Название: Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert)
Автор: Гарриет Бичер-Стоу
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
isbn: 9788027204557
isbn:
»Jede von diesen Frauen mußte ihm in jeder Nacht eine Geschichte erzählen und er sammelte dieselben, bis es tausend und eine waren; dann machte er ein Buch daraus, welches er Domesday book nannte. Ja, Jim, ich könnte dir noch manches von jenem König erzählen. Hast du nie davon gehört, was dieser Heinrich für Händel mit unserem Land anfing? Das ging so zu. Auf einmal läßt er – mir nichts dir nichts – im Hafen von Boston allen Thee über Bord schmeißen und läßt eine Unabhängigkeits-Erklärung vom Stapel und droht mit einem Krieg. Das war seine Art so – keine Spur von Rücksicht und Billigkeit. Ein andermal hatte er seinen Vater, den Herzog von Wellington, im Verdacht. Was thut er? – Er geht her und läßt ihn in einem Syrupfaß ersäufen, wie eine Katze. Wenn die Leute Geld herumliegen ließen und er sah es – wupp dich, steckte er es ein. Er brauchte nur den Mund aufzuthun und wenn er ihn nicht gleich wieder zuklappte, kam allemal eine Lüge heraus. Ja, wenn dieser Heinrich über das Städtchen drüben gekommen wäre, der hätte ihm noch ganz anders mitgespielt, das kannst du mir glauben.«
»Huck, das sein ganz abscheulich. Wollte, hätten solche Leute nicht auf Floß.«
»Mir geht's ebenso, Jim. Aber sie sind nun einmal da und wir müssen denken, daß sie so erzogen sind und nichts dafür können.«
Was hätte es genützt, Jim zu sagen, daß die beiden gar kein König und Herzog seien?
--
Neunzehntes Kapitel
Jim als Araber. – Pastor Alexander Blodgett zieht Erkundigungen ein. – Neue Pläne. – Familien-Trauer. – Die Erbschaft. – Rührende Großmut.
Am nächsten Tage, gegen Abend, legten wir an einer kleinen Weideninsel mitten im Strome an. Auf jedem der beiden Ufer war ein Städtchen. König und Herzog planten schon wieder, wie sie wohl die beiden Orte ausbeuten könnten. Da sagte Jim zum Herzog: »Jim hoffen, Ihr sein nix lang fort, sein so viel schlimm, zu liegen ganzen Tag gebunden in Zelt.« Wir konnten nämlich nicht anders als ihn binden, denn wenn ihn zufällig jemand frei und allein angetroffen hätte, so wäre er sicher für einen entlaufenen Neger gehalten worden. Der Herzog meinte, es sei allerdings beschwerlich für Jim, und versprach, sich zu besinnen, wie es Jim bequemer gemacht würde.
Er war ganz gescheit, dieser Herzog, und kam bald auf einen Gedanken. Er verkleidete Jim als König Lear. Es war ein langes Gardinen-Kalikogewand, weiße Roßhaar-Perücke und Bart. Dann nahm er seine Schminke und färbte Jims Gesicht, Hals, Ohren und Hände in fahles Blau, wie eine vor neun Tagen ertrunkene Leiche. Er sah ganz schauderhaft aus. Dann machte der Herzog aus einer großen Dachschindel ein Schild und schrieb darauf:
»Kranker Araber – aber harmlos wenn bei Sinnen.«
Dann nagelte er dies Schild an eine Stange und steckte sie vier bis fünf Fuß vor dem Zelte auf. Jim war befriedigt. Er meinte, es wäre viel besser, als Tag für Tag gebunden da zu liegen und bei jedem Geräusch vor Angst zu zittern. Der Herzog sagte ihm, er dürfe sich's jetzt bequem machen, und wenn irgend jemand sich unnötig um ihn bekümmere, solle er nur aus dem Zelt springen, sich etwas unsinnig gebärden und ein-oder zweimal aufheulen wie eine wilde Bestie, dann würden die Leute schnell ausreißen und ihn in Ruhe lassen.
Die beiden Teufelskerle hätten das »Non plus ultra« gern noch einmal versucht, weil so viel Geld dabei herauszuschlagen sei, allein sie fürchteten, die Kunde davon könnte sich bereits bis hierher verbreitet haben. Sie konnten über kein projekt ganz einig werden; da sagte endlich der Herzog, man solle ihn für ein bis zwei Stunden ganz in Ruhe lassen, er wolle sein Gehirn anstrengen und zusehen, ob sich mit dem Arkansas-Städtchen nicht doch etwas aufstellen ließe; der König dagegen wollte ohne besondern Plan das andere Städtchen besuchen im Vertrauen darauf, daß ihn die Vorsehung auf einen profitablen Weg führe – damit meinte er den Teufel, glaub' ich. In dem Ort, wo wir zuletzt angehalten, hatten wir uns alle neue fertige Anzüge gekauft. Der König zog seinen an und hieß mich auch den meinigen anziehen, was ich aucht hat.
Des Königs Anzug war ganz schwarz und er sah darin steif und fein aus. Nie hatte ich geahnt, wie Kleider einen Menschen verändern können. Vorher hatte er wie ein ganz gewöhnlicher Kerl ausgesehen; aber nun, wenn er seinen neuen weißen Filzhut lüftete und sich mit einem Lächeln verbeugte, sah er so erhaben und gut und fromm aus, daß man hätte glauben können, er sei eben aus der Arche gestiegen und könnte der alte Levitikus selbst sein. Jim reinigte das Kanoe und ich machte mein Ruder zurecht. Etwa drei Meilen oberhalb des Städtchens lag ein großes Dampfboot, das schon zwei Stunden dalag und Fracht einlud. Da sagte der König:
»So wie ich gekleidet bin, ist's, glaub' ich, besser, wenn ich von St. Louis, Cincinnati oder einer andern großen Stadt angereist komme. Also zum Dampfboot hin, Huckleberry; wir wollen auf ihm das Städtchen besuchen.«
Eine Dampfschiffahrt zu machen, das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich gewann das Ufer eine halbe Meile oberhalb des Städtchens und dann ging's leicht hinauf, dicht am Ufer im strömungslosen Wasser. Bald kamen wir zu einem netten, harmlos und sehr ländlich aussehenden jungen Burschen, der auf einem Sägeblock saß und sich den Schweiß von der Stirne wischte, denn es war arg warmes Wetter und er hatte ein paar große Reisesäcke bei sich.
»Fahr' ans Land,« sagte der König. Ich that's.
»Wohin, mein junger Freund?« redete er nun den fremden Burschen an.
»Zu dem Dampfboot; nach Orleans.«
»Steig' ein,« sagte der König. »Wart' einen Augenblick, mein Diener wird dir bei den Säcken helfen. Spring' raus und hilf dem Herrn, Adolfus« – ich merkte, daß er mich meinte.
Nun, ich that's, und wir drei fuhren weiter. Der junge Bursche war sehr dankbar und meinte, es sei eine harte Arbeit, bei solchem Wetter sein Gepäck zu tragen. Er fragte den König, wohin er ginge; dieser sagte, er sei den Fluß herabgekommen und früh morgens im andern Städtchen gelandet, und nun ginge er einige Meilen hinauf, um einen Freund auf seiner »Farm« zu besuchen. Der Junge sagte dann:
»Als ich Sie zuerst sah, sagte ich zu mir selbst: ›Das ist sicherlich Herr Wilks, und er kommt nicht mehr zur rechten Zeit.‹ Dann dachte ich aber: ›Nein, er kann's nicht sein, er würde nicht hier den Fluß heraufrudern.‹ Sie sind's doch nicht, was?«
»Nein, mein Name ist Blodgett – Alexander Blodgett – Hochwürden Alexander Blodgett – ein Diener des ›Herrn‹. Indessen thut es mir doch aufrichtig leid, daß Herr Wilks nicht zur rechten Zeit eingetroffen ist, wenn er dadurch etwas versäumt hat, was ich nicht hoffen will.«
»Nun, die Erbschaft geht ihm nicht verloren, die bekommt er sicher; aber seinen Bruder Peter wird er nun nicht mehr am Leben finden СКАЧАТЬ