Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert). Гарриет Бичер-Стоу
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Читать онлайн книгу Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert) - Гарриет Бичер-Стоу страница 222

СКАЧАТЬ drei Wochen; hat ihn nicht gesehen, seit sie Knaben waren –, seinen jüngsten Bruder William – 's ist der Taubstumme, und jetzt erst Dreißig bis Fünfunddreißig alt – hat er überhaupt nie gesehen. Peter und George waren die einzigen hierzulande; George war der verheiratete Bruder; er und seine Frau starben beide letztes Jahr. Harry und William sind allein noch übrig; und sind nun leider nicht zur rechten Zeit eingetroffen.«

      »Hat man ihnen denn geschrieben?«

      »O ja – vor ein bis zwei Monaten, als Peter erkrankte; denn er ahnte schon damals, daß es diesmal mit ihm zu Ende gehen würde. Wissen Sie, er war ziemlich alt und Georges Töchter waren zu jung, um ihm viel Gesellschaft zu leisten, außer der Mary Jane, der rothaarigen. So fühlte er sich recht einsam, nach dem George und seine Frau gestorben waren, und es lag ihm nichts mehr am Leben. Er sehnte sich schrecklich danach, Harry zu sehen – und auch den William, denn er war einer von denen, die ungern ein Testament machen. So hinterließ er nur einen Brief für Harry und sagte, daß er darin verzeichnet hätte, wo sein Geld versteckt sei und wie er den Rest seiner Habe so zu verteilen wünschte, daß Georges Mädchen ein Auskommen hätten – denn ihr Vater George hatte nichts hinterlassen. Zu einem richtigen Testament konnte man Peter Wilks nicht bringen; dieser Brief ist alles.«

      »Was, meinst du, ist der Grund, daß Harry nicht kommt? Wo wohnt er?«

      »O, er wohnt in England – Sheffield – predigt dort – ist nie in diesem Lande gewesen. Er mag wenig übrige Zeit haben – und vielleicht hat er gar nicht einmal den Brief erhalten.«

      »Traurig, recht traurig, daß er nicht lange genug leben konnte, seinen Bruder zu sehen, arme Seele! – Du sagst, du gehst nach Orleans?«

      »Ja, aber das ist nur ein Teil der Reise, von dort gehe ich in einem Segelschiff nach Rio Janeiro, wo mein Onkel wohnt.«

      »Das ist eine lange Reise, muß aber recht schön sein; ich wünschte, ich könnte sie auch machen. Ist Mary Jane die älteste? Wie alt sind die anderen?«

      »Mary Jane ist neunzehn, Susan fünfzehn und Joanna etwa vierzehn – das ist die Wohlthätige und hat eine Hasenlippe.«

      »Die armen Dinger! so allein in der kalten Welt zu bleiben.«

      »Nun, sie könnten schlimmer dran sein. Der alte Peter hatte Freunde und die werden schon dafür sorgen, daß ihnen kein Leid geschieht. Da ist Hobsen, der Baptisten-Prediger, und Vorsteher Lot Hovey, und Ben Rucker, und Abner Shackleford, und Levi Bell, der Advokat, und Dr. Robinson und deren Frauen und die Witwe Bartley, und – nun ja, eine ganze Menge; aber mit den Genannten war Peter am intimsten, und schrieb auch zuweilen von ihnen in den Briefen an seinen Bruder, und wenn dieser jetzt kommt, wird er wissen, wo er Freunde findet.«

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      Nun, der Alte fragte und fragte, bis er den Jungen förmlich ausgepumpt hatte. Verdammt, wenn er sich nicht über jeden und alles in dem ganzen Städtchen erkundigte, über alle Wilkse, über Peters Beruf – der ein Gerber gewesen, über Georges – der ein Schreiner gewesen, über Harry – der, wie wir schon gehört, ein Geistlicher ist, und dergleichen mehr. Dann sagte er:

      »Warum wolltest du denn den ganzen Weg bis zum Dampfboot hinaufgehen?«

      »Weil das ein großes Orleans-Boot ist und dort vielleicht nicht gehalten hätte. Wenn schwergeladen, halten sie selbst auf ein Signal nicht immer an. Ein Cincinnati-Boot thut es, aber dies ist ein St. Louis-Boot.«

      »War Peter Wilks wohlhabend?«

      »O ja, ziemlich wohlhabend. Er hatte Häuser und Land, und man glaubt, daß er drei- bis viertausend Dollars in Bargeld irgendwo versteckt hielt.«

      »Wann starb er, sagtest du?«

      »Ich sagte es nicht, aber es war letzte Nacht.«

      »Begräbnis wohl morgen?«

      »Ja, gegen Mittag.«

      »Ach, das ist recht, recht traurig; aber einmal müssen wir alle sterben, dieser früher, jener später. Drum sollten wir danach trachten, stets zur letzten Reise vorbereitet zu sein. Dann ist alles gut.«

      »Ja, Herr, das ist am besten. – Mutter hat's auch immer gesagt.«

      Als wir das Dampfboot erreichten, war es mit Frachteinladen fertig und stieß bald ab. Der König gebot mir aber, noch eine Meile weiter zu rudern an einen einsamen Ort. Dann stieg er ans Land und sagte:

      »Jetzt rasch zurück und bring mir den Herzog mit und die neuen Reisetaschen. Sollte er ans andere Ufer gegangen sein, geh hin und hol ihn. Sag' ihm, er soll sich so fein als möglich machen.«

      Ich merkte, was er im Schilde führte, sagte aber natürlich kein Wort. Als ich mit dem Herzog zurückkam, versteckten wir das Kanoe, und sie setzten sich auf einen Holzblock. Der König erzählte ihm alles, gerade wie's der Bursche erzählt hatte, nichts ließ er aus. Und die ganze Zeit bemühte er sich, wie ein Engländer zu sprechen, und that's auch ganz gut für solch einen Kerl. Dann sagte er:

      »Kannst du die Taubstummenrolle gut spielen, Sommerfett?«

      »Und ob!« rief der Herzog, »hab's auf den histrionischen Brettern gethan.« So und nun warteten sie auf ein Dampfschiff.

      Während des Nachmittags kamen zwei kleine Dampfer, aber sie waren nicht weit her; endlich kam ein großes Dampfboot, und wir riefen es an. Ein Kahn wurde uns zugeschickt, und wir gingen an Bord. Das Dampfboot kam von Cincinnati. Als der Kapitän hörte, daß wir nur vier bis fünf Meilen mitreisen wollten, wurde er sehr ärgerlich, fluchte und sagte, er würde uns dort nicht ans Land setzen. Der König blieb ruhig und sagte:

      »Wenn Herren im stande sind, einen Dollar per Meile à Person zu bezahlen, um in einem Kahn geholt und abgesetzt zu werden, so ist wohl auch ein Dampfboot im stande, sie mitzunehmen, nicht wahr?«

      »Das besänftigte den Kapitän – er war's zufrieden und wir wurden im Städtchen zu Kahne ans Land gesetzt. Etwa zwei Dutzend Männer kamen herbei, als sie den Kahn kommen sahen; und als der König sagte: ›Kann irgend einer der Herren mir sagen, wo Herr Peter Wilks wohnt?‹ da blickten sie einander an und nickten sich zu, als wollten sie sagen: ›Siehst du, was sagte ich dir?‹ Dann sprach einer weich und zart:

      Es thut mir leid, Herr, aber wir können nicht mehr thun, als Sie an die Stelle zu führen, wo er gestern abend noch lebte.«

      Da, plötzlich, schien unsern Alten alle Kraft zu verlassen, er fiel gegen den Mann, mit seinem Kinn auf dessen Schulter, und weinte ihm seine Thränen den Rücken hinunter:

      »Ach, ach,« stöhnte er, »unser armer Bruder – dahin und durften ihn nicht wiedersehn; o, das ist zu, zu hart!«

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      Dann wandte er sich um – schluchzend – und machte allerlei unsinnige Zeichen und da ließ auch der Herzog die Reisetasche fallen und brach in Thränen aus. Sie waren das niedergeschlagenste Paar, diese zwei Betrüger, das ich je gesehen habe.

      Die Männer umgaben und bemitleideten sie und sagten allerlei freundliche Worte, trugen ihre Reisetaschen den Hügel hinauf und hielten an, wenn sie vor Schluchzen nicht mehr weiter konnten. Sie erzählten dem König alles über seines Bruders letzte Minuten, und der König wiederholte alles mit seinen Händen dem Herzog.

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