Schwarzes Echo. Michael Connelly
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Название: Schwarzes Echo

Автор: Michael Connelly

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Kampa Pocket

isbn: 9783311702269

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СКАЧАТЬ folgen?«

      Bosch nickte.

      »Gut. Das ist in etwa so, als würde man einen Apfel aufschneiden, um den Gang eines Wurmes freizulegen. Die Probe zeigt den Verlauf der Perforation, jeden direkten Schlag und jede Verletzung. Sieh es dir an.«

      Bosch beugte sich über das Okular des Mikroskops. Die Probe zeigte eine gerade, etwa zweieinhalb Zentimeter tiefe Perforation durch die Haut und in den Muskel, die sich am Ende wie ein Nagel verjüngte. Der rosige Muskel färbte sich am unteren Ende der Penetration dunkelbraun.

      »Was bedeutet das?«, fragte er.

      »Es bedeutet«, sagte Salazar, »dass der Einstich durch die Haut ging, durch die Faszie – das ist die sehnenartige Muskelhaut – und dann direkt in den pektoralen Muskel. Ist dir die dunkler werdende Färbung des Muskels um die Penetration herum aufgefallen?«

      »Ja, ist sie.«

      »Harry, das kommt, weil der Muskel dort verbrannt ist.«

      Bosch wandte sich vom Mikroskop ab und sah Salazar an.

      Unter der Atemmaske des Pathologen schien sich ein schmales Lächeln abzuzeichnen.

      »Verbrannt?«

      »Ein Elektroschocker«, sagte der Pathologe. »Einer, der seinen Elektrodenpfeil tief ins Hautgewebe dringen lässt. Etwa drei bis vier Zentimeter. Wenn es in diesem Fall auch wahrscheinlicher sein dürfte, dass die Elektrode manuell tiefer in den Brustkorb gepresst wurde.«

      Bosch überlegte einen Augenblick. Es wäre praktisch unmöglich, einen bestimmten Elektroschocker nachzuweisen. Sakai kam wieder herein, lehnte sich an den Tresen bei der Tür und sah ihnen zu. Salazar nahm drei Glasröhrchen mit Blut und zwei mit einer gelblichen Flüssigkeit vom Gerätewagen. Außerdem stand da noch eine kleine Stahlschüssel mit einem braunen Klumpen, den Bosch als Leber erkannte.

      »Larry, hier sind die toxikologischen Proben«, sagte Salazar. Sakai nahm sie entgegen und verschwand.

      »Was du da sagst, deutet auf Folter hin, Elektroschock«, sagte Bosch.

      »So sieht es aus«, sagte Salazar. »Nicht so stark, dass es ihn töten würde, dafür ist das Trauma zu gering. Aber möglicherweise stark genug, um Informationen aus ihm herauszuholen. Ein Stromstoß kann eine ziemliche Überzeugungskraft haben. Ich glaube, dafür gibt es genügend Beispiele. Wenn die Elektrode an der Brust des Delinquenten befestigt wird, merkt er wahrscheinlich, wie ihm der Saft direkt ins Herz fließt. Dann wäre er gelähmt. Er würde ihnen erzählen, was sie wissen wollen und könnte dann nur noch zusehen, wie sie ihm die tödliche Dosis Heroin in den Arm spritzen.«

      »Können wir irgendwas davon beweisen?«

      Salazar sah auf den Fliesenboden hinab, legte einen Finger an seine Maske und kratzte sich an der Lippe darunter. Bosch brauchte unbedingt eine Zigarette. Seit fast zwei Stunden war er jetzt im Autopsieraum.

      »Irgendwas davon beweisen?«, sagte Salazar. »Nicht medizinisch. Die toxikologischen Proben sind in einer Woche fertig. Nur mal angenommen, sie kommen als Überdosis Heroin zurück. Wie sollen wir beweisen, dass jemand anderes sie ihm in den Arm gegeben hat, nicht er selbst? Medizinisch können wir es nicht. Aber wir können zeigen, dass auf das Opfer zum Zeitpunkt des Todes oder kurz davor ein traumatischer Angriff in Form eines Elektroschocks verübt wurde. Er wurde gefoltert. Nach Eintritt des Todes wäre dann da noch der unerklärliche Bruch des ersten Fingers der linken Hand.«

      Wieder rieb er sich über die Maske und sagte abschließend: »Ich könnte aussagen, dass es Mord war. Sämtliche medizinischen Beweise zusammengefasst weisen auf Tod durch Dritte hin. Aber im Augenblick gibt es dafür keinen Anlass. Wir warten die Ergebnisse der Toxikologie ab, und dann stecken wir die Köpfe noch mal zusammen.«

      Bosch hielt eine Zusammenfassung dessen, was Salazar gesagt hatte, in seinem Notizbuch fest. Er würde es für seinen eigenen Bericht brauchen.

      »Natürlich«, sagte Salazar, »ist es eine ganz andere Frage, ob man irgendetwas davon einer Jury von Geschworenen zweifelsfrei beweisen kann. Ich nehme mal an, Harry, du wirst das Armband auftreiben oder rausfinden müssen, was so viel wert war, dass ein Mann dafür gefoltert und getötet wurde.«

      Bosch klappte sein Notizbuch zu und fing an, den Papierkittel auszuziehen.

      Die untergehende Sonne ließ den Himmel brennen, rosa und orange. Die Farben leuchteten wie die Neoprenanzüge von Surfern. Wie schön doch diese Täuschung ist, dachte Bosch, als er auf dem Hollywood Freeway in Richtung Norden nach Hause fuhr. Das hatten die Sonnenuntergänge hier so an sich. Sie ließen einen vergessen, dass es der Smog war, der ihre Farben so leuchtend machte. Dass hinter jedem hübschen Bild eine hässliche Geschichte lauern konnte.

      Die Sonne hing wie eine kupferne Kugel in der Scheibe auf der Beifahrerseite. Er hatte im Radio einen Jazzsender gesucht, und Coltrane spielte Soul Eyes. Auf dem Sitz neben ihm lag ein Aktenordner mit den Zeitungsausschnitten von Bremmer. Ein Sechserpack Henry’s hielt den Ordner, wo er war. In Barnham fuhr Bosch ab und nahm den Woodrow Wilson hinauf in die Hügel oberhalb von Studio City. Sein Zuhause war ein hölzerner Einzimmerausleger, kaum größer als eine Garage in Beverly Hills. Er hing über dem Rand eines Hügels und wurde an seinem Mittelpunkt von drei Stahlstützen gehalten. Bei Erdbeben war dies ein beängstigender Ort, als forderte man Mutter Natur heraus, die Träger abzuknicken und das Haus wie einen Schlitten den Hügel hinunterzuschicken. Aber der Blick war unbezahlbar. Von der hinteren Veranda aus konnte Bosch im Nordosten Burbank und Glendale sehen. Er sah die rötlich eingefärbten Berge jenseits von Pasadena und Altadena. Manchmal konnte er die hoch aufragenden Rauchsäulen und den orangefarbenen Schimmer der Buschbrände in den Hügeln sehen. Nachts ließ das Rauschen des Freeway unter ihm etwas nach, und die Suchscheinwerfer von Universal City strichen über den Himmel. Das Valley zu überblicken gab Bosch jedes Mal ein Gefühl von Macht, das er sich nicht erklären konnte. Aber er wusste, dass dies einer der Gründe gewesen war, der Hauptgrund eigentlich, warum er das Haus genommen hatte und es nie mehr verlassen wollte.

      Vor acht Jahren hatte Bosch es gekauft und eine Anzahlung von 50000 Dollar geleistet, bevor der Immobilienboom krankhafte Ausmaße annahm. Somit blieb eine Belastung von 1400 Dollar monatlich, die er sich ohne Weiteres leisten konnte, denn ansonsten gab er sein Geld nur für Essen, Trinken und Jazz aus.

      Das Geld für die Anzahlung stammte von einem Studio, das von ihm das Recht erworben hatte, seinen Namen in einer TV-Serie zu benutzen, die auf einer Reihe von Morden an Besitzern von Schönheitssalons in Los Angeles basierte. Bosch und sein Partner wurden von zwei mittelmäßig bekannten Fernsehschauspielern verkörpert. Sein Partner hatte seine fünfzig Riesen und seine Pension genommen und war nach Ensenada gezogen. Bosch hatte seinen Anteil auf ein Haus gesetzt, von dem er nicht wusste, ob es das nächste Erdbeben überleben würde, ihm aber das Gefühl gab, der König dieser Stadt zu sein.

      Trotz Boschs Entschlossenheit, nie mehr wegzuziehen, erklärte ihm Jerry Edgar, sein momentaner Partner und Teilzeit-Immobilienmann, dieses Haus wäre inzwischen dreimal so viel wert, wie er dafür bezahlt hatte. Wann immer das Thema auf Immobilien kam, was oft der Fall war, riet Edgar Bosch, es zu verkaufen und die günstige Gelegenheit zu nutzen. Edgar wollte es übernehmen. Doch Bosch wollte einfach bleiben, wo er war.

      Als er beim Haus ankam, war es schon dunkel. Er trank das erste Bier im Stehen auf der hinteren Veranda und sah auf den Lichterteppich hinab. Er trank eine zweite Flasche, als er mit dem geschlossenen Ordner auf dem Schoß in seinem Bereitschaftssessel saß. Er hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen, und das Bier tat bald seine Wirkung. Er fühlte sich träge, doch trotzdem unruhig, СКАЧАТЬ