Название: Gesammelte Werke von Cicero
Автор: Марк Туллий Цицерон
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 9788027209569
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Kap. XXXI. (§ 93.) Willst Du den Peripatetikern nicht einmal gestatten, dass sie sagen, das Leben aller guten, d.h. der weisen und mit allen Tugenden geschmückten Menschen habe in all seinen Theilen immer mehr des Guten als des Ueblen? – Wer sagt dies? – Doch wohl die Stoiker. – Keineswegs, sondern gerade Die, welche Alles nach der Lust und dem Schmerz bemessen; verkünden sie nicht, dass der Weise immer mehr von dem habe, was er wolle, als von dem, was er nicht wolle? – Wenn also schon diese so viel auf die Tugend geben, welche offen bekennen, dass sie um der Tugend willen, wenn sie keine Lust gewährte, keine Hand rühren werden, was sollen wir da thun, die den kleinsten Vorzug der Seele allen Gütern des Körpers so voranstellen, dass letztere ganz aus dem Gesicht verschwinden? Wer von uns hat es gewagt, von dem Weisen zu behaupten, dass er die ganze Tugend für immer bei Seite weisen würde, wenn es möglich wäre, dadurch von allen Schmerzen sich zu befreien? Wer von uns, die sich nicht scheuen, das, was die Stoiker Beschwernisse nennen, Uebel zu nennen, hat wohl gesagt, dass es besser sei, etwas Schlechtes mit Lust zu vollbringen, als etwas Sittliches mit Schmerzen? (§ 94.) Uns scheint, dass der Herakleotische Dionysius wegen seiner Augenschmerzen in schmählicher Weise von den Stoikern abgefallen ist. Nicht als ob er von Zeno gelernt hätte, dass diese Schmerzen ihn nicht schmerzen könnten; aber wohl hatte er gehört und nur nicht gelernt, dass der Schmerz kein Uebel sei, weil er nichts Unsittliches sei, und dass ein Mann ihn ertragen müsse. Wenn er ein Peripatetiker gewesen, so würde er denselben treu geblieben sein, welche den Schmerz für ein Uebel erklären, aber ebenso wie die Stoiker lehren, dass sein rauher Druck muthig ertragen werden müsse. Auch Dein Arcesilaus gehört zu uns, wenn er auch im Streiten hartnäckig war; denn er war ein Schüler des Polemo. Als er an heftigen Fussgichtschmerzen litt und von Karneades, einem Freund Epikur's, besucht wurde, rief er diesem, als er betrübt wieder fortging, zu: Bleibe, ich bitte Dich; Nichts dringt von dort hierher, und dabei zeigte er auf die Füsse und die Brust. Trotz dem hätte er aber lieber keine Schmerzen gehabt.
Kap. XXXII. (§ 95.) Das ist also unsere Lehre. Sie scheint Dir widersprechend; denn wenn auch nach ihr wegen der himmlischen und gleichsam göttlichen Vortrefflichkeit der Tugend Elend und Noth da nicht sein kann, wo die Tugend besteht und Grosses und höchst Löbliches durch sie vollführt wird, so kann doch Mühe und Beschwerlichkeit dabei eintreten, und ich trage daher kein Bedenken, alle Weisen für glücklich zu erklären, aber doch so, dass der eine glücklicher als der andere sein kann. – Gleichwohl wirst Du, mein Piso, sagte ich, diesen Satz noch stärker begründen müssen, und sollte Dir dies gelingen, so sollst Du nicht blos meinen Vetter Cicero, sondern auch mich selbst mir abtrünnig machen. – (§ 96.) Hierauf sagte Quintus: Ich für meine Person halte den Satz schon für genügend dargethan und ich freue mich, dass diejenige Philosophie, deren Hausrath ich schon höher schätze, als alle Besitzungen der andern, (so reich schien sie mir, dass ich Alles von ihr erlangen konnte, was ich bei unsern Forschungen nur verlangen mochte); ich freue mich also, dass diese Philosophie auch scharfsinniger als die andere sich ausweist, was ihr bisher bestritten wurde. – Doch nicht scharfsinniger als die unsrige, entgegnete scherzend Pomponius; allein Deine Auseinandersetzung ist mir in Wahrheit sehr willkommen gewesen. Was ich lateinisch auszudrücken für unmöglich hielt, hast Du dennoch in treffenden Worten und eben so klar wie die Griechen dargelegt; doch es ist wohl Zeit, aufzubrechen, wenn's Euch beliebt, und zwar geradeswegs zu mir. – Da der Gegenstand zur Genüge besprochen worden war, so brachen wir bei diesen Worten Alle nach der Stadt auf, um zu Pomponius zu gehen.
Ende.
Cato oder Von dem Greisenalter
Einleitung in die Schrift über das Greisenalter
II. Von den Personen, die Cicero in der Abhandlung vom Greisenalter redend eingeführt hat
III. Von den in dieser Abhandlung benutzten Quellen