Название: Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué
Автор: Friedrich de La Motte Fouque
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027207022
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Alwin seufzte tief und schmerzlich. Könnt Ihr mich tadeln? fragte Aline.
Nein, sagte er, aber daß Ihr nicht mehr Anselmo's wart, nicht als wir Abschied nahmen, und nun einem Andern gehört! Ich Unseeliger!
Aline sah ihn staunend an. Verachtet mich nicht, scheltet mich nicht, fuhr er fort, wenn ich das tiefste Geheimniß meines Herzens über die Lippen strömen lasse. Kein reineres Geständniß hat je ein Beichtstuhl empfangen, keins freier von Hoffnung auf das ersehnte Heil. Er schwieg einen Augenblick, und sagte dann mit leiser Stimme: ich liebe Euch unaussprechlich, Aline.
Sie sah ihn hold und mitleidig an, und erwiederte: ich nehme Euer Geständniß, wie Ihrs gebt. Es bleibt verschwiegen in meinem Sinn, und auch Euch lege ich auf, daß Ihr es nicht mehr über die Zunge bringt.
Wie Ihr wollt, und was Ihr wollt, sagte Alwin. Die heilige Gluth soll still und fromm an diesem äußern Wesen zehren. Nur Eins noch, nur das Eine! Hättet Ihr mich lieben können, wenn nichts Andres in meinen Weg getreten wär?
Darauf giebt es eigentlich keine Antwort, erwiederte Aline. So ist es wie es ist, und hat eben nicht anders sein können. Aber ich kenne kein Gefühl für Euch, als herzliches, schwesterliches Wohlwollen.
O, Ihr feindlichen Klingen, rief Alwin aus, was traft Ihr so schlecht!
Ruhe, lieber Freund, sagte Aline, und gab ihm die Hand. Ist das Eure fromme, uneigennützige Beichte?
Ich ergebe mich schon, antwortete dieser, aber um Gotteswillen, werdet nie anders gegen mich, nie etwa so fremd und höflich und zurückhaltend, wie gegen Einen, den man zum ersten Mal sieht. Es wär' mein Tod.
Aline konnte nichts erwiedern, denn Thorwald trat eben hinter ihren Stuhl, und erzählte, wie er ihre Reise auf Morgen angeordnet habe. Seine Berichte waren höchst umständlich, er ward dem jungen Manne wieder eben so fatal, als an dem Abend, wo er zuerst in Rudolphs Bergschloß trat, und die Geschichte vom jungen Kunrath mit seinen Wegerkundigungen unterbrach.
Das Mahl ward aufgehoben, und man ging auseinander, ohne daß Alwin einen ungestörten Augenblick gewinnen konnte, um Abschied von der Geliebten zu nehmen.
Eilftes Kapitel
Auf dem stillen, freudenlosen Marsche, welchen die Schaaren am Morgen von Alinen's Abreise zurücklegten, theilte Alwin seinem Freunde Adalbert mit, was ihm am vorigen Abend begegnet war.
Ich habe nie etwas Bessres von dem Augenblicke erwartet, wo ich ihr meine Liebe bekennen würde, so schloß er die Erzählung, und mußte doch mit der innigsten Sehnsucht drauf harren. Die Phantasie hat mich auch gar nicht betrogen; es war Alles so schön, so göttlich, kann ich wohl sagen, als ich es je in Visionen gesehn hatte,. aber nun es vorbei gezogen ist, hat das Leben seine Farbe verloren. Ich begreife jetzt, warum man durch kühne Blicke in die Sonne geblendet wird. Verstehst Du mich nicht, Adalbert? Du siehst mich so fragend an. Ich kann Dir das nicht besser aussprechen, als in folgendem Liede.
Hell ist im Leben
Frühe die Bahn;
Hoffnungen schweben
Golden voran.
Zauberisch mahlen
Glänzende Strahlen
Rings Dir den weiten, entblühenden Plan.
Ahnung erwecket
Lieb' in der Brust;
Oefters wohl necket
Täuschende Lust,
Nie doch verzagend
Ringest Du wagend,
Bist Dir der höhern Verheißung bewußt.
Bis nun die Stunde
Wirklich erscheint
Schmerzender Wunde
Wonne sich eint,
Himmel sich neigen,
Hold Dir und eigen,
Und Dich die Freude zu halten vermeint.
Aber vorüber
Wandelt Dein Glück;
Einsam, o Trüber,
Bleibst Du zurück.
Feindliches Bangen
Hält Dich gefangen,
Nicht mehr in Hoffnung erhebt sich Dein Blick.
Schauest nicht weiter
Sehnend hinaus;
Blutender Streiter,
Ruhe nun aus.
Sah'st wie die Blüthen
Alle verglühten
Wandelst entsagend in's friedliche Haus.
Es muß wohl solche Gemüthsstimmungen geben, sagte Adalbert, aber ich habe sie noch nicht erfahren. Mir kommt jeder Fortschritt vor, wie die Stufe einer unendlichen Leiter, drauf ich beständig bergan klimme, mit der neuerstiegnen, auch eine neuzuersteigende gewahrend. Als Mathilden das erste Geständniß der Liebe von den Lippen flog, war's als verhieß es mir eine Krone, die uns Glückliche mit dem rechten Schimmer bestrahlen sollte.
Du bist immer glücklich gewesen, antwortete Alwin. Du hast nur gewollt was Du erringen konntest. Mit mir verhält es sich anders. Ich weiß, daß ich die Arme nach einer Wolke ausstrecke, und der Augenblick, wo mir's erschien und auch nicht erschien, wo Täuschung und Wahrheit sich auf's innigste durchdrangen, das ist der höchste und der einzige meines Lebens. Ich drücke mich schon wieder verworren aus, ich weiß selbst nicht recht was ich will, und müßte unendlich viele Lieder erfinden und singen, wenn ich Dir begreiflicher machen sollte, was mich quält und freut.
Nur eins von den vielen, sagte Adalbert.
Recht gern, erwiederte Alwin, und sang:
Morgenroth und Abendroth,
Sagt, wannehr in Eins verglommen,