Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué. Friedrich de La Motte Fouque
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Читать онлайн книгу Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué - Friedrich de La Motte Fouque страница 33

Название: Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué

Автор: Friedrich de La Motte Fouque

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027207022

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СКАЧАТЬ krank, hätte man's wohl gemeldet, und sie genießt vielleicht eben eines erquickenden Schlummers. Wir wollen sie nicht stören. Nach Euerm Belieben, murmelte Alwin mißmuthig, und lenkte wieder nach der ersten Richtung des Weges ein. Thorwald fing nun an, ihn zu befragen wie Alles gekommen sei, und warum, so daß sie in diesen Gesprächen bis an das Stadtthor gelangten, ja bis an das Haus, welches der Secretarius vorläufig zu Alinens Empfange hatte einrichten lassen. Gefreite von der Halberstädter Schaar näherten sich ihrem jungen Führer, nach diesem und jenem fragend, er ward dadurch erinnert, daß er noch keine Feldwacht ausgesetzt hatte, obgleich die Feinde doch immer in der Nähe standen, so daß er gleich zwanzig Pferde zum Haupttrupp bestimmte, zwanzig andre für zwei Nebentrupps, und während dieser Anordnungen nur von fern sah, wie Aline aus der Sänfte stieg, Thorwalden mit ein Paar freundlichen Worten begrüßte, und unterm ehrerbietigen Geleit der gräflichen Soldaten in's Haus ging. Die Worte stockten ihm, er sprach verworren, und bedurfte aller Anstrengung, um die angefangnen Befehle mit einiger Deutlichkeit zu beendigen.

      Er ritt nun mit hinaus, um den Posten selbst ihren Standpunkt anzuweisen; die Sonne ging eben über eine fruchtbare, friedliche Gegend auf. Er fühlte lebendig, daß Thorwald Recht hatte, ihn einen begünstigten des Himmels zu nennen. Ein Unterpfand hatte ihm diese That gegeben für eine würdige Zukunft, Morgenwolken und Lerchen gaukelten um ihn her, Alles stand in wundervoller Klarheit da, so daß ihm selbst Gebürge, See'n und Flüsse wie alte Bekannte erschienen, und der mitgenommene Bote kaum nöthig hatte, von Weg und Steg zu reden: dieser sah deshalb den jungen Anführer für einen Eingebornen an, und suchte durch allerlei verfängliche Fragen von ihm herauszulocken mit welcher Familie des Städtchens er eigentlich am nächsten verwandt sei.

      Er kam sehr heiter zurück; die Gewißheit, Alinen wiederzusehn, einen freundlichen Gruß von ihr zu empfangen. belebte seinen Geist, und die seltsamen Gestaltungen trieben wie mit Regenbogenfarben ihr Spiel darin.

      An der Thür empfing ihn Thorwald, und fragte sehr verwundert, was ihn noch hier zurückgehalten habe? Alwin sah nicht weniger verwundert aus; ihm war gar nicht eingefallen, daß er heute noch aufbrechen könne, und er blieb schweigend vor dem Secretarius stehn. Dieser nahm ihn mit in ein Zimmer, welches man ihm im untern Geschoß eingeräumt hatte, und fuhr fort: Ich muß Euch heute früh unrecht verstanden haben. Mir kam's vor, als erzähltet Ihr von einem zweiten Trupp des Feindes, den ein junger Rheingraf anführe.

      Nun freilich that ich das, sagte Alwin.

      Und seid noch nicht aus, ihn zu fangen? fragte Thorwald weiter.

      Nein, antwortete der Jüngling erröthend und kurz, indem er sich nach dem Fenster wandte. Eure Pferde bedürfen wohl der Ruhe, meinte Thorwald.

      Alwin schwieg, und der Sekretarius sah' ihn unverwandten Blickes an.

      Wie lange braucht Ihr wohl zum Ausruhen und Futtern? fragte er endlich wieder, und als er abermals nur einen unwilligen Blick zur Antwort erhielt, fuhr er fort: es thut mir leid, daß Ihr Euch einen der höchsten Augenblicke Eures Lebens zu verderben gesonnen seid. Ihr habt nun wirklich etwas Wackres, ja sogar etwas Schönes gethan, aber Ihr wollt das gewonnene Ehrenkleid abtragen, bis auf den letzten Faden, wo möglich. Schämt Euch und bewahrt es lieber unversehrt in Euerm innersten Heiligthum. Könnt Ihr Leute denn gar nichts thun, oder fühlen, ohne eine schlechte Parade damit machen zu wollen?

      Ihr habt mich durchschaut, brach Alwin los. Wohl! Ich gönn' Euch die Ehre, aber gönnt mir meine Freude. Sie ist Eurer Pflegbefohlnen unschädlich, Herr Abgesandter, denn Alinens Herz wird nimmer in meiner Gegenwart schneller schlagen: das weiß ich, dafür bürg' ich, ob auch Dankbarkeit ihr einmal ein freundliches Lächeln gegen mich entlockte.

      Seltsamer Mensch! sagte Thorwald. Bildet Ihr Euch denn wirklich ein, daß eine ähnliche Besorgniß in mir aufgewacht sei. Darüber beruhigt Euch; ich weiß, daß sie Euch nicht liebt, und wahrscheinlich auch nie geliebt haben würde, unter welchen Umständen Ihr immer aufgetreten wärt.

      O harter Chirurgus! rief Alwin, und drückte die Hand fest auf sein Herz, als sei ihm dort eine Wunde schmerzhaft berührt worden.

      Ich meine es gut mit Euch, sagte Thorwald, und möchte Euch davon überführen. Euer Umgang ist für Alinen unschädlich, nicht so der ihrige für Euch; keine Dankbarkeit, die sie Euch schuldig ist, wird ihren Sinn zu höhern Flammen entzünden, als denen auch der eifersüchtigste Soldan geruhig zusehen könnte. Euch aber möchte es leicht vorkommen, als hättet Ihr nun mehr zu erwarten, und Eure Hoffnung, grundlos und thöricht –

      Alwin war bei diesen Worten schon aus dem Hause gestürzt, ohne die Rede weiter anzuhören. Er ließ zum Ausrücken blasen, zog seine Posten an sich, und während Alinens schöne Augen noch von Schlaf und Mattigkeit geschlossen waren, rückte er schon auf die Gegend los, wo er den Rheingrafen erwartete. Er fand ihn, er griff ihn an, wie ein Verzweifelter, aber die Kugeln trafen ihn nicht, die Säbelhiebe zischten ihm vorbei. Siegreich, mit vielen Gefangnen, stieß er wieder zu Adalbert, den er im schleunigsten Marsch begriffen fand, weil ein Oberster von Herzog Christians Heer, Nachricht von einer Hauptschlacht gebracht hatte, die man dort in den nächsten Tagen zu liefern dachte.

       Inhaltsverzeichnis

      Balderich hatte den rüstigen Alwin von jeher lieb gehabt, seit der letztern That besonders war ihm sein ganzes Herz zugewandt. Oft wenn sie neben einander ritten, pflegte er ihn mit innigem Wohlgefallen anzublicken, und zu sagen:

      S'ist ein wackrer Knabe fürwahr! Hat doch so lange Zeit mein Töchterlein in Braunschweig gesehn, mit ihr zugleich dieselben Tänze und Schmäuse besucht, und wirft da sein Auge auf die Beatrix. Das ist der einzige dumme Streich, den er gemacht hat, daß er nicht um Alinen anhielt, aber auch ein erzdummer. Ich hätte sie ihm so gern gegeben. Und was für ein Leben das geworden wär'. So ein lustiges Hochzeitfest nach unserm jetzigen Feldzuge, wo er sich die Braut selber gewonnen hätte, denn es wär' auf irgend eine Weise doch wohl gekommen; daß er sie aus den Krallen des Feindes gerissen hätte. Und so ein braver Soldat dann mit einer so hübschen Frau.

      Wenn Alwin auf diese oder ähnliche Reden, das feuchte Auge, die glühende Wange verbarg, suchte Adalbert das Gespräch zu unterbrechen, und die Streiche mitleidig abzuwenden. welche Balderich unbewußt gegen das Herz des Jünglings führte.

      Eines Morgens wollten kriegserfahrne Reiter starkes Schießen gehört haben. Adalbert sprang ab, und legte sich mit dem Ohr an die Erde. Es ist so, rief er, und nach der rechten Gegend zu. Der Herzog hat den Feind schon getroffen.

      Man rückte nun rasch vor, achtlos darauf, daß einige Pferde zurück blieben, andre ermatteten. Besser müde Pferde, und wenige, als gar keine, sagte Adalbert, indem er den Zug nach allen Kräften beschleunigte. Gegen Mittag hörte man das Feuern sehr stark und nah. Es zieht sich gegen uns heran, sagte ein alter Reiter. Die Unsrigen weichen. Desto besser, fiel Adalbert ein, so kommen wir eben zur rechten Zeit, und machen's allein aus. Lustig. Halberstädter, singt Eins! Trompeter blaßt! Es geschah, wie er gesagt hatte. Die Schläge des schweren Geschützes, das Knattern des kleinen Gewehrs schallte immer lauter darin. Einige Flüchtlinge jagten ihnen aus dem nahen Gebüsch entgegen. Adalbert sprengte voraus. Steht Kinder! Steht! Gesicht auf den Feind! rief er ihnen zu. Hier kommt Euch Hülfe, hier Entscheidung! Die Furchtsamen hörten nicht auf ihn, und jagten voraus. Schurken, rief er ihnen nach, und Schurken riefen die Halberstädter; Feldflüchtige! Memmen! – Werdet uns bald Gesellschaft leisten, schrie Einer zurück. Vorne geht's drunter und drüber. Der Tilly führt gegen uns, der hat den Teufel im Leibe! Weil Ihr ein Hasenherz habt! sagte Adalbert. Halberstädter, hört nicht auf die Schufte. Marsch! Trab! Es ging an Verwundeten und Todten vorbei, Adalbert stellte die Schaar hinter einem Berghang in Ordnung, und jagte mit СКАЧАТЬ