Rulantica (Bd. 1). Michaela Hanauer
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Название: Rulantica (Bd. 1)

Автор: Michaela Hanauer

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия: Rulantica

isbn: 9783649634904

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СКАЧАТЬ zieht spöttisch eine Augenbraue nach oben. »Nicht schlechter, als ich es erwartet habe.« Sein Finger schnellt auf Aquina zu, augenblicklich fängt das Wasser um sie herum zu wirbeln an, ihre weißblonden langen Haare wickeln sich um ihren Kopf wie ein dichtes Netz, sie versucht, es mit den Händen zu bändigen, kommt aber gegen die Strömung nicht an. Sie verliert komplett den Halt und dreht sich immer schneller um die eigene Achse. So muss sich ein Sandkorn fühlen, das vom Meeresboden aufgewühlt durch das Wasser fliegt, ohne beeinflussen zu können, wohin es treibt. Jade, Orchid, Larima, Ruby und alle anderen Schüler auf der Korallenbank sausen wie bruchstückhafte Schemen an Aquina vorbei. Sie richtet den Blick nach unten, bemüht sich, mit ihrem Fischschwanz gegenzusteuern, um sich nicht auch noch zu überschlagen. Jetzt werden aus den Gesichtern Farben. Die Farben ihrer Schwanzschuppen drehen und vermischen sich, aus Blau wird Silber, aus Silber wird Türkis, immer schneller, immer verschwommener. Aquina gibt auf, es hat überhaupt keinen Sinn, sich dagegenzustemmen. Entfernt dringt eine Stimme an ihr Ohr, die an Manati erinnert.

      »Skyrn, bei allen Göttern! Was treibst du da? Du kannst doch nicht den magischen Wasserwirbel an Schülern testen!«

      Skyrn lacht höhnisch. »Gibt es eine bessere Methode, gleichzeitig Wirkung und Pünktlichkeit zu lehren?«

      »Ich kenne die Probleme«, entgegnet Manati. »Trotzdem geht das zu weit. Und sie ist immerhin Kailanis Tochter!«

      Widerwillig senkt Skyrn den Finger. »Das sollte ein zusätzlicher Ansporn und keine Ausrede sein!«

      Der Strudel legt sich und hinterlässt eine blasse Aquina, die es nicht wagt, etwas zu sagen. Ein peinliches Ereignis am Tag ist schon schlimm genug, aber gleich zwei, das nagt an ihr. Am schlimmsten ist, dass nicht nur Jade mitleidig guckt, sondern sogar Larima! Sie könnte Skyrn erwürgen und würde sich selbst am liebsten in einer Muschel verkriechen, wo niemand sie sieht und sie niemanden sehen muss. Wenigstens beinahe geht dieser Wunsch in Erfüllung.

      »Ihr könnt jetzt gehen«, meint Skyrn. »Morgen sind hoffentlich alle auf die Lektion Wasserklinge vorbereitet …« Ein Seitenblick zu Aquina. »… und pünktlich anwesend!«

      So schnell sie kann, paddelt Aquina los, aber nicht schnell genug.

      »Das war echt fies!«, sagt Jade und schließt zu ihr auf.

      »Oberfies!«, bekräftigt Ruby und schlägt entrüstet ihren feuerroten Schwanz ins Wasser, während sie die runden Wangen aufbläst. So sieht sie fast aus wie ein Kugelfisch.

      »Das kann er doch nicht bringen, ausgerechnet bei dir!«, empört sich Orchid und sein eigentlich weißer Fischschwanz leuchtet gelb auf vor Wut.

      »Hätte er lieber einen von euch verzaubern sollen?«, fragt Aquina matt. »Das wäre doch genauso fies gewesen! Ihr wart immerhin pünktlich.«

      »Na, hör mal, deine Mutter ist unsere Königin!«

      »Meine Mutter ist keine Königin, sondern bloß unsere Anführerin«, korrigiert Aquina.

      »Das ist doch dasselbe«, meint Jade.

      »Ist es nicht! Sonst wäre ich nämlich eine Prinzessin und dürfte wahrscheinlich noch weniger als jetzt«, seufzt Aquina.

      »Trotzdem ist sie eine der Unsterblichen, ihr hat Frigg die Prophezeiung hinterlassen. Das kann Skyrn doch nicht einfach ignorieren!«, schimpft Jade weiter.

      Sie merken nicht, dass sie Aquina damit noch mehr zusetzen, als Skyrn es mit seinem magischen Wasserwirbel getan hat. So lieb ihre Freunde es auch meinen, aber sie verstehen einfach nicht, wie es ist, immer bloß die Tochter von Kailani zu sein. So gut wie jeder nimmt Rücksicht. Außerdem bewundern sie Kailani alle und haben keine Ahnung, wie sie als Mutter ist. Manchmal wäre Aquina lieber die Tochter von niemandem.

      »Du solltest es deiner Mutter sagen!«, beharrt Orchid.

      »Nein! Dann bekomme ich bloß noch mehr Ärger!«, sagt Aquina.

      »Wieso du?«, wundert sich Orchid. »Skyrn hat doch dich verzaubert, nicht du ihn!«

      Aquina zuckt mit den Schultern. »Das wird meine Mutter aber sehr viel weniger interessieren als die Tatsache, dass ich zu spät war!«

      »Wo warst du überhaupt so lange?«, fragt Jade neugierig dazwischen.

      »Siehst du«, sagt Aquina zu Orchid. »Exakt so würde meine Mutter auch reagieren. Deshalb halte ich besser meinen Mund.«

      »Wieso? Wo …?«, fragt Orchid, bis Ruby ihn unterbricht: »Merkt ihr nicht, dass Aquina uns das nicht sagen will?«

      Jade zuckt zusammen. »Du warst nicht wirklich oben, oder? Das hast du doch nicht ernst gemeint vorhin?«

      »Nein, natürlich nicht«, schwindelt Aquina, »die Sonne trocknet doch unsere Schuppen aus, das weiß schließlich jedes Kind!«

      Die anderen drei nicken einhellig, aber Aquina rollt innerlich mit den Augen. Gibt es denn außer Snorri niemanden, der neugierig ist, ob diese ollen Märchen überhaupt stimmen? Jemanden, der mit ihr die Nase über Aquamaris hinausstrecken würde? Es muss doch mehr geben als Sirenengesang, Wassermagie und die Korallenbank! Vor allem mehr als diese idiotische Quelle, die sie seit Jahrhunderten beschützen müssen. Wenn sie das jetzt allerdings laut sagt, fallen die drei direkt in Ohnmacht. Oder verpetzen sie sogar bei Manati. Den Schutz der Quelle infrage zu stellen ist noch schlimmer, als an die Oberfläche oder zur Eisstadt zu schwimmen oder die Quellwächter cool zu finden oder vor Svalgur keine Angst zu haben oder keinen Fisch zu essen … Manchmal hat Aquina das Gefühl, ihr Leben besteht überhaupt nur aus Verboten.

      »Dann bis morgen!«, verabschiedet sich Ruby mitten in ihre Gedanken.

      »Bis morgen«, kommt das Echo von Orchid und Jade.

      »Bis morgen!« Aquina biegt ab zu der großen Palastgrotte, in der sie mit ihren Eltern lebt. Mit den Muschelmosaiken ist es die schönste in der ganzen Stadt. Die Außenwände erstrahlen im edlen Weiß der Perlmuschel. Das Portal ist umsäumt von Säulen aus Tropfsteinen, statt massiver Türflügel versperrt ein Wasserfall den Eingang. Aquina dreht an der zweiten Säule von links und klopft auf einen Felsvorsprung an der rechten Seite, um eingelassen zu werden.

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      Die Pracht setzt sich im Inneren fort und hat dem Palast völlig zu Recht den Namen Muschelpalast eingebracht: Die Gänge glänzen in Silber mit kleinen, verspielten Ornamenten und Ranken aus Muscheln, und jeden einzelnen Raum hat Kailani mit Dingen ausstatten lassen, die sie an ihr früheres Leben erinnern. Aquina durchquert den offiziellen Empfangsraum. Es ist ihr sehr recht, ihn leer vorzufinden, ihre Mutter hat wahrscheinlich gerade anderweitig zu tun. Trotzdem muss Aquina zugeben, dass es der schönste Raum im ganzen Palast ist mit seinem halbkugelförmigen Himmelszelt, den funkelnden Sternen und in der Mitte die Sonne in glänzendem Gold, die das Abbild der Göttin Frigg umrahmt. Frigg wird von allen Sirenen als Retterin geliebt und verehrt.

      Den Speise- und Aufenthaltsraum zieren Blumen wie von einer Sommerwiese. Und das Schlafzimmer von Kailani und Bror gleicht mit seinen Bäumen einem Wald, durch dessen Baumkronen in der Deckenmitte der Mond herableuchtet, genau über der Schlafstelle, einem Felsenbett gepolstert mit beigegelbem Meerschwamm.

      Aquina darf ihr Zimmer nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten. Sie mag es am liebsten kunterbunt und verwendet nicht nur Muscheln, СКАЧАТЬ