Название: Sexblättriges Kleeblatt
Автор: Max Nortic
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Vier-Sterne-Reihe
isbn: 9788711717912
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Sherry machte hastig ihren Hausmantel zu, wandte der Tür den Rücken und knotete rasch den Gürtel wieder zu. Im nächsten Moment kam Sam King ins Wohnzimmer herein. Als er Ray sah, riß er vor Überraschung die Augen auf, und sein einfaches, derbes Gesicht zeigte einen erfreuten Ausdruck.
„Ray! Alter Junge! Warum hast du denn meine Briefe nicht beantwortet?”
Er umarmte Ray stürmisch, klopfte ihm auf die Schulter und redete lebhaft drauflos. Es war ihm anzumerken, wie sehr er sich über diesen Besuch freute.
Sam King war älter und untersetzter, als Ray ihn in Erinnerung hatte. Das Haar hatte sich bereits stark gelichtet, und sein Bauch war noch etwas dicker geworden. Aber Sam King sah alles in allem immer noch aus wie ein vierschrötiger, freundlicher Affe.
Als sich die erste Begeisterung etwas gelegt hatte, sagte Sherry in eiskaltem Tonfall: „Du kommst dreißig Minuten zu früh zum Mittagessen, Sam. Warum hast du mich nicht angerufen und verständigt?”
Sam grinste und legte einen muskulösen Arm um ihre Taille.
„Weil ich heimlich nach Hause kommen wollte, um dich und Ray auf frischer Tat zu ertappen!”
Er lachte schallend über seinen eigenen Witz.
Sherry biß sich wütend auf die Unterlippe und sah aus zusammengekniffenen Augen zu Ray hinüber, der unbehaglich lächelte.
Sam versetzte Sherry einen herzhaften Klaps aufs Hinterteil und lachte immer noch.
„Ich habe heute nachmittag frei, weil ich für heute abend etwas vorhabe”, erklärte er nun. „Ich muß zu Ferris’ Sommerball!”
Sam machte eine Pause und starrte Sherry an.
„Du hast wohl keine Einladung bekommen, was?” fragte er betroffen.
Sherrys Gesicht verkrampfte sich.
„Ich lege keinen Wert darauf, bei einem so dummen Vergnügen einzuschlafen!” antwortete sie eingeschnappt. Während der nächsten halben Stunde unterhielten sich Sam und Ray über alte Zeiten. Sie tauschten Erinnerungen aus und lachten immer wieder laut auf.
Sherry hatte sich wütend an die Hausarbeit gemacht.
Bei der ersten Pause stellte Ray endlich die Fragen, die ihm so auf der Seele brannten.
„Was ist denn mit Ferris’ Sommerball? Und warum hat Sherry keine Einladung dazu erhalten?”
Sam machte sofort ein ernstes, nüchternes Gesicht.
„Die Stadt ist nach einem alten Mann Namens Ferris benannt. Ihm gehört eine Maschinenfabrik. Davon lebt der größte Teil der Stadt. Jedes Jahr veranstaltet er ein großes Fest für die Gesellschaft. Ich habe von meiner Zeitung den Auftrag bekommen, eine Foto-Reportage zu machen. Na, du weißt schon! Fotos von all den eleganten Puppen, die Champagner trinken und sich verzweifelt bemühen, möglichst glücklich dreinzusehen.”
Sam verzog das Gesicht zu einer verächtlichen Grimasse. „Diese armen, reichen Bastarde können sich doch nicht einmal amüsieren, wenn sie nicht beschwipst sind. Und natürlich muß dabei vor allem für Publicity gesorgt werden. Cynthia Ferris—die einzige Tochter des Alten—ist mit Sherry zusammen zur Schule gegangen. Die beiden waren immer wie zwei Schwestern. Dann aber ist was Komisches passiert. Ich weiß nicht, was es war, weil Sherry mit mir nicht darüber sprechen will. Jedenfalls reden die beiden jetzt kein Wort mehr miteinander.”
Ray hatte sehr aufmerksam zugehört. Irgendwo in seinem Unterbewußtsein faßte irgendeine vage Idee Fuß.
„Hat dieser Ferris noch, andere Kinder? Ich meine … Söhne?” fragte Ray.
Sam schüttelte den Kopf.
„Cynthia Ferris ist seine einzige Tochter. Ein schmuckes Ding, aber noch längst nicht so verdorben und verkommen wie viel reiche Kinder. Und eines Tages wird sie noch reicher sein als Midas … wenn sie die Fabrik von ihrem Vater erbt. Ferris gehört auch sonst noch das meiste hier in der Stadt … zum Beispiel auch dieser Häuserblock.”
Sam runzelte nachdenklich die Stirn.
„Cynthia ist wirklich ein seltsames Mädchen”, meinte er.
Ray lehnte sich interessiert etwas weiter nach vorn. Er wußte selbst nicht, warum … aber er wollte soviel wie irgend möglich über diese Cynthia Ferris in Erfahrung bringen.
„Wie meinst du das … seltsam?”
Sam kratzte sich am Kopf.
„Ich bin selbst nicht ganz sicher. Sie ist erst zwanzig, also ungefähr in Sherrys Alter, aber sie hat Angst vor Männern. Sie tanzt zwar auf Partys und Gesellschaften mit Männern, aber man kann ihr doch deutlich ansehen, daß sie vor ihnen Angst hat. Meistens bleibt sie ganz für sich allein und geht jeder Verabredung aus dem Wege. Nun, Sherry kann dir wesentlich mehr über Cynthia erzählen als ich. Die beiden standen sich auf der High school näher als siamesische Zwillinge. Möchtest du ein paar Fotos von Cynthia sehen? Ich habe tonnenweise solches Zeug, weil ihr Alter jeden Tag von ihr ein Bild in der Zeitung sehen will … in der Gesellschaftsspalte. Na, du verstehst schon.”
„Sicher”, sagte Ray rasch.
Sam verließ das Zimmer.
Ray zündete sich eine Zigarette an und zog den Rauch tief in die Lungen. Die Idee, die ihm vorhin nur ganz vage gekommen war, begann allmählich festere Gestalt anzunehmen … und sie hatte etwas mit Cynthia Ferris zu tun. Deshalb war Ray auch sehr viel daran gelegen, möglichst viel über sie zu erfahren.
Schließlich… Ray wollte ja weiter nichts als eine einzige gute Gelegenheit hier in dieser Stadt! Eine wirkliche Chance!
Ray war sich zwar noch nicht ganz sicher, aber die langsam ansteigende Erregung in seinem Blut sagte ihm, daß er im Moment drauf und dran war, diese einmalige Gelegenheit zu finden. Jetzt würde es also nur noch an ihm selbst liegen, sie zu ergreifen, sie zu nutzen und etwas für sich daraus zu machen.
Eine Minute später kam Sam mit einem ganzen Stapel Hochglanzfotos zurück.
Ray studierte alle Bilder sehr aufmerksam und neugierig. Sie zeigten Cynthia Ferris in verschiedenen Posen … lachend, tanzend, schwimmend, reitend und immer lächelnd.
Ein schüchternes, zaghaftes, unsicheres Lächeln, entschied Ray.
Cynthia Ferris war ein hübsches Mädchen mit einem voll ausgereiften Körper. Das lange, brünette Haar umrahmte ein scheues Gesicht, das lediglich durch dieses unsichere Lächeln, das immer wie ein permanenter Schatten um ihren Mund spielte, in seiner Perfektion etwas beeinträchtigt wurde.
„Nette Figur, was?” sagte Sam, als Ray gerade einmal ein Foto in der Hand hielt, das Cynthia im Badeanzug zeigte. „Sehr nett”, stimmte Ray zu.
Das Mädchen hatte üppige Brüste, die noch sehr straff und fest waren, wie man es bei einem so jugendlichen Körper erwarten durfte. Die Hüften waren sehr stark ausgeprägt und ausladend; sie gingen in wohlgeformte, schlanke, glatte Beine über. Etwas in ihren Augen schien darauf hinzudeuten, daß sie immer noch Jungfrau war.
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