Название: Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué
Автор: Friedrich de La Motte Fouque
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027207022
isbn:
Obzwar nun Hakon sich mit diesen Worten in das Dickicht hinein machen wollte, zu seinen Scharen zurück, ließ dennoch Schön-Sigrid nicht eher ab, als bis er ihr auf die Burg ihres Vaters nachkam. Da erzählte sie, was ihr widerfahren war, die beiden Feinde nahmen einander ihre Waffen ab, und Hakon Swendsohn und Schön-Sigrid wurden ein glückliches Paar.«
Die Gesellschaft hatte ihre Freude an der Geschichte, und ein edler Meister der Malerei sagte: »Die Spiele des Lichtes sind immerdar und überall ein holder Gruß; wo sich aber ein Regenbogen zwischen dräuenden Gewitterwolken gestaltet, geht erst die allerbeste Freude auf. So auch vor tiefen Blicken der Liebe und Mildigkeit, aus den raschesten Gegenden des Nordens erschossen. Das frohe Erstaunen, die Süßigkeit der Überraschung traten mit der Lust an den heitern Gebilden in einen erquicklichen Bund.« – »Ihr habt recht, mein edler Meister«, sprach der Graf Alessandro Vinciguerra, »wenn Ihr den Anblick der Rose wunderbarer nennt in den Nordlanden, als zum Beispiel in unsern blütenüberfüllten italischen Gärten. Aber überraschen können uns die edlen Blumen der Ritterlichkeit und feinen Sitte bei jenen Normännern nicht, ich meine uns, die wir die Normandie gesehn haben, und deren hohe Söhne und holdselige Töchter kennen.«
Verschiedne aus der Gesellschaft hatten sich indes an einen Mann von schönem Wuchs und sonnegebräuntem Antlitz gewandt, der ein Spanier war, Don Hernandez geheißen, und ihn gebeten, eine Geschichte aus seinem Vaterlande zu erzählen. Viel Wunderbares müsse dorten geschehen, hieß es von allen Seiten, in einer so reich erblühenden Gegend an Schönheit und Rittermut, und wo die christlichen Schwerter beständig wehrhaft ständen gegen sarazenische Heeresmenge und Schlauigkeit und furchtbare Pracht. Hernandez bat um eine Laute. Er wollte seine Geschichte lieber singen, als erzählen, sagte er. Es geschah nach seinem Begehren, und die Saiten mit großer Lieblichkeit rührend, sang er folgende Worte.
»Don Gayseros, Don Gayseros,
Wunderlicher, schöner Ritter,
Hast mich aus der Burg beschworen,
Lieblicher, mit deinen Bitten.
Don Gayseros, dir im Bündnis,
Lockten Wald und Abendlichter.
Sieh mich hier nun, sag' nun weiter,
Wohin wandeln wir, du Lieber?«
»Donna Clara, Donna Clara,
Du bist Herrin, ich der Diener,
Du bist Lenk'rin, ich Planet nur,
Süße Macht, o wollt gebieten!«
»Gut, so wandeln wir den Berghang
Dort am Kruzifixe nieder;
Wenden drauf an der Kapelle
Heimwärts uns, entlängst die Wiesen.«
»Ach, warum an der Kapelle?
Ach, warum beim Kruzifixe?« –
»Sprich, was hast du nun zu streiten?
Meint ich ja, du wärst mein Diener.«
»Ja, ich schreite, ja ich wandle,
Herrin ganz nach deinem Willen.« –
Und sie wandelten zusammen,
Sprachen viel von süßer Minne.
»Don Gayseros, Don Gayseros,
Sieh, wir sind am Kruzifixe,
Hast du nicht dein Haupt gebogen
Vor dem Herrn, wie andre Christen?"
»Donna Clara, Donna Clara,
Konnt' ich auf was anders blicken,
Als auf deine zarten Hände,
Wie sie mit den Blumen spielten?«
»Don Gayseros, Don Gayseros,
Konntest du denn nichts erwidern,
Als der fromme Mönch dich grüßte,
Sprechend: ›Christus geb' dir Frieden‹?«
»Donna Clara, Donna Clara,
Durft' ins Ohr ein Laut mir dringen,
Irgend noch ein Laut auf Erden,
Da du flüsternd sprachst: ›Ich liebe‹?«
»Don Gayseros, Don Gayseros
Sieh vor der Kapelle blinket
Des geweihten Wassers Schale!
Komm und tu' wie ich, Geliebter!«
»Donna Clara, Donna Clara,
Gänzlich muß ich jetzt erblinden,
Denn ich schaut' in deine Augen,
Kann mich selbst nicht wiederfinden.«
»Don Gayseros, Don Gayseros,
Tu mir's nach, bist du mein Diener,
Tauch ins Wasser deine Rechte,
Zeichn' ein Kreuz auf deine Stirne.«
Don Gayseros schwieg erschrocken,
Don Gayseros floh von hinnen;
Donna Clara lenkte bebend
Zu der Burg die scheuen Tritte.
Hernandez ging mit einigen wehmutsvollen Griffen in einen anderen, dunkleren Ton über, und sang darauf folgendermaßen weiter:
Nächtens klang die süße Laute,
Wo sie oft zu Nacht geklungen,
Nächtens sang der schöne Ritter,
Wo er oft zu Nacht gesungen.
Und das Fenster klirrte wieder,
Donna Clara schaut' herunter,
Aber furchtsam ihre Blicke
Schweifend durch das tau'ge Dunkel.
Und statt süßer Minnereden,
Statt der Schmeichelworte Kunde
Hub sie an ein streng Beschwören:
»Sag, wer bist du, finstrer Buhle?«
СКАЧАТЬ