhr der be­rühm­te Par­ry nach sei­ner drit­ten Rei­se in die Po­lar­mee­re, eben­falls vom Ende Spitz­ber­gens aus mit Schlit­ten­bar­ken bis hun­dert­und­fünf­zig Mei­len nord­wärts. Im Jah­re 1852 drang der Ka­pi­tän Ingle­field im Smith-Sund bis zu 78° 35' Brei­te. Alle die­se Schif­fe wa­ren eng­li­sche und von Eng­län­dern kom­man­diert.«

      Nach ei­ner Pau­se fuhr er fort.

      »Hin­zu­fü­gen muss ich, dass im Jah­re 1854 der Ame­ri­ka­ner Kane, Kom­man­dant der Brigg Ad­van­ce, noch hö­her hin­auf­kam, und sein Lieu­ten­ant Mor­ton, durch die Eis­fel­der vor­drin­gend, die Flag­ge der Ve­rei­nig­ten Staa­ten noch über den zwei­un­dacht­zigs­ten Grad flat­tern ließ. Auf dies werd’ ich nicht mehr zu­rück­kom­men. Das aber ist wohl zu mer­ken, dass die Ka­pi­tä­ne des Nep­tun, der En­tre­pri­se, der Isa­bel­le, des Ad­van­ce über­ein­stim­mend be­rich­tet ha­ben, dass von die­sen ho­hen Brei­ten­gra­den an ein ganz eis­frei­es Be­cken des Po­lar­mee­res exis­tie­re.«

      »Eis­frei!« rief Shan­don un­ter­bre­chend. »Un­mög­lich!«

      »Mer­ken Sie wohl, Shan­don«, fuhr Hat­teras ru­hig fort, »dass ich Ih­nen Tat­sa­chen an­füh­re, ge­stützt auf Na­men. Ich füge wei­ter bei, dass, wäh­rend der Kom­man­dant Par­ry im Jah­re 1851 am Ufer des Wel­ling­ton-Kanals sich auf­hielt, sein Lieu­ten­ant Ste­wart eben­falls ein frei­es Meer an­traf, und dass die­ser be­son­de­re Um­stand im Jah­re 1853, wäh­rend des Win­ter­auf­ent­halts Sir Ed­ward Bel­chers in der Nor­thum­ber­land-Bai un­ter 76° 52' Brei­te und 99° 20' Län­ge be­stä­tigt wur­de. Das sind un­be­streit­ba­re Tat­sa­chen, die man gel­ten las­sen muss, will man nicht un­red­lich sein.«

      »Doch, Ka­pi­tän«, fuhr Shan­don fort, »sind die­se Tat­sa­chen so sehr in Wi­der­spruch …«

      »Irr­tum, Shan­don, Irr­tum!« rief der Dok­tor Cla­w­bon­ny; »die­se Tat­sa­chen wi­der­spre­chen kei­nem Satz der Wis­sen­schaft. Der Ka­pi­tän wird mir ge­stat­ten, es Ih­nen aus­ein­an­der­zu­set­zen.«

      »Tun Sie das, Dok­tor!« er­wi­der­te Hat­teras.

      »Nun, so hö­ren Sie, Shan­don. Es er­gibt sich sehr klar aus den geo­gra­fi­schen Tat­sa­chen und dem Stu­di­um der iso­ther­men Li­ni­en, dass der käl­tes­te Punkt der Erde nicht am Pol selbst sich be­fin­det; gleich dem ma­gne­ti­schen Punkt liegt er ei­ni­ge Grad vom Pol ab. So zei­gen die Be­rech­nun­gen Brewsters, Berg­hams und ei­ni­ger Phy­si­ker, dass auf un­se­rer He­mi­sphä­re zwei Käl­te­po­le exis­tie­ren: Der eine läge in Asi­en un­ter 79° 30' nörd­li­cher Brei­te und 120° Län­ge; der an­de­re in Ame­ri­ka un­ter 78° nörd­li­cher Brei­te und 97° west­li­cher Län­ge. Die­ser letz­te­re geht uns an, und Sie se­hen, Shan­don, dass er mehr wie zwölf Grad un­ter­halb des Pols liegt. Nun fra­ge ich Sie, warum soll­te nicht am Pol das Meer eben­so eis­frei sein, als es im Som­mer un­ter 66° Brei­te sein kann, d. h. süd­lich der Baf­fins-Bai?«

      »Das hieß vor­treff­lich aus­ein­an­der­ge­setzt«, er­wi­der­te John­son; »Herr Cla­w­bon­ny re­det von die­sen Din­gen als Mann vom Fach.«

      »Das scheint mög­lich«, ver­setz­te Ja­mes Wall.

      »Hirn­ge­spins­te und Ver­mu­tun­gen! Bloß Hy­po­the­sen!« er­wi­der­te Shan­don hart­nä­ckig.

      »Nein, Shan­don«, fuhr Hat­teras fort, »neh­men wir die bei­den Fäl­le in Be­tracht: Ent­we­der das Meer ist eis­frei oder nicht, und mö­gen wir das eine an­neh­men oder das an­de­re, so kann uns nichts hin­dern, zum Pol zu ge­lan­gen. Ist es frei, so wird uns der For­ward leicht hin­brin­gen; ist er von Eis um­ge­ben, so füh­ren wir es auf un­se­ren Schlit­ten aus. Sie wer­den mir zu­ge­ben, dass dies nicht un­aus­führ­bar ist; sind wir ein­mal mit un­se­rer Brigg bis zum drei­un­dacht­zigs­ten Grad ge­drun­gen, so ha­ben wir nur noch sechs­hun­dert Mei­len bis zum Pol zu ma­chen.«

      »Und was wol­len sechs­hun­dert Mei­len be­deu­ten«, sag­te der Dok­tor leb­haft, »wenn es man weiß, dass ein Ko­sa­cke, Ale­xis Mar­koff, auf dem Eis­meer längs der Nord­küs­te Russ­lands mit Schlit­ten von Hun­den ge­zo­gen eine Stre­cke von acht­hun­dert Mei­len bin­nen vier­und­zwan­zig Ta­gen zu­rück­ge­legt hat.«

      »Hö­ren Sie das, Shan­don«, er­wi­der­te СКАЧАТЬ