Gesammelte Werke. Ricarda Huch
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Ricarda Huch

Издательство: Bookwire

Жанр: Философия

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isbn: 4064066388829

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СКАЧАТЬ des alten Stiftes den Dom, in dem wir jetzt sein und seiner Frau Mathilde Grabmal bewundern. Auch die Dome von Ratzeburg und Lübeck hat er gegründet; sie haben den ernsten, stolzen und dabei gemütlichen Charakter, der dem alten Sachsenlande so sehr gemäß ist. An der Umrahmung eines Portals des Domes von Braunschweig befindet sich die Vertiefung, die der Sage nach die Klaue des Löwen, den der Herzog aus dem Heiligen Lande mitbrachte, zurückließ, als er den Weg zum Grabe seines Herrn suchte.

      Einige Jahre nach Heinrichs Rückkehr brach der Reichskrieg gegen das wieder erstarkte Mailand aus, und der Kaiser verlangte von seinem Vetter den üblichen Zuzug. Da geschah das Unerwartete, Unbegreifliche, daß der Herzog ihm seinen Beistand versagte. Jahrelang hatte das feste Zusammenhalten von Kaiser und Herzog so bedeutende Erfolge für beide erwirkt, daß man meint, es müsse ein schwerwiegender Anlaß zur Entfremdung vorgefallen sein; aber kein solcher ist bekannt. Daß Friedrich die Erbschaft des alten Welf, eines gemeinsamen Verwandten, angenommen hatte, die Heinrich für sich beanspruchte, scheint als Grund für solchen Abfall nicht zu genügen. War in Heinrich, der nun Schwiegersohn des Königs von England und Vater mehrerer Söhne war, das Bewußtsein der Macht so angewachsen, daß er nicht mehr ertragen konnte, einen Herrn über sich zu haben? Vielleicht war es wirklich nur das, daß er als Preis für seine Hilfe die Stadt Goslar verlangte, die dem Kaiser gehörte, und daß dieser sie ihm versagte. Auf diese Stadt mit ihrem Reichtum an Silber und Erzen glaubte er ein Anrecht zu haben, weil sie am Rande des Harzes, auf sächsischem Gebiet lag. Sie war ein Gegenstand, der die Raublust entflammen und einen Mann von so starrem Charakter so verblenden konnte, daß er selbst den Abgrund aufriß, der ihn verschlang.

      Es steht nicht fest, wo die verhängnisvolle Begegnung zwischen den Vettern stattfand, ob in Chiavenna oder in Partenkirchen; der Kaiser kam aus Italien über die Berge, um die Hilfe vom Herzog zu erlangen, die den Ausschlag zum Siege geben sollte. Man erzählt sich, daß Friedrich dem Herzog zu Füßen gefallen sei, um ihn zum Nachgeben zu bewegen; es erschien den damaligen Menschen fast grauenvoll, daß der Herr der Welt vor seinem Vasallen das Knie beugte.

      Der Sieg der Lombarden bei Legnano bedeutete für Friedrich das Hindernis des Schicksals, das den ins Leben Stürmenden zum Anhalten zwingt und zur Besinnung bringt. Er war groß genug, um zu lernen, daß er, wie hoch er auch stand, andere Mächte müsse gelten lassen, daß er sich vertragen müsse, wo er nicht herrschen konnte, und er handelte nach der gewonnenen Einsicht, ohne seiner Würde zu vergeben. Nach einer furchtbaren Niederlage erlitt er keine erhebliche Minderung seiner Macht, wenn er auch den lombardischen Städten die Selbstwahl ihrer Beamten zugestehen mußte, und gar keine des Ansehens. In Venedig, wo der Frieden im Jahre 1177 abgeschlossen wurde, war er der Mittelpunkt der Bewunderung. Die beiden großen Kirchenfürsten, Christian von Mainz und Wichmann von Magdeburg, hatten erreicht, daß der Kongreß nicht in Bologna stattfand, das dem Papst gehörte, sondern in der Republik, zu der der Kaiser in guten Beziehungen stand. Er unterzog sich in der Markuskirche allen Förmlichkeiten, die die Gelegenheit verlangte, um dann im Palast des Patriarchen in deutscher Sprache zu erklären, daß er geirrt habe, indem er in Angelegenheiten der Kirche mehr kraft seiner Macht als nach den Grundsätzen des Rechtes habe regieren wollen. Christian von Mainz, der sieben Sprachen fließend sprechen konnte, nämlich Griechisch, Lateinisch, Apulisch, Lombardisch, Römisch, Französisch, Brabantisch, verdolmetschte die Rede des Kaisers. Den Schluß der Festlichkeiten bildete eine Versammlung in der Markuskirche, wo der Papst den Bann über alle diejenigen aussprach, die den zwischen der Kirche und dem Kaiser, dem Kaiser und dem Königreich Sizilien und den Lombarden geschlossenen Frieden und Waffenstillstand stören sollten. Als er den Fluch ausgesprochen hatte: »Und wie diese Kerzen ausgelöscht werden, so sollen ihre Seelen der ewigen Anschauung Gottes beraubt werden«, warfen der Kaiser und alle Anwesenden die brennenden Kerzen, die ihnen überreicht worden waren, zu Boden, daß sie erloschen. Solange Alexander lebte, blieb der Friede erhalten. Er starb im Jahre 1181, ein Jahr später Christian, der große Erzbischof von Mainz, der nach wie vor den Kaiser in Italien vertrat. Die Entwicklung der Verhältnisse brachte es mit sich, daß der schneidige Bekämpfer des Papstes als sein Beschützer endete. Als die Römer im Aufstande gegen den Papst Tusculum belagerten, wo er einst seinen berühmten Sieg erfochten hatte, eilte er auf den Hilferuf desselben sofort herbei, und sein Name genügte, um die Angreifer zurückzuschrecken. Von einem Fieber ergriffen starb er bald darauf, nachdem ihn der Papst, es war Lucius III., mit den Sterbesakramenten versehen hatte. So hoch schätzte Lucius seinen Retter, daß er ein Rundschreiben an die deutschen Kirchen über seine Verdienste und seinen Tod erließ und Bestimmungen für die Feier seines Gedächtnisses traf.

      Wie er einst nach einem Siege Italien gleich einem Flüchtenden hatte verlassen müssen, so kehrte Friedrich nach einer furchtbaren Niederlage wie ein Sieger nach Deutschland zurück. Er hatte auf eine unmittelbare Beherrschung der lombardischen Kommunen verzichten müssen, aber die kaiserliche Oberhoheit und ansehnliche ihr zustehende Einkünfte gesichert. Seine nächste Sorge betraf das Verhältnis zu Heinrich dem Löwen, und zwar hatte er durchaus nicht im Sinn, Rache zu nehmen für die Untreue seines Vetters, die ihn so teuer zu stehen gekommen war, sondern womöglich die frühere Gemeinschaft wiederherzustellen. Wahrscheinlich war er nicht frei von Erbitterung; aber er war gewöhnt, seinen persönlichen Gefühlen das Interesse des Reichs voranzustellen, vielleicht war unwillkürlich in seiner Brust schon beides eins geworden. Ein gedemütigter, aber immer noch mächtiger Herzog von Sachsen blieb für ihn der erwünschteste Bundesgenosse, die Stütze des Reichs, wenn er sich als Reichsfürst erweisen wollte. Was man von den steinernen Herzen der Sachsen sagte, ließ sich auf Heinrich anwenden: sein Trotz wich der Verständigung, die der Kaiser suchte, aus und zwang ihn dadurch, den Forderungen des Fürstenbundes nachzugeben, der den Herzog vernichten wollte. Friedrich hatte es ausgezeichnet verstanden, die hochmütige Adelsfamilie, die im Kaiser den von ihr erwählten Vertreter ihrer Interessen sah, zugleich zu ehren und zu beherrschen; um so weniger konnte er die offene Widersetzlichkeit eines der Ihren unbestraft lassen. Oft hatten seine vielen Feinde sich gegen ihn lahm gewütet, so, dachte der Herzog, würde es wieder einmal gehen; aber er mußte erleben, daß den Geächteten fast alle seine Anhänger verließen. Unter den wenigen, die bei ihm ausharrten, war der tapfere Graf Bernhard zur Lippe. Als der Herzog sich nach verzweifelter Gegenwehr unterwerfen mußte und unter kaiserlichem Geleit nach Lüneburg kam, wo der Kaiser sich aufhielt, sagte er zu den Rittern, die ihm entgegenkamen: »Sonst pflegte ich hierzulande von niemandem Geleit zu erhalten, sondern andern zu geben!« Nur dieser karge Ausdruck des Schmerzes ist von dem gestürzten Löwen überliefert. Am meisten gewann durch seinen Untergang der Erzbischof von Köln, Philipp von Hainsberg, der, kaum daß er seine Beute in Sicherheit gebracht hatte, zum Papst überging und des Kaisers Feind wurde. Er erhielt die westliche Hälfte Sachsens mit allen herzoglichen Rechten, mit der kleineren östlichen wurde einer der Söhne Albrechts des Bären belehnt.

      Bayern bekam Otto von Wittelsbach, nachdem die Steiermark davon abgetrennt worden war, Heinrich behielt seine Eigengüter, Braunschweig und Lüneburg, die später Friedrich II. mit der ehemaligen Grafschaft Stade vereinigt und zum Herzogtum erhoben einem Enkel Heinrichs übergab. Als der Kaiser den Kreuzzug antrat und die sächsischen Fürsten mit Recht fürchteten, Heinrich werde dessen Abwesenheit nützen, um sie zu überfallen, schlug Friedrich seinem Vetter vor, sich entweder mit einer sofortigen, aber nur teilweisen Wiedereinsetzung zu begnügen oder ihn ins Heilige Land zu begleiten, um nachher alle seine Lehen wiederzubekommen. Da er trotzig beides ablehnte, wurde ihm auferlegt, das Festland zu verlassen, und er ging nach England an den Hof des Königs, seines Schwiegervaters. Wie verderblich die Auflösung des sächsischen Herzogtums auch für das Reich war, im Augenblick genoß der Kaiser die Frucht seiner Zugeständnisse an die Fürsten. Sein Ansehen war größer als je und stellte sich auf dem Reichstage zu Mainz im Jahre 1184 eindrucksvoll dar. Die Schwertleite seiner beiden ältesten Söhne, Heinrichs, der schon den Königstitel trug, und Friedrichs, Herzog von Schwaben, gab Gelegenheit zu großartigen ritterlichen Spielen, an denen der Sechzigjährige sich rüstig beteiligte. Indessen war zwischen Papst und Kaiser bereits wieder eine Verstimmung eingetreten. Man hatte beim Frieden von Venedig, um nur zum Schlusse zu kommen, die Frage der Mathildischen Güter unerledigt gelassen; es war natürlich, daß sie wieder auftauchte und ebenso unlösbar blieb wie früher. Im Hinblick auf die Investitur sagte der Kaiser, er habe nachgeforscht und erfahren, СКАЧАТЬ