Mein Bruder, Muhammad Ali. Rahaman Ali
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Mein Bruder, Muhammad Ali - Rahaman Ali страница 9

Название: Mein Bruder, Muhammad Ali

Автор: Rahaman Ali

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783903183827

isbn:

СКАЧАТЬ ließ. Trotzdem gibt es kein schöneres Gefühl auf der Welt, als den Erfolg eines Familienmitglieds selbst mitzuerleben. Unsere Eltern sagten uns immer, dass wir uns im Boxen engagieren müssten, wenn wir erfolgreich sein wollten. Unser Vater erklärte uns, dass wir immer wieder Hürden auf unserem Weg zum Erfolg überwinden würden müssen. Einige Eltern unterstützen ihre Kinder so gut wie gar nicht, doch unsere ermunterten uns, und das ist etwas, an das ich mich immer erinnern werde.

      Nach dem Olympiasieg änderte sich das Leben meines Bruders – aber auch das meinige. Dank meines Bruders war ich nun eine Art Berühmtheit an meiner Schule. Meine Mitschüler lächelten mir zu und wünschten mir alles Gute, wenn ich sie am Gang traf oder mit ihnen im Klassenzimmer saß. Ich war in meinem letzten Jahr an der Central High School, und es ist mir immer noch in Erinnerung.

      Mehr als fünf Jahrzehnte später weiß jeder, dass Muhammad seine Goldmedaille in den Ohio River geworfen hat, weil er in einem Restaurant in unserer Heimatstadt nicht bedient wurde – und das sogar nach seinem Olympiasieg. Irgendwo habe ich gelesen, dass diese Geschichte von einem Unbekannten erfunden worden und nun weitverbreitet wäre. Sie schrieben, dass mein Bruder seine Medaille verloren hätte und ich ihm dabei geholfen hätte, sie wiederzufinden. Es wurde behauptet, dass wir das gesamte Haus auf den Kopf gestellt hätten, aber sie nicht fanden. Ich glaube, Sie, werter Leser, können sich vorstellen, dass diese Medaille ein Prestigesymbol darstellte, auf das mein Bruder besonders stolz war. Leider meinte irgendwer, es besser zu wissen, und verbreitete diesen Schwachsinn. Also möchte ich die Dinge an dieser Stelle geraderücken: Muhammad und ich gingen zusammen in besagtes Restaurant, und wir wurden nicht bedient.

      Muhammad sagte: „Ich hätte gerne einen Cheeseburger.“

      Die Kellnerin antwortete: „Wir mögen hier keine Neger.“

      Worauf mein Bruder sarkastisch meinte: „Ich will ja auch keinen Neger, sondern einen Cheeseburger.“

      Da es uns schnell klar war, dass wir hier nicht bedient werden würden, verließen mein Bruder und ich verärgert und angewidert das Lokal.

      Als wir dann zur 2nd Street Bridge kamen, nahm mein Bruder seine geliebte Medaille und warf sie in den Fluss. Ich versuchte, ihn davon abzuhalten, doch er sagte: „Nein, Rudy. Ich bin tief verletzt. Diese Verachtung, die mir entgegengebracht wurde, tut mir sehr weh.“

      Und dann begann ich zu weinen.

      Das war das letzte Mal, dass wir beide die Olympiamedaille gesehen haben. Also, ich war dabei und habe es mit meinen eigenen Augen gesehen.

image

      Nach den Olympischen Spielen wechselte Muhammad ins Profilager und unterschrieb bei der Louisville Group – einem Konsortium aus zehn Millionären –, die sein Managementteam wurde. Sie waren an meinen Bruder nach seinem Sieg in Rom herangetreten und boten ihm an, für sein Training, die Reisen, Wohnen und Versorgung aufzukommen sowie ein Antrittsgeld und ein garantiertes Einkommen zu zahlen. Im Gegenzug würden sie 50 Prozent dessen verlangen, was er an Preisgeldern und aus sonstigen Aktivitäten verdienen würde.

      Das bedeutete auch den Abschied von Joe Martin, der, wie ich hier noch einmal festhalten will, Muhammad immer gut führte und trainierte und zu dem wir in jener Zeit ein exzellentes Verhältnis aufgebaut hatten.

      Muhammads erster Profikampf fand am 29. Oktober 1960 gegen Tunney Hunsaker in der Louisville Freedom Hall statt. Nach dem Kampf, der über sechs Runden ging und den mein Bruder nach Punkten gewann, beschloss Muhammads Management, die Dienste des weithin respektierten Boxtrainers Angelo Dundee in Anspruch zu nehmen. Das bedeutete, dass Muhammad nach Miami Beach ziehen musste, wo Angelo das berühmte 5th Street Gym betrieb.

      Mein Bruder hatte Angelo bereits zuvor in unserer Heimatstadt getroffen. Das war im Jahr 1958 gewesen, als Angelo den Halbschwergewichtschampion Willie Pastrano, der für einen Kampf gegen George Holman nach Louisville gekommen war, trainierte. Muhammad verfolgte das Geschehen im Boxsport schon damals sehr aufmerksam und verpasste niemals eine Gelegenheit, einen Boxer oder Trainer, den er respektierte, zu treffen, wenn er die Möglichkeit dazu hatte. Also rief er Angelo nach dem Kampf aus der Hotellobby auf dessen Zimmer an und fragte ihn, ob er ihn und seinen Boxer für fünf Minuten sehen könnte. Nach einer längeren Pause willigte Angelo ein, und so gingen Muhammad und ich auf sein Zimmer, um ihn und seinen niedergeschlagenen Kämpfer zu treffen. Na ja, Muhammad bahnte sich quasi den Weg in das Zimmer und bellte Angelo an, er solle ihn doch als Boxer nehmen. Dundee und sein Boxer sahen gerade fern, tranken Orangensaft und aßen Kartoffelchips, als wir hereinplatzten.

      Pastrano, der im Unterleibchen auf dem Bett lag und sich gerade mit einer Schüssel Eiscreme tröstete, ignorierte meinen Bruder anfangs. Er dachte, Muhammad wäre wieder einer dieser enthusiastischen Teenager mit einer großen Klappe. Mein Bruder, der sich nie scheute, seine Meinung kundzutun, begann sofort damit, vor Angelo zu prahlen, dass er der nächste Weltmeister im Halbschwergewicht sein würde. Einerseits war Angelo von dieser Angeberei erstaunt, denn dieses Verhalten war damals nicht üblich bei Sportlern. Andererseits war er aber auch der Typ, der diese Art von Selbstbewusstsein als etwas Positives bei einem Boxer sah – eine wichtige Eigenschaft in einem so harten Sport. So wurde aus den fünf Minuten eine dreieinhalbstündige Unterhaltung, bei der Muhammad den Coach und Pastrano mit Fragen löcherte. Muhammad war sehr neugierig, und Angelo konnte seine Begeisterung deutlich sehen, und ich denke auch, dass er damals bereits feststellte, dass dieser junge Mann vor ihm etwas Besonderes war.

      Das war zwei Jahre, bevor mein Bruder Olympiasieger wurde. Nachdem mein Bruder Olympiagold geholt hatte, traf er in Louisville zufällig erneut auf Angelo. Diesmal war Angelo empfänglicher für sein Anliegen und meinte zu Muhammad, dass er zu ihm nach Miami trainieren kommen solle. Auch wenn dieses Angebot damals sehr verlockend war, lehnte Muhammad es ab. Warum? Ich weiß es nicht. Als jedoch dann die Louisville Group Coach Dundee anheuerte, um ihre neue goldene Gans zu trainieren, war es das Beste, was Muhammad widerfahren konnte, und der Beginn einer neuen Ära.

      Bevor Muhammad wechselte, hatte er mit Jersey Joe Walcott trainiert, der ihn immer den Boden aufwaschen ließ. Muhammad gefiel es dort überhaupt nicht. Er hasste es. Er hatte sich bereits öfters bei Jersey Joe beschwert, doch immer ohne Ergebnis. Immer wieder sagte er ihm, er wäre nicht als Putzfrau hier, sondern um zu trainieren. Seine Beschwerden stießen jedoch auf taube Ohren, und als mein Bruder mit Angelo sprach, wollte er nur mehr so schnell wie möglich weg von hier. Angelo hatte den Anruf irgendwie erwartet und freute sich darüber, und Muhammad, ganz verzweifelt, sagte zu ihm: „Ich will morgen zum Training kommen.“

      „Wo bist du?“, fragte Angelo.

      „Ich bin in Louisville.“

      Angelo fragte: „Wie willst du dann hierherkommen?“

      „Ich komme mit dem Auto,“ antwortete mein Bruder.

      Also fuhr er den ganzen Weg nach Miami, eine Fahrt von 15 Stunden, doch in Muhammads Augen war es das allemal wert.

      Am nächsten Tag, es war ein Sonntagmorgen, machte sich Muhammad auf den Weg ins berühmte 5th Street Gym. Angelos kleiner Sohn Jimmy kam sonntags mit seinem Vater immer mit ins Studio. Als die Dundees um 10 Uhr vormittags ankamen, sahen sie Muhammad geduldig auf den Stiegen sitzen und warten. Jimmy war von meinem Bruder sofort beeindruckt.

      Zusammen gingen sie dann die Treppe hoch ins Boxstudio, wo Angelo meinem Bruder die bescheidene Trainingshalle zeigte. Muhammad überraschte Angelo damit, als er meinte, dass er gerne ein Sparring haben würde und einen Kampf am Dienstag – zwei Tage nach der Marathonfahrt. Angelos Bruder Chris, der ein Promoter war, sollte den Kampf ansetzen. Muhammad wollte natürlich unbedingt die verlorene Zeit aufholen. Also ließ Angelo ihn mit Willie Pastrano und einer СКАЧАТЬ