Название: Emma
Автор: Jane Austen
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788726479874
isbn:
Die nächste Frage war:
»Wie sieht Mr. Martin eigentlich aus?«
»Ach, er ist kein schöner Mann . . ., nein, gar nicht schön. Anfangs kam er mir recht unscheinbar vor, aber jetzt finde ich ihn nicht mehr so unscheinbar. Wissen Sie, nach einer Weile findet man das nicht mehr. Aber haben Sie ihn denn nie gesehen? Er ist ab und zu in Highbury, und bestimmt reitet er jede Woche auf dem Weg nach Kingston durch die Stadt. Er ist oft an Ihnen vorbeigekommen.«
»Das mag schon sein . . ., und vielleicht habe ich ihn fünfzigmal gesehen, aber ohne jede Ahnung, wer er ist. Ein junger Landwirt, ob zu Pferde oder zu Fuß, ist wahrlich der letzte, der meine Aufmerksamkeit erregen könnte. Gerade diese Freisassen sind eine Schicht, mit der ich nichts anzufangen weiß. Eine oder zwei Stufen tiefer könnten mich Leute, die vertrauenswürdig aussehen, wohl interessieren; ich würde vielleicht suchen, ihre Familien auf die eine oder andre Weise zu unterstützen. Aber ein Bauer braucht meine Hilfe nicht und steht deshalb in einem Sinn so weit über denen, die mich etwas angehen, wie er in jedem andern Sinn unter ihnen steht.«
»Natürlich. Ach ja! Sie haben ihn wahrscheinlich nie beachtet . . ., aber er kennt Sie sehr gut . . . ich meine, von Ansehen.«
»Ich zweifle nicht, daß er ein sehr achtbarer junger Mann ist. Ich weiß es sogar, und darum wünsche ich ihm alles Gute. Wie alt, meinst du, mag er sein?«
»Im vergangenen Juni, am achten, ist er vierundzwanzig geworden, und mein Geburtstag ist am dreiundzwanzigsten – genau fünfzehn Tage auseinander! Ist das nicht merkwürdig?«
»So, vierundzwanzig erst. Nun, das ist auch zu jung, um einen eigenen Hausstand zu gründen. Seine Mutter hat ganz recht, daß es ihr damit nicht eilt. Sie scheinen sich ja ganz wohl zu fühlen, wie es jetzt ist, und wenn sie sich jetzt schon nach einer Frau für ihn umsähe, würde sie’s wahrscheinlich bereuen. In sechs Jahren, wenn er dann ein braves Mädchen vom gleichen Stand findet, mit etwas Geld, ist es vielleicht ganz willkommen.«
»In sechs Jahren! Liebe Miss Woodhouse, dann wäre er ja dreißig Jahre alt!«
»Nun, eher können die meisten Männer, die nicht von Haus aus vermögend sind, es sich gar nicht leisten, zu heiraten. Ich könnte mir denken, daß Mr. Martin sich erst noch eine Grundlage erarbeiten muß, er kann noch gar nicht aus dem Gröbsten heraus sein. Einerlei, wieviel Geld ihm sein Vater hinterlassen hat, als er starb, und wie hoch sein Anteil am Familienbesitz ist, es ist bestimmt alles noch nicht greifbar, alles noch in der Wirtschaft angelegt; und wenn er mit der Zeit, sofern er fleißig ist und Glück hat, auch ganz wohlhabend werden kann, ist es doch so gut wie unmöglich, daß er’s jetzt schon zu was gebracht hat.«
»Freilich, das ist wahr. Aber sie leben sehr gut. Sie haben zwar keinen Knecht für die Arbeit im Hause, aber sonst fehlt ihnen nichts; und Mrs. Martin meint, sie würden nächstes Jahr einen jungen Burschen nehmen.«
»Ich wünsche dir nur, daß du nicht in Verlegenheit kommst, Harriet, wenn er eines Tages heiraten sollte . . ., ich meine, wenn du dann mit seiner Frau bekannt wirst . . .; denn wenn auch gegen seine Schwestern, die ja eine bessere Erziehung genossen haben, im ganzen nichts einzuwenden ist, er könnte doch eine Frau heiraten, die gar nicht der geeignete Umgang für dich wäre. Das Malheur mit deiner Geburt sollte dich besonders vorsichtig machen in der Wahl deines Umgangs. Du bist zweifellos die Tochter eines Gentleman, und du mußt deinen Anspruch auf diesen Rang mit allem, was in deinen Kräften steht, behaupten, sonst würden sich viele Leute ein Vergnügen draus machen, dich zu demütigen.«
»Ja, freilich . . ., mag sein, daß es solche Leute gibt. Aber solange ich in Hartfield verkehre und Sie so freundlich zu mir sind, ist mir vor keinem Menschen bange.«
»Du hast also schon ganz gut begriffen, was einflußreiche Beziehungen vermögen, Harriet, aber ich möchte dich so fest in der guten Gesellschaft verankert wissen, daß du selbst von Hartfield und Miss Woodhouse unabhängig wirst. Ich möchte, daß du gute Verbindungen hast, die von Dauer sind – und dazu ist es nötig, daß du dich möglichst wenig mit unpassenden Bekanntschaften einläßt; und deshalb, sage ich, falls du noch hier in der Gegend sein solltest, wenn Mr. Martin heiratet, möchte ich, daß du nicht durch die Freundschaft mit seinen Schwestern gezwungen wirst, auch mit seiner Frau zu verkehren, die wahrscheinlich nur eine ungebildete Bauerntochter sein wird.«
»Freilich, ja. Nicht, daß ich glaube, Mr. Martin würde eine heiraten, die nicht einigermaßen gebildet und sehr gut erzogen ist. Doch ich will Ihnen nicht widersprechen – und mir wird gewiß nichts daran liegen, seine Frau kennenzulernen. Ich werde die beiden Miss Martin immer sehr gern haben, besonders Elizabeth, und es täte mir leid, wenn ich sie aufgeben müßte, denn sie sind ebenso gut erzogen wie ich. Aber wenn er eine ganz unwissende, gewöhnliche Frau heiratet, werde ich sie natürlich lieber nicht besuchen, wenn ich’s vermeiden kann.«
Emma ließ sie bei dieser wankelmütigen Rede nicht aus den Augen, nahm aber keine alarmierenden Zeichen von Verliebtheit wahr. Der junge Mann war Harriets erster Verehrer, aber sie vertraute darauf, daß es kein engeres Band zwischen den beiden gab, und daß sich auf Harriets Seite keine ernstlichen Schwierigkeiten gegen freundschaftliche Arrangements ihrerseits ergeben würden.
Gleich am nächsten Tage, als sie auf der Straße nach Donwell spazierengingen, begegneten sie Mr. Martin. Er kam zu Fuß daher, und nach einem sehr ehrerbietigen Blick zu Emma hin schaute er mit unverhohlener Freude ihre Begleiterin an. Emma war diese Gelegenheit, sie zu beobachten, nicht unwillkommen. Während die beiden miteinander sprachen, ging sie ein paar Schritte weiter, musterte Mr. Martin mit flinken Augen und wußte bald hinlänglich über ihn Bescheid. Sein Äußeres war sehr anständig, und er machte durchaus den Eindruck eines vernünftigen jungen Mannes, aber weiter wies seine Erscheinung keine Vorzüge auf, und wenn man ihn einem Gentleman gegenüberstellte, müßte er – so dachte sie – allen Boden verlieren, den er in Harriets Herz gewonnen hatte. Harriet war nicht unempfindlich für feine Umgangsformen, sie hatte die vornehme Art ihres Vaters mit Bewunderung und Staunen bemerkt. Und Mr. Martin sah nicht danach aus, als ob er eine Ahnung von feinen Sitten hätte.
Sie blieben nur ein paar Minuten beieinander stehen, denn man durfte Miss Woodhouse nicht warten lassen. Und dann kam Harriet lächelnd gelaufen, in einer freudigen Erregung, der Miss Woodhouse schleunigst einen Dämpfer aufzusetzen gedachte.
»Nein, daß wir ihn so unverhofft getroffen haben! Wie sonderbar! Es ist reiner Zufall, sagte er, daß er nicht über Randalls gegangen ist. Er hätte nicht gedacht, daß wir hier spazierengingen, er meinte, wir gingen meistens auf Randalls zu. Die Waldromanze hat er sich noch nicht besorgen können. Als er das letzte Mal in Kingston war, hatte er so viel zu tun, daß er es ganz vergaß, aber er geht morgen wieder hin. Wie merkwürdig, daß wir uns so zufällig treffen mußten! Nun, Miss Woodhouse, sieht er so aus, wie Sie ihn sich vorgestellt haben? Was halten Sie von ihm? Finden Sie ihn sehr einfach?«
»Er ist ein ganz einfacher Mann, zweifellos – das sieht man auf den ersten Blick. Aber das ist nichts gegen seinen völligen Mangel an Lebensart. Ich hatte ja kein Recht, viel zu erwarten, und habe auch nicht viel erwartet, aber daß er derart bäurisch wäre, so ohne jeden Schliff, konnte ich nicht ahnen. Ich muß gestehen, ich hatte ihn mir doch ein bißchen feiner vorgestellt.«
»Freilich«, СКАЧАТЬ