Название: Gesammelte Werke
Автор: Ricarda Huch
Издательство: Bookwire
Жанр: Философия
isbn: 4064066388829
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Der Treue sämtlicher Fürsten sicher, führte Friedrich ein großes Heer nach Italien und erzwang die Unterwerfung Mailands. Seine Stellung verstärkte sich noch dadurch, daß der Tod zweier Kirchenfürsten ihm ermöglichte, die höchsten Reichswürden mit Männern von unerschütterlich reichstreuer Gesinnung zu besetzen: Rainald von Dassel wurde Erzbischof von Köln und einige Jahre später Christian, der nach Rainald Kanzler geworden war, Erzbischof von Mainz. Daß der mächtigste weltliche Fürst und die beiden höchsten geistlichen Fürsten, Heinrich der Löwe, Rainald von Dassel und Christian von Beichlingen, geniale Persönlichkeiten und kaiserlich gesinnt waren, das war ein Zusammenströmen von Kräften, wie es die Mittagszeiten der Völker zu bezeichnen pflegt. Sowohl Mailand wie der Papst mußten sich der Übermacht beugen; allerdings aber war es nur ein Zurückweichen vor der Gewalt, kein Aufgeben der Ansprüche. Unausgetragen blieb der Streit über die Mathildischen Güter, über Sizilien und Apulien, über die Investitur; der Kaiser beklagte sich, daß der Papst ohne ihn zu fragen, Gesandte nach Deutschland, der Papst, daß der Kaiser Gesandte nach Rom schickte, wo alles, Leute und Regalien, ihm gehöre. Da er nach Gottes Anordnung römischer Kaiser heiße, sagte Friedrich, so würde er nur ein Schattenkaiser mit leerem Namen ohne Bedeutung sein, wenn er die Gewalt über die Stadt Rom aus der Hand ließe. Als Hadrian im Jahre 1159 im Sterben lag, ließ er die Kardinäle schwören, nur einen solchen Papst zu wählen, der den Kampf gegen den Kaiser zu Ende führe; so wenigstens sagte und glaubte man. Die Kardinäle waren geteilter Meinung: diejenigen die den Frieden wollten, wählten Oktavian, der sich als Papst Viktor IV. nannte, die Gegner des Kaisers jenen Roland, der den verhängnisvollen Auftritt auf dem Reichstage zu Besançon herbeigeführt hatte; er hieß als Papst Alexander III. Friedrich hielt es für richtig, sich nicht selbst für einen Papst zu entscheiden, sondern ein Konzil zu berufen; in Dingen, die Gott beträfen, sagte er, stehe ihm kein Urteil zu, aber er habe das Recht, Konzilien zu berufen, wie Konstantin, Theodosius, Karl und Otto getan hätten. Persönlich beiwohnen tat er dem Konzil, das in Pavia stattfand, nicht. Nach langen Untersuchungen und Zweifeln erklärte sich die Versammlung für Viktor; die Verwerfung Alexanders wurde damit begründet, daß er sich dem Konzil nicht gestellt habe, daß er sich offen als Reichsfeind zeige, indem er sich mit Mailand und Sizilien verbündet habe, wodurch die Zwietracht zwischen Kaisertum und Priestertum verewigt werde. Da die lombardischen Städte im Augenblick wehrlos waren, blieben dem schismatischen Papst Alexander nur zwei Mächte, auf die er sich stützen konnte: das Normannenreich Sizilien und Frankreich.
Von dem Augenblick an, wo es nicht mehr durch innere Zerwürfnisse geschwächt war, blickte Frankreich eifersüchtig auf das Römische Reich deutscher Nation. Allerdings dämpfte der beginnende Gegensatz zwischen England und Frankreich die Feindseligkeit Ludwigs VII., aber sie war doch so wenig verhehlt, daß Alexander III. sich mit ihm verständigen konnte; es gelang ihm sogar, einen Frieden zwischen England und Frankreich zustande zu bringen. Damit begann das sich immer erneuernde und festigende Bündnis, dessen Spitze sich gegen Deutschland kehrte, von dem der französische König als Frucht die Übertragung des Kaisertums von Deutschland auf Frankreich erhoffte.
Der Tod Viktors IV. im Jahre 1164 gab Gelegenheit, das Schisma aufzuheben, wenn Friedrich sich zur Anerkennung Alexanders bequemte. Es ist anzunehmen, daß er dazu geneigt war. Ein Schisma führte viel Unzuträglichkeiten für das ganze Reich mit, es gehörte zu den ersten Pflichten des Kaisers, die gute Beziehung zwischen Kurie und Imperium herzustellen. Wie konnte er wissen, wie lange die Treue der Fürsten in so gespannter Lage ausdauern würde. Aber schon seit einer Reihe von Jahren herrschte ein anderer neben dem Kaiser: Rainald von Dassel. Der stolze Sachse erwog nichts als seinen Haß und seine Kraft; kein Zweifel kam ihm an, ob er in dem ungeheuren Kampfe siegen könnte. Um dem Kaiser die Möglichkeit der Versöhnung abzuschneiden, betrieb er in Eile die Wahl eines neuen kaiserlichen Papstes; es war Paschalis III. Wenn der Kaiser über die Eigenmächtigkeit des Erzbischofs verstimmt war, so war er es nicht auf lange; auch daß Rainald mit einem Bruder des Kaisers im Streite lag, wurde verziehen. Als Zeichen seiner Gunst beschenkte Friedrich seinen Getreuen mit einer Reliquie von unschätzbarem Wert, den Leibern der Heiligen Drei Könige, der Magier, wie man sie СКАЧАТЬ