Gesammelte Werke. Ricarda Huch
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Ricarda Huch

Издательство: Bookwire

Жанр: Философия

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isbn: 4064066388829

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СКАЧАТЬ Als eine heilige Eiche gefällt werden sollte und die Bevölkerung um ihre Erhaltung bat, indem sie versprach, sie künftig nicht anzubeten, nur als schönen Baum zu verehren, gewährte er den Wunsch, vielleicht selbst gerührt von der Pracht des alten Waldhauptes. Am meisten zeigte Otto die Überlegenheit seines Geistes, als der Herzog von Pommern benachbarte heidnische Slawen unterworfen hatte und die Gefangenen als Sklaven verkauft wurden; befreien konnte er sie nicht, aber er sorgte dafür, daß wenigstens die Schwächeren entlassen und daß die Familien nicht getrennt wurden.

      Wieder empfingen die Christen vom Charakter der heidnischen Pommern einen günstigen Eindruck: Diebstahl und Betrug kannten sie nicht, die Gastlichkeit trieben sie so weit, daß der Tisch bei ihnen immer gedeckt war, man brauchte nur zuzugreifen. Manche weigerten sich Christen zu werden, mit der Begründung, daß bei den Christen den Räubern die Augen ausgestochen und die Füße abgehauen würden; man wolle die Religion eines Landes nicht, wo es solche Verbrechen und solche Strafen gebe.

      Otto ging bis Kolberg und kehrte dann, nachdem er seine neugewonnenen Gemeinden noch einmal besucht hatte, nach Bamberg zurück. Als er einige Jahre später Pommern zum zweitenmal besuchte, reiste er mit Vermeidung der Polen über Halle, dazu bewogen wahrscheinlich durch Lothar, der inzwischen Kaiser geworden war. Lothar erreichte auch, daß Boleslaw sein Königreich von ihm zu Lehen nehmen mußte, wodurch Pommern wenigstens mittelbar mit Deutschland verknüpft wurde. Die wichtige Frage aber, welchem Erzbistum die neue pommersche Kirche unterstellt werden sollte, wurde nicht zugunsten Deutschlands entschieden. Ein Jahr nach Ottos Tode, der 1139 starb, begründete der Papst ein pommersches Bistum Wollin und unterwarf es unmittelbar dem päpstlichen Stuhl, damit die Ansprüche sowohl des Erzbistums Gnesen wie des Erzbistums Magdeburg ausschaltend, das die Bestimmungen Ottos I. für sich anführen konnte, wie eines etwaigen Erzbistums Bamberg, das Ausgangspunkt der Bekehrung gewesen war.

      Nach dem Tode Boleslaws III. sank die polnische Macht, so daß nun nur Sachsen und Dänemark um die baltische Küste kämpften. Es handelte sich zunächst um die Befriedung von Nordalbingien, dem Lande nördlich der Elbe, dem heutigen Holstein, das namentlich an der Küste von slawischen Stämmen bewohnt war. Als Nachbarn betroffen waren der König von Dänemark, der Herzog von Sachsen, der Graf von Holstein und der Erzbischof von Bremen. Als Missionar bot sich dem Herzog Lothar der tüchtige und opferwillige Priester Wizelin an. Wizelin war niedriger Geburt und stammte aus Hameln. Als junger Mann lebte er verschwenderisch in den Tag hinein, bis er sein Vermögen verzehrt hatte, dann fand er Unterkommen bei einer mildtätigen Gräfin von Eberstein, die wohl seine Begabung herausfühlte. Daß ihre Hausgenossen ihn wegen seines Mangels an Bildung hänselten, reizte seinen Stolz, er verließ das Haus der guten Frau, holte in Paderborn das versäumte Studium nach und wurde ein gelehrter und strenger Schulmeister. Nachdem er noch den Einfluß des fanatischen, später heiliggesprochenen Norbert erfahren hatte, trug er dem Herzog Lothar seinen Wunsch vor, den Slawen das Christentum zu bringen, worauf die Burg Segeberg und daneben eine Kirche gegründet wurden. Wizelin hat in Holstein teils aus Granit, teils aus Backstein die kleinen wetterfesten Kirchen gebaut, von denen viele, wenn auch nicht unverändert, noch stehen und seinen Namen tragen. Unermüdlich wanderte er durch das Land und predigte, immer wieder zerstörten die Heiden, was eben aufgebaut war. Unwirtlich, öde, armselig war die Gegend, der Wind pfiff über kahle Felder und Sümpfe. Wenn die Glocke läutete, folgten nur wenig Gläubige ihrem Ruf, wenige brachten dem alten Bischof eine Gabe. Die weltlichen Gewalten erschwerten durch Härte und Habgier seine Aufgabe mehr, als daß sie ihm nützten. Sein Nachfolger, Bischof Gerold, ein Schwabe, klein von Körper, aber großen Geistes, wollte einst, es war im Jahre 1156, in Aldenburg die Weihnacht feiern. Er fand einen verödeten Ort, ohne Mauern, ohne Einwohner, ohne Kirche, nur eine kleine von Wizelin errichtete Kapelle gab es; das war sein Bischofssitz. Schaudernd vor Kälte und im Gefühl eisiger Einsamkeit zelebrierte er zwischen Haufen von Schnee das heilige Amt, wobei niemand außer Pribislaw, dem Fürsten der Slawen, und dessen Begleiter seine Gemeinde waren. Er mußte dankbar sein, daß Pribislaw ihn nach dem Gottesdienst in ein entferntes Dorf führte und zu einem reichlichen Mahl einlud. Als Gerold den Slawenfürsten aufforderte, sich taufen zu lassen, setzte ihm dieser die traurige Lage seines Volkes auseinander. Sie würden von den christlichen Fürsten so mit Abgaben überfordert, so aufs äußerste ausgepreßt, daß für sie der Tod besser als das Leben wäre. Das Land verlassen und sich anderswo ansiedeln könnten sie nicht, denn überall drohe das gleiche Elend, sie wären also gezwungen, auf das Meer zu gehen und Seeraub zu treiben. Gerold glaubte die Anklage abweisen zu müssen; sie sollten Christen werden, sagte er, wie die Sachsen und alle übrigen Völker, dann würde man sie nicht mehr quälen. Pribislaw entgegnete, wenn der Herzog wollte, daß sie den Glauben der Sachsen teilten, solle er ihnen auch die gleichen Güter geben und die gleichen Zehnten von ihnen fordern.

      Das Wort von der Liebe Gottes verhallte in den mörderischen Kämpfen wie ein menschlicher Hilferuf im Tosen von Meer und Sturm. Derjenige, der ihnen schließlich ein Ende machte, Heinrich der Löwe, ließ Gott und Christentum so ganz beiseite, daß die Geistlichen seinen Weg nicht ohne Mißbilligung verfolgten. Heinrich der Löwe, 1129 wahrscheinlich in Ravensberg geboren, erlebte als Kind die Ächtung seines Vaters, den Sturz seines Hauses und wurde durch solche Eindrücke besonders früh zur Teilnahme an den allgemeinen Angelegenheiten geführt. Mit zehn Jahren verlor er den Vater, mit zwölf Jahren die stolze, hochangesehene Großmutter, die alte Kaiserin Richenza, die ihn zum Vertreter der sächsischen Ansprüche und im Haß gegen die Staufer erzogen hatte. Mit achtzehn Jahren trat er mit seiner Forderung, in die bayrische Herzogswürde wieder eingesetzt zu werden, hervor, die sein Vetter, Friedrich I., sowie er konnte, befriedigte. Obwohl dunkel von Haar und Augen, war er mehr Sachse als Schwabe und mehr als das von dämonischem Geschlecht; unter seinem Griff und Schritt knisterte die Erde. Der Name des Löwen, den er sich gab, stand ihm wohl an: sein Wille war ihm statt Recht, was er erobern konnte, gehörte ihm. Der Jüngling ergriff die Regierung sofort wie ein Mann; soweit ihm seine Verpflichtungen gegen den Kaiser Zeit ließen, beschäftigte er sich mit der Stärkung seiner herzoglichen Macht und mit der Unterwerfung der Slawen. Vorurteile in bezug auf Rasse oder Glauben hatte er nicht; wie er sich mit dem König von Dänemark verbündete, um die Slawen zu besiegen, suchte er die Freundschaft des Slawenfürsten Pribislaw und später von dessen Sohne Niklot, ohne sich andererseits dadurch gebunden zu fühlen, wenn es ihm nicht mehr nützlich schien. Dänemark die Hälfte der gemachten Eroberungen zu überlassen, wie abgemacht wurde, war wohl von Anfang an nicht seine Absicht. Auch einem treuen Freund und Mitstreiter gegenüber, wie Adolf von Schauenburg war, mäßigte er seine Herrschsucht nicht.

      Den Schauenburgern, einem reichen und tapferen Geschlecht, von deren Stammburg in der Gegend von Minden noch Ruinen vorhanden sind, verlieh Konrad II. die Grafenwürde. Lothar belehnte als Herzog von Sachsen den Grafen Adolf I. mit der Grafschaft Holstein, die von den Holsten, Stormarn und Dithmarschen bewohnt war und an das slawische Nordalbingien grenzte. Ihm folgte sein Sohn Adolf II., der ursprünglich zum Geistlichen bestimmt gewesen war und infolge seiner Erziehung nicht nur eine gründlichere Bildung, sondern auch eine tiefere Auffassung seiner Pflichten hatte, als bei den weltlichen Fürsten üblich war. Er sprach geläufig lateinisch und verstand auch das Slawische. Er bemühte sich, die unterworfenen Slawen für das Christentum zu gewinnen und kultivierte das neugewonnene Land in großartiger Weise durch Ansiedlung von Friesen, Holländern und Westfalen, denen er es unter vorteilhaften Bedingungen überließ. Auf einer Insel zwischen den Flüssen Wackenitz und Trave, wo die Slawen in einem heiligen Hain die Götter verehrt hatten, gründete er die Stadt Lübeck, die die günstige Lage an der Ostsee schnell erblühen ließ. Da Heinrich durch sie seine binnenländische Stadt Bardewiek benachteiligt fand, verlangte er, daß Adolf ihm Lübeck abtrete, als sich Adolf weigerte, vernichtete er Lübecks Handel; das Ende war, daß Adolf um der Stadt und um des Friedens willen nachgab und sie dem Herzog schenkte. Graf Adolf, den der Chronist sowohl wegen seiner Herzensgüte wie wegen seiner Klugheit rühmt, fiel im Jahre 1164 in der großen Slawenschlacht bei Demmin, die über seinem Leichnam in einem vollständigen Siege endete. Wenn Heinrich der Löwe ihm, seinem väterlichen Freunde, an verständiger und menschlicher Gesinnung nachstand, so überragte er ihn an Willensgewalt und Macht der Persönlichkeit. Da er sich als König geboren fühlte, behandelte er alle, die sich weigerten, ihm untertan zu sein, als Rebellen. Unterwarfen sie sich, СКАЧАТЬ