Gesammelte Werke. Ricarda Huch
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Werke - Ricarda Huch страница 31

Название: Gesammelte Werke

Автор: Ricarda Huch

Издательство: Bookwire

Жанр: Философия

Серия:

isbn: 4064066388829

isbn:

СКАЧАТЬ daß er seinem um sieben Jahre jüngeren Vetter Heinrich, dem Herzog von Sachsen, das Herzogtum Bayern wiedergab. Das war deshalb schwierig, weil Bayern zuvor dem Markgrafen Heinrich Jasomirgott von Österreich wieder abgenommen werden mußte, der Friedrichs Halbbruder war und keinen Anlaß zu irgendeiner Klage gegeben hatte. Nach umständlichen Verhandlungen glückte es dem König, den Besitzwechsel ohne Erregung von Feindseligkeiten zu vollziehen, indem er einen Teil von Bayern abtrennte und mit Österreich vereinigte und die bisherige Markgrafschaft zum Herzogtum Österreich erhob. Vor der Stadt Regensburg fand im September 1157 die in der Folge so bedeutungsvolle Handlung statt: Heinrich Jasomirgott verzichtete auf Bayern, indem er dem Kaiser sieben Fahnen übergab, die der Kaiser seinem Vetter Heinrich überreichte; von diesen gab Heinrich zwei, die die Ostmark bedeuteten, dem Kaiser zurück, der sie nunmehr seinem Halbbruder gab als Zeichen der Belehnung, nachdem er die Ostmark mit den übrigen österreichischen Grafschaften zu einem Herzogtum Österreich zusammengeschlossen hatte. Eine besondere Begünstigung war es, daß Heinrich Jasomirgotts Frau an der Belehnung teilnahm, damit die Erbfolge auch in weiblicher Linie Geltung habe. Friedrich hatte bewußt einen Feind, seinen Vetter Heinrich, zu einem sehr mächtigen Manne gemacht, indem er darauf rechnete, einen mächtigen und dankbaren Freund zu gewinnen. Der großmütige Gedanke war klug, wenn der Herzog von Bayern und Schwaben seine Macht für den Kaiser einsetzte. Dann stand die gesamte Macht des geeinigten Deutschland dem Kaiser zur Verfügung.

      Die zweite schwere Aufgabe, die den jungen König erwartete, war das Verhältnis zum Papst und zu Italien zu ordnen. Wie er das Verhältnis zum Papst auffaßte, zeigte er dadurch, daß er gegen den Willen des Papstes auf der Einsetzung des Bischofs Wichmann von Zeitz zum Erzbischof von Magdeburg bestand und sie durchsetzte.

       Inhaltsverzeichnis

      Das Gefühl des deutschen Volkes war so beleidigt durch die Art und Weise, wie Heinrich V. seinen Vater überlistet und vergewaltigt hatte, daß es in ihm als dem einzigen in der Reihe seiner Kaiser nur den Bösen sehen konnte; aber wenn er auch ganz ohne die gemütlichen Züge war, die dem Deutschen das Bild seiner Großen liebenswert machen, hat er doch tatkräftig und folgerichtig regiert, und zwar gerade in bezug auf das Verhältnis des Reichs zur Kirche. Heinrich V. hatte sich mit päpstlicher Unterstützung gegen seinen Vater aufgelehnt, um das Reich an sich zu bringen, nicht um ein Werkzeug des Papstes zu werden. Da er als König fortfuhr, Bischöfe einzusetzen, als verstehe sich das von selbst, brach der Streit zwischen Kaiser und Papst sofort wieder aus. Paschalis II. liebte die Deutschen nicht, aber er war ein ehrlicher Gegner und rein in seiner kirchlichen Überzeugung, zu ehrlich, zu rein für einen Papst, der zugleich Beherrscher Italiens und der Welt sein wollte. Als der König den Papst fragen ließ, was denn aus ihm werden solle, und was denn die Grundlage des Reiches bilden solle, wenn ihm die Investitur der Bischöfe entrissen werde, da ja die früheren Könige fast alles der Kirche übergeben hätten, antwortete der Papst: die Kirche solle mit dem Zehnten und Opfer zufrieden sein, der König aber solle alle Güter und Regalien, die von Karl, Ludwig, Otto, Heinrich und seinen übrigen Vorgängern der Kirche übergeben worden wären, für sich und seine Nachfolger zurückerhalten. Er selbst wolle die Güter und Regalien auf rechtliche Weise der Kirche nehmen. Es war eine Antwort, wie ein Kind sie hätte geben können, die einzige Antwort, die dem Recht entsprach, verblüffend in der Einfachheit und Schärfe, mit der sie den unlösbaren Knoten des Konfliktes durchschnitt. Der Kaiser, ein besserer Menschenkenner als der Papst, glaubte nicht an die von jenem eröffnete Möglichkeit; aber er konnte dabei nur gewinnen und stimmte zu. Eine Bereicherung der Krone, wie kein König sie mehr zu denken wagte, wäre die Rückgabe des Kirchengutes gewesen, von unabsehbaren, vielleicht umwälzenden Folgen für das Reich. So wurde im Jahre 1111 die merkwürdige Vereinbarung abgeschlossen, bei welcher der König auf die Investitur verzichtete, und der Papst eine Urkunde aufsetzte, um im Namen der kirchlichen Würdenträger die Regalien, die sie seit Karl dem Großen erhalten hatten, zurückzugeben. Der entrüstete Widerspruch der italienischen wie der deutschen Bischöfe zwang Paschalis, sein gegebenes Wort zurückzunehmen, worauf der König um den Verrat zu rächen, mit einem Heer Rom überfiel und den Papst nebst einigen Bischöfen und Kardinälen gefangennahm. Allein er hatte zu viel Feinde, um in diesem Streite siegen zu können: ein Teil der Bischöfe, Burgund und Frankreich traten auf die Seite des Papstes, vor allen Dingen war es aber wieder der Abfall der Sachsen, der ihn nötigte, seine Macht gegen den Norden zu wenden. Beide Teile sahen endlich ein, daß sie vom Äußersten ihrer Ansprüche etwas aufgeben mußten, und so kam im Jahre 1122 auf einem Fürstentage zu Worms das Konkordat zustande; der unglückliche Paschalis war einige Jahre vorher gestorben. Der Kaiser gewährte allen Kirchen sowohl im Königreiche wie im Kaiserreiche die kanonische Wahl, nämlich die Wahl der Bischöfe durch das Kapitel, und überließ dem Papst und der Kirche die Investitur mit Stab und Ring; der Papst, es war Calixtus II., erteilte dem König das Privileg, daß die Wahl der Bischöfe und Äbte in seiner Gegenwart vollzogen werde, daß er bei strittiger Wahl das Recht des Schiedsspruchs habe und daß in Deutschland der Gewählte vor dem Empfang der kirchlichen Weihe mit den Regalien zu belehnen sei. Im Kaiserreich hingegen, das heißt in Burgund und Italien, solle die Weihe der Belehnung mit den Regalien vorangehen. Der Papst ließ den Text des Wormser Konkordates als Inschrift in einem Gemach des Laterans anbringen, obgleich er sich kaum einbilden konnte, er habe einen bedeutenden Erfolg errungen. Im Grunde war das, worauf der König verzichtete, geringer, als das, was er gewann. Daß einer bedeutenden Persönlichkeit die Möglichkeit blieb, einen beherrschenden Einfluß auf die Bischöfe auszuüben, zeigte sich während der ganzen Regierung Friedrichs I.

      Von Friedrich Barbarossa könnte man vielleicht sagen, daß er die Genialität der Gesundheit besaß. Er war nicht hervorragend begabt, aber doch genug, um alle Verhältnisse gut beurteilen zu können, der gesunde Menschenverstand ersetzte, was ihm an Bildung fehlte. Er sprach gut und gern; als er die ersten Proben seiner Redekunst gab, herrschte allgemeines Erstaunen über dies Vermögen eines Ungelehrten. Man behauptete, wenn er nicht lateinisch spreche, unterlasse er es nur, um als Deutscher die deutsche Sprache zu ehren. Er konnte liebenswürdig und fröhlich sein, aber immer auf dem Grunde des gesammelten Ernstes, den sein hohes Amt forderte. Andererseits ließ er sich durch keinen Schicksalsschlag, deren ihn so manche trafen, entmutigen oder nur niederdrücken; niemand sah ihn je anders als aufrecht und zuversichtlich. Das wurde ihm durch seine kräftige Körperlichkeit erleichtert. Er war wie in Drachenblut gebadet, ohne daß eine verletzliche Stelle geblieben wäre; noch als älterer Mann war er im Turnier und in der Schlacht immer frisch, immer freudig bei der Sache, immer königlich sicher. In der Kraft seiner Persönlichkeit besaß er den Zauber, der das Glück und die Menschen fesselt.

      Im Beginn seiner Regierung hatte der König Gelegenheit, einen Vorteil über den Papst davonzutragen. Schon zur Zeit seines Vorgängers machte die Stadt Rom den Versuch, sich vom Papst unabhängig und zu einer selbständigen Republik zu machen. In Erinnerung an ihre einstige Größe wurde ein Senat eingesetzt, der Konrad III. aufforderte, zu kommen und nach Beseitigung des klerikalen Widerstandes von ihm die Krone zu empfangen. Konrad antwortete nach längerem Zögern so, daß er für die Einladung dankte und sein Kommen in Aussicht stellte, die gemeldete Neuordnung aber unerwähnt ließ. So ging, ohne daß von kaiserlicher Seite davon Notiz genommen wurde, die römische Bewegung weiter und verband sich mit dem von religiösen Ideen ausgehenden Kampfe des Arnold von Brescia gegen die weltliche Macht der Kurie. Was dieser vom geistlichen Standpunkt aus verlangte, daß der Papst sich auf das Geistliche beschränke, wollten die Römer, um von der päpstlichen Herrschaft unbehindert ihre Stellung als herrschender Weltstaat wiedergewinnen zu können. Papst Eugen IV. wurde vertrieben, Arnold und die Stadt Rom forderten Friedrich auf, sich in Rom die Kaiserkrone zu holen. Vermutlich kam ihm so wenig wie Konrad auch nur auf einen Augenblick der Gedanke, sich auf diese Weise von seinem mächtigen Gegner zu befreien. Die Römische Republik hatte kein Gewicht im Gedächtnis der germanischen Könige gegenüber der Erinnerung an das Römische Kaiserreich. Gewiß war Rom für sich kein Machtbereich und mit seinem anspruchsvollen, unruhigen Adel und seiner beschäftigungslosen Bevölkerung uneinig und unzuverlässig; aber Arnold von Brescia hatte Anhänger, und es war denkbar, daß СКАЧАТЬ