Название: Gesammelte Werke von Cicero
Автор: Марк Туллий Цицерон
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 9788027209569
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Einleitung in die Schrift über das Greisenalter 1
I. Verhältniß der Schrift über das Greisenalter zu den übrigen philosophischen Schriften Cicero's. – Dialogische Form. – Ort und Zeit. – Zweck
1. Cicero's Abhandlung über das Greisenalter und die über die Freundschaft, die drei Bücher von den Pflichten, die zwei Bücher von dem Ruhme, von denen nur wenige Bruchstücke übrig geblieben sind, und die sechs Paradoxa sind, wie wir in der Einleitung zu den drei Büchern von dem Wesen der Götter (S. 4) gesehen haben, als Ergänzungswerke seiner moralischen Schriften zu betrachten.
2. Wie in fast allen seinen philosophischen Schriften, hat Cicero auch in der Abhandlung über das Greisenalter und in der über die Freundschaft die dialogische Form der Rede angewendet. Wir unterscheiden zwei Arten der dialogischen Komposition, nämlich die Sokratische, welche in Fragen und Antworten besteht, wie sie am Schönsten in den Platonischen Schriften entwickelt ist, und die Aristotelische, welche darin besteht, daß zuerst Einer der Anwesenden einen zusammenhängenden Vortrag über eine aufgeworfene Frage hält, sodann ein Anderer dagegen auftritt und gleichfalls einen zusammenhängenden Vortrag hält, indem er entweder bloß die Gegengründe anführt, oder zugleich auch seine Ansichten über denselben Gegenstand entwickelt 2. Dieser Aristotelischen Methode hat sich Cicero in fast allen philosophischen Schriften bedient, und auch in den beiden genannten Abhandlungen findet sie sich im Allgemeinen; doch bewegt sich in ihnen der Dialog freier und ahmt mehr die vertrauliche Unterhaltungsweise nach, wie sie sich in den Unterredungen fein gebildeter Männer zeigt.
3. Der Ort, wo Cicero das Gespräch über das Greisenalter halten läßt, ist das Haus des Cato (1, 3) und die Zeit, in die er das Gespräch setzt, ist das Jahr vor Cato's Tode (Lälius 3, 11 a. E.), 150 v. Chr., wo Titus Quinctius Flamininus und Acilius Balbus Consuln waren (5, 14). Cato stand damals im vierundachzigsten Jahre (10, 32). Die Zeit der Abfassung des Gespräches liegt zwischen der Herausgabe der drei Bücher von dem Wesen der Götter und der Herausgabe der zwei Bücher von der Weissagung 3. Es ist also das Jahr 44 v. Chr., und zwar nach Cäsar's Ermordung (15. März 44), und das dreiundsechzigste Lebensjahr Cicero's.
4. Cicero hat seine Abhandlung über das Greisenalter seinem innigsten Freunde Titus Pomponius Atticus, der drei Jahre älter war, gewidmet und wollte durch dieselbe die diesem und ihm gemeinsame Last des schon drückenden oder wenigstens herannahenden Alters seinem Freunde und sich selbst erleichtern (1, 2), zugleich aber auch Andere belehren, welchen Weg sie im Leben einzuschlagen hätten, um sich eines glücklichen und zufriedenen Alters theilhaftig zu machen.
5. Daß Cicero mit Lust und Liebe diese Abhandlung ausgearbeitet habe, bezeugt jede Seite derselben, und er selbst erklärt (1, 2), die Abfassung dieser Schrift sei ihm so angenehm gewesen, daß sie ihm nicht nur alle Beschwerlichkeiten des Alters abgestreift, sondern das Alter sogar milde und angenehm gemacht habe.
II. Von den Personen, die Cicero in der Abhandlung vom Greisenalter redend eingeführt hat
1. Die Hauptperson des Gespräches über das Greisenalter, der Cicero die Vertheidigung dieses Alters gegen die ihm gemachten Vorwürfe übertragen hat, ist Marcus Porcius Cato, der Aeltere, mit dem Beinamen Censorius, der damals fünfundachtzig Jahre alt war. Die Wahl dieses Mannes ist in der That eine höchst glückliche zu nennen. Denn im ganzen Alterthume läßt sich schwerlich eine Persönlichkeit auffinden, die geeigneter gewesen wäre dem Vortrage größeres Gewicht und Ansehen zu verleihen, als der Mann, der, im hohen Alter stehend, jugendlicher Frische genoß 4 und wegen seiner ausgezeichneten Tugenden den ehrenvollen Beinamen »der Weise« erhielt. In seinem ganzen Leben erscheint er als ein Muster sittlicher Strenge, unerschütterlicher Charakterfestigkeit, unparteiischer Gerechtigkeitsliebe, vorzüglicher Enthaltsamkeit, Mäßigkeit und Abhärtung. Gleich ausgezeichnet war er als Krieger und Heerführer, als Staatsmann, Redner und Rechtsgelehrter, als Landwirt und vielseitiger Schriftsteller. Vortrefflich ist auch die Zusammenstellung des alten Cato mit den beiden jungen Männern, Gajus Lälius und dem jüngeren Scipio Africanus. Beide waren durch die innigste Freundschaft mit einander verbunden, Beide von der edelsten Gesinnung und von dem Streben nach höherer Menschenbildung erfüllt, Beide Verehrer und Bewunderer Cato's und seiner Weisheit, und Cato hegte eine väterliche Liebe und Zuneigung gegen seine jungen Freunde 5.
2. Cato war im Jahre 234 v. Chr. zu Tusculum 6, einer Freistadt ( municipium) Latiums, geboren unter dem Consulate des Gajus Postumius Albinus und Spurius Carvilius Maximus. Die Familie, aus der er stammte, gehörte dem plebejischen Stande 7 an. Er war zweimal verheirathet. Der Sohn seiner ersten Ehe, der die Schwester des jüngeren Scipio zur Gattin hatte, starb, als er eben die Prätur erhalten hatte (152). Mit stoischer Standhaftigkeit ertrug Cato den Tod des ihm so theueren und hoffnungsvollen Sohnes. Der Sohn der zweiten Ehe war der Großvater des Cato Uticensis. In seiner frühen Jugend lebte Cato auf einem von seinem Vater ererbten Landgute im Sabinerlande; aber auf Anrathen des Lucius Valerius Flaccus begab er sich (212) nach Rom, um sich dem öffentlichen Leben СКАЧАТЬ