Schwarzes Echo. Michael Connelly
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Название: Schwarzes Echo

Автор: Michael Connelly

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Kampa Pocket

isbn: 9783311702269

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СКАЧАТЬ sah dem Detective hinterher, der über den Parkplatz lief. Dann ging er hinein und dann nach rechts, einen behördengrünen Korridor hinunter, kam durch zwei Paar Doppeltüren – und der Gestank wurde immer schlimmer. Es roch nach Tod und extrastarkem Desinfektionsmittel. Der Tod behielt die Oberhand. Bosch betrat den gelb gefliesten Desinfektionsraum. Larry Sakai war da und zog gerade einen Umhang aus Papier über. Papiermaske und -schuhe hatte er schon an. Bosch nahm sich die gleiche Ausrüstung aus einem der Pappkartons auf dem Metalltisch und begann, sie überzuziehen.

      »Was ist mit Bernie Slaughter los?«, fragte Bosch. »Was ist ihm hier drinnen passiert, dass er so sauer ist?«

      »Sie sind passiert, Bosch«, sagte Sakai, ohne ihn anzusehen. »Er wurde gestern Morgen rausgerufen. Irgend so ein Sechzehnjähriger hat seinen besten Freund erschossen. Oben in Lancaster. Sieht aus wie ein Unfall, aber Bernie wartet, dass wir Schusskanal und Schmauchspuren checken. Er will den Fall abschließen. Ich hatte ihm gesagt, wir würden heute spät dazu kommen, also hat er sich auf den Weg gemacht. Nur kommen wir heute gar nicht mehr dazu. Weil Sally unbedingt Ihren Fall bearbeiten will. Fragen Sie mich nicht, wieso. Als ich den Toten reingebracht habe, hat er ihn sich nur kurz angesehen und entschieden, dass wir ihn heute machen. Ich habe ihm gesagt, dass wir dafür jemanden rausschmeißen müssen, und er hat gesagt, nimm Bernie. Aber den konnte ich nicht mehr rechtzeitig an den Apparat kriegen, um zu verhindern, dass er extra herkommt. Deswegen ist Bernie sauer. Sie wissen, dass er ganz da unten in Diamond Bar wohnt. Eine lange Fahrt umsonst.«

      Bosch hatte Maske, Umhang und Schuhe an und folgte Sakai den langen, gefliesten Korridor zu den Autopsieräumen hinunter. »Dann sollte er vielleicht auf Sally sauer sein und nicht auf mich«, sagte er.

      Sakai antwortete nicht. Sie traten an den ersten Tisch, auf dem Billy Meadows lag, nackt, im Nacken von einem kurzen Kantholz gestützt. Sechs Metalltische standen im Raum. Sie alle hatten Rinnen an den Rändern und Abflusslöcher an den Ecken. Auf jedem lag eine Leiche. Dr. Jesus Salazar stand mit dem Rücken zu Bosch und Sakai über Meadows’ Brust gebeugt.

      »Tag, Harry, ich hab schon gewartet«, sagte Salazar und sah noch immer nicht auf. »Larry, hiervon werde ich Proben brauchen.« Mit seinem Gummihandschuh hielt er etwas, das aussah wie ein viereckiger Pfropfen Fleisch mit rosa Muskelfasern. Er legte es in eine Stahlpfanne, eine von der Sorte, mit denen man Brownies macht, und reichte sie Sakai. »Machen Sie mir ein paar Vertikale, eine vom Einstichkanal, dann zum Vergleich je eine von den Seiten.«

      Sakai nahm die Pfanne und ging hinaus ins Labor. Bosch sah, dass das Stück Fleisch aus Meadows’ Brust stammte, etwa zwei bis drei Zentimeter über der linken Brustwarze.

      »Was hast du gefunden?«, fragte Bosch.

      »Bin mir noch nicht sicher. Wir werden sehen. Die Frage ist: Was hast du gefunden, Harry? Mein Mitarbeiter hat gesagt, du hättest die Autopsie gern noch heute gehabt. Wieso das?«

      »Ich habe ihm gesagt, es müsste heute sein, weil ich wollte, dass sie morgen gemacht wird. Ich dachte, darauf hätten wir uns auch geeinigt.«

      »Ja, das hat er mir gesagt, aber ich bin neugierig geworden. Ich liebe rätselhafte Fälle, Harry. Wieso glaubst du, an dieser Sache wäre was faul, wie ihr Detectives sagt?«

      Wir sagen es nicht mehr, dachte Bosch. Wenn es erst mal im Film auftaucht und Leute wie Salazar es übernehmen, ist es aus der Mode.

      »Anfangs passten nur ein paar Dinge nicht zusammen«, sagte Bosch. »Inzwischen sind es mehr geworden. Für mich sieht es aus wie Mord. Da gibt es nichts mehr zu rätseln.«

      »Was für Sachen?«

      Bosch holte sein Notizbuch hervor und fing an, darin herumzublättern, während er sprach. Er zählte die Dinge auf, die ihm am Tatort aufgefallen waren: der gebrochene Finger, das Fehlen erkennbarer Spuren in der Röhre, das Hemd, das über den Kopf gezogen war.

      »Er hatte ein Fixerbesteck in der Tasche, und wir haben einen Kocher und eine Pfanne in der Röhre gefunden, aber das Ganze wirkt irgendwie nicht echt. Für mich sieht es aus wie eine Finte. Es kommt mir so vor, als ob er mit diesem Schuss umgebracht wurde. Die anderen Narben sind alt. Seine Arme hat er seit Jahren nicht benutzt.«

      »Da hast du recht. Neben dem frischen Einstich im Arm ist der Unterleib der einzige Bereich, an dem die Einstiche neu sind. Die Innenseiten der Oberschenkel benutzen normalerweise nur Leute, die sich große Mühe geben, ihre Sucht zu verbergen. Aber andererseits könnte es auch sein, dass er zum ersten Mal wieder die Arme genommen hat. Was hast du sonst noch, Harry?«

      »Er hat geraucht, da bin ich ziemlich sicher. Bei der Leiche waren keine Zigaretten.«

      »Könnte die nicht jemand der Leiche weggenommen haben? Bevor sie entdeckt wurde? Ein Leichenfledderer?«

      »Stimmt. Aber wieso hat er die Kippen genommen und das Besteck nicht? Und dann ist da noch die Wohnung. Irgendjemand hat sie durchsucht.«

      »Könnte jemand gewesen sein, der ihn kannte. Jemand, der nach seinen Vorräten gesucht hat.«

      »Stimmt auch wieder.« Bosch blätterte in seinem Notizbuch ein paar Seiten weiter. »Im Fixerbesteck bei der Leiche fanden sich bräunlich-weiße Kristalle in der Watte. Ich hab schon oft braunes Heroin gesehen und weiß, dass es die Watte dunkelbraun färbt, manchmal sogar schwarz. Sieht so aus, als hätte er gutes Zeug in den Arm bekommen, wahrscheinlich von Übersee. Das passt nicht zu der Art und Weise, wie er gelebt hat. Das ist Reiche-Leute-Stoff.«

      Salazar dachte einen Moment lang nach, bevor er sagte: »Das sind eine ganze Menge Vermutungen, Harry.«

      »Aber dann ist da noch was, und daran fange ich gerade erst an zu arbeiten: Er hatte mit einem großen Ding zu tun.«

      Bosch gab ihm eine kurze Zusammenfassung von dem, was er über das Armband, die Entwendung aus dem Banktresor und die Pfandleihe wusste. Salazars Domäne waren von jeher die forensischen Details eines Falles gewesen, aber Bosch hatte schon immer auf Sally vertraut und es manchmal hilfreich gefunden, ihm Einzelheiten eines Falles zu erzählen. Die beiden hatten sich 1974 kennengelernt, als Bosch noch Streifenpolizist und Sally der neue stellvertretende Coroner gewesen war. Bosch war zum Objektschutz an der East 54th in South Central eingeteilt gewesen, wo nach einem Schusswechsel mit der Symbionese Liberation Army ein Haus ausgebrannt war und man fünf Leichen im qualmenden Schutt gefunden hatte. Sally sollte feststellen, ob irgendwo in der Asche eine sechste lag – Patty Hearst. Drei Tage hatten die beiden zusammen dort verbracht, und als Sally aufgab, hatte Bosch seine Wette, dass sie noch lebte, gewonnen. Wo auch immer.

      Als Bosch mit der Geschichte vom Armband fertig war, schien Sallys Sorge, Billy Meadows’ Tod berge möglicherweise gar kein Geheimnis, besänftigt. Er wirkte angespornt. Er drehte sich zu einem Wagen um, auf dem sein Sezierbesteck lag, und rollte ihn neben den Obduktionstisch. Er stellte das Diktiergerät an und nahm ein Skalpell und eine ganz normale Gartenschere in die Hand. Er sagte: »Na gut, machen wir uns an die Arbeit.«

      Bosch trat ein Stück zurück, um Spritzern auszuweichen und lehnte sich gegen einen Tresen, auf dem ein Tablett mit Messern, Sägen und Skalpellen stand. Ein Schild fiel ihm ins Auge, das seitlich an dem Tablett klebte. Darauf stand: »Müssen geschärft werden.«

      Salazar sah auf Billy Meadows hinab und begann: »Die Leiche ist die eines gut entwickelten Mannes kaukasischer Abstammung, einhundertfünfundsiebzig Zentimeter groß, wiegt einhundertfünfundsechzig Pfund und wirkt im Allgemeinen seinem angegebenen Alter von vierzig Jahren entsprechend. Der Tote ist kalt und unbalsamiert, befindet sich in vollständiger Leichenstarre und zeigt eine nachträgliche, bedingt bleibende Verfärbung.«

      Bosch СКАЧАТЬ