Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué. Friedrich de La Motte Fouque
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Читать онлайн книгу Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué - Friedrich de La Motte Fouque страница 26

Название: Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué

Автор: Friedrich de La Motte Fouque

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027207022

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СКАЧАТЬ zweiten Hieb überschlug. Drei Halberstädter fielen nun abspringend über den Reiter her, und nahmen ihn gefangen. Alwin flog indeß den Bach hinauf, hinab, um nutzloses Gemetzel zu verhindern, aber seine Kriegsleute, froh über die Beute, und gutmüthig wie er selbst, gaben ungeheißen Pardon, so, daß nur wenige Feinde am Boden lagen, und der Zug für die Heimkehr in's Lager bald geordnet war. Indem Alwin wieder an dessen Spitze sprengte, rief ihm der gefangene Anführer zu: Du haust eine gute Klinge, Alwin; ich kann von Glück sagen, daß ich nicht den Hals gebrochen habe. Dabei reichte er ihm freundlich die Hand; es war Anselmo.

       Inhaltsverzeichnis

      Die beiden Jünglinge waren außerordentlich vergnügt über ihr Zusammentreffen; sie scherzten, lachten und sangen; wo irgend ein ernstes Wort aufkommen wollte, ward es so gleich durch Anselmo's Witz unterdrückt, man hatte fast gänzlich vergessen, wie man eigentlich an einander gekommen war. Dieser lustige Geist schien sich der ganzen Schaar mitzutheilen; die gefangenen Italiäner weit umhergezogne Kriegsleute, ertrugen leicht ein Unglück, daß ihnen nicht ungewöhnlicher war, als zu andrer Zeit Glück und Beute; und spotteten in ihrer Sprache einander aus. Ueber ihre Fragen und über ihre Lustigkeit lachten alsdann die Halberstädter, indem sie auf gut Deutsch sich diejenigen mit Fingerzeigen bemerkten, die ihnen am spaßhaftesten vorkamen, worüber wieder die Italiäner sich außerordentlich ergötzten, so daß der Zug unter beständigem Gelächter und Geplauder beinah bis an's Lager gerückt war, als ein alter Reiter gegen Alwin herankam, und zu ihm sagte:

      Gestrenger Junkherr, wir reiten aber allesammt beinah wie die Narren; darüber brach Anselmo von Neuem in ein unauslöschliches Lachen aus; der Alte aber ließ sich nicht stören, sondern fuhr fort.

      Wir sind doch hier die Meister geblieben, und brauchten eben nichts von den fremden Manieren anzunehmen; am wenigsten, wo wir mit unsern Gefangnen in's Lager rücken wollen, dran eigentlich alle Haufen ihre Freude haben müssen, und Muth und Zutrauen schöpfen aus unserm Gelingen. So aber möchten sie glauben, es sei ein Aufzug gleichsam von Gauklern und wilden Thieren, und das taugt einmal gar nicht für deutsches Blut und ist auch nach deutscher Sitte ganz unerhört.

      Ganz Recht, alter Vater, sagte Alwin, und wandte sein Pferd, indem er laut zurückrief: Richt't Euch! Er blieb halten, ernsthaft, mit kriegrischem Anstand, die Halberstädter setzen sich soldatisch und grad in ihren Sätteln zurecht, und sahen rechts nach ihrem jungen Anführer, die Italiäner auch wurden still, und ritten zwischen den Siegern ruhig einher. Alwin jagte wieder an die Spitze des Zuges, und Anselmo sagte das war ein braver alter Kamrad und hatte vollkommen recht, so wunderlich er anfangs seine Meinung vorbrachte. Auch mich hat seine Mahnung erinnert, daß ich noch kein männliches und verständiges Wort mit Dir gesprochen habe, und doch sind wir schon dicht an Euern Gezelten. Vernimm also nur vorläufig ganz im Kurzen, wie wir einander eben hier treffen und auf diese Weise. Euer Land mag gut seyn, nicht sowohl für den, der drin geboren ist, denn das bin ich selbst, sondern für den vielmehr, der mit Wurzel und Baum seit ein drei bis vier Jahrhunderten drin fest steht. Mir taugts nicht. Das fühlt' ich schon in Braunschweig, und gedachte Alinen und Dich und was Du nothwendig mitnehmen müßtest, mit mir hinüber zu locken in die glücklichen Gegenden, wo die rechte Liebe zu Haus ist, die echte Lebenslust. Deswegen vorzüglich trat ich meine Reise nach Italien an. Aber noch geht es nicht. Die Welt ist zu voll von Krieg und allerlei Wirrwarr, und da schloß ich mich vorläufig an Italiänische Söldner an, an einen lustigen, kecken Hauptmann, den die Rache verschmähter Liebe in diesen Gegenden festhält.

      Doch nicht der Flaminien's Schloß bestürmt hat? fragte Alwin.

      Der nämliche, erwiederte Anselmo. Ach, ich verstehe! Du bist der hübsche Reiter, der öfters dorthin streift, und Nachrichten hohlt, und wer weiß was noch mehr. Der Hauptmann ist sehr bös auf Dich.

      Daß er mir nur nicht in den Weg kommt! rief Alwin. Rath's ihm, wenn Du ihn wieder siehst.

      Ruhig, ruhig, sagte Anselmo. Er ist weder mein Freund, noch Oheim, noch Vetter, noch Schwager. Viertheile ihn, wenn's Dir gefällt, und sich's grade so treffen will. Ich mag Dir kein böses Blut machen, um so weniger, da wir schon fast im Lager sind, und ich zweierlei von Dir zu verlangen habe: guten Wein, und Verschwiegenheit meines Hierseins gegen den alten Brummbart Balderich.

      Alwin verhieß ihm lächelnd Beides, und sie rückten unter dem lauten Jubel des Kriegsvolkes ein. Der Zug ging zuerst nach Alwin's Zelte, wo dieser seinen Freund absteigen hieß, ihm eine Flasche edlen Weins reichte, und einem geprüften Halberstädter die Sorge für seine Sicherheit übergab. Darauf eilte er zu den drei Feldobersten, die er bei Adalbert versammelt fand. Nachdem sie ihn wegen seiner Expedition gelobt hatten, fing Balderich an:

      Jetzt haben wir den Schlüssel in Händen zu allen Entwürfen des Feindes, und wollen schon durchbrechen. Führt Euern vornehmsten Gefangnen her, Alwin.

      Wozu? fragte dieser.

      Seltsam! rief Balderich. Zum Beichten. Wir wollen ihn so gut dazu bringen, als Einer seiner welschen Pfaffen. Sprechen soll er, oder sterben.

      Er ist ein Edelmann, und mein persönlicher Gefangner, sagte Alwin. Ich leid' es nicht.

      Hoho, junger Mensch, rief Balderich lachend aus, Ihr seid schnell herangewachsen, aber Ihr wachst mir nicht über den Kopf; dafür will ich schon sorgen. Den Gefangenen her!

      Ich leid' es nicht, wiederhohlte Alwin kaltblütig dem Tone nach, aber Augen und Wangen glühten wie Feuer.

      Balderich erhob sich von seinem Sitze. Der alte Kriegsheld, an keinen Widerspruch gewöhnt, stand im Begriff, zürnend und verderblich loszubrechen, aber Adalbert nahm ihm das Wort vom Mund, indem er zu ihm sagte:

      Besinnt Euch auf das, was Ihr selbst an Alwins Stelle thun würdet. Wen ich einfange, ich selbst mit eignem Arm und Schwerdt, der ist mein, und Niemand hat was drein zu reden, wie ich ihn halten will, wie hoch seine Ranzion anschlagen, oder ob ich ihn gar laufen lasse, umsonst, und weil mir's eben so hehagt. Und was hülf' es uns (ich bitt' Euch, überlegt es mit Euch selber), was hülf' es uns, die anerkannten Gerechtsame jedes Soldaten an einem unsrer edelsten Mitstreiter zu verletzen? Ist sein Gefangner ein Ehrenmann, so beantwortet er unsre Fragen mit Schweigen, und jegliche Drohung gleitet machtlos an ihm ab, ja selbst den Tod würd' er nur erleiden zu seiner Glorie und unsrer nutzlosen Schmach. Doch bin ich weit entfernt zu glauben, wir adliche, kampfgewohnte Männer ließen es wirklich zu solcher unwürdigen Extremität kommen. Und wozu mit dem drohen, was man nicht halten kann, noch will? Wär' es aber ein elender, feiger Bursch, der sich durch Todesfurcht aus seiner Ehre aufschrecken ließe, welchen Bürgen könnte er uns stellen, daß er, ein Schuft, der sich eben als solchen bewiese, nicht auch uns mit Lügen äffe? Laßt unsern Alwin mit seinem Gefangnen in Ruh. Wir wollen dafür die gemeinen Söldner vornehmen, bei denen ehr durch Verheißung und Drohung was auszurichten ist, und deren mannigfache Aussagen wir mit einander vergleichen können, so daß aus ihnen, wo nicht die Wahrheit, doch mindestens die Wahrscheinlichkeit hervorgehn muß.

      Es mag drum sein, erwiederte Balderich, um so mehr, da wir doch den ganzen Vortheil unserm kecken Junkherrn hier verdanken, und seiner Gestrengen nicht böse machen müssen. Zudem bin ich Heut außerordentlich gut aufgeräumt, und möchte mir den Abend nicht gern durch einen Zank verderben. Kommt her, Alwin, stoßt mir nur an. Vergeben und Vergessen!

      Ihr macht mich stolz, mein Feldoberster, antwortete der Jüngling, und leerte den blinkenden Pokal.

      Wir dürfen ihn nicht länger aufhalten, sagte Adalbert. Er will seines Gefangnen pflegen.

      Alwin stand bereits am Ausgang des Zeltes, als Balderich СКАЧАТЬ