Die Gilde der Seelenlosen. Eckhard Bausch
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Название: Die Gilde der Seelenlosen

Автор: Eckhard Bausch

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Die Dunstein-Chroniken

isbn: 9783947721238

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СКАЧАТЬ Burg ihrer Vorväter. Brinngulf Sterndek beabsichtigte, vorübergehend in Rabenstein zu bleiben.

      An diesem Ort hatte er die größten Aussichten, einen neuen Lebensinhalt zu finden.

      Unitor, Ardenastra und Elovia sahen ihrem Gefährten aus besseren Tagen traurig nach, während er die hölzerne Rampe von Rabenstein zum Wald Timbur hinunterritt. Gemeinsam hatten sie einst als Eisgrafen die Geschicke des Nordens maßgeblich mitgestaltet. Nun kämpfte jeder nur noch um sein eigenes Überleben.

      Septimor winkte den Kriegern aus Zogh zu, die eigens zu seiner Verabschiedung unter dem Befehl Dryd Salmanks am Fuß der Rampe Aufstellung nahmen. Dann verschwand der Eisgraf im dunklen Wald, der längst die einstmals gerodete Ebene zurückerobert hatte.

      Nur kurze Zeit später erreichte er die denkwürdige Weggabelung. An dieser Stelle war er mit Brinngulf Sterndek auf den schmalen Pfad abgebogen, der zur Hütte des Lumburiers Mulmok führte.

      Noch immer steckte Septimor das Grauen in den Gliedern, das ihn bei der Vollendung seiner Rache befallen hatte. Der Gedanke an den Anblick jenes unendlich fremdartigen Wesens ließ ihn auch jetzt noch erschaudern. Welch entsetzliches Geheimnis verbarg sich hinter der Gestalt des Lumburiers Mulmok und des Ritters mit der goldenen Rüstung?

      Der eher zufällig auf den Pfad gerichtete Blick des Eisgrafen blieb an einem Reiter hängen, der bewegungslos zwischen den Bäumen verharrte. Septimors Hand glitt in die Satteltasche, wo er zu seiner Beruhigung den Griff des dort verborgenen Schnellladers fühlte. Seit den Erzählungen seiner Gefährten aus dem Norden konnte er nicht mehr sicher sein, dass ihm der „vernichtende Blick“, die besondere Gabe der Eisgrafen, auf Dauer erhalten bleiben würde. Der Reiter im Wald schien jedoch keine feindseligen Absichten zu hegen. Er hob die Hände zum Zeichen seiner Friedfertigkeit, lenkte sein Pferd auf den schmalen Pfad und näherte sich betont langsam. Der Mann befand sich bereits im vorgerückten Alter, hatte weiße Haare und das freundliche Gesicht eines Borthulers.

      „Darf ich mich Ihnen weiter nähern, Eisgraf Septimor?“, rief er. „Ich möchte nur mit Ihnen reden. Den Schnelllader werden Sie nicht benötigen.“

      „Wie kommen Sie darauf, dass ich einen Schnelllader besitze?“, fragte der Eisgraf verblüfft.

      „Was sonst sollte ein Mann mit Ihren Fähigkeiten zu seiner Verteidigung in der Satteltasche ergreifen wollen?“, gab der Borthuler scharfsinnig mit einem angedeuteten Lächeln zurück.

      „Wer sind Sie?“, wollte Septimor wissen.

      „Mein Name ist Grakinov“, antwortete der Borthuler. „Sie haben die Absicht, nach Kerdaris zu reiten, nicht wahr?“

      „Sie scheinen Gedanken lesen zu können“, meinte der Eisgraf.

      Grakinov lachte. „Davon bin ich weit entfernt“, widersprach er. „Ich habe in meinem langen Leben vielmehr gelernt, aus unscheinbaren Beobachtungen Schlüsse zu ziehen. Darf ich mich Ihnen anschließen? Ich habe das gleiche Ziel wie Sie.“

      „Was wollen Sie in Kerdaris?“, wunderte sich Septimor.

      „Das werde ich Ihnen gerne sagen“, erwiderte der Borthuler. „Aber ich würde mir wünschen, dass Sie alle weiteren Fragen zurückstellen, bis wir dort sind.“

      Der Eisgraf sah ihn verständnislos an. Dann gab er sich einen Ruck. Warum sollte er nicht die Geduld aufbringen können, weitere Fragen zurückzustellen? Wahrscheinlich war das Anliegen des Borthulers ohnehin eher banaler Natur.

      „Einverstanden“, gestand Septimor zu. „Also: Was führt Sie nach Kerdaris?“

      Der Alte grinste: „Ich will sehen, wie viel Staub sich auf der goldenen Rüstung des Ahnherrn befindet.“

      Der Eisgraf erstarrte. Jetzt bereute er, das Versprechen gegeben zu haben.

      *

      „Welche Bewandtnis hat es mit diesen Sachen?“

      „Woher stammen die Bruchstücke?“

      „Wieso wurde ein derartiger Aufwand getrieben, um ihren Aufbewahrungsort geheim zu halten?“

      Larradana beantwortete keine einzige dieser Fragen. Sie kniff die Lippen zusammen und schwieg hartnäckig.

      Seit etlichen Stunden streifte sie mit ihren Begleitern kreuz und quer durch die riesigen Hohlräume unterhalb der Gruft von Kostondio. Noch immer konnte man in ihrem Gesicht die Enttäuschung darüber ablesen, dass sie nicht gefunden hatte, wonach sie suchte. Die „Splitter einer vergangenen Zukunft“ waren ein eindeutiger Hinweis darauf, dass der Gegenstand, dem ihre Suche galt, irgendwo in diesem unterirdischen Labyrinth versteckt gehalten wurde. Aber es gelang ihr nicht, auch nur den geringsten Anhaltspunkt zu finden. Schließlich beendete die Weiße Frau entnervt die Untersuchung der Kavernen.

      „Irgendetwas haben wir übersehen“, stellte sie unzufrieden fest. Schaddoch verzog das Gesicht und schaute Yxistradojn an, der stumm mit einem hilflosen Achselzucken antwortete. Beide empfanden den unterschwelligen Vorwurf als ungerecht. Wie konnte man etwas übersehen, wenn man nicht einmal wusste, worin das Ziel der Nachforschungen überhaupt bestand? Sie beschwerten sich jedoch nicht. Vielleicht hatte Larradana gute Gründe, ihnen etwas vorzuenthalten. Dennoch fehlte dem Baron die Bereitschaft, eine derartige Behandlung einfach hinzunehmen.

      „Fast hätte ich etwas zu erwähnen vergessen“, sagte er beiläufig im Plauderton. „Ich habe zwei Dunsteine.“

      Die Replica fuhr herum und funkelte ihn zornig an. „Wieso rücken Sie erst jetzt damit heraus?“, fragte sie ungehalten.

      „Manchmal vergisst man, etwas zu erzählen, dem man keine besondere Bedeutung beimisst“, erwiderte der Baron hintergründig. Dann grinste er sie offen an und fügte hinzu: „Sie haben ja auch zu erwähnen vergessen, wonach wir hier überhaupt suchen.“

      Larradana überging den Vorwurf geflissentlich und forderte stattdessen: „Zeigen Sie mir die Steine!“

      Schaddoch breitete bedauernd die Arme aus: „Tut mir leid. Sie befinden sich in Doinat.“

      Larradana sog geräuschvoll den Atem ein. Ihr weißes Gesicht bekam den Anflug eines leichten Rottons. Der rötliche Schimmer des Zorns entwich jedoch sogleich wieder aus ihren Zügen. Sie zwang sich zur Ruhe.

      „Die Dunsteine erzählen uns vom Preis der Barmherzigkeit“, erklärte sie mit trauriger Stimme. „Sie zeigen uns die Grenzen zwischen dem Streben nach Wohltätigkeit und einer Natur auf, in der die Menschen nur völlig unbedeutende Bestandteile sind. Die Schöpfung verfolgt ihre eigenen Ziele, die den Menschen oftmals verborgen bleiben. Diese Ziele liegen manchmal jenseits von Chaos und Grausamkeit, die wir vordergründig sehen. Die Natur duldet manchmal nicht, dass wir gegen Chaos und Grausamkeit aufbegehren und dadurch ihre Ziele gefährden. Diejenigen, die sich die Schöpfer nennen, aber selbst nur ein Produkt der Schöpfung sind, haben geglaubt, in die Natur eingreifen und sie verbessern zu können. Die Dunsteine sind der Beleg ihres Scheiterns.“

      Diese Worte der Weißen Frau waren das Ergebnis jahrtausendelangen Denkens und Beobachtens. Sie bildeten zugleich den Beweggrund für die Entscheidung, die sie getroffen hatte. Selbst Yxistradojn und die vier Surdyrier ahnten nichts von dieser Entscheidung.

      „Wir sollten nach Doinat gehen“, schlug Larradana vor. „Ich will die Dunsteine sehen.“

      *

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